Symmetry

In der Welt von Symmetry gaben die Menschen einst Eigenschaften wie Ehrgeiz, Diversität und Kreativität auf, um ein harmonisches Zeitalter einzuleiten. Eine allgegenwärtige künstliche Intelligenz namens SOL sorgt dafür, dass in Matt Hawkins’ Comic, der 2017 bei Panini erschien, alle glücklich sind und der Alltag aller Mitglieder der Gesellschaft optimiert wird. Doch eines Tages passiert ein Unglück, einige Menschen werden von der KI getrennt und müssen von da an in der Wildnis überleben.

  

Gemeinschaft, Frieden, Harmonie und Gleichheit bilden die Grundpfeiler von Symmetry. Damit diese unter der Aufsicht der künstlichen Intelligenz SOL bestehen bleiben, wird jedem Menschen bei der Geburt eine persönliche KI, RAINA genannt, eingepflanzt. RAINA begleitet den Menschen bei all seinen Tätigkeiten, ist sein oder ihr bester Freund, Lehrer und sogar Elternersatz. Denn um Diversität zu vermeiden, werden alle Kinder nach dem zweiten Lebensjahr zusammen erzogen. Mit 13 Jahren werden die Kinder offizielle Bürger der Gesellschaft, dürfen sich Geschlecht und Namen auswählen. Beziehungen beschränken sich auf die Fortpflanzung und selten bleibt ein kompatibles Paar länger als zehn Jahre zusammen. Durch die schützende Hand SOLs wird den Menschen ein langes Leben von mehr als 100 Jahren ermöglicht.

Ein Unglück verändert alles

Für Michael ist seine Welt perfekt. Zusammen mit seinem Bruder unternimmt er einen Ausflug, bei dem schnell durch die Folgen einer Sonneneruption sämtliche KI und Bots (Roboter, die für Arbeiten wie die Produktion und Verteilung von Lebensmitteln dienen) in der Region ausgeschaltet werden. Auch die RAINA der Menschen ist betroffen – und schon bald weiß keiner mehr, wie er oder sie ohne ihre KI zurechtkommen sollen. Und wer ist die seltsame Frau mit der dunkleren Haut?

Strikte Trennung

Originaltitel Symmetry
Jahr 2016
Land USA
Genre Science-Fiction
Autor Matt Hawkins
Zeichner Raffaele Ienco
Verlag Panini (2017)

Die Welt von Symmetry basiert zwar auf Gleichheit und Gemeinschaft, allerdings existieren gleich vier verschiedene Staaten. Getrennt werden diese anhand kultureller Unterschiede und Hautfarbe. Es gibt die Weißen, die Latinos, die Schwarzen und die Asiaten. Hier werden Klischees bedient: Weiße leben in Amerika, Latinos in Mexiko, Asiaten in China und Schwarze in Afrika. Aufgrund dieser stereotypischen Einordnung bekommt die Geschichte schnell einen unschönen Beigeschmack. Vor allem, weil sich diejenigen, die von der Existenz der anderen wissen, bei Treffen zwar diplomatisch verhalten. Aber sobald Vertreter des anderen Staates außer Hörweite sind, redet man eher abfällig über diese.

Die künstliche Intelligenz als Gott

SOL bestimmt das Leben der Menschen. Die KI wurde erschaffen, damit die Symmetry erstellt und bewahrt werden kann. Sie achtet (auch durch ihre Vertreter, die RAINA) darauf, dass jeder die Nährstoffe erhält, die er braucht und das Wissen, das nötig ist, um für die Gesellschaft zu funktionieren. Auch mischt es eine Art Droge ins Essen, damit die Menschen glücklich sind. Gesteigert wird die Kontrolle dadurch, dass eine KI schon Neugeborenen eingepflanzt wird. Diese ist ständig aktiv und für viele ein bester Freund oder eine beste Freundin.

