Peter Grant (Band 1): Die Flüsse von London

Er lebt in London, lernt das Zaubern und muss sich vielen Gefahren stellen. Nein, es ist nicht die Rede von Harry Potter, sondern von Peter Grant, seines Zeichens Police Constable und Zauberlehrling. In seinem ersten Romanabenteuer Die Flüsse von London muss sich der junge Ermittler gleich mehreren Problemen stellen; unter anderem einen Waffenstillstand zwischen den Themsegöttern ausarbeiten, gegen Vampire kämpfen und einen Mord auflösen. Ob ihm dies sowie das Bewältigen seines immensen Papierkrams gelingt, könnt ihr in Ben Aaronovitchs ersten magischen Bestsellerkrimi nachlesen. Wir warnen nur vor: Diese Reihe hat Suchtpotenzial! Gut, dass Ende Mai 2018 mit Geister auf der Metropolitan Line: Eine Peter-Grant-Story Nachschub geliefert wird.

    

Nicht mehr lange und Peter Grant hat seine zwei jährige Ausbildung zum Police Constable hinter sich. Während er Angst hat, einen reinen Schreibtischjob abzubekommen, muss er feststellen, dass es weit mehr als Strafzettel und Absperrbänder gibt! Als er und seine Kollegin Lesley zu einem Mord am Covent Garden gerufen werden, um dort den Tatort zu sichern, entdeckt Peter einen Zeugen, der daraufhin mit zum Revier kommen soll. Doch es gibt ein Problem: Der Zeuge ist tot und noch dazu ein Geist! Peter lernt daraufhin Thomas Nightingale kennen — Londons letzter praktizierender Magier und Mitarbeiter der Londoner Polizei mit eigener Abteilung. Wie sich herausstellt ist unser Bobby magisch begabt und wird daher als Lehrling dem Zauberer zugeteilt. Während Peter sich freut, so dem reinen Papierkrieg entflohen zu sein, weiß er noch nicht, was da auf ihn zukommt. Denn neben dem Mord am Covert Garden, der definitiv in den Arbeitsbereich von Nightingale fällt, gibt es auch noch Flussgötter, die Krieg führen wollen, jede Menge Zauberformeln zu lernen und am Leben zu bleiben!

„Wenn Sie sich um Ihre Sicherheit sorgen…“
„ Ich sorge mich um gar nichts mehr, Wachtmeister“, entgegnete er. „Alldieweil ich nämlich schon seit einhundertzwanzig Jahren tot bin.“ (Zitat aus dem Buch)

Bobby, Zauberlehrling und schwarzer als die Nacht

Peter ist nicht gerade das, was als typischer Hauptcharakter durchgeht: Sein Vater ist ein Ex-Musiker mit Drogenproblem, seine Mutter arbeitet als Putzfrau und ist gefühlt mit komplett Sierra Leone verwandt und ja, Peter ist schwarz. Sein ethnischer Hintergrund in Kombination mit dem Polizeiberuf ist nicht gerade oft in der Literatur zu finden. Doch genau das gibt ihm einen interessanten Hintergrund. Neben dem hat Ben Aaronovitch ihm eine ordentlich Portion Sarkasmus, Spürsinn und Neugier verpasst. Als Leser fällt es einem daher sehr schwer, sich dem Charme dieser Figur zu entziehen, was die Ego-Perspektive, in der die Geschichte geschildert wird, begünstigt. So sind wir immer nah dran bei den Gedanken, die Peter so durch das Gehirn rasen und das sind im ersten Band schon ordentlich viele. Neben dem Mord am Covert Garden gibt es mehrere Handlungsstränge, die ungewohnter Weise nicht immer alle zusammenlaufen. Daher muss jeder beim Durchfliegen der Seiten besonders aufpassen, um die kleinen Details mitzubekommen, die später für die Auflösung wichtig sind. Apropos Mordermittlung: Wer am Ende des Bandes mit einem Fragezeichen dasitzt, weil er nicht alles verstanden hat, der ist nicht alleine. Das Finale ist schnell in seiner Abfolge und die daraus resultierenden Erkenntnisse, wie alles hier zusammenhängt, sind teilweise nicht einfach zu verstehen.

