Mob Psycho 100 (Staffel 1)

„Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.“ Ein Satz, den sich nicht nur Spider-Man zu Herzen nehmen muss, sondern auch der junge Shigeo Kageyama. Der Held in Mob Psycho 100 möchte nichts sehnlicher, als ein ganz normaler Mensch zu sein. Doch seine gewaltigen, telekinetischen Fähigkeiten lassen sich nicht immer unterdrücken. Die Mangavorlage von One-Punch Man-Erfinder ONE bringt es auf stolze 16 Bände. Studio Bones setzte davon 2016 die ersten 50 Kapitel in einen Anime um, der uns zeigt, mit welchen Problemen sich der Junge konfrontiert sieht. Zum Glück ist er dabei nicht ganz allein. Aber ein schlitzohriger Meister und ein machtgeiler Geist sind vielleicht nicht die besten Gefährten. Oder doch? Seit dem 26. Juni 2019 veröffentlicht Kazé Anime die erste Staffel auf Disk. Werfen wir also einen Blick auf den Jungen, der Geister schneller austreibt als die Ghostbusters!

Eigentlich möchte Shigeo Kageyama, von seinen Mitmenschen fast ausschließlich Mob genannt, ein ganz normales Leben führen. Doch seit seinen frühesten Kindertagen ist er mit gewaltigen telekinetischen Kräften ausgestattet, die sehr gefährlich werden können. Daher beschloss er nach einem tragischen Zwischenfall auf seine Fähigkeiten zu verzichten, was jedoch leichter gesagt als getan ist. Denn weil Mob seine Gefühle im Inneren verborgen hält, brechen diese regelmäßig aus ihm heraus, wenn er unter Stress oder anderen starken Gefühlen steht. Der schüchterne Junge bekommt bei seinem Versuch Hilfe vom aufstrebenden Medium Arataka Reigen, das einen Laden in der Stadt führt. Was jedoch keiner weiß: Dieser Mann kann so wenig Geister austreiben, wie andere Leute durch die Luft fliegen. Selbst Mob hat keine Ahnung und als dann noch der machtbesessene grüne Geist Grübchen hinzukommt, ist das seltsame Trio perfekt.

Die Leiden des jungen Mob

Originaltitel Mob Psycho 100
Jahr 2016
Episoden 13 in Staffel 1
Genre Action, Supernatural, Comedy
Regisseur Yuzuru Tachikawa
Studio Bones

Mob Psycho 100 erzählt die Geschichte eines liebenswerten Jungen, der einen Beschluss fasst und nun versucht, diesen in die Tat umzusetzen. Dabei fällt Mob nicht nur einmal auf die Nase, denn seine Umgebung hat oft etwas dagegen, dass er ein ruhiges Leben führt. So wird er in Streitigkeiten seiner Mitschüler gezogen, muss seinem Bruder nicht nur einmal aus der Patsche helfen und sich sogar einer ganzen Organisation stellen, die mit ihren Fähigkeiten die Welt unterjochen will. Es wird schlicht nie langweilig für den schmächtigen Schwarzhaarigen. Dabei lernt Mob zum Glück einiges dazu, jedoch oft auf sehr schmerzhafte, traurige Weise. Er versucht es zwar immer mit Worten, doch diese finden nur selten Gehör. Und so steigert sich sein innerer Counter bis er bei 100 Prozent angelangt ist und es zu einer wahren (Gefühls)Explosion kommt. Immer dann erscheint nämlich Mobs alter Ego, das seine Kräfte spielen lässt. Was im Klartext heißt, dass kein Stein auf dem anderen bleibt und ein wahres Actionfeuerwerk präsentiert wird. Doch auch emotional berühren uns diese Szenen, denn schließlich ist Mobs Versuch ohne Kräfte auszukommen erneut gescheitert. Daher sind schon nach wenigen Folgen unsere ganzen Sympathien bei dem Jungen.

Ein bisschen Spaß muss sein

Nicht immer geht es bei diesem Anime total ernst zur Sache. Im Gegenteil, die Lachmuskeln werden gut durchtrainiert, was unter anderem Arataka Reigen zu verdanken ist. Dieses selbsternannte Medium ist mit allen Wassern gewaschen und sich für keine Sache zu schade. Da werden bei einem Kunden einfach die Probleme wegmassiert, Geister per Photoshop wegretuschiert und bei allen richtigen Problemen mit bösen Geistern das Handy gezückt, damit der Schüler sich dessen annehmen kann. Doch auch wenn Reigen ein ziemlicher Schwindler ist, so ist er charmant, hat immer ein Ohr für alle und hilft im Grunde ja doch irgendwie. Daher können wir ihm nicht böse sein, sondern freuen uns, wenn er ins Bild kommt. Die Meister-Schüler-Beziehung nimmt eine große Rolle ein in Mob Psycho 100. Schließlich hat Mob zu Beginn so gut wie keine anderen Menschen, die er um Rat fragen kann. Im Lauf der Geschichte erscheinen noch weitere interessante Personen auf der Bildfläche. Eine besondere Persönlichkeit ist da der grüne Geist (nicht an Slimer von den Ghostbuster denken!) Grübchen. Einst von Mob besiegt, wartet der kleine Quälgeist nur darauf, sich des Körpers des Jungen anzunehmen. Dafür nutzt er jede Gelegenheit, merkt aber nicht, dass ihm das schmächtige Menschlein ans Herz wächst.

