Riverdale (Staffel 3)

Die erste Staffel Riverdale überzeugte 2017 Skeptiker als atmosphärische Murder-Mystery. Die zweite Staffel überraschte die so gewonnen Fans mit einem argen Qualitätsabfall. Die Überraschungen in Staffel 3 sind einfach für alle gedacht, die noch einschalten. Ein Rollenspiel mit Suchtpotenzial, illegale Boxkämpfe mit inhaftierten Jugendlichen, ein geheimer Nachtclub, undurchschaubare Gang-Aktivitäten und jede Menge Leichen. Wie gut, dass es spirituelle Führung durch die irren Nonnen und einen sich ausbreitenden Kult mit breitem Lächeln gibt. Was kann in Riverdale eigentlich nicht passieren? Die Spannung liegt in der Sinnsuche.

Am Anfang des Sommers wurde Archie Andrews (K.J. Apa) wegen Mordes festgenommen und Staffel 3 beginnt nun mit dem Ende des Gerichtsverfahrens. Zum Entsetzen seiner Freunde wird Archie für schuldig befunden und in eine Jugendstrafanstalt überführt. Veronica Lodge (Camilla Mendes) weiß, dass ihr Vater Hiram (Mark Consuelos) für das Verbrechen – und so viele mehr – verantwortlich ist, und will ihren Freund befreien. Das verlangt Teamarbeit und die gestaltet sich im Laufe von Staffel 3 immer schwieriger, da jede der vier Hauptfiguren anderen Problemen nachgeht. Archies Leben wird durch den Gefängnisaufenthalt gehörig auf den Kopf gestellt, nicht zuletzt weil er den Schulunterricht versäumt. Der scheint wichtig, auch wenn niemand sonst durch Lernen von der außerschulischen Detektivarbeit abgelenkt wird. Veronica hat unter Pop’s Chock’lit Shoppe einen Nachtclub eröffnet und legt sich immer wieder mit ihrem Vater an. Betty Coopers (Lili Reinhart) Vater Hal (Lochlyn Munroe) sitzt im Gefängnis, nachdem er als Serienkiller entlarvt wurde. Betty besucht ihn hin und wieder, nicht zuletzt um über ihre Mutter Alice (Mädchen Amick) zu sprechen, die sich immer mehr wie ein Sektenmitglied benimmt. Und Jughead Jones (Cole Sprouse), Archies bester Kumpel und fester Freund von Betty, will das Geheimnis um den Gargoyle-König lüften. Die Jugend von Riverdale verfällt nämlich nach und nach dem Rollenspiel “Griffins & Gargoyles”, bei dem sich Realität und Fantasie vermischen. Mit tödlichen Konsequenzen.

Eine gute Ausgangsbasis

Wie gut oder schlecht man Staffel 2 auch findet, das Ende birgt eine Menge Potenzial für die Charaktere. Jughead wird Anführer der Serpents, Riverdales notorischer Biker-Gang. Sie sind heimat- aber nicht hoffnungslos und könnten eine neue Aufgabe gebrauchen. Cheryl Blossom (Madelaine Petsch) ist sogar eine von ihnen geworden, was sie zum ersten Mal Teil einer größeren Gruppe macht, die sie nicht selbst anführt. Betty und Alice müssen damit klar kommen, dass der Vater bzw. Ehemann ein Serienkiller ist und könnten ihre Familie neu definieren. Alice hat sich in Staffel 2 immerhin schon arg emanzipiert. Hiram Lodge benimmt sich zwar eher wie ein Scooby-Doo-Bösewicht, aber er hat seine Finger überall im Spiel, sodass er ebenso gut als Gegner für alle herhalten könnte. Und dann gibt es noch eine Handvoll an Nebenfiguren, die dabei helfen können, Geschichten über Freundschaft, Zusammenhalt und Erwachsen-werden zu erzählen. Das Fundament ist gelegt, die Fans haben per Social Media bewiesen, dass sie sich mehr für die Charaktere an sich interessieren als die überraschenden Plottwists. Und im Kämmerchen der Drehbuchautoren hat jemand scheinbar alle Notizen darüber weggeschmissen und es musste ganz schnell sehr viel Neues her. Konsequente Charakterentwicklung? Nachvollziehbare Storylines, die sich überschneiden, damit die Figuren gemeinsame Szenen bekommen? Nein, wer danach sucht wird in Riverdale nicht fündig.

