Pretty Little Liars: The Perfectionists

Als Pretty Little Liars im Sommer 2017 nach sieben Staffeln zu Ende ging, fehlte plötzlich etwas. Die wöchentliche Dosis aus Mystery, Slasher, zwischenmenschlichen Konflikten, regelmäßig geprüften Mädchenfreundschaften und sensationellen Twists (nur allzu häufig auf Kosten jedweder Logik) fiel weg. Die Ankündigung, dass allerdings bald wieder etwas Neues aus dem Erzähluniversum folgen sollte, erfolgte eher beiläufig. Doch die Rückkehr von Alison DiLaurenti (Sasha Pieterse, G.B.F.) und Mona Vanderwaal (Janel Parrish, Hell is where the Home is) aus der Originalserie sorgte für Ohrenspitzen. Pretty Little Liars: The Perfectionists setzt nicht nur die Geschichte fort, sondern basiert ebenfalls auf einem Buch der Vorlagenautorin Sara Shepard. Eigentlich hat dieses gar nichts mit Pretty Little Liars zu tun, doch beim TV-Sender Freeform entschied man schließlich, beide Geschichten zusammenführen. Da auch noch passenderweise Produzentin und Showrunnter Marlene King das Zepter in der Hand hat, fühlen sich Fans sofort heimisch, und Neulinge werden ebenso bedient…

Auf den ersten Blick ist Beacon Heights eine perfekte Stadt. Die Bewohner sind hoch ambitioniert und die Universität angesehen. Eigentlich der richtige Ort, um neu durchzustarten. Das dachte sich auch Alison, die neu in der Stadt ist und eine Karriere als Professorin eingeschlagen hat. Sie weiß genau, was Leistungsdruck und psychische Kontrolle bedeuten, und ist daher die Richtige, um die jungen Studenten in den Griff zu bekommen. Doch dann beginnen sich die Zufälle zu häufen: Ihre alte Bekannte Mona arbeitet ebenfalls an dieser Universität. Hinzu kommt, dass Alison über verblüffende optische Ähnlichkeit zu Taylor (Hayley Erin, NCIS), der Tochter der Gründerin Claire Hotchkiss (Kelly Rutherford, Melrose Place), verfügt. Nur: Taylor ist verstorben. Und dann stellt sich auch noch heraus, dass der Campus über ein umfangreiches Sicherheitssystem verfügt. Alison bemerkt mehr und mehr, dass unter der Oberfläche etwas brodelt. Bis eine Person ermordet wird…

Das Zusammenspiel von Schein und Sein

Originaltitel Pretty Little Liars: The Perfectionists
Jahr 2019
Land USA
Episoden 1 / 10
Genre Mystery, Drama
Cast Alison DiLaurentis: Sasha Pieterse
Mona Vanderwaal: Janel Parrish
Ava Jalali: Sofia Carson
Caitlin Martell-Lewis: Sydney Park
Dylan Walker: Eli Brown
Claire Hotchkiss: Kelly Rutherford
Nolan Hotchkiss: Chris Mason
Andrew Villareal: Evan Bittencourt
Jeremy Beckett: Graeme Thomas King

Der Vergleich zwischen beiden Serien drängt sich auf: Was werden Fans der Reihe hier erleben? Wird die Serie eine bloße Kopie werden oder kann sie schnell an Eigenständigkeit gewinnen? Die Pilot-Folge gibt darüber noch nicht konkret Aufschluss. Die Elemente beider Serien sind nahezu identisch: Ein zentraler Schauplatz (hier ein Universitätscampus anstelle einer High School), junge Menschen mit ihren typischen Problemen und ein plötzlicher Mord, der die vorige Harmonie auf den Kopf stellt. Dass Lügen und Geheimnisse sogleich folgen, versteht sich von selbst. Wie Pretty Little Liars setzt auch The Perfectionists auf attraktive junge Darsteller, die entsprechend modisch gekleidet sind, und eine Fassade, die es von Anfang an kritisch zu hinterfragen gilt. Dafür sorgt auch die luxuriöse Welt aus Elite und Glamour, welche wie geschaffen ist, um Lügen und Verfehlungen zu kaschieren.

Wer ist da noch neben Alison und Mona?