Die Welt der Magie

Originaltitel Rivers of London
Ursprungsland England
Jahr 2011
Typ Roman
Bände 1 / ?
Genre Urban Fantasy, Krimi
Autor Ben Aaronovitch
Verlag dtv

Neben der britischen Polizeiarbeit, über die wir nach dem Konsum des ersten Bandes besser Bescheid wissen als über deutsche Politik, werden wir genau wie Peter in eine neue Welt eingeführt: Der Zauberwelt. Hierfür hat sich der Autor ein interessantes Konzept überlegt. Zum einen sind die Zauberformeln alle an physikalische Gesetzte gebunden und damit nicht allmächtig und zum anderen sind die Wesen, die in dieser Welt herumlaufen, nicht immer so, wie wir sie standesgemäß kennen. Eine Erkenntnis, die uns in einem späteren Handlungsrahmen kommt, ist: Einhörner können echt fiese Monster sein! Daher sind auch die Flussgötter alles andere als das, was Leser zuerst unter dem Begriff versteht. Es sind Wesen, die aussehen wie Menschen und daher auf den ersten (Lese-)Blick nicht so viel hermachen. Doch eines muss an dieser Stelle gesagt werden: Überlegt euch nach dem Konsum dieses Bandes, ob ihr noch einmal Müll in einen Kanal werfen möchtet! Denn wer in London einem Fluss Schaden zufügt, kann gerne mal als Wasserleiche enden! Peter kann einem daher nur leidtun, als er von seinem neuen Chef Nightingale den Job bekommt, zwischen Mama Themse und Papa Themse zu verhandeln. Immerhin, unser junger Bobby stellt sich nicht schlecht an, denn er überlebt sein erstes Treffen mit der Flussgöttin und deren Töchter. Er erlaubt es sich sogar, ein Auge auf die junge Dame mit Namen Beverley Brooks zu werfen — Göttin des gleichnamigen Wasserlaufs im Süden von London. Daher gibt es neben Zauberformeln auch noch das Herz einer Dame zu gewinnen. Doch wer jetzt Angst hat, eine typische Lovestory eingeflochten zu finden, wird feststellen, dass Beverley wie ein Fluss, die Dinge gerne fließend schnell angeht.

„Entgegen der verbreiteten Meinung ist die Metropolitan Police von London immer noch eine Organisation der Arbeiterklasse und lehnt als solche jede andeutungsweise Manifestation einer Offizierskaste ab. Das ist der Grund, warum jeder neu ausgebildete Constable ohne Rücksicht auf seinen Bildungsgrad erst mal eine zweijährige Probe- oder Anwärterzeit als gewöhnlicher Streifenpolizist absolvieren muss. Schon deshalb, weil nichts den Charakter besser festigt, als von den Mitbürgern beschimpft, bespuckt oder angekotzt zu werden.“ (Zitat aus dem Buch)

Sammelsurium an Figuren

Neben Peter und seinem neuen Chef bevölkert schon im ersten Band eine umfangreiche Ansammlung an Figuren das magische und normale London. Dass wir uns hier und da etwas überfordert fühlen bei all den Kollegen, Mitarbeitern, Vorgesetzten, Flüssen, Familienangehörigen (davon hat Peter jede Menge!), Zeugen und Verdächtigen, ist nachvollziehbar. Trotzdem sind die wichtigsten Figuren ausgearbeitet, sodass diese auseinander gehalten werden können. Neben Peter wird auch seine Kollegin Lesley der magischen Polizeiabteilung zugeteilt, da auch sie die Begabung dazu hat. Durch die Wettstreitereien zwischen den beiden Zauberlehrlingen gibt es einiges zum Lachen und Anfeuern. Schließlich ist es laut Peter gar nicht so einfach, eine Lichtkugel zu erschaffen, die einem nicht die eigenen Haare abfackelt! Da Magie nicht überall geübt werden sollte — um die Nachbarschaft nicht ausversehen in die Luft zu jagen — zieht Peter ins Folly. Einen Ort, den Magierfans schnell lieben lernen werden. Auch wenn verständlich ist, dass jeder ein wenig Angst vor dem Hausmädchen Molly entwickelt! Ist ja auch nicht so normal, wenn jemand einen solchen Appetit auf rohes Fleisch hat.

