Solo: A Star Wars Story
Filme sind schon unter besseren Vorzeichen gestartet: Während Star Wars-Fans nicht nur die Neuausrichtung ihres Franchises unter Disney wie auch den letzten Auftritt von Harrison Ford als ikonischen Weltraumschmuggler Han Solo verdauen mussten, verdichteten sich mehr und mehr die Gerüchte über ein Prequel Spin-Off über den Manchmalbesitzer des Millennium Falcon. Ein eher kritisch beäugtes Vorhaben. Mit Alden Ehrenreich als jungen Han sowie Phil Lord und Christopher Miller auf den Regiestühlen (beide 21 Jump Street, 2012) begannen im Januar 2017 die Dreharbeiten zu Solo: A Star Wars Story. Ein halbes Jahr später endeten diese jedoch vorerst mit der Kündigung von Lord und Miller sowie einer offenen Schlammschlacht zwischen den beiden Kreativen und Lucasfilm-Präsidentin Kathleen Kennedy. Mit Ron Howard (A Beautiful Mind) als neuen Regisseur, ausführlichen Reshoots und einer Charmeoffensive in den sozialen Medien hat es der fertige Film im Mai 2018 endlich in die Kinos geschafft; immer noch kritisch beäugt.
In den tiefsten Slums des Planeten Corellia, der Schiffswerft des Imperiums, nutzt die Bandenkönigin Lady Proxima verarmte und verwaiste Kinder aus, um sich mit ihnen durch allerlei Kleinganoverei zu bereichern – unter ihnen auch der junge Han. Als dieser bei einem Deal die Gelegenheit sieht seine Arbeitgeberin zu erleichtern und genug Credits zu erlangen, um sich und Qi’ra, seine Geliebte in der Bande, die Überfahrt auf einen anderen Planeten zu sichern, nutzt er diese kurzerhand. Nach wilder Verfolgungsjagd muss Han gegen alle Widerstände Qi’ra allerdings zurücklassen, doch gibt er sich damit nicht zufrieden. Der Plan über eine Einschreibung an der Pilotenakademie des Imperiums an ein Schiff zu kommen und so nach Corellia zurückzukehren und Qi’ra wiederzufinden, scheitert an Han Solos unglücklicher Neigung eine eigene Meinung zu haben und sie auch zu äußern. An die schlammige Front imperialer Expansion versetzt, endet auch Han Solos Versuch, sich in den Kriegswirren der Verbrecherbande um Tobias Beckett anzuschließen, die ein Schiff aus imperialen Besitz befreien wollen, mit Han im Kerker. Diesem kann er aber, mit dem Wookiee Chewbacca zusammenarbeitend, entkommen und sieht mit Beckett die nächste Gelegenheit um genug Geld für ein eigenes Schiff zu erlangen. Mit Chewie an seiner Seite ist Han plötzlich sehr viel interessanter für Beckett und seine Crew und so beginnt für Han eine Kette an Ereignissen, die ihn nicht nur mit Lando Calrissian und dem Millenium Falcon sondern auch unerwartet wieder mit Qi’ra zusammenbringt. Die Erfolgschancen das alles unbeschadet zu überstehen? Gering, aber Han hat bei der Sache ein ganz gutes Gefühl.
Braucht man diesen Film? Wirklich?
Originaltitel | Solo: A Star Wars Story |
Jahr | 2018 |
Land | USA |
Genre | Science-Fiction, Abenteuer, Action |
Regisseur | Ron Howard |
Cast | Han Solo: Alden Ehrenreich Chewbacca: Joonas Suotamo Qi’ra: Emilia Clarke Beckett: Woody Harrelson Lando Calrissian: Donald Glover Val: Thandie Newton L3-37: Phoebe Waller-Bridge Dryden Vos: Paul Bettany |
Laufzeit | 135 Minuten |
FSK |
Schon Lucasfilms Vorhaben mit Star Wars: Rogue One die direkte Vorgeschichte zu Krieg der Sterne und dem Angriff auf den ersten Todesstern zu erzählen, stieß eher auf Skepsis. Da bei Prequels der Ausgang der Geschehnisse schon größtenteils bekannt ist, halten sie bei weitem nicht so viel Spannung bereit wie eine Fortsetzung, also sollten sie besser eine Wissenslücke der Zuschauer behandeln, die wirklich interessant ist. Während Anakin Skywalkers Aufstieg und Fall vom Jedi-Ritter zum Sith-Lord dies in den Episoden I bis III noch erfüllt, schien der Diebstahl der Baupläne des Todessterns vergleichsweise banal. Trotzdem konnte Rogue One letztlich Kritiker und viele Fans überzeugen. Und Solo? Es gibt schon einiges zu erzählen: Wie traf Han Chewie? Können Wookiees anderen Leuten wirklich die Arme ausreißen? Wie gewann Han den Millenium Falcon in einem Sabacc-Spiel von Lando? Und was ist die Geschichte hinter Solos legendärem Kessel-Run in weniger als 12 Parsecs? Ob all diese Fragen wirklich eine Beantwortung benötigen kommt wahrscheinlich auf die Perspektive an. Während für die Einen eine mysteriöse Vergangenheit aus Andeutungen erst den Reiz einer Figur wie Han Solo ausmacht, ist für andere Science-Fiction-Fans die Geschichte hinter dem Kessel-Run mindestens genauso erzählenswert wie Star Trek (2009) und die Geschichte um Captain Kirks Bestehen des Kobayashi Maru-Tests.
