Twilight Zone (Folge 1×02)

Statistisch gesehen ist Fliegen die sicherste Art zu reisen. In einer Sardinenbüchse über den Wolken zu schweben kann aber Stress und Panikattacken verursachen. Eine Notbremse ziehen, um der klaustrophobischen Atmosphäre zu entkommen, ist nicht drin. Wenn der Flug dann durch die Twilight Zone führt, gibt es größere Probleme als enge Sitze und müffelnde Sitznachbarn. Anschnallen, bitte.

Justin Sanderson (Adam Scott, Parks & Recreation) ist ein Enthüllunhsjournalist auf dem Weg nach Tel Aviv. Er verspricht am Telefon, dass der Trip nicht zu aufregend ist, denn er hatte vor einiger Zeit schon einen mentalen Zusammenbruch auf Grund seiner Arbeit und leidet noch unter den Folgen. Ein posttraumatisches Belastungssyndrom, kurz PTBS. Er tauscht freundlicherweise seinen Sitzplatz, damit eine Familie zusammen bleiben kann. Fatalerweise findet er dort einen mp3 Player mit einem Podcast namens „The Mystery of Flight 1015“. 1015 ist die Nummer seines Fluges, dessen Start auf 10:15pm verschoben wurde, am 15. Oktober. Da kann er seine Neugier nicht zügeln, hört sich den Podcast an und muss mit Entsetzen feststellen, dass jemand über das Verschwinden des Flugzeugs berichtet. Mit pikanten Details, die sich grade vor Justins Nase abspielen.

Nightmare at 30,000 Feet

Originaltitel The Twilight Zone
Jahr 2019
Land 2019
Episode 2 / 10
Genre Fantasy, Horror, Science-Fiction
Cast Justin Sanderson: Adam Scott
Rodman Edwards: Dan Carlin
Joe: Chris Diamantopoulos
Air Hostess: Katie Findlay
Air Marshal: China Shavers
Nick: J. Cameron Barnett
Der Erzähler: Jordan Peele

Es gibt einige Folgen der Twilight Zone, die als Klassiker gelten und immer wieder referenziert werden. Eine davon ist „Nightmare at 10,000 Feet“ von 1963. Darin besteigt ein junger William Shatner ein Flugzeug und sieht sich mit einem Gremlin konfrontiert, der auf der Tragfläche hockt und das Flugzeug sabotiert. Dummerweise versteckt der Gremlin sich vor allen anderen Passagieren. Diese Geschichte wurde 1983 mit John Lithgow für Twilight Zone: The Movie (auf Deutsch Unbekannte Schattenlichter) neu verfilmt. Und 2019 kriegen wir eine neue Variante – allerdings ohne den Gremlin. Der taucht nur als kleines Easter Egg in Form einer Puppe auf. Und doch ist der Kern der Story derselbe und diese Variante eine Art Hommage. Justin wird auf eine Gefahr aufmerksam, die niemand sonst begreift. Paranoia und Verzweiflung ergeben ein gelungenes Kammerspiel.

Klassiker durch und durch

Die größte Frage ist natürlich, woher dieser mp3 Player stammt. Wie kommt ein Podcast aus der Zukunft an Bord? Aber das ist in der Twilight Zone nicht wichtig. Merkwürdige Dinge passieren und der Umgang mit der ins Unmögliche driftenden Realität ist das Thema. Das Drehbuch der Folge stammt von Marco Ramirez (The Defenders), nach einer Story von Simon Kinberg (am besten bekannt als Produzent von Fox‘ X-Men-Franchise) und Jordan Peele (Get Out). Diese drei Herren haben die 2019 Version der Twilight Zone gemeinsam auf die Beine gestellt, da verwundert es nicht, dass sie mit der zweiten Episode etwas Altbekanntes neu verpacken. In diesem Fall kommt zum geborgten Setting ein wiederkehrender Kniff der Fantastik zum Einsatz. Der Kampf gegen das Wissen aus der Zukunft. Die sich selbsterfüllende Prophezeiung. Wäre es von Vorteil, wenn Justin den Podcast zuerst komplett anhört und nicht jeder Information einzeln nachgehen würde? Oder ist sein Schicksal sowieso besiegelt?

Kurz und knackig

Erfrischenderweise dauert die Folge nicht einmal 40 Minuten. Justin wird vorgestellt, es kommt zu Unterhaltungen mit anderen Mitreisenden, nach und nach macht er immer mehr Leute auf sich aufmerksam, wobei das Kabinenpersonal ungeduldig wird und dann erfolgt auch schon der bitterböse Knalleffekt am Ende. Selbst genreaffine Zuschauer, die schon eine Ahnung haben, wie das ausgehen wird, können das Rätselraten genießen. Joe mit E (Chris Diamantopoulos, 24) ist schnell suspekt. Da er aber nur mit Justin interagiert und zu Beginn so umständlich ein einzelnes Magazin gekauft wird, ist hier ein wenig Glatteis angesagt. Was, wenn Joe gar nicht existiert? Aber das tut er und er nutzt Justin aus, um das Flugzeug absichtlich abstürzen zu lassen. Auch hier bleiben die Beweggründe im Dunkeln, ebenso wie diese Ereigniskette überhaupt funktioniert. Aber wichtig ist nur, dass die anderen Passagiere ihren Sündenbock haben. Justin wollte alle retten und hat damit das Unglück erst heraufbeschworen und wird dafür von der Meute hingerichtet.

Meinung

Ich mag Adam Scott in seiner Rolle als Ben Wyatt in Parks & Rec sehr und so denke ich auch hier beim Ansehen an diesen freundlichen Typ von nebenan, der nichts Böses im Schilde führt. Und ich möchte ihn anfeuern. Gutes Casting. Er hat halt Pech am falschen Ort zur falschen Zeit zu sein. Es ist schon schwer anderen Leuten Kopfhörer hinzuhalten, um versuchen ihnen zu erklären, warum man grade ein wenig ausflippt. Ein Podcast passt auch gut in die heutige Zeit, wo es früher dann ein Buch oder so gewesen wäre, in dem man das Geschehen mitliest, während es sich entfaltet. Das zeigt, dass kleine Details eine Story verankern können und wie die Twilight Zone aktuell und zeitlos zugleich bleibt. Ich finde es auch schön, dass man anfangs auf den Magazincovern einen Verweis auf Folge 1 „The Comedian“ bekommt. Kleine Vernetzungen erhöhen den Spaß. Und Jordan Peele als Erzähler rundet einfach alles perfekt ab.

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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