Under Night In-Birth – Exe: Late[st]

Der Preis für den sperrigsten Titel geht an… Under Night In-Birth Exe: Latest! Zumindest das “Late” aus dem Titel macht Sinn. In der Spielhalle traf die illustre Kämpferriege bereits 2012 das erste Mal aufeinander. Drei Jahre später entschied sich Arc System Works (Melty Blood), den Titel für die PlayStation 3 zu veröffentlichen. Da der Titel hohe Bewertungen abräumen konnte, ist es kein Wunder, dass der Hersteller an das Fighting Game im Anime-Look glaubt und ihm auf der PlayStation 4 und PlayStation Vita ein Update über PQube beschert. Japanophile Prügelfans reiben sich bereits die Hände.

    

An der Stelle könnte man nun einfach kurz die in den meisten Fighting Games simpel gehaltene Geschichte in einem Satz wiedergeben. Allerdings ist die Geschichte gar nicht so einfach. Besonders viel erfährt man um die Hintergrundgeschichte nämlich zunächst nicht, außer dass sich alles um Schattenwesen (“Voids”) dreht, die auf der Suche nach einer Macht (“Existence”) sind und dazu Menschne attackieren, die ihre Präsenz wahrnehmen. Bei Erfolg werden die Opfer von den Voids aufgesogen oder aber verlieren ihren Verstand. Wer dem Angriff entgehen kann, zählt zu den “In-Birth”, die auf einer Ebene zwischen Leben und Tod existieren, dafür aber die Fähigkeit erhalten, die Existence zu kontrollieren. Als wäre das nicht genug, gibt es drei Fraktionen: Yatô, Licht Kreis und Amnesia. Die Gruppen Yatô und Licht Kreis gehören zu den „Guten“ und bekämpfen die Voids, beziehungsweise retten Unschuldige. Amnesia ist die Gruppe der Voids, unter der Leitung von Paradox. Je nachdem, welchen Charakter ihr auswählt, kämpft ihr also entweder, um die Bösen zu besiegen, die Guten auszumerzen, alle Macht für euch selbst zu gewinnen oder manchmal auch aus einem völlig anderen Grund.

Ich verstehe nur Bahnhof

Wieso ist die Geschichte so komplex? Aus einem simplen Grund: Das Spiel ist als Visual Novel ausgerichtet. Jede der Figuren verfolgt eine eigene Geschichte mitsamt individueller Motivation und zwischen den Kämpfen gibt es jede Menge Dialog. Vorausgesetzt wird neben Geduld also Spaß am Storytelling, andernfalls gibt es noch immer eine Skip-Funktion. Auch das Beherrschen der englischen Sprache ist Pflicht, um von den einzelnen Geschichten etwas mitzubekommen. Und selbst dann ist noch kein volles Verständnis garantiert: Hier wird mit Namen und Begriffen um sich geschmissen, dass einem schwindelig wird und das große Ganze setzt sich auch erst zusammen, wenn der aus immerhin zehn Kämpfen bestehende Arcade-Modus mehrfach beendet wurde.

Es wird noch komplexer: Versionen & Updates

Die neue Fassung erscheint sowohl für Sonys siebte wie achte Konsolengeneration digital, Besitzer einer PlayStation 4 haben neben dem Download auch die Möglichkeit, eine physische Version zu erwerben. Darüber hinaus bietet Rice Digital auch noch eine exklusive End of Dawn Edition der PS4-Fassung mit Spiel, Artbook, Soundtrack-CD, Abzeichen-Set und Sammlerbox an.

Die berechtigte Frage, die sich Fans der Reihe stellt: Was ist also neu? Als erstes überrascht das lange Hauptmenü, welches sage und schreibe 15 Auswahlmöglichkeiten bietet. Inhaltlich wurde gleich an mehreren Stellschrauben gezogen. Neben weiteren Kämpfern und Stages haben French-Bread und Arc System Works auch an der Balance gearbeitet. Darüber hinaus wird mit dem Chronicle Mode eine Story-Kampagne hinzugefügt, die mehr als zehn Stunden an zusätzlichen Inhalten bietet. Außerdem ist der sogenannten Combo Challenge Modus neu, in welchem Herausforderungen um eben Combos gestellt werden. Weil das alles noch nicht genug ist, gibt es ein neues Tutorial obendrauf, die an die Steuerung und Fähigkeiten der einzelnen Recken heranführt. Ein längst überfälliger Modus, denn angesichts des komplexen Systems mussten Spieler schon lange hierauf warten.

