50 Jahre Disneys Das Dschungelbuch

Vor 50 Jahren, am 18. Oktober 1967, verzauberte die Premiere des letzten originalen Walt Disney-Werkes Das Dschungelbuch die Herzen der Kleinen und Großen. Bereits 2016 überraschte Disney mit der Neuverfilmung The Jungle Book, die einen Mix aus dem Zeichentrick-Hit und den originalen Romanen von Rudyard Kipling darstellt. Nachdem wir 2017 das 50. Jubiläum feiern können, wird es Zeit, sich die berühmte Geschichte um Dschungeljungen Mogli einmal genauer anzusehen. Wie genau unterscheiden sich 1967er- und 2016er-Version? Was gibt es für Umsetzungen?

Jeder dürfte die (Disney-)Geschichte kennen: Mogli ist ein Junge, der von Wölfen aufgezogen wurde. Eines Tages muss er das Rudel verlassen, da der Tiger Shir Khan sein Unwesen treibt und auf der Jagd nach Menschen ist. Panther Baghira möchte Mogli in eine Menschensiedlung bringen, doch der Junge flieht in den Dschungel. Dort lernt er den lustigen Bären Balu kennen – die beiden werden beste Freunde, doch es warten viele Gefahren auf den Menschenjungen, denn nicht nur Shir Khan ist hinter ihm her …

Das Original und die Prä-Disney-Umsetzungen

Das uns bekannteste und geliebteste Werk dürfte klar sein: Das Dschungelbuch (1967). Bereits unsere Mütter und Väter sahen den Film womöglich als Kind im Kino und im Laufe der Jahrzehnte konnte er immer wieder neue Generationen begeistern. Es handelt sich zweifelsohne um ein zeitloses Meisterwerk, das auch heute noch Menschen aller Altersklassen begeistert. Die wenigsten Menschen wissen, dass es bereits vor 1967 sowohl eine gleichnamige Realverfilmung (1942) als auch eine Zeichentrickserie (1966) zu Mogli gab. Verwundernswert ist das jedoch nicht, denn die Originalromane von Rudyard Kipling stammen aus den Jahren 1894-1895. Diese behandeln jedoch nicht nur die Geschichten um Mogli, sondern auch die einen oder anderen losen Erzählungen, wie z. B. “Kapitel 4: Die weiße Robbe”.

Disney und seine freie Umsetzung 1967

Tatsächlich ist es so, dass Das Dschungelbuch (1967) lediglich Motive der Mogli-Geschichten übernommen hat. Ansonsten spann man sich eine eigene kindgerechte Geschichte zurecht. Während Mogli im 1967er-Film als Baby in einem Körbchen angeschwemmt wird, ist es im Original so, dass seine Eltern getötet werden und der verängstigte Junge flieht, ehe er sich dem Wolfsrudel anschließt. Diese kindgerechtere Aufbereitung zieht sich durch die komplette Geschichte, aber es werden auch unterschiedliche Ziele verfolgt. In den Büchern geht es darum, Moglis Weg vom verängstigten Kind zum erwachsenen Herr der Wälder zu zeigen. Immerhin wird der Dschungel im Zeichentrickfilm ebenso weit weniger gefährlich dargestellt, da man auch eine junge Zielgruppe ansprechen möchte und dies besser zum Stil passt. Das erkennt man auch an den Figuren. So ist Bär Balu in den Büchern ein strenger Lehrer über die Gesetze des Dschungels, während er uns im Disney-Film als gemütlicher, spaßiger Genosse gezeigt wird, dem wir zugleich den Ohrwurm „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ zu verdanken haben. Die Umsetzung als fröhlicher Kinderfilm war jedoch nicht von Anfang an geplant, denn zunächst war Das Dschungelbuch ähnlich düster angelegt wie der Roman, was Walt Disney jedoch missfiel. Er empfahl seinem Team höchstpersönlich, das Literaturwerk zu ignorieren oder es maximal nur sehr grob als Vorlage zu verwenden. Auch aus diesem Grund liest man im Abspann lediglich, dass der Film von den Romanen Kiplings inspiriert ist, nicht auf diesen basiert.

Der Mix aus Disney-Charme und Originaltreue

2016 wurde nach Neuverfilmungen wie Maleficent: Die dunkle Fee (2014) auch eine solche zum Dschungelbuch veröffentlicht, die den Titel The Jungle Book trägt. Diese hält sich deutlich mehr an das literarische Original und versucht auch, die Stimmung dessen miteinzubeziehen. Dabei wird auch auf bildgewaltige CGI-Technik gesetzt, um so realistische Dschungelbewohner darzustellen. Hier hat man also den Zahn der Zeit getroffen und genutzt, sodass die Kritiken überwiegend sehr positiv ausfallen.