Ein Spiel, sie zu knechten

Originaltitel Riverdale
Jahr 2018 – 2019
Land USA
Episoden 22 (in Staffel 3)
Genre Mystery, Drama, Romanze
Cast Archie Andrews: K.J. Apa
Betty Cooper: Lili Reinhart
Jughead Jones: Cole Sprouse
Veronica Lodge: Camila Mendes
Cheryl Blossom: Madelaine Petsch
Kevin Keller: Casey Cott
Toni Topaz: Vanessa Morgan
Alice Cooper: Mädchen Amick
Hiram Lodge: Mark Consuelos

Einst war der Tod von Jason Blossom (Trevor Stines) ein schockierendes Ereignis in Riverdale. Aber jetzt stapeln sich die Leichen. Da liegen direkt zwei Tote im Wald, mit merkwürdigen eingeritzten Symbolen in der Haut und blauen Lippen. Eine Zyanidvergiftung, die ein bisschen nach rituellem Selbstmord aussieht. So beginnt das große Mysterium der Staffel namens “Griffins & Gargoyles”. Jughead findet heraus, dass dieses Rollenspiel nahezu süchtig macht. Was nicht zuletzt daran liegt, dass nach Jingle-Jangle nun die neue Droge Fizzle Rocks auftaucht. Die Spieler verlieren ihren Sinn für die Realität und sind bereit, die Münze entscheiden zu lassen, ob sie Gift trinken werden. Die Quests werden irgendwann nicht nur auf dem Spielbrett ausgetragen, sondern ausgelebt, inklusive Mordaufträgen. Alles, um dem mysteriösen Gargoyle-König zu imponieren und für ihn aufzusteigen. Dieser taucht immer nur in furchteinflößender Verkleidung auf und wirkt wie ein böser Gott des Waldes. Damit sind wir dann endgültig im Scooby Doo-Territorium. Es gilt denjenigen zu enttarnen, der eine übernatürliche Entität für seine Schandtaten benutzt.

Idyllisches Farmleben mal anders

Neben den vielen Twists und Sackgassen, die bei der Suche nach dem Gargoyle-König benutzt werden, ist das größte Problem, dass dies nur eine der Handlungen der Staffel ist. Wenn Jughead und Betty ihre paar Gehirnzellen gemeinschaftlich nutzen, erzielen sie durchaus Ergebnisse, aber Betty ist anderweitig eingespannt und niemand nimmt ihr Problem wirklich ernst. Bereits in Staffel 1 wurde ein Ort namens “die Farm” erwähnt. Dorthin wollten Jason und Polly Cooper (Tiera Skovbye) fliehen, um ein Leben abseits ihrer Familien zu beginnen. Und Polly hat sich entschieden, auch ohne Jason dort zu bleiben. Nach all den schrecklichen Dingen der letzten Zeit hat sie Mutter Alice dann soweit, dass auch sie dieser Gruppe beitritt. Und bei jedem Zuschauer schrillen bald die Alarmglocken, dass die Farm mächtig nach einer Sekte bzw. einem Kult klingt. Der Leiter der Farm wird die meiste Zeit nur mit Namen genannt und es dauert lange bis Schauspieler Chad Michael Murray sein Gesicht als sagenumwobener Edgar Evernever zeigt. Es ist einen Applaus wert, dass Showrunner Roberto Aguirre-Sacasa die Untiefen der Archie Comics durchforstet hat, bis er den perfekten Namen für einen charismatischen Sektenführer fand. Die Farm verspricht Friede, Freude, Eierkuchen. Man muss nur seine Individualität ablegen, sich einem Nahtodszenario aussetzen, jegliche Geheimnisse preisgeben und aufhören zu denken. Die wahrlich sinistren Pläne werden erst zum Staffelfinale aufgedeckt (wer auch immer auf illegale Organentnahme tippte, ist wahnsinnig oder ein Genie) und bis dahin werden einfach zufällig bekannte Figuren in die Arme der Farm getrieben. Für so etwas Ähnliches wie Spannung.

