Spider-Man: Far From Home
Nach all den schwermütigen Ereignissen in Avengers: Endgame, ist es an der Zeit mit Phase 3 des MCU abzuschließen. Dafür bringt Marvel in Zusammenarbeit mit Sony Pictures Spider-Man: Far From Home auf die Leinwand. Ein Epilog mit Herz, Humor und Hindernissen. Der zweite Solofilm für Spider-Man hat viele Scherben aufzukehren und soll gleichzeitig den Weg in die Zukunft weisen. Ziemlich viel Verantwortung für einen Teenager, der doch nur Urlaub machen möchte.
Acht Monate ist es her, dass die Avengers die von Thanos weggeschnippten Lebewesen wieder zurückgeholt haben. Für Peter Parker (Tom Holland) ist die Sache relativ glimpflich ausgegangen, da sein bester Kumpel Ned Leeds (Jacob Batalon) ebenfalls fünf Jahre übersprungen hat. Wie auch Freundin Michelle Jones alias MJ (Zendaya) und seine Tante May (Marisa Tomei). Lieblingsfeind Flash Thompson (Tony Revolori) drückt ebenfalls noch die Schulbank mit ihm. Allerdings fangen grade die Sommerferien an und diese beginnen für einige mit einer Studienreise nach Europa. Peter möchte seinen Spider-Man-Anzug zu Hause lassen und die Gelegenheit nutzen, MJ endlich seine Gefühle zu gestehen. Ein ganz normaler Urlaub, zum Abschluss eines chaotischen Jahres. Allerdings ist Nick Fury (Samuel L. Jackson) bemüht, Peter zu erreichen und kaum in Venedig angekommen, ist klar, warum. Monster greifen die Erde an. Quentin Beck (Jake Gyllenhaal) stellt sich ihnen tapfer in den Weg, braucht aber Hilfe und andere Avengers sind grade verhindert.
Der Blip
Originaltitel | Spider-Man: Far From Home |
Jahr | 2019 |
Land | USA |
Genre | Action, Science-Fiction |
Regisseur | Jon Watts |
Cast | Peter Parker/Spider-Man: Tom Holland Nick Fury: Samuel L. Jackson Quentin Beck/Mysterio: Jake Gyllenhaal Happy Hogan: Jon Favreau Michelle MJ Jones: Zendaya Ned Leeds: Jacob Batalon Maria Hill: Cobie Smulders May Parker: Marisa Tomei |
Laufzeit | 130 Minuten |
FSK |
Spider-Man: Far From Home wird die schwierige Aufgabe zuteil, die Welt zu präsentieren, die nach dem Ende von Avengers: Endgame entstanden ist. Gleich zu Beginn wird thematisiert, wie merkwürdig es war, dass plötzlich all die totgeglaubten Leute wiederkamen. Es sieht ganz lustig aus, wenn ein Video zeigt, dass mitten in einem Basketballspiel das halbe Schulorchester erscheint. Wenn tatsächlich alle Lebewesen dort erschienen, wo sie auch verschwunden sind, ist fraglich, wie das wohl für Leute ist, die grade in einem Flugzeug waren oder all die Aliens in ihren Raumschiffen. Über solche Implikationen wird sich ausgeschwiegen, dafür erfahren wir, dass die Menschen dieses Ereignis den Blip nennen. Und Tante May gehört zu denen, die bemüht sind wieder Ordnung zu schaffen. Wohnungen und Häuser haben in Abwesenheit schließlich Besitzer gewechselt, so dass manche nun auf der Straße stehen. Der Anfang des Films erwähnt ein paar dieser Dinge, hält sich aber von größeren politischen Problemen fern. Es ist klar, dass die Situation nicht einfach ist, aber in acht Monaten hat die Menschheit sich gefangen und den Alltag wieder aufgenommen. Auch wenn manche ehemals jüngeren Geschwister jetzt halt die Älteren sind.
