Girls’ Night Out

Mit Hangover konnte sich eine ganz besondere Junggesellen-Abschuss-Trilogie etablieren. Verwunderlich also, dass ein weibliches Pendant erst vier Jahre nach dem letzten Teil ins Leben gerufen wurde. Girls’ Night Out erzählt, wie ein Junggesellinnenabschied (neudeutsch: Bachelorette Party) komplett aus dem Ruder läuft und ehe sich die Teilnehmerinnen umschauen können, befinden sie sich mitsamt einem toten Stripper in einem luxuriösen Glashaus. Aufdringliche Nachbarn inklusive…

 

Jess (Scarlett Johansson) war einst Beer Pong-Königin, heute ist davon nicht mehr viel übrig. Aus ihr ist eine spießige Politologin geworden, die sich aufgrund ihrer unnahbaren Art keiner großen Beliebtheit erfreut. Doch für ein Wochenende sollen alle Probleme mal beiseite bleiben, denn angesichts ihrer Bachelorette Party entführen ihre Freundinnen sie in eine Strandvilla nach Miami, die jede Menge Spaß verspricht (O-Ton: “Wir werden in Schwänzen schwimmen”). Das Freundinnen-Quartett besteht selbstverständlich aus vier völlig unterschiedlichen Extremen: Alice (Jillian Bell) ist der berechnende Tollpatsch, der einfach viel zu sehr an Jess hängt. Pippa (Kate McKinnon) aus Australien gibt den esotherischen Paradiesvogel, der gerne in anderen Sphären nach Erleuchtung forscht. Blair (Zoë Kravitz) ist vor allem auf ihr Aus- und Ansehen bedacht und war einst mit der lesbischen Frankie (Ilana Glazer) zusammen, die der Beziehung irgendwo noch nachtrauert, doch mit ihrem Dasein als arbeitslose Ökologin gleichzeitig einen Gegenpol bildet. Nach ein paar Runden Tanzfläche und Koks geht es auch schon in die Villa. Kurze Zeit später steht der Stripper Scotty (Ryan Cooper) auf der Matte. Gerade als es heiß wird, kommt es zu einem Missgeschick und der halbnackte Mann stößt sich den Kopf – mit tödlichen Folgen. Panik bricht in der Partygruppe aus, denn von außen kann jeder reinschauen und eigentlich war alles auch nur ein Unfall. Blairs Staranwalt-Onkel rät der Truppe, die Leiche einfach unauffällig verschwinden zu lassen, doch einfacher gesagt als getan…

Mens’ Night Out

 
 Originaltitel  Rough Night
 Jahr  2017
 Land  USA
 Genre  Comedy
 Regisseur  Lucia Aniello
 Cast Jess: Scarlett Johansson
Alice: Jillian Bell
Blair: Zoë Kravitz
Frankie: Ilana Glazer
Pippa: Kate McKinnon
Peter: Paul W. Downs
Scotty: Ryan Cooper
 Laufzeit  101 Minuten
 FSK  

Obwohl der Titel bereits Bände spricht, existiert gleichzeitig auch eine Männergruppe, angeführt von Jess’ Eheman in spe Peter (Paul W. Downs). Der Witz der Geschichte rührt daher, dass es die Frauen sind, die es krachen lassen wollen, während die Männer ganz bieder den Junggesellenabschied mit einer Weinverkostung verbringen. Hier wird ein paralleler Erzählstrang aufgebaut, der aufgrund geschlechtsspezifischer Klischees Spaß macht (oder grade deshalb nicht) und somit den Hauptstrang mitträgt. Es lässt sich darüber streiten, welcher der beiden Stränge die besseren Gags bietet, doch insgesamt fällt die männliche Seite ein wenig runder aus. Hier gibt es weder einen Thrillerplot, noch rührende Szenen, die die Handlung beeinflussen. Bei den Damen sieht das ein wenig anders aus, denn wo fünf so unterschiedliche Charaktertypen aufeinander prallen, knallt es natürlich und Geschichten aus der Vergangenheit werden wieder hochgeholt. Leider bleiben die großen Einzelmomente ein wenig auf der Strecke, bieten die Figuren doch viel Spielraum.

Wenn schon konstruiert, dann richtig

Um dem an sich originellen Plot die Krone aufzusetzen, treibt Regisseurin Lucia Aniello (Broad City) es regelrecht auf die Spitze. Highlight des abgedrehten Trips sind vermutlich die Swinger-Nachbarn Lea (Demi Moore) und Pietro (Ty Burrell), die sich für nahezu nichts zu schade sind. Doch dann geschehen Dinge, die selbst den konstruiertesten Plot ins Wanken bringen: Es stellt sich nicht nur heraus, dass der tote Stripper eigentlich gar nicht der gebuchte Stripper ist, nein, sie haben einen Ganoven auf der Flucht erschossen, der obendrein Diamanten in der Villa versteckt haben soll und dummerweise sind die beiden vermeintlichen Polizisten auch noch dessen Komplizen.

Als Zuschauer steht man – bis diese Ereignisse eintreffen – ohnehin vor der geistigen Kapitulation, womit das Chaos nicht allzu negativ ins Gewicht fällt. Weniger inhaltliches Chaos und vielleicht ein paar Charakter-Anekdoten mehr hätten die Balance wahrscheinlich wieder ganz anders aussehen lassen.

Girls’ Night Out bietet eine vielversprechende Prämisse und einen buntgemischten Cast, der Platz für allerlei schmutzige Gags bietet. Dass sich ein Trinkspiel zu Penis-Witzen anbietet, liegt quasi auf der Hand. Problematisch wird es allerdings, da hier drei Ebenen aufeinandertreffen. Einerseits ist Platz für zahlreiche abgedrehte und absurde Momente, andererseits gibt es einen seichten Thrillerplot, dessen Tempo immer wieder ins Stocken gerät, um sich dann wieder zu überschlagen. Schuld daran ist die emotionale Freundschaftsgeschichte, denn eine solche Bindung besteht schließlich nicht nur aus Party und gemeinsamen Besäufnissen, sondern auch Konflikten und Streitereien. Dieser Teil wird erstaunlich ernst angegangen, sodass die Balance mehr als nur einmal verloren geht. Die Regisseurin will von allem ein bisschen haben, doch am Ende fällt das Gesamtkonstrukt ziemlich durchwachsen aus. So bleibt ein kurzweiliger Film mit Partyfaktor sowie erinnerungswürdigen Momenten und ausgefallenen Persönlichkeiten, doch die Geschichte will einfach nicht rund werden.

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Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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