Keine typischen Hobbies für Jugendliche

Zwei der vier Hauptfiguren haben also ein schweres Kreuz zu tragen, indem sie gegen eine riesige Organisation kämpfen, die sie gar nicht gänzlich verstehen können. Und niemand von Belang in Riverdale findet wirklich etwas Schlimmes dran. So wie es auch niemanden stört, dass ein Teenager einen Nachtclub betreibt. Veronicas “Le Bonne Nuit” ist offiziell ein geheimer Treffpunkt. So geheim, dass schonmal jeder in der Schule darüber Bescheid weiß und genug Erwachsene kommen, die sich von Minderjährigen mit Alkohol und Entertainment versorgen lassen. Selbstverständlich gibt es hier eine Bühne, auf der auch Josie McCoy (Ashleigh Murray) mal singen darf oder einfach Veronica selbst. Realismus war nie wirklich ein Anspruch von Riverdale, aber hier werden neue Sphären erreicht. Wenigstens ist Veronica zunächst damit beschäftigt, Archie aus dem Gefängnis zu kriegen. Wo er vom Anstaltsleiter zur Teilnahme an Boxkämpfen gezwungen wird, auf die dubiose Geschäftsmänner Wetten abschließen. Ohne zu viel zu verraten, Archie muss nur einige Episoden ausharren und nicht die ganze Staffel im Gefängnis schmoren. Und selbstverständlich verändert ein derart einschneidendes Erlebnis eine Person. Aber für Archie ist es nun an der Zeit, ein neues Lebensziel zu finden und fortan wäre er gern Profi-Boxer. Dafür, dass die Serie auf dem Comic namens Archie basiert, in dem Archie Andrews die zentrale Figur ist, ist jener Archie Andrews von Riverdale am ehesten verzichtbar. Seine besten Szenen hat er, wenn er andere im Hintergrund unterstützt, sollte aber selbst am besten gar keine Entscheidungen treffen. Sein kurzer Aufenthalt in der Wildnis, wo er von einem Bären attackiert wird und fast stirbt, wirkt auch wie der Fiebertraum eines Autors, der nichts mit der Figur anzufangen weiß.

Eine Gang, was ist das eigentlich?

Um aufzuzeigen, wie sehr die Serie sich von ihren eigenen Wurzeln entfernt hat, reicht es schon, auf die Southside Serpents zu zeigen. Die gefürchtete Biker-Gang, die einst die Stadt in Aufruhr versetzen konnte. Jughead wollte nichts mit ihnen zu tun haben und verurteilte seinen eigenen Vater. Es ist nett anzusehen, dass die beiden sich zusammenraufen und ein besseres Verhältnis aufbauen. Dabei aber die Gemeinschaft der Serpents zugrunde richten. Die Serpents müssen sich den Ghoulies geschlagen geben, verlieren mit der Südseite Riverdales ihre Heimat und dürfen laut Jughead keinerlei krimineller Aktivität nachgehen. Letzteres klingt zwar nobel, aber Jughead rennt zwischenzeitlich auch mal für mehrere Episoden weg und überlässt die Gang sich selbst. Welche dann plötzlich auch nur noch aus halbstarken Jugendlichen zu bestehen scheint. Obwohl in Staffel 2 noch extra festgehalten wurde, dass sie von Minderheiten gegründet wurde, die sich umeinander kümmerten, weil es sonst niemand tat. Eine Lachnummer wird aus ihnen. Und um richtig darauf zu treten, wird das Gründen einer Gang in dieser Staffel auch noch zum Sport. Es würde als ernstgemeinte Story durchaus funktionieren, dass die Frauen und Mädchen die Nase voll haben und als Pretty Poisons ihr eigenes Ding aufbauen. Schluss mit sexy Tänzen und Mund halten. Aber das ist einfach nur mehr verschwendetes Potenzial.

