Mob Psycho 100

Er kann Löffel so einfach verbiegen wie andere Leute Streichhölzer durchbrechen. Möbel verrücken sieht so leicht bei ihm aus wie bei anderen Menschen Kissen aufschütteln und die Geisteraustreibung beherrscht der 13-jährige Junge Shigeo Kageyama alias Mob besser als die Ghostbusters. Doch trotz seiner übernatürlichen Fähigkeiten ist der Titelheld des Mangas Mob Psycho 100 alles andere als glücklich. Seit dem 31.Oktober 2017 könnt ihr euch dank des Carlsen Verlags selbst ein Bild davon machen, was sich One-Punch Man-Erfinder ONE hier wieder hat einfallen lassen.

  

Auch wenn Shigeo Kageyama, der von allen nur Mob genannt wird, wie ein stinknormaler, schüchterner Junge aussieht, so verbirgt sich in dem schmächtigen Körper ein sehr starkes Medium. Schon seit er klein ist, kann er Löffel verbiegen und Dinge durch die Gegend bewegen, ohne seine Hände dafür nehmen zu müssen. Doch während andere Leute alles dafür geben würden, diese Kräfte zu besitzen, hat Mob gelernt, dass seine Fähigkeiten sehr gefährlich sein können. Daher verzichtet er soweit es geht darauf, doch das ist leichter gesagt als getan. Da unser junger Held seine Gefühle unterdrückt, geht sein innerer Emo-Meter in Stresssituationen auf die 100% zu. Wenn dieser Zustand dann erreicht ist, brechen seine Kräfte aus ihm heraus und er tut Dinge, die er so nicht hätte tun wollen. Gut, dass unser Teenager einen Meister gefunden hat: Arataka Reigen den stadtbekannten Exorzisten. Als Praktikant arbeitet Mob bei ihm, doch was er nicht weiß, dass sein Chef zwar sehr gute Massagetechniken und Redekünste hat, dafür aber absolut keine übernatürlichen Fähigkeiten.

Von einem der auszog, normaler zu werden

Originaltitel Mob Psycho 100
Jahr 2012
Bände 1 / ?
Autor ONE
Verlag Carlsen Manga (2017)
Genre Comedy, Action, Drama

In den meisten Geschichten würde es viel eher darum gehen, wie jemand Normales eine übernatürliche Fähigkeit erlernt, doch hier hat Autor ONE das Ganze einmal umgedreht. Zwar möchte Mob auch etwas Besonderes sein, aber nicht durch seine angeborenen Kräfte. Viel eher möchte er an körperlicher Kraft zulegen, um dem Mädchen seiner Träume endlich aufzufallen. Daher beschließt er, Mitglied im Körperverbesserungsklub zu werden. Etwas mehr Leistung wäre auch nicht schlecht, denn schon nach fünf Minuten laufen sieht es bei Mob mehr nach einem Sterben mit Anlauf aus. Neben seiner körperlichen Verfassung möchte unser Held aber auch noch an seinen sozialen Kompetenzen arbeiten. Seit er denken kann, hat er in dem Bereich extrem große Probleme. Daher gerät er auch immer wieder an komische Leute, wie in Band eins an diese seltsame Sekte „LOL“. Mobs Umgebung ist leider selten sehr rücksichtsvoll und sein inneres Gleichgewicht ist so gut wie nie ausgleichen. Kein Wunder, wo er doch alles in sich hineinfrisst, bis es aus ihm herausbricht. Man wünscht sich daher als Leser, dass Mob einen Weg findet, mehr mit sich im Reinen zu sein. Immerhin ist unser junger Held sehr sympathisch. Neben diesem ernsten Part gibt es aber auch einiges zu lachen. Die Kreativität von Arataka Reigen kennt keine Grenzen! Sein Brötchenerwerb ist dank Mob mehr denn je gesichert, doch auch ohne das junge Medium schafft er es, viele Aufträge zu lösen. Da werden dank Photoshop böse Geister auf Fotos einfach wegretuschiert und Flüche schnell wegmassiert. Man kommt nicht ohne hin, eine gewisse Faszination für diesen Scharlatan zu haben. Es bleibt aber offen, wie lange Reigen Mob hinters Licht führen wird oder wie sich die Beziehung der beiden weiter entwickelt. Genauso wie es mit dem Geist des Sektenführers Grübchen weitergehen wird. Dieser hat sich nach der Auslöschung seiner Glaubensgemeinschaft an Mob gehängt, um dessen Körper in einem unachtsamen Moment übernehmen zu können.

