Shadow
Hero und House of Flying Daggers sind nur zwei der beliebtesten Wuxia-Titeln Europas. Mit seinem Martial Arts-Titel Shadow setzt Regisseur Zhang Yimou, dessen letzter Film The Great Wall unterging, zum nächsten Paukenschlag an, für welchen er den Zuschauer ins China der drei Königreiche eintauchen lässt. Jeder, der dachte, er hätte schon alles in Sachen Kampf als Kunstform gesehen, wird hier eines Besseren belehrt: Der Epos lebt von seinen originellen Einfällen, ungewöhnlichen Kampfobjekten und dramatischer Kameraführung. Mehr Pathos geht nicht.
China zur Zeit der drei Reiche (220 — 280 n. Chr.): Frieden herrscht im Königreich von Pei. Das ist nur dem Umstand zu verdanken, dass das Volk unter der Unterdrückung des gegnerischen Generals Yang (Hu Jun) lebt und der König zu feige ist, um etwas zu ändern. Der Feldherr des Königs möchte dies nicht länger mitansehen und heckt einen Plan aus. Gemeinsam mit einem Double wird eine kriegerische Intrige aufgesetzt, welche das Ziel der Rückeroberung der Hauptstadt besitzt.
Style over Substance – und das muss so sein
Originaltitel | Ying |
Jahr | 2018 |
Land | China |
Genre | Action, Drama, Martial Arts |
Regisseur | Zhang Yimou |
Cast | Jing Zhou / Zi Yu: Chao Deng Xiao Ai: Li Sun Pei Liang: Ryan Zheng Tian Zhan: Qianyuan Wang Lu Yan: Jingchun Wang Yang Cang: Jun Hu Qing Ping: Xiaotong Guan Yang Ping: Lei Wu |
Laufzeit | 116 Minuten |
Seit dem 13. Januar 2020 im Handel erhältlich |
Eigentlich lohnt es sich immer, zunächst in die Geschichte einzutauchen. Angesichts der opulenten Optik wird (und bleibt) diese nebensächlich. Denn das visuelle Feuerwerk, was Regisseur Yimou in Shadow abfackelt, sucht man vergeblich ein zweites Mal. Eigentlich ist das Mastermind bekannt für seine bunten Filme mit knalligen Farben. In Shadow ist der Name Programm: Das Leuchten ist grauen Farben gewichen und das entsättigte Bild sorgt erst einmal für ganz viel Tristesse. Der Quell der Inspiration ist die japanische Tuschmalerei, deren Schönheit ähnlich reduziert ist. Womit wir auch schon bei der Bildmalerei wären: Der Anspruch, kunstvoll durch die Handlung zu rauschen, wird mehr als nur erfüllt. Neben den beeindruckenden Landschaftsaufnahmen ist es vorrangig die Kameraarbeit, die hier Eindruck schindet. Wenn ein Kämpfer stirbt, dann schauen wir nicht nur einfach zu, sondern sind dabei, wie das Leben in den letzten Sekunden aus dem Körper entfleucht. Regen, Wind, flatternde Tücher, durchnässte Haarspitzen: Hier stirbt man in Zeitlupe, um den Pathos voll auszukosten.
Das Herzstück: Der Kampf
Woraufhin alles abzielt, ist die große Schlacht. Sie steht unweigerlich bevor und nur die Spieler müssen noch positioniert werden. Wenn es erst einmal losgeht, hat Yimou einen ultimativen Pfeil im Köcher: Eine regelrechte Wunderwaffe, welche nicht nur ins Staunen versetzt, sondern ungemein effektiv ist. Mittels metallener Schirme gelingt es den Kriegern auf der einen Seite Schutz vor den Pfeilen der Gegner zu finden. Auf der anderen Seite dienen jene Schirme als Schwert im Kampf, was dank Slow-Motion-Technik dem Kunstbegriff wieder sehr nahe kommt.
Rasierklingen-Epik
Inhaltlich muss man fairerweise sagen, dass sich das Drehbuch durchaus die Zeit nimmt, seine Figuren in Stellung zu bringen ehe der Kampf beginnt. Erwartungsgemäß findet das Charakterdrama eher im Verborgenen statt, bietet aber genug Cleverness, um das Taktierspiel auch für den Zuschauer mitreißend zu gestalten. Vieles spielt sich auf einer metaphorischer Ebene ab. Wenn etwa die Dualität zweier Figuren unterstrichen wird und diese sich auf einem Kampffeld mit Yin-Yang-Symbol duellieren, so spricht das Bände. Zum Ende hin wirkt die Handlung trotz Fokussierung auf die Schlacht überraschend vielschichtig, was auch der Doppelrolle von Chao Deng (The Mermaid) zu verdanken ist.
Fazit
Shadow setzt neue Standards und nimmt uns auf einen visuellen Trip mit, der sich anfühlt, als wäre man mittendrin. Insbesondere die Gewichtung aus Strategie und Kampf fällt ausgeklügelt aus und erweckt zu keiner Sekunde den Eindruck, als wäre die Handlung nur ein Vorwand, um möglichst viel Blut effektvoll spritzen zu lassen. Diese Produktion ist absurd schön anzusehen und zukünftige Martial Arts-Historien-Verschnitte jeglicher Art werden sich daran messen müssen.
© Constantin Film Verleih