Doctor Who (Folge 11×08)

Bei Doctor Who ist diese Woche der Teufel los. Zumindest wenn man der dörflichen Hysterie in einem mittelalterlichen Dorf in England glauben darf. Da werden Frauen der Hexerei bezichtigt, was die Bevölkerung langsam dezimiert. Der Doctor wurde früher schon als mal Mann verdächtigt ein böser Magier zu sein, aber jetzt als Frau ist es doch etwas schwerer sich Gehör zu verschaffen und den Nonsens zu beenden. Wie hilfreich kann es da sein, wenn der König, der die Hexenjagd doch grade als neues Hobby entdeckt hat, selbst die Bühne betritt?

Der Doctor will sich mit Graham, Ryan und Yaz die Krönung von Elizabeth I. ansehen. Aber die TARDIS ist mal wieder anderer Meinung und setzt sie in der Zeitlinie ein wenig später in der Grafschaft Lancashire aus. Hier versammeln sich ein paar Leute zu einer scheinbar spaßigen Feier. Immerhin kann der Doctor nach einem Apfel tauchen. Eine gute Übung, denn die Hauptattraktion hat auch mit Wasser zu tun. Eine Hexenprobe steht an. Es stellt sich heraus, dass dies bereits die 36. Frau ist, die verdächtigt wird mit Satan im Bunde zu sein und dafür nun sterben muss. Sie wird in den Fluss getaucht und wenn sie ertrinkt, ist sie ein Mensch, wenn sie noch lebt, ganz klar eine Hexe, die auf den Scheiterhaufen gehört. Jede Warnung sich nicht zu sehr einzumischen wird also in den Wind geschlagen, denn Menschen müssen gerettet werden.

The Witchfinders

Als die Gang erfährt, dass sie mitten in eine Hexenverfolgung gestolpert sind, erklärt Graham beiläufig, dass er einiges zum Thema weiß, aber noch nie von diesem Dörfchen namens Bilehurst Cragg gehört habe. Durch die hohe Anzahl an Opfern ist das erstaunlich. Und damit gleichzeitig eine Art Erlaubnis die Nase tief in diese Angelegenheit zu stecken, obwohl es erneut eine historische Episode ist. Aber anders als in „Rosa“ oder „Demons of the Punjab“ gibt es keine Aufzeichnungen und damit keine Angst vor unangenehmen Konsequenzen für den Verlauf der (eigenen) Vergangenheit. Es ist dennoch befremdlich, dass der Doctor erneut darauf verzichtet angemessene Kleidung anzuziehen. Und niemand spricht Ryan auf seine moderne Jacke an oder kriegt einen Anfall, dass der Doctor und Yaz Hosen tragen. In einer so misstrauischen Umgebung fällt das doch ins Gewicht.

Lustiges Drama oder dramatische Komödie?

Doctor Who ist sehr gut darin, eine Vielzahl an Emotionen in einer einzelnen Folge hervorzurufen. Eine leichtherzige Geschichte kippt und endet mit Druck auf die Tränendrüse. Oder ein grusliges Element erklärt sich auf nahezu banale Weise. Humor hilft zudem meistens jede Situation ein wenig aufzulockern. Bei „The Witchfinders“ fällt es aber schwer, den Grundton genau zu bestimmen. Das Miterleben der Hexenprobe ist ein Schock für die Gruppe und es fliegen einige sehr ernste Anschuldigungen durch die Gegend. Das wird zunächst dadurch unterstrichen, dass ein Mann mit Maske recht unheilschwanger durchs Bild streift. Er gibt sich aber als King James I. zu erkennen und in dem Augenblick, wenn er seine Maske abnimmt, kippt die Stimmung extrem. Alan Cumming darf ein wunderbar losgelöstes Porträt des Königs abgeben. Er flirtet schamlos mit Ryan, erzählt beschwingt über den Spaß der Hexenverfolgung und gibt seine Paranoia, dass überall Verräter und Attentäter lauern könnten, als etwas amüsant Schrulliges zum Besten. Dennoch hat er gegen Ende einen Dialog auf Augenhöhe mit dem Doctor. Und es wird zu einem Wechselbad der Gefühle, wie bedrohlich oder doch absurd die Gesamtsituation grade wirken soll.