Vom Webmanga zum Preisgewinner

Am 18. April 2012 startete der Manga in Japan beim Online Magazin Ura Sunday als Webmanga, den Mangaka ONE selbst zeichnet. Wer sich daher wundert, warum Mob Psycho 100 so viel anders als One-Punch Man aussieht, dem kann erklärt werden, dass die hierzulande erhältliche Fassung der Superheldenparodie eine Neuauflage mit anderem Zeichner ist. Für Mob hingegen hat man sich auch für die Taschenbuchausgabe für die gezeichnete Version von ONE entschieden. Zwar sind die Zeichnungen alles andere als ansprechend, aber man kann mit ihnen leben. Die Panels sind mit Hintergründen gefüllt und die Gesichtszüge der Figuren sind immer passend. Es ist nicht das erste Mal, dass die Optik nicht so sehr lockt wie die Handlung: Attack on Titan sieht anfangs auch nicht sonderlich detailliert aus und wird erst im Laufe der Reihe ansehnlicher – genauso ergeht es diesem Manga auch. Die späteren Kapitel sehen um einiges besser aus als noch zu Beginn, wo vor allem die Charaktere sehr oft etwas unförmig wirken. Die Jury desShougakukan Manga Awards störte sich kaum daran, denn Mob Psycho 100 belegte bei der 62. Verleihung im Jahre 2016 den ersten Platz in der Kategorie “Shonen”, welche Mangas für ein männliches Publikum auszeichnet. Wer sich gerne ein näheres Bild von Mobs Abenteuern machen möchte, den lockt der erste Band mit einem halb-höllischen Preis. Bis zum 1. Januar 2018 kann man den ersten Band für nur 3,33 Euro ergattern. Danach wird der Band für den regulären Preis von 6,66 Euro verkauft. Ansonsten gibt es noch eine Animeversion von Studio Bones (Fullmetal Alchemist: Brotherhood), die 2016 im japanischen TV lief, zwölf Folgen umfasst und die ersten 50 Kapitel beinhaltet.

Erster Eindruck:

Der Anime hatte mich kalt erwischt, denn ging ich bei der Geschichte anfangs von einer reinen Comedyerzählung aus, so entfaltet sich mit jeder Folge ein Charakterdrama, dass mich sehr berührt hat. Daher freue ich mich umso mehr, dass der Carlsen Manga sich der Mangareihe angenommen hat. Mob ist ein sehr sympathischer Charakter, der einem immer leid tut, weil er wieder an die falschen Leute geraten ist. So wie hier im ersten Band, als ihm diese Sekte sehr übel mitspielt. Dass sein Zähler auf 100% steigt, wundert nicht und man wünscht es sich auch, denn man weiß gar nicht, wie er anders aus der Sache herauskommen sollte. Reigen ist ein gutes Gegenstück zu Mob, denn der weiß, wie man mit Menschen umgehen muss und seine Ratschläge sind vielleicht nicht immer die besten, aber immerhin ist einer für den Jungen da. Ich bin daher sehr gespannt, wie es mit Mob weiter gehen wird, denn so kann es nicht blieben. Irgendwann muss er merken, dass sein unterdrücktes Verhalten keine Lösung ist und dass sein ach so toller Meister ein Hochstapler ist. Die Zeichnungen sind wirklich nicht schön, aber ich kann drüber hinwegsehen, denn dafür gefällt mir die Story einfach zu gut.

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Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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Alva Sangai
Redakteur
11. November 2017 13:07

Muss mir im Dezember noch schnell den ersten Band holen. Bei dem Preis muss man ja zuschlagen 😀