Ein paar Lichtblicke

Im Schlechten liegt eine eigene Form von Unterhaltungswert, den kann man Riverdale nicht absprechen. Zur Not dient die Serie als Beispiel dafür, wie man es nicht macht. Aber bekanntlich erwischt ein blindes Huhn auch mal ein Korn und so gibt es immer wieder Momente, die zeigen, wie gut die Serie sein könnte. So zum Beispiel mit Folge 4 „The Midnight Club“. Als die Elterngeneration erfährt, dass “Griffins & Gargoyles” gespielt wird, will sie es sofort verbieten. Und Alice erzählt Betty auch die Gründe, was zu einem ausgedehnten Flashback führt. Die Eltern haben das Spiel zu Schulzeiten entdeckt und waren für eine kurze Zeit eine eingeschworene Gemeinschaft. Eine herrlich anzusehende Gruppendynamik wird aufgebaut, die viele Interaktionen in ein neues Licht rückt. Und die Krone setzt sich die Folge damit auf, dass die Teen-Darsteller jetzt die Eltern spielen. KJ Apa wird zu Fred Andrews, Coule Sprouse zu FP Jones usw. Dabei beginnt alles beim Nachsitzen, was den wohl besten aller Teeniefilme der 80er-Jahre zitiert – The Breakfast Club (inklusive Cameo von Anthony Michael Hall).

Wünschenswerter Genre-Mix

Die Episodentitel von Riverdale sind alle an Filme und andere Popkultur angelehnt und der Midnight Club funktioniert wunderbar, um zu zeigen, was man aus einer Hommage herausholen kann. Folge 11 „Die blutrote Dahlie“ („The Red Dahlia“) ist komplett wie ein klassischer Film Noir angelegt. Da darf Veronica in bester Femme Fatale Pose mit entsprechenden Klamotten auftreten, die in ihrem Fundus an Kleidern nicht mal zu absurd erscheinen. Würde Riverdale einfach von Episode zu Episode deutlich mit mehr Genre-Elementen spielen und die Abkehr vom Realismus deutlicher markieren, ohne zwischendurch vom Zuschauer zu verlangen die ganze Serie ernst zu nehmen, wäre sie ein Hit. Aber für sich allein genommen schießt der Film Noir-Ausflug wiederum übers Ziel hinaus und es ist fraglich, wie viele Zuschauer in der Zielgruppe der Unter-18-jährigen die Anspielungen bis hin zu Zitaten aus Chinatown zu würdigen wissen. Dafür gibt es als Musical dieses Mal Heathers zu bewundern, was vielleicht etwas bekannter ist. Die Songtexte passen erstaunlich gut zu den Vorkommnissen. (Wer die Texte des Broadway-Musicals kennt und sich über die Änderungen wundert, dem sei gesagt, dass Riverdale die offizielle High School-Version der Lyrics benutzt. Schimpfwörter und Hinweise auf sexuelle Handlungen sind darin minimiert.)

So viele Figuren, so wenig Zeit

Neben dem Problem, dass die sogenannten Core Four – Archie, Betty, Jughead und Veronica – im Laufe der Staffel kaum miteinander interagieren, ist es traurig, dass für die Nebenfiguren noch weniger Zeit bleibt. Was macht eigentlich Kevin Keller (Casey Cott), Bettys ehemals ach so bester Freund? Josie hat ihre Pussycats schon früh eingebüßt und wird bei allen wichtigen Angelegenheiten außen vor gelassen. Die Serpents Fangs (Drew Ray Tanner) und Sweet Pea (Jordon Connor) haben ein andeutungsweise interessantes Leben, aber sind manchmal weniger als Stichwortgeber. Reggie Mantle (Charles Melton) darf als Veronicas Barmann und Handlanger ran, wird aber abgewürgt, wenn er Persönlichkeit entwickelt. Folge 12 „Bizarrodale“ (eine Anlehnung an das Bizarro-Konzept von Superman, die Andeutung einer verkehrten Welt) wagt es mal, die vier Hauptfiguren in den Hintergrund zu stellen und andere zum Zug kommen zu lassen. Darunter fällt dann auch Oberbitch Cheryl mit Freundin Toni. Und sofort wirkt es wie eine komplett andere Serie. Ein Teendrama mit Witz, Herzschmerz, ein bisschen Abenteuer und nachvollziehbaren emotionalen Katastrophen. Ein Ausrutscher, aber zumindest ein positiver.

