High Seas (Staffel 1)
Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön. Leider trifft das auf die Passagiere in der im Mai 2019 erschienenen Netflix Serie High Seas nur bedingt zu. Die Serienschöpfer Gema R. Neira (Fariña) und Ramón Campos (Die Telefonistinnen) präsentieren die Idee hinter der in der 40er-Jahren spielende maritimen Mystery-Drama-Serie. Letzterer fungiert neben Carlos Sedes (Grand Hotel) und Teresa Fernández-Valdés (Velvet) gleichzeitig als ausführender Produzent. In den Hauptrollen sind unter anderem Ivana Baquero (Pans Labyrinth) Jon Kortajarena (Quantico) und José Sacristán (Madrid, 1987) vertreten. Die in acht Episoden verpackte erste Staffel erzählt die Geschichte einer etwas anderen Schiffsreise.
Mit der Aussicht auf ein besseres Leben starten mehrere Hunderte Menschen die transatlantische Reise mit dem Luxusschiff der “Bárbara de Braganza” von Europa nach Südamerika. Unter den Passagieren befinden sich auch die Schwestern Carolina (Alexandra Onieva) und Eva Villenueva (Ivana Baquero), deren Vater erst vor kurzer Zeit verstorben ist. Carolina plant ihre Hochzeit an Bord und möchte dann in Brasilien ein neues Leben beginnen. Eva dagegen ist Autorin und möchte sich mit einem Verleger treffen, der ihr Werk als sehr vielversprechend ansieht. Doch alsbald wird die Reise durch ein mysteriöses Verbrechen beschattet, denn ein nicht gelisteter Passagier, der keinem bekannt ist, wird umgebracht. Auf dem Boot mit einem Mörder gefangen, verwandelt sich jeder Passagier in einen Nachwuchsdetektiv und kämpft gleichzeitig darum, seine persönlichen dunklen Geheimnisse vom Tageslicht zu verbergen. Die Ereignisse überschlagen sich und damit auch die immer mehr werdenden Todesfälle …
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Originaltitel | Alta Mar |
Jahr | 2019 |
Land | Spanien |
Episoden | 8 in Staffel 1 |
Genre | Mystery |
Cast | Carolina Onieva : Alexandra Onieva Eva Villenueva: Ivana Baquero Nicolás Vázquez: Jon Kortajarena |
Neben der Suche nach dem Mörder und der romantischen Kennenlerngeschichte zwischen Eva und dem attraktiven Offizier Nicolás (Jon Kortajarena), erzählt High Seas viele kleinere Geschichten, die sich um Themen wie Lügen, Geheimnisse und natürlich auch um die Liebe drehen. Fast schon seifenoperähnlich erscheinen diverse Charaktere auf der Bildfläche, deren Intentionen unterschiedlicher nicht sein könnten. Ob nun die Geschichte einer aufstrebenden jungen Sängerin, die ihren Durchbruch sucht, die Liebe zwischen einem Mädchen von nebenan zu einem Frauenhelden, eines Nachwuchserfinders, der seine glorreiche Idee verwirklichen möchte, einer rachsüchtigen Ehefrau, die versucht ihren gewalttätigen und promiskuitiven Mann loszuwerden oder dem scheinbar sympathischen und liebevollen Onkel, der mehr als nur ein Geheimnis hütet: für ausreichend Subplots ist gesorgt.
Da geht noch was
Immer mehr spanische Serien ploppen pop-upgleich auf dem Interface hiesiger Streamingdienste auf. Darunter sind durchaus erfolgreiche Vertreter wie Élite und Die Telefonistinnen zu nennen. Ob High Seas deren Qualitäten gleichzusetzen ist, liegt durchaus im Auge des Betrachters. Die einen werden die Serie als stilvollen Trash bezeichnen, die nächsten als eine 08/15-“Kann man sich mal anschauen”-Serie und wiederum andere werden vollends auf ihre Kosten kommen. Der Spannungsbogen ist durchweg vorhanden, erklimmt aber nie so richtig den Zenit der Möglichkeiten. Dies könnte daran liegen, dass die Handlung der ersten Staffel in nur acht Episoden eingebunden wurde. Im Gesamten werden die Geheimnisse entweder zu schnell gelüftet oder nicht ausreichend ausgefeilt, sodass die Schockmomente eher rar zu finden sind. Nichtsdestotrotz bietet die Kulisse viele tolle Momente, die hier und da an eine aufgehübschte Variante von Titanic erinnern. Die Darsteller werden sehr schön in Szene gerückt und verkaufen die Geschichte glaubwürdig. Dennoch ist hierbei natürlich auch noch Luft nach oben.
Fazit
Als sehr großer Anhänger spanischer Serien habe ich natürlich gehofft, dass mich High Seas völlig aus den Socken hauen würde. Ich habe mir vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn der Mord im Orient Express einfach auf die Titanic verfrachtet werden würde. Das Potenzial und die Idee hinter dem Projekt finde ich ziemlich gut, jedoch ist die Dynamik in den doch vergleichsweise wenigen Folgen sehr ambivalent. Es gibt durchaus den ein oder anderen “Oh mein Gott”-Moment, allerdings ebenso viele gegenteilige. Meiner Ansicht nach hat man die Persönlichkeiten der Charaktere nicht ausreichend ausgeschöpft und die Spannungsmomente sind für mich nicht ausdrucksstark genug. Ich empfinde die erste Staffel durchaus als sehenswert und bin gespannt, was die Serienschöpfer uns in der zweiten Staffel präsentieren werden, denn es bestehen zum Ende hin offene Ereignisse.