Als Frau im Job hat man es schwer

Die Tatsache, dass der Doctor jetzt eine Frau ist, hat bisher keine wirklich größere Rolle gespielt. Ein paar kleine Witze und Bemerkungen gab es zum Thema. Und auf lange Sicht ist das gut so, denn der Charakter ist im Kern noch immer derselbe. Weil das Internet schon beim Casting ein Fass aufgemacht hat, ist es besser, den Doctor einfach erstmal Doctor sein zu lassen. Es wäre aber vollkommen irrational so zu tun, als würde das Geschlecht gar keine Rolle spielen. Zumal weibliche Begleiterinnen des Doctors in der Vergangenheit so einiges ertragen mussten. „The Witchfinders“ nimmt sich nun mal die Zeit, ein wenig näher darauf einzugehen. Um etwas Autorität zu gewinnen, zückt der Doctor ihr Psychic Paper. Ein scheinbar leeres Blatt Papier, auf dem das Gegenüber eine Art Ausweis erkennen wird, die die Situation für den Besitzer erleichtert. In diesem Fall kann sich der Doctor als ein Witchfinder General, quasi ein Oberinspektor, ausgeben. Das funktioniert bei der Dame, die die Hexenjagd im Dorf angezettelt hat, aber bei King James mal gar nicht. Niemals könne er sich vorstellen, dass eine Frau einen solchen Posten bekleidet, so sieht er den Zusatz Assistentin beigefügt. Für ihn ist ganz klar Graham der Anführer des Grüppchens und sein Ansprechpartner. Der Doctor ärgert sich darüber, dass sie als Mann nicht so viel Zeit damit vergeuden müsse, sich dauernd zu rechtfertigen und sich über banale Dinge zu streiten. Im Laufe der Folge erkennt King James aber, dass der Doctor über Wissen verfügt, das ihm fehlt und er gerne hätte. Zu irgendeiner weiteren Erkenntnis kommt es aber nicht.

Fiese Aliens, wer hätte das gedacht

Natürlich sind die Frauen, die bisher gestorben sind, alle unschuldig gewesen und hinter dem Treiben steckt nicht der Teufel, sondern mal wieder ein paar Außerirdische. Tatsächlich hatte die Staffel bisher noch keinen geballten Auftritt von Bösewichten. Und besonders befriedigend sind die hier gezeigten leider auch nicht. Die moralischen Aspekte hinter einer Frau, die alle unliebsamen Leute als Hexe zum Tode verurteilt, dümpeln dann auch nur noch vor sich hin. Natürlich ist Becka Savage selbst die Oberböse (klar bei dem Namen), da sie versehentlich beim Fällen eines Baumes ein uraltes außerirdischen Schloss zerstört und fiesliche Gefangene befreit hat. Sie ist also ein bisschen besessen, was sich wunderbar mit ihrer Weltsicht ergänzt.  Die Morlax sind eher von der austauschbaren Sorte, wobei das Make-Up Team wirklich gute Arbeit leistet. Im Grunde ist auch hier das Problem, dass man sich scheinbar nicht entscheiden konnte, ob das Monster im Fokus eher der Mensch oder die Aliens sein sollte. Für beides ist Platz, aber keines wird gänzlich ausgespielt.

Das klingt alles sehr negativ, aber beim Anschauen hatte ich eine Menge Spaß. Jede Szene mit Alan Cumming ist es wert erneut geschaut zu werden. Sowohl seine übertriebenen Momente, als auch besonders das Gespräch mit dem Doctor, das ein wenig an der Oberfläche kratzt. Sie mag es mal gar nicht, dass King James sie drauf anspricht sich ebenso hinter einem Titel zu verstecken wie er als König. Es sind viele tolle Szenen dabei. Auch wie Graham seinen Hut symbolisch weiter reicht, um zu zeigen, dass er die Autorität des Doctors klar anerkennt. Aber zwischen dem vielen Hin- und Hergelaufe fehlt ein Quäntchen, um alles richtig zusammen zu halten. So wie in der Vorwoche das Ende von „Kerblam!“ etwas zu substanzlos einfach als gut deklariert wurde. Wenigstens kommt die gallifreyische Physiologie dem Doctor mal wieder zu Gute, da sie ziemlich lange die Luft anhalten kann. Und die einzige Sache, die mich wirklich stört, ist am Anfang zu finden, wenn sie die Ertrunkene aus dem Wasser ziehen und nicht mal ansatzweise versuchen sie zu reanimieren. Etwas Herzmassage und Beatmung hätten vielleicht geholfen. Das ist so eine unnütze Kleinigkeit wie die vollkommen unpassende Kleidung.

©BBC

Misato

Misato hortet in ihrer Behausung fiktive Welten wie ein Drache seinen Goldschatz. Bücher, Filme, Serien, Videospiele, Comics - die Statik des Hauses erlaubt noch ein bisschen, der Platz in den Regalen weniger. Am liebsten taucht sie in bunte Superheldenwelten ein, in denen der Tod nicht immer endgültig ist und es noch gute Menschen gibt. Íhr eigenes Helfersyndrom lebt sie als Overwatch Support Main aus und adoptiert fleißig Funko Pops.

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