Die Tragödie des echten Lebens

Am 4. März 2019 verstarb Schauspieler Luke Perry. In den 90er Jahren bekannt als Teenieschwarm Dylan McKay in Beverly Hills 90210, wurde er in Riverdale zu Fred Andrews, dem einzig guten Elternteil in der ganzen Stadt. Die Staffel war zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgedreht und Cast und Crew mussten diesen Verlust verarbeiten. Perry war ein sehr skandalfreier Mensch, über den Kollegen viel Gutes zu sagen haben und der in Gruppeninterviews klar gezeigt hat, dass er für die jüngeren Schauspieler gern in eine Vaterrolle schlüpft. Die letzten Auftritte von Fred nach Perrys Tod erhalten eine gewisse Schwermut, da sie sich nun unterschwellig wie ein Abschied lesen. Vor allem mit Szenenpartner Skeet Ulrich, der als FP Jones seinen Geburtstag feiert. Zum Glück ist Fred nicht tief in all die absurden Plots verwickelt und die Autoren geben ihm einfach off-screen eine Menge Arbeit, für die er verreisen muss. Molly Ringwald springt für die letzten Episoden ein, die als Archies Mutter Mary schon ein paar kurze Auftritte hatte. Ein solches Ereignis ist dann auch immer eine Erinnerung, dass Riverdale eben nur eine Serie ist und es Schlimmeres gibt, als sich über wirre Erzählungen aufzuregen.

Fazit

Da ich Staffel 2 mit zwei Punkten abgespeist habe, da die für mich schon unterdurchschnittlich war, kann ich nur noch einen einsamen Punkt vergeben. Der ist durchaus angereichert mit viel Liebe für das Potenzial, das ich hinter jedem vollkommen übertriebenem, bizarren, sinnentleertem Twist sehen kann. Es wäre einfacher, die Serie nicht mehr zu schauen, aber ich mag so viel an ihr auf dem Papier und möchte die paar wenigen Momente nicht verpassen, die mir Spaß machen. Vor allem muss ich am Ball bleiben, was Cheryl Blossom als nächstes anstellt und zumindest da wurde ich nicht enttäuscht. Wenn jemand Hiram Lodge nebenbei überfällt und keinerlei Probleme mit ihm persönlich bekommt, dann Cheryl. Ich hätte es ihr gegönnt, wenn sie am Ende Hal erschossen hätte, einfach nur um Betty zu retten. Und vielleicht würden die vier Knalltüten mal merken, dass dieses Mädchen dringend einen guten Therapeuten braucht. Jetzt behält sie am Ende auch noch Jasons Leiche und redet einfach weiter mit ihm. Dass Penelope Blossom am Ende hinter allem steckt, hat mir ein Lachen entlockt, wie es selbst gute Sitcoms kaum schaffen. Das muss ich mal positiv anrechnen. Und ich muss zugeben, dass ich ziemlich angefressen war, als heraus kam, dass sie von den Nonnen als Kindsbraut verscherbelt wurde. Da gönne ich ihr die Rachegedanken und finde schon, dass sie der schillernde over-the-top-Bösewicht ist, den Riverdale verdient. Dass Alice sich als FBI-Informantin entpuppt, ist ein schöner Gedanke, aber es hilft nicht dabei, mir meine Nerven zurückzubringen, die ich bei dieser Storyline gelassen habe. Alice‘ Regression zur Rabenmutter ist ein Krampf. Es ist einfach zu viel. Vor allem zu viel gewollt und nicht gekonnt. Die Überraschungen sollen schockieren, aber müssen keinen Sinn machen. Das könnte ich ertragen, wenn die Figuren dafür eine Konstante bilden würden. Aber wen soll ich hier denn irgendwie für voll nehmen? Streckenweise mag ich Betty sogar sehr und wünsche ihr einfach bessere Freunde. Diese Staffel hätte mit der Erkenntnis enden sollen, dass alles nur eine einzige Partie “Griffins & Gargoyles” ist und nichts wirklich passiert. Das wäre eine stimmige Erklärung. Riverdale ist empfehlenswert für Leute, die unfreiwillige Komik und haarsträubenden Nonsense mögen. Mit biegsamen Charakteren, die viel Stoff für gute Fanfiction liefern.