Signifikante Unterschiede finden sich zuhauf, allein die locker-flockige Stimmung des Disney-Originals wurde durch eine düstere, ernstere Version ausgetauscht. Insofern kann man auch zu der Überzeugung kommen, dass sich die Realverfilmung trotz FSK 6 eher an Zuschauer richtet, die mindestens zehn Jahre alt sind. Die Auffindung Moglis ist ein angenehmer Kompromiss zwischen Disney- und Literatur-Version: Sein Vater wird von Tiger Shir Khan getötet, wodurch der Menschenjunge alleine im indischen Dschungel zurückbleibt, ehe Panther Baghira ihn findet und zum Wolfsrudel bringt. Dieses Wolfsrudel nimmt im 2016er-Remake eine deutlich wichtigere und interessantere Rolle ein. Nachdem Mogli das Wolfsrudel – freiwillig – verlassen hat, vermisst ihn seine Wolfsfamilie sehr, doch Shir Khan zeigt, wie ernst es ihm ist, indem er deren Anführer tötet. Dementsprechend wird der Tiger hier ebenso wesentlich böser und intriganter dargestellt als im Disney-Original, genauso wie Mogli wesentlich weniger kindische Charakterzüge besitzt. Dies kann stellenweise etwas irritierend wirken, da Mogli noch ein Kind ist, andererseits ist er nun einmal nicht in menschlicher Zivilisation aufgewachsen.

Was nach 1967 kam

Nach dem Erfolgsfilm von Disney gab es 1994 eine weitere gleichnamige Realverfilmung, wobei sich diese erneut sehr weit vom literarischen Original entfernte. Allgemein ist die einzige originale Zeichentrickumsetzung des Stoffes die Serie Das Dschungelbuch – Die Abenteuer des Mowgli aus dem Jahr 1966, alle anderen Umsetzungen übernahmen lediglich Motive und Figuren des Romans. Überraschenderweise wagte sich auch Disney nach ihrem Zeichentrick-Erstling erneut an Mogli, wobei sie diesmal eine komplett eigene Fortsetzung schrieben. Die Fortsetzung Das Dschungelbuch 2, die sich Moglis neuem Leben im Menschendorf und seiner Suche nach seinen alten Dschungelfreunden widmet, kam 2003 in die Kinos, nachdem man zunächst eine Direct-to-Video-Veröffentlichung geplant hatte. Wer also dachte, dass zwischen Findet Nemo und Findet Dorie viel Zeit vergangen wäre, sollte den Abstand zwischen den Dschungelbuchgeschichten nachrechnen: Sage und schreibe 36 Jahre liegen dazwischen.

Es ist faszinierend, wie oft die Geschichte um den Menschenjungen Mogli in immer wieder neuen Interpretationen dargestellt wurde. Ich liebe Das Dschungelbuch wie die meisten anderen Menschen durch den Zeichentrickfilm von Disney, der nun schon seit 50 Jahren Generationen begeistert. Gerade der kindliche Charme und die Freundschaft zwischen Mogli und Balu machen das bekannteste Dschungelbuchwerk für mich so wunderschön. Dementsprechend stört mich die Ferne vom literarischen Urwerk nicht – wie denn auch? Ich war ja noch ein Kindergartenkind, als ich den Film die ersten Male sah! Auch meine Eltern sahen das Disneywerk als Kinder, weshalb sie ihm auch heute noch viel abgewinnen können. Egal wie alt man wird, an Charme büßt dieses schlichte Meisterwerk einfach nichts ein. Im Gegensatz dazu konnte ich mit den Realverflimungen nie etwas anfangen, bis Disney The Jungle Book herausbrachte. Zunächst empfand ich die bombastische Optik als beeindruckend, da die Tiere wirklich echt aussahen. Neel Sethi als eigentlich einziger echter Mensch gibt noch dazu einen sehr authentischen Mogli ab. Der Mix aus Ernsthaftigkeit und Elementen des Zeichentrickfilmes macht sich gut und richtet sich so vorrangig an jugendliche Zuschauern – dennoch missfallen mir Aspekte wie die Änderung von Moglis Charakter oder die leider wenig überzeugende Freundschaft zwischen Balu und Mogli, dabei war diese eine der tragenden Bestandteile der 1967er-Filmes. Dafür hat mich das veränderte Ende überzeugt und als Gesamtpaket darf sich The Jungle Book durchaus sehen lassen. Ob man nun Fan der Dschungelgeschichten ist oder nicht: Das letzte Werk von Walt Disney selbst ist ein wichtiger Teil der medialen Geschichte und in seiner Bedeutung kaum zu überschätzen.

