Mystery Road – Verschwunden im Outback (Staffel 1)
40 Grad in der Sonne, der Asphalt schmilzt. Im australischen Outback ist nicht viel los. Wenn aber mal etwas passiert, sollte das begutachtet werden. Ohnehin ist noch immer verblüffend, wie wenige australische Serien den Sprung nach Deutschland gefunden haben ohne dabei Teil einer Reihe zu sein, wie etwa der Slasher Wolf Creek. Mit Mystery Road – Verschwunden im Outback findet eine Crime-Serie ihren Weg zu uns, die erstmalig im Mai 2019 auf Arte ausgestrahlt wurde. Dass die Serie zwischen zwei Filmen angesiedelt ist, spielt dabei keine große Rolle, denn sie ist als Anthologie konzipiert. Eine zweite Staffel wurde bereits bestellt.
Zwei junge Farmarbeiter einer Outback-Rinderstation verschwnden spurlos. Der Fall wird Detective Jay Swan (Aaron Pedersen, Killing Ground) übertragen. Gemeinsam mit der Lokalpolizistin Emma James (Judy Davis, The Starter Wife) deckt er einige ungewöhnliche Aspekte des Falles auf. Bei den Vermissten handelt es sich um den Aborigine Marley Thompson und um den weißen Backpacker Reece Dale. Was haben die beiden Männer gemeinsam und wohin führt die Spur?
Zwischen zwei Filmen
Originaltitel | Mystery Road |
Jahr | 2018 |
Land | Australien |
Episoden | 6 in Staffel 1 |
Genre | Drama, Crime |
Cast | Jay Swan: Aaron Pedersen Emma James: Judy Davis Larry Dime: Wayne Blair Kerry Thompson: Deborah Mailman Tony Ballantyne: Colin Friels Ryan Muller: Anthony Hayes Reese Dale: Connor Van Vuuren Shevorne Shields: Tasia Zalar |
Bereits 2013 wurde der Stoff zunächst zu einem Kinofilm des indigenen Multitalents Ivan Sen verarbeitet, der den Titel Mystery Road trägt. Obwohl die Kinoproduktion floppte, ging eine Fortsetzung hervor. Goldstone heißt der zweite Film, welcher 2016 in die Kinos kam. Schließlich wollte es sich die TV-Station ABC nicht nehmen lassen und bescherte dem Film noch ein Spin-off in serieller Form. Herauskam kam dabei Mystery Road – Verschwunden im Outback, welches wie in den Filmen Aaron Pedersen in der Hauptrolle hat. Inhaltlich spielt die Serie zwischen beiden Filmen angesiedelt. Vorkenntnisse sind nicht von Nöten, da der Fall mit Folge 1 beginnt.
Der Wüstenstaub formt die härtesten Persönlichkeiten
Für die Produktion gilt: allerhöchster Schwerpunkt auf Authentizität. Das begann bereits beim Casting, wobei Wert darauf gelegt wurde, die Rollen überwiegend mit Schauspielern aus der Gegend zu besetzen. In diesem Fall also aus dem australischen Outback, in welchem die Nachfahren der Aborigines leben. Die mit Abstand stärkste Performance legt Aaron Pedersen hin, der seiner Figur Jay viel Persönlichkeit gibt, ihr aber auch eine Rauheit zu Teil werden lässt, die er bereits in Killing Ground unter Beweis stellen durfte. Er ist ein typischer Lone Wolf: eigene Vorgehensweise und bevorzugt alleine arbeitend. Dass ihm ausgerechnet eine gestandene Frau zur Seite gestellt wird, macht die Sache nicht einfacher. Emma ist genau die richtige, um Jay auf einen gesunden Boden zurückzuholen. Dabei hat sie es deutlich schwerer, sich den Respekt ihrer Umwelt zu verdienen. Es dauert eine Weile, bis sich das Duo warm laufen kann. Einfache Identifikationsmöglichkeiten bietet Regisseurin Rachel Perkins in dieser Serie nicht an.
Leise Spannung
Anders als andere Crime-Serien geht Mystery Road es gemächlich an. Es vergeht viel Zeit bis zum nächsten plotrelevanten Punkt. Nicht nur die unaufgeregte und actionarme Inszenierung, sondern auch erzählungsverlangsame Einfälle des Drehbuchs sind Garanten dafür, dass schnell Zuschauer abspringen wollen. Ereignisse wie das unangekündigte Auftauchen Verwandter verzögern alles ein wenig und so plätschert die Handlung vor sich hin. Bei einer Laufzeit von 6x 50 Minuten bleibt genügend Zeit um durchzuatmen. Etwas, womit sich der gleichnamige Film schwer tut. Es erklärt sich von selbst, dass bei soviel Spielzeit genug Platz für die sagenhaften Landschaftsaufnahmen bleibt, die in Ermangelung australischer Serienpräsenz umso mehr einen Blick wert sind. Die Weitläufigkeit des australischen Outbacks bringt Trostlosigkeit und Ödnis mit sich, völlig im Gegensatz zu den satten Farben, die Himmel, Sand und Felsen aufweisen. Da zudem auch die Anzahl der Musikstücke limitiert ist, kommt es immer wieder zu ruhigen Phasen. Neben crimetypischen Themen wie Drogenhandel oder Pädophilie, kommt eine spannende Problematik in die Serie, die ganz auf ihrem Setting beruht: Wassermangel. So eine Provinz und örtliche Begebenheiten sind gleichzeitig nichts, was eine breite Masse begeistern kann. Mystery Road ist trotz Zugehörigkeit des Crime-Genres eine Serie, die ein Nischenpublikum bedient.
Fazit
Australien ist ein für uns noch immer weitgehend unergründeter Kontinent. Obwohl 21 mal größer als Deutschland, ist nur ein Drittel erschlossen. Was dazwischen geschieht, verarbeiten nur wenige Serien und Filme. Doch die Kulissen alleine sind nicht die einzige Stärke von Mystery Road bzw. sollen nicht das alleinige Verkaufsmerkmal bleiben. Zuschauer mit langem Atem werden die Chemie des Protagonistenduos sowie das gemächliche Vorgehen zu schätzen wissen. Hier ist Komplexität nicht von Anfang an vorhanden, sondern wird langsam aufgebaut. All das macht die Produktion zu einem ambitionierten Projekt, welches auch bei deutschen Zuschauern eine Nische finden wird.
© BBC Australia