Poison City
Ein Künstler stellt sich nicht nur seinen Kritikern, sondern auch dem Gesetz. Wie es ist, wenn die Behörden in das kreative Schaffen eingreifen, verarbeitet Tetsuya Tsutsui in seinem zweibändigen Thriller Poison City, welcher 2017 bei Carlsen Manga erschien. Der Mangaka erlebte 2009 selbst, wie sein Manga Manhole von der japanischen Präfektur Nagasaki als “für Minderjährige schädliches Werk” eingestuft wurde.
Japan im Jahr 2019: Tokio sieht den olympischen Spielen entgegen. Um das weltweite Ansehen des Landes nicht zu gefährden, wird eine “Säuberungsfront” ins Leben gerufen, welche schädliche Literatur aus dem Weg räumen soll. Pech für den 33-jährigen Mikio: Sein Horror-Manga Dark Walker steht kurz vor dem Durchbruch und soll endlich in einem großen Magazin veröffentlicht werden. Mikio und sein Redakteur versuchen das Schlimmste zu vermeiden und entschärfen die Zombiehatz weitgehend, doch nach einer Revision stellt sich Ernüchterung ein: Selbst die entschärfte Version ist dem Verlag ein Dorn im Auge und selbst die augenscheinlich letzte Möglichkeit kollidiert mit einem neuen Zensurgesetz, nachdem der prozentuale Anteil gefährlicher Seiten berechnet werden…
Ein Zensur-Thriller am Puls der Zeit
Originaltitel | Yuugai Toshi |
Jah | 2014 |
Bände | 2 |
Genre | Dystopie |
Autor | Tetsuya Tsutsui |
Verlag | Carlsen Manga (2016) |
Wann zerstört Reglementationswut einen Wirtschaftszweig? Wo endet die kreative Umsetzung und wo beginnt die Formung massentauglicher Industrieware? Die Erfahrungen, die der Zeichner mit “Manhole” gemacht hat, kommen ihm zu Gute, wenn er den Zwiespalt beschreibt, dem sowohl Redakteur als auch Talent ausgesetzt sind. Die in Poison City dominierende Zensurpolitik ist von Willkür und fehlender Nähe zur Materie geprägt. Die Jugendschutz-Kommission betreibt ihre Inhaltsanalyse auf einer rein quantiativen Auswertung und errechnet einen Gefährdungsfaktor ohne dabei einzelne Seiten im Kontext zu betrachten – ein Schlag ins Gesicht für jeden Zeichner.
Dabei bekommt der Leser immer wieder Einblicke in das fiktive Werk Dark Walker, welches auch die Cover der zwei Bände ziert. Dieser Part trägt zwar zum Hauptgeschehen nicht viel bei, gibt aber einen gelegentlichen Einblick in das Schaffen des Künstlers. Auch der Beruf des Redakteurs wird beleuchtet. So sitzt der zuständige Redakteur Higa seinem Schützling einerseits im Nacken und versucht seinen Job zu retten, macht ihm jedoch auch zähneknirschend Eingeständnisse.
Mit Poison City schuf Tetsuya Tsutsui ein beklemmendes Zukunftsszenario, welches aus dem zähen Stoff alles herausholt. Die Einblicke in den Manga (im Manga) sorgen immer wieder dafür, dass die Aufmerksamkeit von der Handlung abdriftet. Zwar erleichtert Dark Walker das Eintauchen in die Atmosphäre, bietet auf der anderen Seite jedoch keine Besonderheiten, die einen wirklichen Mehrwert ausmachen. Insbesondere der zweite Band konnte mich nicht mehr so stark überzeugen wie sein Vorgänger. Der Ausgang der Geschichte ist Geschmackssache und hängt von der Grundhaltung des Lesers ab.
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Das klingt interessant und dann noch mit 2 Bänden abgeschlossen, prima. Werde ich mir wohl schicken lassen müsse aus D, da es hier (noch?) nicht lizenziert ist. Zufällig wollte ich alsbald Manhole anfangen 🙂
Interessant allemal! Manhole hatte ich mir vor ein paar Jahren mal ausgeliehen und fand es ziemlich gut, besonders am Ende. Dass es in Japan indiziert wurde wusste ich nicht…
Ich werde wohl noch zwei weitere Manga in die Hand nehmen, wenn ich nächstes Mal den Mangadealer meines Vertrauens aufsuche um mir Band 4 von den GitS-Stories zu holen 😉
Schön, dass dich der Artikel neugierig gemacht hat. Eine Anschaffung ist Poison City allemal wert. Man merkt beim Lesen deutlich, dass die Zielgruppe eine ältere Leserschaft ist.