Very british!

Aaronovitch liebt London und kennt es wie seine Westentasche. Das wird auf jeder Seite des Buches deutlich. Neben vielen geschichtlichen Fakten streunen wir durch die Metropole wie Touristen mit einem netten Guide — in diesem Fall Peter, der eine große Vorliebe für Architektur hat! Ab und an hat der Leser das Gefühl einen Reiseführer zu lesen, weswegen inpunkto Faktengehalt hier und da weniger mehr gewesen wäre. Was bei diesem Schauplatz nicht verwundert, ist der typische trockene britische Humor, der schlussendlich der Reihe seinen ganz eigenen Charme gibt. Kaum eine Seite kommt ohne eine Prise Zynismus, Sarkasmus oder Ironie aus. Vor allem unser Held ist nie auf den Mund gefallen und erfrischt dadurch in vielen Szenen mit netten Kommentaren, welche ihm nicht immer Freunde einbringen. Was neben dem Humor auch sehr zu gefallen weiß, ist das Spiel mit der Sprache. Neben einem großen Wortschätz ist es vor allem der Satzbau, der dazu einlädt weiter und weiter zu lesen, bis man schließlich auf der letzten Seite angekommen ist.

„Also gibt es wirklich Magie“, sagte ich. „ Und sie sind … was denn nun?“
„Ein Zauberer“
„Wie Harry Potter!“
Nightingale seufzte: „Nein, nicht wie Harry Potter!“
„Wieso nicht?“
„Ich bin schließlich keine fiktive Romanfigur“ (Zitat aus dem Buch)

Der erste Band wurde mir vor einigen Jahren zum Geburtstag geschenkt und was soll ich sagen: Es war Liebe nach den ersten Seiten. Es war zwar damals ungewohnt, die Ich-Form zu lesen, da ich sie schon sehr lange nicht mehr gelesen habe, aber jetzt kann ich mir Die Flüsse von London gar nicht mehr anders vorstellen. Es macht einfach Spaß, direkt an der Gedankenquelle „Peter“ zu sitzen und wie ein Stalker alles mitzubekommen. Einer der Gründe, warum ich diese Figur sehr ins Herz geschlossen habe und weswegen ich bei fast allem mitfiebere, was er erlebt. Und das ist im ersten Band nicht gerade wenig! Was ich sehr schön finde, dass Peter wirklich alles hinterfragt und so zum Beispiel seine eigenen Experimente anfängt, um den Zauberformeln auf den Grund zu kommen. Immerhin könnte er so rausbekommen, warum Magie Elektronik zerstört. Neben unserem Bobby finde ich Nightingale höchstinteressant. Seine ruhige und eher untypische Art für unser modernes Zeitalter, stehen im starken Kontrast zu seinem Lehrling. Daher geben beide auch ein amüsantes Gespann ab, dem ich stundenlang zuhören kann. Der Hund Toby, der schon recht schnell ebenso ins Folly einzieht und damit zum Maskottchen ernannt wird, erbettelte sich auch sehr schnell einen Platz in meinem Leserherz. Hin und wieder war ich beim ersten Konsumieren überfordert mit all den Personen. Womit ich beim Lesen am meisten Spaß habe, ist der wunderbare Humor, der bei mir voll ins Schwarze trifft. Daher verzeihe ich es der Geschichte auch etwas, dass ich bei der Auflösung des Mordfalles nicht gleich alles verstanden habe.