Zweite Meinung:

Das Dschungelbuch von 1967 war der erste Film, den ich im Kino gesehen habe, und bis heute verbinde ich damit nicht nur niedliche Charaktere und ohrwurmerzeugende Songs, sondern auch das nostalgische Gefühl, eine Welt betreten zu haben, die fernab jeder Sendung im Fernsehen lag. Wenn der Film beginnt und nach den ersten einleitenden Tönen die markante Stimme von Baghira “Der Dschungel…” sagt, dann ist es wieder da, das Staunen darüber, wie bunt und vielfältig diese Welt sein kann, gefolgt von dem wohligen Gefühl der Sicherheit, dass alles gut wird, auch in einer Welt, die ein Dschungel ist. Da können noch so viele Tiger herumschleichen, wenn man Freunde hat – und wenn sie noch so seltsam sind – und sich gemeinsam ein Ziel setzt, dann ist auch ein Tiger besiegbar.  Mich als Kind hat besonders beeindruckt, dass Mogli es wagte zu widersprechen, obwohl doch die erfahrenen Dschungelbewohner (sprich: die “Erwachsenen”) so viel besser um die Gefahren im Dschungel Bescheid wussten. So war ich nicht erzogen worden, und so wurde Mogli mein erster Held, einer, der sich traute, was ich mir lange nicht zugestand. Und die Abenteuer, die Mogli zusammen mit seinen mehr oder weniger schrägen Freunden erlebte, gehören für mich noch immer zu den schönsten Geschichten, die je für Kinder erzählt wurden. Dass die Lieder Ohrwurmqualitäten besitzen brauche ich wohl niemandem zu erzählen. “Probier’s mal mit Gemütlichkeit wurde die Antwort von uns Kindern an diejenigen, die durch den Alltag hetzten und uns mit sich zogen, und heute ist dieses Lied für mich so aktuell wie eh und je. Einen Gang runterschrauben, die kleinen Dinge betrachten, sich nicht von den Sorgen erdrücken lassen, das tut jedem mal gut. Und “Ich wär so gern wie du” drückt so wunderbar einfach aus, was mancher sich insgeheim wünscht. Und irgendwann weiß jeder: “Keine Feier ohne Geier!” Nur dass nicht alle Geier so liebenswürdige Kerle sind wie die aus diesem wunderbaren Film.

 

Ayla

Ayla ist Schülerin und beschäftigt sich hobbymäßig mit allen möglichen Medien, ohne dabei Beschränkungen zu kennen. Dennoch ist sie vor allem ein Serien- & Game-Junkie und liebt besonders actionreiche und dramatische Inhalte, wobei sie gleichzeitig für viele kindliche Themen zu haben ist, weshalb sie weiterhin großer Disney-Fan ist. Abseits ihrer Leidenschaft des Sammelns ihrer Lieblingsmedien schreibt Ayla gerne selbst Geschichten oder zeichnet Bilder, um sich so zu entspannen.

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chianna
Redakteur
13. Oktober 2017 18:58

Die Realverfilmungen reizen mich übrigens nicht wirklich. Gute Special Effects gibt es in vielen Filmen, da muss ich nicht in diesem Thema vor Staunen die augen aufreißen. Ich denke, mir ist das Gefühl wichtiger, welches ich mit dem Original verbinde.

Atticus
Redakteur
20. Oktober 2017 20:15

Mit der Disney-Verfilmung verbinde ich auch viele schöne Kindheitserinnerungen. Das Dschungelbuch war der erste Film, den ich auf Video gesehen habe. Balu der Bär war sogar lange meine Lieblingsfilmfigur. Seine Lebenseinstellung finde ich nach wie vor faszinierend ^^
An die Realverfilmungen habe ich mich bisher noch nicht herangetraut. Ich hatte immer Angst, dass ich aufgrund der Disney-Verfilmung völlig überzogene Erwartungen haben würde. Aber mittlerweile ist der Abstand glaube ich so groß, dass ich mich da mal heranwagen könnte