Buch Berlin 2017

Am 25. und 26. November 2017 fand die mittlerweile vierte Buch Berlin – die Berliner Buchmesse statt. Über 280 Verlage und Selfpublisher, die zum größten Teil aus Deutschland stammen, bekamen die Möglichkeit, ihr vielfältiges Programm zu präsentieren und an den geneigten Leser zu bringen.

In Neukölln, nahe der Haltestelle Sonnenallee, erhebt sich das Estrel Berlin, das größte Hotel Deutschlands. Der spitze Glasanbau wirkt aus manchen Perspektiven wie ein gebäudeartiges Schiff, welches mit seinen Gästen in See stechen will. Für den Kanal direkt nebenan ist dieser Bau jedoch viel zu groß. Der Platz des Congress Centers, in dem bereits zum zweiten Mal die Buch Berlin veranstaltet wurde, reichte allemal. Dieses Jahr war die Messe wieder ein Stück gewachsen und hat sich damit bereits nach kurzer Zeit zur drittgrößten Buchmesse Deutschlands gemausert.

Zwei große Hallen nur für Bücher

Dieses Wachstum ist unter anderem durch bezahlbare Preise für die Aussteller zu erklären. Aber auch durch die Vielfalt, die sich im Buchhandel abseits der großen Namen von Verlagen nur selten finden lässt. 2014 fing alles im Audimax der HTW Berlin mit gerade einmal 60 Ständen an. Die Messe wurde gut aufgenommen und bereits im nächsten Jahr musste eine neue Location her, weil die Räumlichkeiten in der HTW zu klein wurden. 2016 erfolgte dann der Umzug ins Estrel Berlin und bot ausreichend Platz für 150 beziehungsweise dieses Jahr sogar 280 Ausstellern. Großzügige Gänge luden zum Schlendern, Entdecken und Staunen ein.

Ein kunterbuntes Angebot

Was erwartet den Leser auf der Buch Berlin, was konnte man entdecken? Muss man überhaupt Wortgenießer sein, um sich dort wohl zu fühlen? Keinesfalls! Selbst Menschen, die nur von buchsüchtigen Leseratten mitgeschleift wurden, konnten auf der Messe fündig werden und waren dort gut aufgehoben. Schließlich gab es neben den gedruckten Worten auch Stände mit selbst genähten Taschen, allerlei Schmuck und für den größten Wörtermuffel war das kleine Café mit warmen Angebot ebenfalls eine tolle Fläche, um sich auszuruhen. Es bildete die Basis, seine Begleitung freudestrahlend ziehen zu lassen oder zu empfangen, um die neuen Schätze gezeigt zu bekommen. All jenen, die bei dem Wort Buch schon leuchtende Augen bekommen, wurde eine große Auswahl an Genre geboten: die Vorhalle wurde von Kinder- und Sachbüchern bestimmt, im größeren Raum fand sich von weiteren Sachbuchangeboten über Phantastik und Liebesromanen alles aus kleinen Verlagen und von Selfpublishern. Auch dieses Jahr wurde auf einer großen Fläche Queer Literatur präsentiert; das LGBT-Angebot wurde dieses Jahr sogar durch eine Ausstellung des Berliner Künstlers Lars Deike erweitert.

Lesungen auf Schiffen und Tagungen zur Horizonterweiterung

Ein besonderes Highlight war dieses Jahr das Leseschiff – die MS LEX. Ein eigenes, wankendes Schiff für eine Buchmesse ist auch nur möglich, wenn diese neben einem Kanal liegt. Hier konnte man im wahrsten Sinne des Wortes durch die Stimme der Autoren in Geschichten abtauchen; das Schaukeln des Schiffes unterstützte diesen Effekt nur. Doch auch in den fünf anderen Lesungsräumen konnte man mehr über die Titel erfahren, die einen interessieren und dabei gleich den Autor live erleben. Neben diesen buchmesseüblichen Veranstaltungen fand dieses Jahr zum zweiten Mal die BuchBerlin-Tagung – dieses Mal parallel zur Buchmesse und nicht wie letztes Jahr einen Tag davor – statt. Hier konnten Verleger und Autoren verschiedene Vorträge besuchen. Von rechtlichen Fallstricken, über das richtige Lektorat bis hin zum Cover war alles dabei. Aber auch Schreib- und Sprechworkshops wurden angeboten und Probleme wie die E-Book Piraterie behandelt. Den Platz am Freitag vor der eigentlichen Messe nahm erstmalig die BuchBerlin Kids ein. Hier konnten Selfpublisher und Kleinverlage aus der Kinderbuchszene bereits einen Tag früher ihre Stände aufbauen und circa 600 Grundschulkindern Vorlesungen, Bastelworkshops und verschiedene Veranstaltungen mit Musik, Theater und Bewegung anbieten. Am Nachmittag war es dann ganzen Familien möglich, das Programm wahrzunehmen und sich abseits der Wochenendbesucher über die verschiedenen Buchangebote informieren.

Nächstes Jahr noch mehr Raum für die Literatur?

Die vierte Buch Berlin brillierte mit einem spannenden und abwechslungsreichen Programm. Ich selbst konnte mir als Standhelferin einer befreundeten Verlegerin nicht alles in Ruhe ansehen, war aber wie immer sehr begeistert vom Aufbau und Angebot. Organisatorin Steffi Bieber-Geske hatte vor einigen Jahren den Traum einer Buchmesse, die sich jeder leisten kann. Meiner Meinung nach verwirklicht sie diesen jedes Mal aufs Neue. Es findet sich so viel positiver Anklang bei Besuchern und Ausstellern, da ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich in den kommenden Jahren noch größere Räume finden lassen müssen. Ich bin mir jedoch sicher, dass dies in Berlin möglich sein wird.

MadameMelli

MadameMelli ist im Berufsalltag als Informationsninja unterwegs und hilft Suchenden, die passende Literatur zu finden. In ihrem Freundeskreis ist sie als Waschbär bekannt und dementsprechend ist auch kaum ein Buch, Manga oder Comic (oder Tee) vor ihr sicher – alles wird in die Hand genommen, begutachtet und bei Gefallen mit nach Hause geschleppt. Nur nicht gewaschen, das wäre zu viel des Guten. Sinniert gerade darüber, ob es als Waschbär sehr gefährlich ist, Wölfe zu lieben, lässt sich davon aber nicht abhalten und schreibt in ihrer Freizeit selbst Geschichten. Manchmal auch über Wölfe. Oder Tee.

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Aki
Aki
Redakteur
7. Dezember 2017 13:59

Von den Buchmessen her, bin ich, nachdem mir Frankfurth nicht mehr so gefällt, nur noch auf der LBM unterwegs. Diese Messe sieht aber auch sehr interessant aus und ich werde sie mir mal merken. Daher danke für den Einblick 🙂