Zweite Meinung:

Die Flüsse von London ist ein Roman, bei dem ich mich freue, ihn und auch die anderen Teile irgendwann noch einmal zu lesen. Es macht unheimlich viel Spaß, gemeinsam mit Freunden einem neuen Band entgegen zu fiebern und ihn dann zur selben Zeit zu lesen. Der Schreibstil von Ben Aaronovitch ist flüssig und sehr detailliert, man kann sich dadurch alles, was beschrieben wird, sehr gut vorstellen. Am Anfang hatte ich ein bisschen Schwierigkeiten zu folgen, aber alles, was zunächst unklar ist, wird je weiter die Handlung geht, immer deutlicher. Eine richtig spannende Geschichte, bei der man aufpassen und mitdenken muss. Mysteriöse Momente gibt es einige, aber auch viele Stellen, an denen man lachen kann und der britische Humor des Autors durchkommt. Die Geschichte ist einfach abwechslungsreich. Peter Grant finde ich unheimlich sympathisch, wie er an die Geschehnisse angeht und dass er eben auch Probleme hat und nicht perfekt ist. Viele interessante Charaktere spielen wichtige Rollen, gerade natürlich Nightingale, Toby oder Vater und Mutter Themse. Bei ihnen freut man sich, wenn sie wieder zusammenarbeiten und gerade Nightingale und Peter sind ein super Team und es macht einfach Spaß, sie zu begleiten. Ganz besonders gefällt mir das Cover des Buches, durch das ich auch aufmerksam darauf geworden bin und das sich in den folgenden Bänden widerspiegelt.

Dritte Meinung:

Die Flüsse von London verbindet gekonnt mystische und magische Elemente mit moderner Polizeiarbeit. Es macht einfach Spaß, Peter dabei zuzusehen, wie er mehr und mehr über die magische Welt lernt. Und er hat sehr viel zu lernen. Seine Gedanken und Kommentare sind genauso erfrischend wie die Dialoge mit seinem Mentor Nightingale. Es wird richtig deutlich, dass die beiden nicht nur aus verschiedenen Zeiten kommen sondern geradezu aus verschiedenen Welten. Peter bringt auf jeden Fall frischen Wind in die bis dahin recht ausgestorbene Abteilung. Aber auch mit den Ortsbeschreibungen punktet Die Flüsse von London. Die verschiedenen Gegenden Londons werden detailliert beschrieben, sodass sie lebendig sind. Peter ermittelt nicht in irgendeiner x-beliebigen Stadt, er ermittelt in London. In detaillierten Beschreibungen und Anekdoten rund um die Handlungsorte wird das immer wieder deutlich. All diese Elemente verbinden sich zu einer spannenden, toll erzählten Geschichte, die ich kaum aus der Hand legen konnte.

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Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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Prinzessin Blaubeere
Redakteur
16. Mai 2018 9:05

Richtig toller Artikel, Aki! Fängt auf den Punkt genau alles ein, was diese Reihe ausmacht. Meine Liebe für Peter, bzw. eher für Nightingale *_*, hat bei mir so bis zum dritten Band gebraucht und kam auch erst so richtig auf, als ich die ersten drei Bände nochmal am Stück gelesen habe. Die Fälle sind ja durchaus recht verworren und ich hatte bis zum Erscheinen des vierten schon ziemlich viel wieder vergessen. Aber als ich dann vier Bücher auf einmal gelesen habe, war das Feuer entfacht und ich kann jetzt gar nicht mehr nachvollziehen, dass ich sie anfangs nur ganz nett fand. :O
Ich freue mich jetzt schon unglaublich auf den kommenden Band. Wie immer fast zeitgleich mit meinem Geburtstag. Büchergutschein ist schon gewünscht. 😀
Vor allem, weil ich gelesen habe, dass es wieder in den Untergrund geht, hoffe ich sehr, dass man Kumar wiedersieht. Den fand ich so mega sympathisch. Deswegen lese ich Band 3 auch so gerne immer wieder. 😀

Ayres
Redakteur
17. Mai 2018 16:56

Ich bin ja echt kein Buchleser (bzw. absoluter Seltenheitsleser), aber der Artikel hat mich jetzt doch so neugierig gestimmt, dass ich mir den ersten Band bestellt habe.