© Warner

Misato

Misato hortet in ihrer Behausung fiktive Welten wie ein Drache seinen Goldschatz. Bücher, Filme, Serien, Videospiele, Comics - die Statik des Hauses erlaubt noch ein bisschen, der Platz in den Regalen weniger. Am liebsten taucht sie in bunte Superheldenwelten ein, in denen der Tod nicht immer endgültig ist und es noch gute Menschen gibt. Íhr eigenes Helfersyndrom lebt sie als Overwatch Support Main aus und adoptiert fleißig Funko Pops.

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Tellux
Redakteur
23. Mai 2019 18:32

Also man muss dir ja eins lassen, unterhaltsames Schreiben kannst du. Ich habe das ein oder andere Mal sehr stark lachen müssen. Natürlich verstehe ich, dass ein gewisser Grad an Seriosität mit eingebaut werden muss, aber ich hätte das Ganze gern noch trashiger geschrieben gesehen, denn das ist es. Ich glaube, ich saß lang nicht mehr so fassungslos vor einer Serie wie Riverdale. Es wird höchste Trashkunst betrieben und das Ganze findet auch noch Anklang. Riverdale ist für zwei Menschengruppen etwas, den Zuschauer den es nicht stört auf wirre und zum Teil unlogische Handlungsstränge zu treffen und die Katastrophentouristen, welche sich am Desaster höchst erfreuen. Ich bin gespannt, welche Richtung Staffel vier einschlagen wird.

Ayres
Redakteur
9. Juni 2019 18:07

So, wo steige ich hier am besten ein? Der Übergang von Staffel 2 auf Staffel 3 waren bei mir im Grunde nahtlos, sodass ich gar nicht mehr recht auseinander dividieren kann, welcher Gedanke nun wohin gehört. Leider ist Riverdale ja auch noch wie das geilste Fast Food überhaupt: superlecker im Geschmack, wenig Substanz und irgendwie ist einem danach längere Zeit schlecht, sodass man sich kaum an einzelne Geschmacksnoten erinnern kann.

Hängen geblieben ist als eine der lächerlichsten Szenen der gesamten Serie aber der Auftritt der Vixens, als Archie in der Jugendstrafanstalt saß. Wie schlecht bewacht ist dieses Gefängnis denn, dass da einfach eine Horde Cheerleader auf der anderen Seite der Gitter auftauchen kann? Wenn das so ist, kann da ja jeder Idiot vorbeikommen und irgendwelche Tänze oder sonstigen Bespaßungen vollziehen. Sagt ja auch keiner der herumstehenden Wärter etwas.

Kommen wir mal zur Farm. Also anfangs fand ich die Farm noch in Ordnung. Schließlich hatte man ja schon ab Staffel 1 hierfür ganz viel Vorarbeit geleistet, indem sie immer wieder erwähnt wurde. Was die Farm aber letztlich ist, darüber kann man eigentlich nur noch lachen. Vor allem wenn man sich vor Augen hält, mit welchen Gründen da jeweils halb Riverdale eingefangen wird. Fällt das eigentlich keinem auf? Und ja, auch in Bezug auf die vielen Kinder kam mir in den Sinn, ob es keine Eltern gibt, die eventuell ihre Kinder vermissen könnten?!? Wenn für etwas Opfer gesucht werden, sind Ethel und Kevin auch nicht weit. Sogar Weatherby kann man damit involvieren. Ethel ist ja irgendwie eh die enttäuschendste Rolle. Man könnte aus ihr eigentlich viel mehr rausholen, aber am Ende bleibt sie einfach immer nur ein einfältiges Mädchen, das äußeren Umflüssen ausgesetzt wird.