Flüssig animierte Geisterjagd

Die schlichten Zeichnungen des Mangaka ONE wurden von Studio Bones für den Anime aufgepimpt. So kamen detaillierte Hintergründe und verspielte Effekte hinzu, die immer wieder besondere Momente optisch hervorheben. Dabei übernahm Yoshimichi Kameda (Animationsregisseur bei Fullmetal Alchemist: Brotherhood) das eigenwillige Charakter-Design so adäquat wie möglich, sodass Mangaleser ihre Figuren schnell wiedererkennen werden. Außerdem sorgte der Regisseur Yuzuru Tachikawa (Death Parade) dafür, dass die Geschichte nahe an ihrer Vorlage bleibt. Die flüssigen Kampfszenen runden auf optischer Ebene das Bild perfekt ab. Kenji Kawai (Touken Ranbu: Hanmaru) komponierte einen verspielten Soundtrack, der verschiedene Klänge kombiniert, um zu jeder Szene zu passen. Als richtig kreative Bombe entpuppt sich das schräge Opening. Der Song „99“ stimmt zum Mitzählen ein und sorgt für gute Laune. Das Ending “Refrain Boy“ von ALL OFF ist hingegen etwas zu brav, da für die Augen zwar ein interessanter Zeichenstil verwendet wird, aber ansonsten alles eher zu ruhig bleibt.

Lustiger als im Original

Selten ist eine deutsche Vertonung so gelungen, wie die der ersten Staffel von Mob Psycho 100. Robert Weber sorgte als Dialogbuchschreiber nämlich dafür, dass die Texte nicht nur passgenau sind, sondern auch um einiges lustiger daherkommen. So wurde eine ganze Palette mit mehr Witzen eingebaut, die vor allem an die deutschen Gepflogenheiten angepasst sind. So soll Mob zum Beispiel „so beliebt werden wie Knäckebrot“ laut der Aussage einer Mitschülerin. Neben dem passenden Text wurden aber auch die Sprecher gut gewählt. Pascal Breuer (deutsche Stammstimme von Shah Rukh Khan) verleiht Reigen seine Stimme, während im Original Takahiro Sakurai (Shougo Makishima in Psycho-Pass) zu hören ist. Der schüchterne, ruhig redende Mob wird von Manuel Scheuernstuhl (Bran Stark in Game of Thrones) im Deutschen und von Setsuo Itou (Kai Musashisakai in Animegataris) im Japanischen gesprochen. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist Thomas Höricht (Olvajule Kazole in Saga of Tanya the Evil) als Grübchen. Im Gegensatz zu Akio Ootsuka (Rider in Fate/Zero) klingt er nicht ganz so tief und markant. Mit Hans-Rainer Müller, den viele als Bender in Futurama hörten, fand sich ein passender Sprecher für den Job des Erzählers.

Fazit

Reiner Zufall, dass ich in die erste Folge von Mob Psycho 100 reinschaute. Doch schon nach Episode 1 war ich Feuer und Flamme. Nicht nur weil ich viel lachen konnte und Mob ins Herz schloss, sondern auch, weil das Ganze optisch einfach mal aus dem Standard Animeraster fiel. Die Charaktere sind alle etwas krakelig gezeichnet, bewegen sich aber flüssig, wie ich es von meinem Lieblingsanimestudio Bones auch nicht anders erwartet habe. Dazu lockt die Handlung schlicht damit, dass die Zuschauer wissen wollen, wie es weiter geht. Wird Mob sein Ziel erreichen? Wenn ja, welche Hürden wird er dafür überstehen müssen? Vor allem: Wird er irgendwann merken, dass sein Meister ein Lügner ist? So vergehen die Episoden, die ein großes Spektrum an den verschiedensten menschlichen Gefühlen aufzeigen. Nebenbei präsentiert der Anime auch noch ein paar spektakulär choreografierte Kämpfe oder lustige Geisteraustreibungstechniken von Reigen. Nur die Folgen, in denen Mobs Bruder Ritsu in den Vordergrund rückt, treffen nicht ganz meinen Geschmack. Deswegen bekommt die erste Staffel nicht die volle Punktzahl aber trotzdem eine klare Empfehlung. Denn Mob Psycho 100 macht Spaß.

© Bones

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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Alva Sangai
Redakteur
25. August 2019 15:57

Mob Psycho 100 mag ich sehr gern. Sogar viel mehr als One Punch Man. Hatte sehr viel Spaß an Staffel 1 und Reigen ist auch mein Lieblingscharakter geworden, aber Mob mag ich auch. Es freut mich, dass Reigen von Pascal Breuer gesprochen wird. Für mich die perfekte Stimme für ihn und ich hab mich bei manchen Szenen echt abgelacht. 😀 Muss mir auf jeden Fall auch noch die BDs holen.