Hunting Hope (Band 2): Zerrissen

Nachdem die ersten Reihen der Weltenwandler gestartet sind, folgen nun langsam die Fortsetzungen. In der ungerechten Welt Feynels aus Jacqueline Mayerhofers Hunting Hope-Reihe muss das ungewöhnliche Kind zweier Spezien lernen, nicht aufzugeben. Unterdrückung, Rassismus, Neid und Hass beherrschen seinen Alltag. Tat sich Teil 1 noch mit dem einen oder anderen Punkt schwer, wirkt die Fortsetzung rund und spannend. Leserinnen und Leser, die nach gelungenen Science-Fiction-Happen suchen, sind hier an der richtigen Stelle!

Feynel konnte seinem Schrottsammlerdasein nur mit herben Verlusten entkommen. Nachdem er kurz die Hoffnung auf ein besseres Leben hatte, bringt er sich selbst auf ein Sklavenschiff. Dort wird er in Zerrissen, dem zweiten Teil der Hunting Hope-Reihe, begutachtet und bewertet. Schon nach kurzer Zeit entdeckt die Sklavenhalterin, dass er besonders ist und möchte ausgiebig Profit aus ihm schlagen. Der Junge versucht, sich nicht brechen zu lassen, obwohl selbst ihm das schwerfällt. Dennoch findet er überall Freunde, doch wird er in der Lage sein, diese immer zu beschützen?

Sklavendasein

Originaltitel Hunting Hope (Teil 2): Zerrissen
Ursprungsland Deutschland
Jahr 2019
Typ Roman
Band 2 / ?
Genre Science-Fiction
Autorin Jacqueline Mayerhofer
Verlag in Farbe und Bunt

Die Handlung von Hunting Hope: Zerrissen setzt ein paar Tage nach dem Ende von Teil 1 ein. Wir begleiten Feynel bei den ersten Schritten auf einem riesigen Sklavenschiff. Schnell wird klar, dass auch hier unwürdige Behandlung an der Tagesordnung ist. Man leidet sofort wieder mit Feynel und hofft mit ihm, dass sich seine Lage schnell verbessert. Interessant ist auch, wie es Jacqueline Mayerhofer schafft, die Gedankenwelt eines 14-Jährigen glaubhaft darzustellen. Noch nie hat er mit solch einem Ort Kontakt gehabt und wundert sich über den Vorgang des “zum Eigentum gemacht werdens”. Als Leserin und Leser ahnen wir aufgrund der Beschreibung von Geruch, Temperatur und einem kurzen Blick auf einen Sklaven unter dieser Prozedur, dass er hier nur ein Brandmal bekommen kann. Doch dies erkennt Feynel erst im letzten Moment, kurz vor der Tat, da er sich so etwas bisher nie vorstellen konnte.

Emotionale Achterbahnfahrt

Eine Stärke der Hunting Hope-Reihe ist das Innenleben der Charaktere. Direkt zu Beginn werden wir an Ollvya erinnert, die auf der gemeinsamen Flucht gestorben ist. Sie hat Feynel immer wieder dazu ermuntert, durchzuhalten. Durchzuhalten, allein schon, um irgendwann das bessere Leben wertschätzen zu können. Um vielleicht etwas zu verändern. Noch ist Feynel jung, unerfahren und zum Teil auch naiv. Doch das Erbe seiner Eltern gibt ihm außergewöhnliche Werkzeuge in die Hand, um genau das zu bewerkstelligen. Dabei ist auch er nicht davor gefeit, zu einem Stück gebrochen zu werden. Gerade solche Szenen machen den Charakter vielschichtig und nicht nur zu einem Standardhelden der Literatur. Durch die Interaktion mit einem Roboterwolf lernen wir, wie schwer die vergangenen Ereignisse und Jahre auf Feynels Mutter lasten. Dennoch verweigert sie jegliche Informationen über ihren Sohn, obwohl sie krampfhaft nach dessen Vater sucht. Rückblenden erklären ihr Verhalten teilweise, aber es dürfte noch spannend werden, ob die Familie je wieder zusammenfindet und wie die einzelnen Mitglieder sich bis dahin entwickeln.

Geschickter Perspektiveneinsatz

Erneut wechselt die Perspektive zwischen drei Orten und Personen. Mit diesen Sprüngen schafft es die Autorin, Informationen an die Lesenden weiterzureichen, die sie miträtseln lassen. So bekommt man spätestens in Hunting Hope: Zerrissen eine Ahnung davon, wessen Sichtweise man in der mysterösen Perspektive, die sich zeitlich nicht einordnen lassen will, einnimmt. In einer sehr spannenden Endszene bestätigt sich diese Ahnung schließlich. Auch bieten die unterschiedlichen Charaktere neue Einblicke in die Welt, in der Hunting Hope spielt. So greift die Perspektive der Botschafterin Thandalenia erneut die Bedrohung durch die “Verborgenen” auf. Sie bringt uns auf den neuesten Stand, was in den Jahren seit dem Einstieg der Handlung passiert ist. Und es finden Vermutungen statt, warum so viele Kolonien, die kurz vor der Aufnahme in die Intergalaktische Ordnung standen, angegriffen wurden. So wird die Welt greifbarer und trotz der vielen fremden Spezies zu einer (Literatur-)Heimat auf Zeit

Fazit

Mit Hunting Hope: Zerrissen hat es Jacqueline Mayerhofer geschafft, noch besser zu werden. Die Geschichte schließt zwar nahtlos an die Handlung aus Band 1 an, jedoch hat man keinerlei Schwierigkeiten, wieder in die Geschichte hineinzufinden. Man fliegt sogar regelrecht durch die Seiten, da die “Kinderkrankheiten” des ersten Teils behoben wurden. Das Tempo der einzelnen Kapitel ist gleichmäßig und wir lernen interessante neue Spezies kennen. Mir gefiel besonders, wie realistisch die Gedankenwelt von Feynel an sein jeweiliges Alter angepasst ist. Auch die Beziehungen zwischen ihm und anderen Charakteren sind wieder gut ausgearbeitet. Er will kämpfen und sich befreien, dabei aber nicht noch einmal jemanden ins Unglück reißen. Vor allem das Ineinandergreifen der Perspektiven bereitet in diesem Band sehr viel Lesefreude und ich bin gespannt, wie es in Teil 3 weitergehen wird!

© in Farbe und Bunt

MadameMelli

MadameMelli ist im Berufsalltag als Informationsninja unterwegs und hilft Suchenden, die passende Literatur zu finden. In ihrem Freundeskreis ist sie als Waschbär bekannt und dementsprechend ist auch kaum ein Buch, Manga oder Comic (oder Tee) vor ihr sicher – alles wird in die Hand genommen, begutachtet und bei Gefallen mit nach Hause geschleppt. Nur nicht gewaschen, das wäre zu viel des Guten. Sinniert gerade darüber, ob es als Waschbär sehr gefährlich ist, Wölfe zu lieben, lässt sich davon aber nicht abhalten und schreibt in ihrer Freizeit selbst Geschichten. Manchmal auch über Wölfe. Oder Tee.

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