Griffins & Gargoyles. An sich finde ich die Idee cool. Da hat man verschiedene Archetypen und die werden eben von den Riverdale Kids ausgefüllt. Dass die Generation vor ihr das auch schon alles durchlebt hat, umso besser. Frage mich nur, wieso die Existenz dieses Spiels so völlig aus dem Nichts kommt und warum niemand mal so richtig auf den Tisch hauen kann. Sogar Josie fängt mit dem Blödsinn an, aber gerade bei ihr ist doch immer klar, dass alles nur geschieht, damit ihre Mutter echte Konkurrenz für Hermione in Sachen Intrigenspinnen wird. Insofern ist Josie genauso eine Marionette der Autoren.

Veronicas Nachtclub scheint nur deshalb zu existieren, damit diese großmaulige Person sich einmal mehr geil finden und Hiram/Gladys Hausverbot erteilen kann…. Also ob sie irgendeine Ahnung hätte, wie man so einen Laden führt.

Alice ist ja mein persönlicher Staffelknaller. Ich empfinde diese Person seit geraumer Zeit einfach nur noch drüber, aufgekratzt (zuviel Fizzle Rock konsumiert?) und durcheinander. Trifft keine rationale Entscheidung mehr, kann aber jeden Dummfug weglächeln. Habe sie schon als wirre Mom abgestempelt und jetzt lässt das Drehbuch die Sau raus: Haha, alle verarscht! Alice ist Agentin! So kann auch jeder Schwachfug verkauft werden. Und dafür hat sie also Polly und die Babies in Gefahr gebracht…

Gladys und Jellybean. Wieder zwei neue Problemherde an Land gezogen. Wie immer, wenn Verwandte ihren Weg nach Riverdale finden. Okay, Gladys ist also eine richtige Bitch und irgendwie wundert das auch keinen. Viel mehr als sie selbst stört mich eher die Tatsache, dass es einen intriganten Elternteil mehr gibt. Kaum ist eine neue da, kann man auch schon den nächsten entsorgen. Claudius’ Aufenthalt war ja kurz und wenig überraschend.

Betty und ihre dunkle Seite. Eine Sache, die mich seit Staffel 1 nervt. Jetzt springt sogar Edgar Evernever auf den Zug mit auf und da nun auch Hals Tod abgehakt ist, wird es hier sicherlich damit weitergehen, dass Betty diese dunkle Seite vererbt bekam und zukünftig damit kämpfen muss. Bzw. lernen muss, damit umzugehen. Ich sehe es kommen. Die letzte Folge wird ja sehr gefeiert für… ihr noch dramatischeres Dasein als eben… Finale. Ich finde diese Tests ja ziemlich 08/15, könnten aus jedem drittklassigen Teeniehorror geklaut sein. Aber wahrscheinlich feiern grade Leute, die nicht viele Horrorfilme kennen, diese Prüfungen so. Hal und Chic am Ende… ich weiß nicht, ob ich das schlechter finden soll oder die Vixens und Serpents, die punktgenau da sind um mit Pfeil und Bogen zu imponieren.

So populär wie Fizzle Rocks ist, könnte man meinen, es handle sich um eine Kultbrause, die man nicht verpasst haben darf.

Staffel 4 soll sich erst einmal ausführlich um die Figur Fred Andrews und dessen Tod drehen. Dass sein Tod nicht per Biegen und Brechen in Staffel 3 untergebracht wird, halte ich für die richtige Entscheidung. So bleibt wenigstens Zeit für Trauerarbeit und Verarbeitung.