Butterfly Effect
Der Schmetterlingseffekt (Butterfly Effect) ist ein Begriff aus der Chaostheorie und beschreibt, wie ein Flügelschlag eines Schmetterlings im Amazonas einen Orkan in Europa verursachen kann. Er beschreibt sinnbildlich die Veränderung eines Ergebnisses und deren Konsequenzen. Jungen Zuschauern viel bekannter als die Chaostheorie ist der gleichnamige Film aus 2004: Butterfly Effect mit Ashton Kutcher (Im Dutzend billiger) sorgte seinerzeit für Furore. Nicht nur, dass die Regie-Debütanten Eric Bress und J. Mackye Gruber ein heikles Thema – Kindesmissbrauch – anpackten, auch ihre Zeitsprung-Geschichte begeistert heute wie damals. Mit einem Budget von gerade einmal 13 Mio. US-Dollar produziert, spielte der Titel mehr als das Vierfache wieder ein.
Evans (Ashton Kutcher) Kindheit hat einige dunkle Schatten. Er litt unter Blackouts, die dafür sorgten, dass ihm immer wieder Bruchteile seiner Erinnerung fehlten. Zur Sorge seiner Mutter Andrea (Melora Walters, Boogie Nights) und seiner Lehrerin zeichnete er Bilder von Massakern und schien eine morbide Fantasie zu entwickeln. Als Erwachsener fehlt ihm vor allem ein entscheidender Erinnerungsfetzen, als er nicht nur Täter, sondern Zeuge am Mord einer jungen Mutter und deren Babys wurde. Selbst nach Jahren wird er noch immer von seinen traumatischen Erinnerungen heimgesucht. Eines Tages stellt er fest, dass er mittels Besinnung auf seine Tagebuchnotizen zurück in die Vergangenheit springen kann. Er kann an willkürlichen Punkten seines Lebens ansetzen und diese zu einer besseren Wendung antreiben. Doch jede Veränderung löst ein neues Ereignis aus…
Kleine Veränderungen, große Konsequenzen
Originaltitel | Butterfly Effect |
Jahr | 2004 |
Land | USA |
Genre | Thriller, Drama |
Regisseur | Eric Bress, J. Mackye Gruber |
Cast | Evan Treborn: Ashton Kutcher Andrea Treborn: Melora Walters Kayleigh Miller: Amy Smart George Miller: Eric Stoltz Tommy Miller: William Lee Scott Lenny Kagan: Elden Henson Thumper: Ethan Suplee |
Laufzeit | 109 Minuten |
FSK |
Wer hat noch nie darüber nachgedacht, welcher Ausgang für eine kritische Situation der bessere gewesen wäre? Bress und Gruber regen den Zuschauer zu wilden Gedankenexperimenten an und lassen Evan verschiedene Stationen seines Lebens immer wieder durchlaufen. Die Erzählstruktur mit ihren Handlungssprüngen, ausgelassenen Ereignissen und Szenenfragmentierung machen Butterfly Effect nicht zum einfachsten Film. Es ist unbedingt notwendig, sich Evan und seinen Freunden anzunähern, um das gesamte Handlungskonstrukt zu verstehen und vor allem mitfühlen zu können. Dafür werden zahlreiche Nebenbaustellen eröffnet, welche in irgendeiner Form Ursache und Wirkung des Lebens von Kayleigh (Amy Smart, Crank) und ihrem Bruder Tommy Miller (William Lee Scott, Pearl Harbour) sowie Lenny Kagan (Elden Henson, Marvel’s Daredevil). Diese sind zumeist sehr drastisch dargestellt, verfehlen selten aber ihre Schockwirkung.
Tabuthema
Um jene Dramatik zu erzielen, ist es wichtig, die Figuren so um Evan herum aufzubauen, dass sie innerhalb des Plots funktionieren. Dadurch wirken die drei Freunde stereotyp und gelegentlich einfältig. Gleicherweise zeichnen sich aber je nach Einfluss auf die Vergangenheit ganz andere Charakterzüge ab. Darin verwickelt ist auch ein besonders schwieriger Stoff: Kindesmissbrauch. Anders als Mysterious Skin macht sich Butterfly Effect dieses Tabuthema nicht zum inhaltlichen Schwerpunkt, behandelt es jedoch mit dem nötigen Fingerspitzengefühl. Schließlich wird hier dargelegt, welche Konsequenzen ein Missbrauch auf das Leben eines Kindes haben kann. Ohne die nötige Empathie hätte diese Storyline schnell nach hinten losgehen können, doch Butterfly Effect ist mit Bedacht erzählt. Darin liegt auch die Krux für manchen Zuschauer: Die Handlung wird weitgehend spannungsarm wiedergegeben und jeglicher Nervenkitzel baut darauf auf, ob Evan sich selbst im jeweils letzten Moment einer ausweglosen Situation in den Zeitsprung versetzen kann.
Das alternative Ende
Das Regie-Duo favorisierte ursprünglich ein anderes Ende, welches als Director’s Cut erschien. Dieses nimmt eine geradezu tragische Wendung.
Schauspielerische Herausforderungen
Mit Ashton Kutcher und Amy Smart tragen zwei Jungdarsteller der 2000er die schwere Handlung auf ihrem Rücken. Während es Kutcher schnell gelingt, die Sympathien auf seiner Seite zu haben, muss Smart vor allem mit vielfältigen Facetten glänzen. Denn sie ist es, die sich schauspielerisch wie optisch an die Resultate des Schmetterlingseffekts anpasst. Das kann mitunter erschreckend ausfallen, geht vor allem aber auf das Konto der Maske. Beide Darsteller mimen glaubwürdige Sandkastenfreunde, auf deren Schultern Unglaubliches lastet. Nicht minder beeindruckend ist die Präsenz von Eric Stoltz (Pulp Fiction), der als George Miller Autorität und Unberechenbarkeit in sich trägt.
Butterfly Effect ist ein Projekt, das es versteht, schwere Stoffe unterhaltsam zu verpacken und den Zuschauer dabei in höchstem Maße zu involvieren. Die Zeitsprung-Thematik ist ebenso Geschmackssache wie die Reise durch eine schwere Kindheit voller Probleme, die man entweder schnell hinter sich lassen oder besser nie selbst erleben möchte. Dafür schlägt Butterfly Effect gekonnt einen Bogen und zeigt, welch intelligente Wendungen die Materie parat hat. Auch Jahre nach seiner Veröffentlichung ist der Film zeitlos.
© Warner
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Ein wirklich toller Film, den ich gern schaue. Die kleinen Entscheidungen im Leben haben meist eben keine fatalistischen Ausgänge, aber man kann es auch alles überspitzt sehen, um ein interessantes Drama zu schaffen. Wie diese Momente, wenn man an einer Unfallstelle vorbeifährt und dran denkt, wenn man die Schlüssel nicht hätte drei Minuten suchen müssen, wäre man mit drin gewesen.
Es gibt aber einen Moment, den ich diesem Film nicht verzeihen kann. Weil sie die innere aufgebaute Logik einfach für einen Showeffekt ins Absurde führen.
Das alternative Ende hat was, aber es scheint teils auch vor allem ein wenig schocken zu wollen. Und lässt dann – wie leider der Rest des Films – die Problematik außen vor, dass der Umgang mit Traumata und schlechten Erlebnissen zum Leben dazu gehört. Auch das gesetzte Ende ist ein bisschen zu rosa.