Star Trek: Discovery (Folge 2×08)
1964 produzierte Gene Roddenberry mit dem Pilotfilm „The Cage“ seine erste Vision des Star Trek-Universums. Letztlich nicht ausgestrahlt, ging Raumschiff Enterprise nur unter Auflage diverser Änderungswünsche des Studios in Serie. 55 Jahre später schließt sich der Kreis etwas, wenn Discovery in Folge 2×08 „If Memory Serves“ an die Ereignisse der original Pilotfolge anschließt.
Nach einem kurzen Zusammenschnitt von Pikes und Spocks Erlebnissen auf Talos IV aus der Pilotfolge sind wir wieder im Hier und Jetzt, wo Sektion 31, nachdem sie Spock entkommen lassen mussten, nun nach ihm und Michael eine Föderationsweite Fahndung veranlassen. Auch um Captain Pike und die Discovery anderweitig beschäftigt zu halten, sollen diese die Überreste der Sonde aus der Zukunft einsammeln und analysieren. An Bord darf derweil Hugh Culber endlich die Krankenstation verlassen, fühlt sich aber immer noch fremd in seinem neuen, alten Dasein. Burnham und Spock fliegen derweil das Talos System an und bekommen gleich eine Kostprobe der Fähigkeiten der Talosianer, als sie sich dem Ereignishorizont eines schwarzen Loches gegenübersehen. Letztlich nur eine Illusion, landen die Geschwister auf Talos IV, wo sie neben einer menschlichen Frau namens Vina auch die Talosianer treffen. Diese könnten Spock tatsächlich dabei helfen, seinen zersplitterten Geist wiederherzustellen, doch die Hilfe kommt zu einem unangenehmen Preis.
Streitende Identitätskrisen
Nach seiner überraschenden Wiederauferstehung eher aus der Handlung herausgehalten, widmet sich diese Folge endlich etwas verstärkt Dr. Culber. Während Stamets immer noch überglücklich ist, dass seine große Liebe wieder bei ihm weilt, fühlt sich Hugh von der Fürsorge eher erdrückt und immer noch nicht, wie sich selbst. Wie auch, er ist immerhin gestorben. Zwar hat er die Erinnerungen von Hugh Culber, doch weiß er nicht wirklich, ob er noch dieser ist und wie dieser fühlt. Ebenso problematisch ist, dass mit Tyler (bzw. dem da irgendwo drinsteckenden Voq) sein Mörder frei durch die Gänge des Schiffs spaziert, aber immerhin ist mit ihm jemand da, an dem er berechtigterweise die Frustration über seinen Zustand rauslassen kann.
Erst morgen, dann gestern
Auf Talos IV macht Burnham neben der hiesigen singenden Flora auch die Bekanntschaft der Talosianer. Diese können mit ihren Fähigkeiten schnell Spocks Problem feststellen: Er verarbeitet Zeit nicht mehr linear, sondern flüssig und die Ursache dafür ist eine Geistesverschmelzung mit dem Roten Engel, die Spock vor kurzem auf einen abgelegenen Planeten durchgeführt hat. Die damit absorbierten Erinnerungen aus Zukunft und Vergangenheit kann er mit seinem logischen Geist nicht verarbeiten. Es reicht jedoch schon, sie zusammen mit Michael, jemanden, der Spocks Vergangenheit geteilt hat, nochmal zu durchleben, um wieder Ordnung ins Chaos zu bringen. Michael erfährt dabei, was Spock halb in den Wahnsinn getrieben hat: In der Zukunft wird alles intelligente Leben von jemanden sukzessive ausgelöscht, darunter auch die Menschheit. Als Gegenleistung für ihre Hilfe wollen die Talosianer jedoch auch, dass die Geschwister eine Erinnerung von Michael noch einmal durchleben und zwar die, wie sie aus Angst vor vulkanischen Extremisten als Kind Spock absichtlich verletzt hat, um den damals anhänglichen kleinen Bruder auf Distanz zu halten.
Meinung
Die Talosianer begründen ihr Interesse an Burnhams Erinnerung, wie sie als Kind absichtlich gemein zu Spock war, im Übrigen damit, dass sie dadurch lernen wollen, sich besser zu verteidigen. Infos über die einzigartige Antriebstechnologie, mit der man in Nullzeit von einem Ende des Universums zum anderen springen kann, scheinen mir zwar interessanter, als eine Salve vorpubertärer Beleidigungen, aber gut, hatte man zumindest einen Vorwand, diese oft genug angesprochene Lücke in die Handlung einzubauen. Insgesamt eine ganz gute Folge, besonders Spock (der natürlich niemanden umgebracht hat) und Burnham gefallen mir im Zusammenspiel gut und ihr gemeinsames Erlebnis aus der Kindheit erklärt letztlich etwas mehr, warum sich Spock als Halbmensch dann doch derart stark seiner vulkanischen Seite zugewendet hat. Auch wie Pike in seinem Gespräch mit Vina als Figur zwischen seinen Ursprüngen und seinem endgültigen Schicksal in der Originalserie verortet wird, gefällt mir gut. Und wie die gehackte Airiam schön unauffällig im Hintergrund durch die Gegend wuselt, während allerlei Ungereimtheiten zum offensichtlich verdächtigen Tyler führen, ist auch schön anzusehen. Was den Engel angeht, erfährt man weiterhin, dass er weiblich ist und zudem ein Mensch ist. Wer dann in der Zukunft fröhlich allerlei Genozide mit Planetenkillertorpedos veranstaltet wird interessant. Zumindest würde die Entführung der Leute aus der Folge „New Eden“ so erklärt werden, indem der Engel hier vielleicht einige Menschen an einen sicheren, abgelegenen Ort bringen wollte, damit nicht die ganze Spezies ausgelöscht wird? Mal schauen, zunächst ist die Discovery dank Sektion 31 ja erstmal Staatsfeind Nummer 1 für die gesamt Föderation.