Der Schatten von Tony Stark
Da Peters soziales Umfeld noch nahezu komplett intakt ist, kann er den Blip an sich gut wegstecken. Doch der Tod von Tony Stark verfolgt ihn. In Captain America: Civil War hat Tony ihn auf die große Bühne gebeten. In Spider-Man: Homecoming wurde deutlich, dass Peter in Tony einen Mentor sieht, den er auf keinen Fall enttäuschen möchte. Und Tonys Gefühle als Vaterfigur sind in den letzten Momenten in Avengers: Infinity War klar zu sehen. Es ist eine wichtige Beziehung und so schwebt Tonys Geist über den Dingen. Peter will noch immer Tonys Ansprüchen gerecht werden und dass Tony ihm dann Zugriff auf sein Satellitennetzwerk in Form der künstlichen Intelligenz E.D.I.T.H. hinterlässt, erhöht den Druck. Eigentlich wollte Peter seinen Mut zusammenkratzen, um den Versuch zu wagen, mit MJ eine Beziehung zu beginnen. Aber dieses romantische Teendrama steht hinten an, denn Tonys Tod ist ein noch nicht überwundenes Trauma. Happy Hogan (Jon Favreau), Tonys ehemaliger Sicherheitschef und guter Freund, kommt dabei auch zum Einsatz. Er unterstützt Peter mit allen Mitteln. Selbst der Soundtrack lässt Iron Man einen Gruß zukommen, wenn AC/DCs “Back in Black” gespielt wird. Der Film beginnt mit einem herrlichen In Memoriam für alle verstorbenen Avengers, aber Tony Stark hat auch aus dem Grab einen großen Einfluss auf die Handlung. Das hilft, um das MCU als geteiltes Universum zusammenzuhalten. Es ist eine wichtige Verbindung. Andererseits ist es Spider-Man erneut nicht erlaubt, so wirklich auf eigenen Beinen zu stehen, da er vorhandene Fußstapfen füllen möchte.
(K)Ein mysteriöser Unbekannter
Der Titel “Far From Home” funktioniert netterweise auf zwei Ebenen. Zum einen ist da Europa als Spielort. Spider-Man ist nicht in seiner angestammten New Yorker Nachbarschaft zu finden. Und doch muss Peter kräftig mit anpacken. Zum anderen ist da aber die Figur namens Quentin Beck. Er erklärt Fury und seiner rechten Hand Maria Hill (Cobie Smulders), dass er aus einem parallelen Universum stammt. Dort ist seine Erde von Monstern basierend auf den Elementen Erde, Wind, Wasser und Feuer vernichtet worden. Und die Angriffsmuster dieser Elementals wiederholen sich, was ihm den Vorteil verschafft, dieses Mal vielleicht etwas tun zu können. Das ist eine interessante Prämisse, die langjährige Fans von Spider-Man aber sicherlich aufhorchen lässt.
Viel Humor, viel Action, viel Bekanntes
Spider-Man: Far From Home versucht nicht, sich von den bekannten MCU-Formeln abzusetzen. Nach den gewaltigen Ereignissen der letzten beiden Avengers-Filme geht es hier mit viel Witz zur Sache. Nicht zuletzt, weil Peter mal wieder vom Pech verfolgt wird, wenn es darum geht, für ein paar Tage ein normaler Teenager sein zu wollen. Bei seinen Einsätzen als Spider-Man, kommen verschiedene Kostüme zum Einsatz, was eine besondere Form von Fanservice ist. Und zwischen der Pflege der Beziehungen untereinander, gibt es dann die gewohnt knackige Action. Inklusive formschöner CGI-Monster, die europäisches Kulturgut zerstören. Die Schauspieler fühlen sich in ihren Rollen eindeutig wohl und harmonieren. Neu-Ankömmling Jake Gyllenhaal passt perfekt ins Bild. Die Erwartungen an einen typischen MCU-Film werden voll erfüllt.
Der Knaller während der Credits
Nachdem Avengers: Endgame dadurch überraschte, dass der Abspann nur ein Abspann ist, geht Spider-Man: Far From Home in die Vollen. Sitzenbleiben ist ein Muss, da die Credits gleich zwei wichtige Szenen bereithalten. Und das sind keine netten Gags als Rausschmeißer, sondern handlungsrelevante Momente.
