Death March to the Parallel World Rhapsody
Der Protagonist gelangt in eine ihm fremde Welt, erhält übermenschliche Kräfte und soll nun gegen den Dämonenkönig, das feindliche Land oder sonst eine feindliche Übermacht antreten, gegen die die Bewohner der Welt nicht gewachsen sind. Was aber tun, wenn nur die ersten beiden Punkte gegeben sind? Dann macht man sich einfach auf, die Welt mit all ihren Eigenheiten zu erforschen und zu genießen. Mit Death March to the Parallel World Rhapsody gibt es also einen Titel, der sich diesem Versuch annimmt und den Zuseher auf eine Art Tour durch die neue Welt mitnimmt durch die Augen der Hauptperson. Doch wie gut gelingt dies in dieser Light Novel-Adaption?
Der etwas langatmige Beginn der ersten Folge dient dazu, den Charakter unseres Helden Satou dem Zuseher zu präsentieren. Es mag für manchen verwunderlich sein, einmal nicht den typischen Teenager-Helden wiederzufinden sondern einen jungen Mann Ende 20, der mitten im Berufsleben als Spieleprogrammierer steht. Eine Erfahrung, die er bald braucht, als er nach einem kurzen Schläfchen in seinem 15-jährigen Körper in einer Fantasy-Welt aufwacht, nur dass ihm das Spieler-Menü und Skills zu Verfügung stehen. Durch das Nutzen eines Skills gegen eine Armee von Monstern ist er bald mit einem hohen Level gesegnet und kann nun frei und ohne Probleme diese neue Welt erforschen.
Durch die Augen des Helden
Originaltitel | Death March kara Hajimaru Isekai Kyousoukyoku |
Jahr | 2018 |
Episoden | 12 (1 Staffel) |
Genre | Abenteuer, Action, Fantasy |
Regisseur | Shin Oonuma |
Studio | Silver Link, Connect |
Natürlich kann der Held nicht ohne Probleme durch diese Welt ziehen und darf dabei auch bald eine junge Dame namens Zena retten, die nebenbei auch noch Ritterin ist. Die zeigt sich dankbar, führt Satou in ihre Heimatstadt und zeigt ihm auch ein wenig wie die Welt funktioniert und daraufhin nimmt die Serie an Fahrt auf. Durch Satous Augen wird dem Zuseher vieles gezeigt. Dabei nimmt sich die Serie geschickt das Stilmittel eines Spiele-Menüs an, woraufhin es wirkt, als würde man direkt auf dem Bildschirm das Geschehen mitverfolgen. Ein weiteres Gimmick sind dabei die Pop-Ups, die immer wieder über erhaltene Skills, besiegte Feinde oder auch Erfolge berichten. Es wirkt alles daher mehr wie ein Spiel, das man verfolgt und weniger wie ein Anime. Das ist für die Erzählweise des Animes aber mehr als passend und gibt ihm ein ganz eigenes, visuelles Design. Außerdem ermöglich diese Art der Darstellung auch eine eigene Art der Komik, wenn selbst Satou, das eine oder andere Mal die Frage stellt, wie einfach er an Fähigkeiten gelangt oder ob ein bestimmter Titel abgelehnt werden kann.
Der etwas andere Harem
Wegen des (geistigen) Alters des Protagonisten ist auch die Bildung des – fast schon genre-typischen – Harems etwas anders als sonst. Bei den Mädchen und jungen Damen handelt es sich hauptsächlich um Sklaven, die dem Protagonisten dankbar sind. Er sieht sich dabei eher als Erziehungsberechtigter, der dafür sorgt, dass es seinen Schützlingen an nichts fehlt. Für sein “nächtliches Wohl” sucht er deswegen auch gerne ein Etablissement auf, das sich auf das Erfüllen fleischlicher Gelüste spezialisiert – ein Bordell. Dadurch wird eine klare Grenze gezogen zwischen denen, die er als Familie sieht und jene die er als mögliche Partnerinnen ansieht. Mal davon abgesehen, dass nur eine Satou klare Avancen macht und die andere erst gegen Ende ihre Gefühle frei aussprechen kann.
Ein wahrer Alleskönner
Ein Running Gag der Serie ist nicht nur die Einfachheit, mit der Satou an neue Fähigkeiten kommt, sondern auch wie alle um ihn herum jedes Mal aufs neue überrascht werden. Kämpfen, kochen, nähen und noch vieles mehr, was der Tausendsassa Satou im Laufe der Serie zeigt. Was dabei aber ebenfalls gezeigt wird ist, dass auch er Grenzen hat, wenn es zum Beispiel um Grundwissen geht, das ein Skill verlangt. Trotzdem ist eines immer klar: Satou schafft am Ende alles! Dadurch wird auch die ganz zentrale Frage des Anime erklärt: Der Weg ist das Ziel. Dadurch muss man natürlich auch mit anderen Erwartungen an die Serie rangehen. Auch wenn im Laufe der Serie einige größere Storylines angeteasert werden, so hat man es am Ende doch mehr mit einem Vertreter des Slice-of-Life-Genres zu tun, der in einer Fantasywelt spielt. Dinge wie Campen, Kochen, das Reisen oder Jagen, nehmen einen viel größeren Stellwert ein als der nächste Bösewicht, den es zu besiegen gilt. Man sollte den Anime also eher als eine Art Führung durch die andere Welt sehen, bei der Satou einen Platz als Tourguide einnimmt.
Death March to the Parallel World Rhapsody ist mittlerweile meine Lieblings-Light Novel. Durch die Art und Weise, wie nicht immer alles auf Messers Schneide steht, hat man einfach einen gemütlichen Abend beim Lesen und weiß, am Ende muss man nicht mit einem schrecklichen Cliffhanger wieder Monate auf das nächste Buch warten. Jetzt ist natürlich die Frage, wie diese Atmosphäre in animierter Form wiedergegeben werden kann. Das Gesamtbild hinterlässt dabei gemischte Gefühle bei mir. Die erste Folge hat leider unnötige Längen und das stört mich vor allem deswegen, weil die letzte Folge sehr gehetzt wirkt. Hätte man hier, gerade bei diesen zwei Folgen, besser auf Erzählgeschwindigkeit geachtet, hätte ich nur Kleinigkeiten zu bemängeln. So bin ich leider ein bisschen enttäuscht. Nicht stark, aber doch genug. Ein paar der kleinen Mängel, die aber vor allem durch mein Wissen durch die Vorlage kommen, sind die starken Kürzungen von Erklärungen der Welt. In der Novel erklärt Satou seine Beobachtung sehr viel genauer, dadurch wirken einige Szenen im Anime vielleicht unsinnig oder überflüssig. Auch seine Tests mit neuer Magie wurden nur irgendwie reingequetscht, dabei wären gerade die Versuche mit seinem Videospiel-Menü wirklich interessant gewesen. So sind sie dem schlechten Pacing der letzten Folge zum Opfer gefallen. Trotz all der Kritik hatte ich meine Freude am Anime. Gerade Satous Interaktionen mit den von ihm adoptierten Mädchen sind schön anzusehen und man merkt richtig, wie er zu einer Art Vater wird. Das Videospiel-Design sehe ich als clevere Lösung und die Landschaften und die Musik unterstreichen den Reisefaktor der Serie ungemein. Am Ende also nur eine “gute” Adaption, die wie viele andere daran leidet, dass das Ausgangsmaterial sehr viel mehr Informationen bietet.