Wie ist denn nun eigentlich der tatsächliche Film?
Fernab des mythischen Kampfes zwischen der Hellen und der Dunklen Seite der Macht rund um die Generationen der Skywalker-Familie, beschäftigt sich der erste Spin-Off Film Rogue One mit seiner Konzentration auf Rebellion und Imperium verstärkt mit der weltlichen Konfliktseite des Star Wars-Universums. Solo nimmt sich eine vielleicht noch interessantere Seite vor: Die Gesetzlosen, die verbrecherische Unterwelt, in der sich Schmuggler Han Solo bis zu seinem Zusammentreffen mit Obi Wan und Luke bewegt und die ihn danach wieder einholt. Es ist eine Welt des hohen Risikos, von Verbrecher-Syndikaten und Kopfgeldjägern. Solo bietet dementsprechend alles was dazu gehört, beginnend mit planetaren und interstellaren Verfolgungsjagden, kunstvollen Blastergefechten, Glücksspielen in dubiosen Bars, Diebstählen und der wohl höchsten Kunst des Räuberdaseins: einem Zugüberfall. Mindestens genauso wichtig sind die Persönlichkeiten in so einer Welt: Der bis zur Arroganz von sich überzeugte Han Solo in seinem stichelnd kumpelhaften Austausch mit Chewie, der erfahrene und vor Weisheiten strotzende Mentor Beckett, der pragmatische Verbrecher-Kingpin Dryden Vos, die Überlebenskünstlerin Qi’ra, Kämpfer(in) für die Droiden-Emanzipation L3-37 oder der vor Swag triefende Lando Calrissian. Alle diese Elemente schaffen eine lebendige und interessante Welt und eine unterhaltsame Verbindung von Star Wars und Heist-Movie.
Ich mag Star Wars, mochte es schon als Kind, aber die Einstellung vieler Science-Fiction-Fans alles Vergangene mit religiöser Inbrunst auf ein unantastbares Podest zu erhöhen und allem Neuen erstmal mit grundsätzlicher Abneigung zu begegnen, war schon im Vorfeld zu Star Trek: Discovery befremdlich. Der apokalyptische Abgesang, den Solo: A Star Wars Story hervorgerufen hat, war dann endgültig absurd. Zugegeben: Als ich die Idee für den Film das erst Mal gehört habe, war ich auch eher kritisch, der ganze Produktionsprozess hat teilweise Kopfschütteln hervorgerufen, aber die ersten Teaser und Trailer haben bei mir sehr schnell grenzenlose Vorfreude geweckt. Der Unterwelt-Teil gehört von Anfang an zu Star Wars und war schon immer etwas, von dem ich gerne mehr sehen wollte. Ich liebe Science-Fiction wie Firefly, Cowboy Bebop oder Guardians of the Galaxy, die sich mit Gaunern und Dieben auseinandersetzt. Um dementsprechend im Star Wars-Franchise etwas Eigenständiges auf die Beine zu stellen, benötigt es halt einen prominenten Namen und abgesehen vom ewig geplanten und nie verwirklichten Boba Fett-Film ist Han Solo halt der prominenteste. Ein temporeicher Verbrecher- und Abenteuerfilm mit viel Witz, spektakulären Szenen, tollen Twists und reichlich Action, der das Star Wars-Universum auch mal weg von der Galaxie-bewegenden Epik und hin zum Überlebenskampf einiger schillernder Charaktere am Rand führt.
Schicker Text und ich kann die Meinung so durchaus teilen. Wobei ich sagen muss, dass ich hier ausnahmsweise sogar froh bin, dass ich nur die deutsche Synchro zur Auswahl hatte, denn die Synchronstimme, die man Han hier verpasst, hat mich direkt in meine Kindheit versetzt. Das ist gelungener als das Casting an sich.
Ich war sehr skeptisch, was den Film angeht. Weniger aus diesem heiligen-Kuh-Motiv, sondern weil Han Solo für meine Verhältnisse in den Köpfen von Fans oft viel zu smart und tough rüberkommt. Ich hatte Angst, er würde hier wirklich zum tollen Weiberhelden verkommen und man könnte außer Acht lassen, dass sein Mundwerk ein Eigenleben führt und er sich die meisten Schwierigkeiten dann doch selbst bereitet. Aber sie haben die Figur hier wunderbar getroffen. Und meine nicht besonders hohe Erwartungshaltung hat mich den Film dann immens genießen lassen. Hach, allein der Falke…
Schauspieler gefielen mir, die eingebauten Referenzen zu schon bekannten Dingen, die für Han in der Zukunft liegen, sind gelungen, weil sie natürlich wirken und ich bin echt zufrieden mit dem Heist Aspekt. Der angesprochene andere Blickwinkel. Erfrischender als gedacht. Und da ich zum Glück Star Wars Rebels geschaut habe, kann mich da auch ein Auftritt gegen Ende nicht unangenehm überraschen.
Ich finde es bedenklich, wie viele Probleme die Produktion hatte. Bei Rogue One würde mich bis heute die ursprüngliche Version sehr interessieren mit den Szenen, die im Trailer blieben. Bei Solo scheint das mit den Nachdrehs aber gut gefruchtet zu haben und es ist kein direkt auffallendes Ärgernis im fertigen Produkt (nicht wie bei Suicide Squad oder Fant4stic). Ron Howard war eine solide Wahl, der hat noch Erinnerungen dran, wie Star Wars auszusehen hat.