Ganz alleine ist sie natürlich nicht, und bereits die Pilot-Folge führt wichtige Charaktere ein. Da ist das schwule Pärchen Dylan (Eli Brown, The F* It List) und Andrew (Evan Bittencourt, Chasing Life), welches eine leidenschaftliche Beziehung führt. Caitlin (Sydney Park, The Walking Dead) verkörpert das Sport-Ass, und da auch die Mode ganz im Sinne der Reihe nicht zu kurz kommen soll, darf Fashion Victim Ava (Sängerin Sofia Carson) nicht fehlen. Obwohl Dylan, Caitlin und Ava nicht viele Gemeinsamkeiten haben, bilden sie zwangsweise eine Clique. Denn jeder von ihnen hat ein Geheimnis, welches in der Hand des Sohns der Gründerfamilie liegt. Nolan (Chris Mason, Broadchurch), so heißt der Gute, führt nämlich offiziell eine Beziehung mit Caitlin, im Geheimen jedoch mit Ava. Und Dylan hatte einst einen Seitensprung mit Nolan, welchen er vor Andrew geheimhalten muss. Damit kommt schon einmal viel Konfliktstoff zusammen, der ausreichen sollte, um mehrere Staffeln zu füllen. Denn erfahrungsgemäß tauchen weiterhin neue Figuren auf, welche die Dinge aus einer anderen Perspektive darstellen. Dafür bleiben der Serie allerdings zunächst nur zehn Episoden Zeit.

Alisons einstige Rolle wird einer neuen Person zuteil….

Wo sich die Sympathie in PLL noch auf eine Hand voll möglicher Identifikationsfiguren verteilen kann, erleben wir hier alles aus der Perspektive der frisch zugezogenen Alison. Einst das Mean Girl, jetzt die gereifte Protagnostin. Sie bleibt auch erst einmal die einzig neutrale Figur, denn wie erfahrene Zuschauer wissen, ist eine Mona immer mit Vorsicht zu genießen. Das zeigt sich am Ende der Episode, als sich herausstellt, dass Mona eine Art Spionin ist. Bald beginnt Alison alles in Frage zu stellen. Und als hätte man es nicht geahnt, stirbt dann Nolan. Die Person, die einst wie Alison Dreh- und Angelpunkt sämtlicher Akteure war. Damit ist der Grundstein gelegt und der Rest wird sich wie von selbst erzählen…

Erster Eindruck

Selbst wenn The Perfectionists nicht als Pretty Little Liars gelabelt wäre, ist der Fußabdruck unverkennbar. Die Pilot-Folge setzt direkt mit einer stimmungsvollen Geigen-Version von Lady Gagas “Pokerface” ein und man fühlt sich direkt wie zu Hause. Die Handlung auf diese Weise fortzuführen, ist eine äußerst clevere Idee. Schließlich ist das Publikum auch mit Aria, Spencer, Emily und Hanna gereift und erlebt die Welt nun durch die Augen einer berufstätigen Alison. Am Grundszenario ändert sich erst einmal nichts, weshalb man sich auf Spannung, Grusel und Romanzen freuen darf. Angesichts einer kurzen Staffel mit nur zehn Folgen sollte das Drehbuch straff ausfallen und ist hoffentlich etwas fokussierter auf Plausibilität.

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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Misato
Redakteur
2. April 2019 1:33

Es tut mir ein bisschen leid für alle Leute, die PLL schon lange auf der irgendwann-mal-Ansehen-Liste haben, die jetzt irgendwo was vom Nachfolger hören und gleich von Alison begrüßt werden. Kommt man sich dann eigentlich komisch vor? Zu gerne erinnere ich mich an diesen Moment, als die dunkle Hoffnung/Ahnung wahr wurde und sie in Staffel 4 wieder auf der Matte stand. Leider war mir Alison am Ende der Serie irgendwie etwas zu kraftlos. Wo war denn dieser unbedingte Überlebenswille, diese manipulative Ader, das schnelle Mitdenken? Sie war da eher ein blasser Schatten ihrer selbst, als müsse sie all diese Qualitäten zusammen mit ihrer Identität als HBIC abgeben.

Aber wie man hier bei The Perfectionists reingeworfen wird, war mein erster Gedanke – jawoll, jetz’ isse wieder da! Sie muss ihre Nase reinstecken, kann schnell 1+1 zusammenzählen und beweißt Spürsinn. Ganz ehrlich ist mir der eigentliche Plot mit den neuen Figuren erstmal egal. Die Ankündigung Alison UND MONA als Duo wiederzusehen, hat mich umgehauen. Und Mona kann mich hier auch direkt begeistern. Die Gründe, warum sie in Frankreich war, sind ihr entfleucht. Brüller!

Es sind so viele Anspielungen drin, die aber oberflächlich betrachtet nicht stören. Wer jetzt bei The Perfectionists startet, wird halt im Hinterkopf haben, dass Alison und Mona schon mal krasse Sachen erlebt haben, die Details sind aber gar nicht so wichtig. Wir lernen ja genug andere Leute kennen. Und das gehobene Alter, damit wir hier mal am College beginnen, statt an der High School, gibt doch neuen Schwung.

Und neben allem was Riverdale derzeit verzapft, kann The Perfectionists gar nicht schlimmer werden. Ich bin darauf vorbereitet, dass Marlene King wieder durchdreht, ein abnormales Vergehen von Zeit benutzt und herrliche Einzelmomente abliefert, die man sich immer wieder gern ansieht (das ist zumindest etwas, das bei mir von PLL hängen geblieben ist).