The Girl on the Train
Mit einem Bestseller im Rücken tut sich jeder Film leichter an den Kinokassen. So auch The Girl on the Train, welches auf dem gleichnamigen Bestseller von Paula Hawkins aus 2015 basiert. Eingebettet in einen Amnesie-Krimi wird die Geschichte dreier Frauen erzählt, die zwar alle sehr unterschiedlich sind, die aber etwas gemeinsam haben: einen Mann. Der in nur drei Monaten abgefilmte Thriller bietet weder besondere Schauwerte, noch glänzt er mit Action. Viel mehr handelt es sich hierbei um einen emotionalen Thriller, der von seinen Darstellern und der geheimnisvollen Atmosphäre getragen wird.
Täglich fährt Rachel (Emily Blunt, The Edge of Tomorrow) mit dem Zug zur Arbeit und wieder zurück. Doch das ist nur ein Vorwand, denn ihren Job hat sie verloren und so immerhin eine Gewohnheit beibehalten, die sich zum netten Zeitvertreib entwickelt. Zudem kann sie während der Zugfahrt in Ruhe ihrer Alkoholsucht nachgehen. Während der Pendelzug durch die Landschaft rauscht, wirft die aufmerksame Rachel jeden Tag einen Blick auf das Haus ihres Ex-Mannes Tom (Justin Theroux). Sie weiß, dass dieser inzwischen eine andere Frau namens Anna (Rebecca Ferguson, Schneemann) mitsamt Kind bei sich wohnen hat. Außerdem entgeht Rachel nicht, dass ein anderes Pärchen in der Straße wohnt, bei dem sie im Vorbeifahren seltsame Dinge wahrnimmt. Eines Morgens erwacht Rachel nicht nur mit einem bösen Kater, sondern mit vielen blauen Flecken. Ihr Gedächtnis ist getrübt und es fehlt die Erinnerung an das Geschehene. Zudem ist eine der beiden Frauen, deren Leben sie bisher aus der Ferne täglich verfolgte, spurlos verschwunden…
Das Spiel mit den Fährten
Originaltitel | The Girl on the Train |
Jahr | 2016 |
Land | USA |
Genre | Psycho-Thriller |
Regisseur | Tate Taylor |
Cast | Rachel Watson: Emily Blunt Anna Watson: Rebecca Ferguson Megan Hipwell: Haley Bennett Tom Watson: Justin Theroux Scott Hipwell: Luke Evans Sergeant Riley: Allison Janney Dr. Kamal Abdic: Édgar Ramírez |
Laufzeit | 112 Minuten |
FSK |
The Girl on the Train ist daraus ausgerichtet, den Zuschauern analysieren zu lassen, welche Figur welchen Schritt als nächstes unternehmen wird. Funktionieren will das allerdings nur mit der von Emily Blunt verkörperten Rachel, während die anderen beiden Frauen nur wenig Eigenständigkeit besitzen bzw. sehr aus Rachels Wahrnehmung heraus beschrieben werden. Damit man als Zuschauer nicht müde wird, werden gleich mehrere Zeitebenen und -sprünge genutzt, um die Handlung etappenweise aufzudecken. Dazu gesellen sich eine Handvoll falsche Fährten, die den Zuschauer möglichst von dem ablenken sollen, was wirklich vorgefallen ist. Das funktioniert zwar in der Praxis gut, doch ganz so überraschend erfolgt der Twist im letzten Drittel nicht. Geübte Thrillerzuschauer wissen bereits, welche Figur wie einzustufen ist und natürlich sind vor allem verdächtige Charaktere eigentlich gar nicht so schlimm wie sie auf den ersten Blick erscheinen mögen.
Charaktergeflecht der Marke „Bitte genau aufpassen“
Rachel mag durch ihr Alkoholproblem recht eindimensional ausgerichtet sein, macht es dem Zuschauer allerdings leicht, Sympathien oder gar Mitleid für sie aufzuwenden. Weniger gelingt das Anna und Megan (Haley Bennet, Kaboom). Während Megan um sich herum immer das Motiv des (Weg-)Laufens trägt, orientiert sich Annas Handlung einzig an einer anderen Figur,
Fazit
Lässt man sich auf den überkonstruierten Thriller ein, verblüfft The Girl on the Train mit seinen sorgfäligen Beobachtungen und Beziehungsnetzen. Neben Emily Blunt überzeugt vor allem Haley Bennet mit ihrer zerbrechlich-kalkulierenden Präsenz. Zuschauer, die weniger Wohlwollen besitzen, sich in die ungewöhnliche Geschichte einzufinden, werden sich bis zum Finale hin eher langweilen, da sich der Plot in gemütlicher Geschwindigkeit entblättert.