Fazit
Eine Kleinigkeit, die unglaublich glücklich macht an Spider-Man: Far From Home, ist die Einbindung des Spinnensinns. Am Anfang ist es auch ganz lustig, dass sie es die Peter-Regung nennen (hihi, Pete-Erregung), aber der Gag nutzt sich ab. Im O-Ton als Peter Tingle ist es auch nicht so viel besser. Die Autoren Chris McKenna und Erik Sommers haben darüber länger diskutiert und haben sich absichtlich gegen das Wort Spider-Sense entschieden, was ich ehrlich gesagt albern finde. Enttäuschend ist ein wenig, dass Spider-Man so viel Schützenhilfe von Iron Man bekommt. Mehr Eigenständigkeit bleibt weiterhin wünschenswert. Das ist dann aber auch Meckern auf hohem Niveau. Insgesamt gefallen die Einbindung von Mysterio sehr gut und die Gruppendynamik der Schüler ist herrlich. Ich wünsche mir noch immer, dass MJ einfach Mary Jane wäre und man sie nicht in Michelle Jones umbenannt hätte, als Charakter mag ich sie allerdings. Es gibt viele kleine Momente, die zum Lachen bringen und Peters emotionale Achterbahnfahrt ist gelungen. Es erinnert daran, wie Tony mit seinem eigenen Trauma in Iron Man 3 umgehen musste und verleiht eine menschliche Komponente.
© Sony/Disney
Ich habe mir lange Zeit gelassen für meinen Kommentar und den Film ein weiteres Mal gesehen. Zu groß war die Enttäuschung nach dem ersten Sehen. Ohne, dass ich valide Punkte benennen könnte, denn viel falsch macht der Film nicht. Nur war ich einfach durch die beiden Avengers-Filme mehr gewohnt (man gewöhnt sich unwahrscheinlich schnell an soviel Bombast, Figuren und Tragweite), da ist es schon pure Umgewöhnungssache, jetzt wieder so ein kleines Spider-Man Abenteuerlein vor sich zu haben. Unterm Strich mag ich “Spider-Man: Homecoming” trotzdem lieber. Das liegt vor allem daran, dass ich die Ereignisse in “Far From Home” ziemlich schnell heruntergespult finde. Sogar die Lehrkörper wundern sich nicht über die ständigen Routenwechsel und schieben alles auf irgendeine Reiseagentur, ohne dass sich da jemand wundert. Das soll witzig sein, ist aber auch sehr leicht gemacht, um nicht mehr erklären zu müssen. Jene Simplifizierung von allem ist es, die mir den Film auf irgendeine Weise madig macht. So auch der Umgang mit dem “Blip”, der zwar mal genannt wird, dann aber auch schnell an Bedeutung verliert. Grade hierzu hätte ich soviel mehr erwartet, um vor allem das Worldbuilding des MCUs mal etwas zu untermauern. Diese Wischi-Waschi-Erklärungen ziehen sich dann munter weiter durch den Film. Was hat es nun mit der Romanze zwischen Ned und Betty auf sich? Auch dafür will der Film keine Erklärung liefern, muss man eben so hinnehmen, Wie so viele andere Dinge auch. Man merkt schon: Das Drumherum will mir nicht schmecken.
Also zum Plot.
Tom Holland ist großartig in seiner Rolle. Wirklich toll, wie er mittlerweile Peter Parker verkörpert, als wäre es nie anders gewesen.
Das After Credit-Ende hat es so richtig in sich und macht es umso spannender, wie der dritte Teil damit umgehen wird. Jetzt zum Glück doch unter Marvel, das war ja ein echter Krimi. Ich kann mir aber vorstellen, dass das Wissen über Peters Identität in irgendeiner Form nochmal rückgängig gemacht werden wird. Sei es durch einen Zeitsprung oder ein alternatives Universum.