Unstimmige Erzählgeschwindigkeit

Die Prämisse von Symmetry ist spannend – was passiert, wenn eine Gruppe streng überwachter Menschen von ihren Fesseln befreit wird. Der erste Drang der Charaktere ist natürlich, wieder ins System eingegliedert zu werden. Doch je länger sie ohne die Kontrolle von SOL überleben müssen, desto mehr möchten sie ihre Freiheit behalten. Michael und die Latina Maricela fliehen, da sie ihre frischen Gefühle füreinander nicht aufgeben wollen. Nach einem Zeitsprung von 20 Jahren folgen wir ihrer Tochter Julia. Bis dahin ließ sich die Geschichte Zeit, um die Welt zu zeigen und die Charaktere aufzubauen. Mit Julia kommt ein neues Tempo hinzu, das man nur gehetzt nennen kann. Sie reist durch die Welt, um den Ursprung ihrer Gesellschaft zu erforschen (die Erklärung warum war zu schnell abgehandelt und nicht logisch ausgearbeitet) und besucht die einzelnen Staaten. Informationen kommen nur häppchenweise und nicht immer in der richtigen Reihenfolge.

Abwechslungsreiche Bilder

Auch wenn viel mit Klischees gearbeitet wurde: Die Bilder von Raffaele Ienco (Epic Kills) verdienen es, länger betrachtet zu werden. Im Rahmen der Möglichkeiten, die die Handlung von Symmetry bietet, schafft er detaillierte Bilder mit einer interessanten Fantasie der Zukunft. Vor allem das Städtedesign bietet eine stimmige Kombination aus traditionell und futuristisch. Das Aussehen der Friedenswächter in schwarzen Anzügen à la Men in Black mit den großen Horizontfenstern auf den Köpfen, hinter denen sich das “Gehirn” der Roboter verbirgt, fasziniert. Es ist fast schon schade, dass diese in jedem Staat anders aussehen und bei den asiatischen Androiden muss man unwillkürlich an Deadpool denken – vielleicht, weil Raffaele Ienco auch für Marvel zeichnet.

Fangen wir mit den positiven Dingen an: Symmetry hat klasse Zeichnungen, an denen ich mich nicht satt sehen kann. Die Idee hinter der Geschichte ist nicht unbedingt neu, aber das Setting und der Weltenaufbau überzeugen. Das Gesamtwerk ist jedoch eher eine Enttäuschung. Die Handlung bietet kaum neue Ansätze an das Thema künstliche Intelligenz und selbst wenn, gingen diese in den stereotypischen Details verloren. Stark gestört hat mich die Tatsache, dass die Geschichte bis zum Zeitsprung wirklich gut ausgearbeitet wurde, aber dann immer wilder wurde. Für die einzelnen Stationen von Julias Reise gab es keinen Platz und deshalb tummeln sich auf einmal Charaktere, die zwar irgendwie logisch handeln, aber die keine ordentliche Einführung bekommen oder als handlungsrelevantes Element etabliert werden. Letztendlich nehme ich aus dem Comic nur mit, dass ich mir andere Werke von Raffaele Ienco mal ansehen möchte, vielleicht sind seine Zeichnungen bei einer anderen Geschichte besser aufgehoben.

MadameMelli

MadameMelli ist im Berufsalltag als Informationsninja unterwegs und hilft Suchenden, die passende Literatur zu finden. In ihrem Freundeskreis ist sie als Waschbär bekannt und dementsprechend ist auch kaum ein Buch, Manga oder Comic (oder Tee) vor ihr sicher – alles wird in die Hand genommen, begutachtet und bei Gefallen mit nach Hause geschleppt. Nur nicht gewaschen, das wäre zu viel des Guten. Sinniert gerade darüber, ob es als Waschbär sehr gefährlich ist, Wölfe zu lieben, lässt sich davon aber nicht abhalten und schreibt in ihrer Freizeit selbst Geschichten. Manchmal auch über Wölfe. Oder Tee.

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