Doctor Who (Folge 11×02)

Der Doctor sucht ihre TARDIS und stolpert natürlich mitten auf die Zielgerade eines intergalaktischen Rennens. Es wäre nicht Doctor Who, wenn neue Probleme nicht auf die alten gestapelt werden würden. Und was ist eigentlich mit den drei Menschen, die so unfreiwillig in der Leere des Raumes schweben?

Der Doctor staunt nicht schlecht, dass ihr selbstgebastelter Teleport, der sie zu ihrem verschollenen Schiff bringen sollte, sie mitten im Weltall absetzt. Ohne Atmosphäre und so. Noch schlimmer ist, dass sie einen Blick auf Ryan, Graham und Yaz erhascht, die auch erfasst wurden. Und grade als die vier drohen im Vakuum zu sterben, peitschen zwei Raumschiffe an ihnen vorbei und sammeln sie auf. Glück gehabt. Epzo und Angstrom sind die zwei letzten verbliebenen Teilnehmer von ursprünglich 4000, die einem sagenhaften Geldpreis bei einer Schnitzeljagd nachjagen. Die letzte Station ist ein Planet, der aus seiner eigenen Umlaufbahn geworfen wurde und dafür bekannt ist, seinen Besuchern nur noch Tod und Verderben zu bringen. Der Spielleiter verspricht, dass ein Marsch durch die Wüste die letzte Etappe ist.

The Ghost Monument

Der Doctor hat hier alle Hände voll zu tun. Zum einen verspricht sie, die drei Menschen wieder sicher zur Erde zu bringen. Zum anderen gilt ihre Hauptsorge dem Verbleib ihrer TARDIS. Aber der Planet namens Desolation (zu Deutsch: Verwüstung) ist ein Rätsel für sich und der Doctor kann einem Rätsel nicht den Rücken kehren. Vor allem, wenn hier vermutlich eine ganze Zivilisation untergegangen ist und jemand Hilfe gebrauchen könnte. Dazu kommen die zwei Dauerstreithähne, von denen nur einer das Geld einstreichen kann. Das Ziel, das sie zu Fuß erreichen sollen ist das sogenannte Ghost Monument und hier wird der Doctor hellhörig und möchte wissen, wie das denn aussieht. Und endlich, da ist sie, die TARDIS. Doctor und Zuschauer können gemeinsam aufatmen, die blaue Police Box ist ganz in der Nähe.

Die Charakterzeichnung kommt langsam in Gang

Da die Regeneration abgeschlossen ist, kriegen wir nun mehr vom Doctor als Person zu sehen. Nicht mehr ganz so sprunghaft, aber doch mit viel Energie ausgestattet, die zunächst am ehesten mit der Darstellung von Matt Smith verglichen werden kann. Wenn auch etwas zurückhaltender. Dafür wird einmal mehr deutlich gemacht, dass der Doctor nichts von Schusswaffen hält, was in diesem Fall Ryan zu spüren bekommt, der zu gern ein paar Roboter mit ihren eigenen Waffen umpusten würde. Überhaupt zeigt Ryan von den drei Companions das meiste Profil. Seine Probleme Leitern zu besteigen sind nicht vergessen und es zeigt sich deutlich, dass seine Beziehung zu Graham auf wackligen Füßen gebaut ist. Die beiden müssen noch über den Tod von Ryans Großmutter und Grahams Ehefrau Grace hinwegkommen und beschuldigen sich, zu viel bzw. zu wenig Gefühle zu zeigen. Graham kann als typischer älterer Herr glänzen, der gerne meckert. Und Yaz ist die tapfere Begleitung, die sich ein wenig mit Angstrom auseinandersetzt und deshalb ein wenig über ihre – bisher ungesehene – Familie redet. Zumindest wissen wir nun, dass sie eine Schwester hat.

Ein bewegendes Wiedersehen

Es wird deutlich, dass Showrunner Chris Chibnall, der diese Folge geschrieben hat, mehr auf Charaktermomente setzt und wie versprochen nicht staffelübergreifenden Stories ins Haus fällt. Dabei ist es schwierig, den Doctor neu einzufangen und gleichzeitig drei weitere Figuren einzuführen. Da bleibt zwischendrin immer jemand auf der Strecke und das Publikum sollte etwas mehr Geduld aufbringen, bis sich mehr detaillierte Facetten zeigen. Die wichtigste Beziehung in „The Ghost Monument“ ist am Ende sowieso die zwischen dem Doctor und der TARDIS. Zum Glück taucht sie am Ende auf und hier wird ein bisschen auf die Tränendrüse gedrückt. Es ist wie das lange Wiedersehen eines Ehepaares, das durch eine Katastrophe getrennt wurde und fast die Hoffnung aufgab, sich wiederzusehen. Eine malerische Kulisse wurde dafür beim Dreh in Südafrika gefunden und der Score von Segun Akinola tut sein übriges, um die Magie des Moments zu unterstreichen. Das typische kindliche Staunen setzt mal wieder beim Betreten der TARDIS ein, die innen größer ist als außen. Jetzt präsentiert sie sich in einem von Kristallen geprägten Look. Ein bisschen dunkel vielleicht. Das Innenleben passt aber zum neuen Intro, das ebenfalls abstrakter ausfällt als die letzten Inkarnationen. Die 30 Sekunden lassen an die hypnotische Wirkung einer Lavalampe denken. Bemerkenswert ist das Zusammenspiel von Audio und Video, das nach dem bekannten Rhythmus, mit einem Beatdrop eine ungeheure Implosion suggeriert.

Zum Inhalt der Folge an sich gibt es wenig zu sagen. Desolation hält ein paar Todesfallen bereit und gut ist. Es ist eine einfache Story, die funktioniert und die dazu dient, ein paar Infos aus den Leuten zu quetschen. Das gefällt mir für den Anfang und ich kann damit leben, nicht sofort mit komplexen Abenteuern bespaßt zu werden, wenn ich noch keine Bindung zu Yaz, Ryan und Graham habe. Wichtig für mich ist, dass die Stenza erwähnt werden und der Plot aus „The Woman who fell to Earth“ damit noch einen losen Faden hat, der verfolgt werden kann. Besonders da Graham die Erwähnung sofort mit Grace‘ Tod in Verbindung brachte. Wenn da mal nicht tiefere Rachegelüste brodeln. Jodie Whittaker hat einige tolle Momente abgestaubt, schön zu sehen, dass der Doctor noch Venusian Aikido beherrscht. Ich hoffe zudem, dass sie ihre Manteltaschen mit allerlei Krimskrams füllen wird. Ich fand es etwas hart, wie schnell sie bereit scheint aufzugeben, weil die TARDIS nicht sofort auftaucht, aber es sollte wohl zeigen, dass die anderen drei trotz allem hinter ihr stehen. Und dieser Moment, wenn die TARDIS die Tür öffnet, weil der Doctor ihren Schlüssel verloren hat – da sprudelt mein Fanherz über.

© BBC

Misato

Misato hortet in ihrer Behausung fiktive Welten wie ein Drache seinen Goldschatz. Bücher, Filme, Serien, Videospiele, Comics - die Statik des Hauses erlaubt noch ein bisschen, der Platz in den Regalen weniger. Am liebsten taucht sie in bunte Superheldenwelten ein, in denen der Tod nicht immer endgültig ist und es noch gute Menschen gibt. Íhr eigenes Helfersyndrom lebt sie als Overwatch Support Main aus und adoptiert fleißig Funko Pops.

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