Hochauflösende Sprites im schicken Anime Look

Originaltitel Under Night In-Birth – Exe: Late[st]
Jahr 2018
Plattform PlayStation 3, PlayStation 4, Sony PSP
Genre Fighting Game, Visual Novel
Entwickler Arc System Works, French-Bread
Publisher PQube
Spieler 1 – 2
USK

Die Optik bewegt sich in typischer Blaz Blue-Manier auf 2D-Niveau. Die Kämpfermodelle sind detailiert gezeichnet und auffällig ausgeprägt animiert. Manchmal auch ein wenig zu sehr, was dann merkwürdig erscheint, wenn bei Kämpfer A alles still steht, aber bei Kämpfer B Haare und Bekleidung wehen, als würde ein heftiger Sturm toben, obwohl die Stage eine Cafeteria ist. Hier wäre eine individuelle Anpassung wünschenswert gewesen, doch allzu sehr fällt das nicht ins Gewicht, da auf Realismus angesichts des bunten Casts ohnehin kein Wert gelegt wird. Der Kämpfercast ist auf 20 Figuren angewachsen, was im Vergleich zur direkten Konkurrenz zunächst sehr überschaubar ist und nicht ganz im Trend der letzten Jahre liegt, mit möglichst großer Riege zu punkten. Dafür kann sich die bunte Mischung sehen lassen: Unter den 20 Fightern sind allerlei ausgefallene Typen vertreten, die sowohl optisch als auch verhaltenstechnisch hervorstechen. Zu den aus der PlayStation 3 bekannten Version gesellen sich vier neue Challenger: Phonon, Mika, Enkidu und Wagner. Als Besonderheit kommen Waffen für alle Kämpfer hinzu, die Einfluss auf Reichweite und Geschwindigkeit haben. Dabei ist von Schwert über Peitsche bis Dolche alles vertreten. Für eine langfristige Herausforderung sorgen freischaltbare Filme und Galerien sowie ein gameinternes Währungssystem, mit dem sich viele weitere Kostümfarben (Color Swaps) freispielen lassen. Zwar eine feine Idee, um das höchste Maß an Individualisierung zu bieten, allerdings wären auch zusätzliche Kostüme nicht verkehrt gewesen. Als zweischneidiges Schwert entpuppen sich die Stages: Einerseits sehen diese wunderschön aufpoliert aus mit ihren tollen Effekten, andererseits sind diese weitgehend unspektakulär designt. Kurzum: Sehen lassen kann sich jeder Hintergrund, aber ebenso schnell hat man sich daran sattgesehen. Interaktive Elemente sind wie üblich für 2D-Fighter nicht enthalten.

Taktik oder Buttonsmasher?

Under Night In-Birth Exe: Latest hat es sich zum Ziel gemacht, besonders offensives Spielverhalten mittels “Grind Grid”-Mechanik zu belohnen. In unserem Test fiel allerdings auf, dass mancher Gegner auch mit offensivem Spawning vorgeht und man damit auch ebenso erfolgreich sein kann. Doch für die Feinheiten muss man nicht nur die Move-Liste für jeden Charakter verinnerlichen, sondern auch die vielen Anzeigen abseits der Gesundheit verstehen. Wie bei jedem Fighting Game gilt: einfacher Einstieg, Meisterung nicht ganz einfach. Neben lokalen Raufereien steht auch ein klassischer Onlinemodus zur Verfügung.

Das interessante Kampfsystem offenbart sich nicht auf den ersten Blick, sondern bedarf schon einer gewissen Einspielzeit. Dann wird man auch mit den jeweiligen Feinheiten des Titels belohnt. Hier stellt sich die berechtigte Frage nach der Langzeitmotivation. Casual Gamer werden gerne mal ein Ründchen Under Night In-Birth Exe: Latest einlegen ohne sich tief in die Materie fressen zu müssen, während Core Gamer durchaus eine Weile an den vielen Modi zu knabbern haben. Ich bin dem unvergleichlichen Charme der Figuren verfallen, deren Designs wirklich ein Hingucker sind. Allerdings sind die hohen Visual Novel-Anteile wirklich pure Geschmackssache. Ich nehme hierfür die Skip Funktion in Kauf, bekomme dafür nicht viel vom Drumherum mit, wodurch leider auch der Bezug zu dem sympahischen Cast flöten geht.

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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