Midon (Band 1): Der Albenkrieg: Die Flotte der Feuerkönige
Tibor Merlak holt mit seinem Erstlingswerk weit aus. Seine Welt, in der Der Albenkrieg: Die Flotte der Feuerkönige spielt, beinhaltet alle Faktoren, die für ein Epos wie geschaffen erscheinen: Die in der Vergangenheit geführten Kriege haben sowohl für die Sieger als auch für die Besiegten weitreichende Folgen nach sich gezogen und keinesfalls für wirklichen Frieden gesorgt. Exilanten warten auf ihr Erstarken, um ihre einstige Position wieder einnehmen zu können. Herrschende untermauern ihre Macht mit Gewalt. Kommt Bewegung in dieses Gefüge, wird die Welt erschüttert. Und nichts bleibt, wie es war.
Nach 300 Jahren im eisigen Exil scheint der Traum der Firbolg, einer Rasse von Halbriesen, von der Rückkehr in ihr Heimatland möglich zu werden. Die Geometergilde entsendet eines ihrer Mitglieder in den hohen Norden, um einer Allianz mit dem Herrn der Adler den Weg zu bahnen. Dieser verspricht den Firbolg materielle Unterstützung, sollten sie sich gegen die Alben wenden, von denen sie damals besiegt und vertrieben worden sind. Die Firbolg gehen auf das Angebot ein, rüsten eine Flotte auf und fahren nach Süden, um sich ihre Heimat zurückzuerobern. Doch die Alben, Wesen, die nachtaktiv sind und über geheimnisvolle Kräfte verfügen, haben den letzten Krieg nicht zufällig gewonnen und stellen sich dem Eroberungsfeldzug mit allen Kräften entgegen. Dass so ein Krieg auch Unbeteiligte mit hineinziehen kann, müssen die beiden Brüder Nabal und Ailheart erfahren, die mit ihrem Depeschenschiff in den Sog der Kriegsflotte der Firbolg geraten.
Eine zauberhafte, doch brutale Welt
Originaltitel | Der Albenkrieg: Die Flotte der Feuerkönige (Midon 1) |
Ursprungsland | Deutschland |
Jahr | 2018 |
Typ | Roman |
Band | 1 / ? |
Genre | Fantasy |
Autor | Tibor Merlak |
Verlag | Selfpublisher |
In Midon tummeln sich verschiedene Gattungen, die sich durch Aussehen und Lebensweise deutlich voneinander unterscheiden. Die Firbolg, Halbriesen mit Bärenkräften und Bären als Reittieren sind ein geradliniges Volk, das beharrlich an seinem Traum festhält, in ihre alte Heimat zurückzukehren, und ohne Umwege auf ihr Ziel zusteuert. Politische Winkelzüge sind ihnen nicht unbedingt zuzutrauen. Ihnen gegenüber stehen die Alben, eine geheimnisvolle Rasse, die sich von ihren Lebensgewohnheiten und Fähigkeiten deutlich von denen aller anderen Midoner unterscheidet. Die Alben herrschen über die von ihnen eroberten Gebiete mit Strenge und Unzugänglichkeit. Die Fomorer wiederum scheinen zunächst simple Kreaturen zu sein, Tierwesen mit wenig mehr Ambitionen als ihr Revier zu verteidigen. Der Herr der Adler und die Falkenkönigin Nimina geben dem Tierreich eine Stimme und machen die Gefiederten zu wichtigen, teils sogar unersetzlichen Teilnehmern in dem Geschehen, welches sich durch die Allianz zwischen den Firbolg und dem Herrn der Adler entwickelt und nicht aufzuhalten scheint.
Von Prinzen, Kartographen, Depeschenfahrern und Meisterkriegern
Inmitten der Kriegswirren entwickeln sich vor dem Auge des Lesers Einzelschicksale. Sreng, Sohn eines der Großkönige der Firbolg, hat sich wie schon so viele vor ihm sein Leben lang darauf vorbereitet, den Niedergang der Firbolg aufzuhalten und das eisige Exil zu verlassen. Für ihn rückt dieser Traum in greifbare Nähe, seine Bemühungen waren nicht umsonst. Miala reist als Kartographin durch die Welt, doch scheint sie mehr zu tun als diese zu vermessen. Durch den Nemedier Nabal bekommen die seefahrenden Händler ein Gesicht. Er und sein Bruder Ailheart arbeiten daran, eines Tages mit der Windpfeil, ihrem Depeschenschiff, unabhängig sein zu können, indem sie den Eigner ausbezahlen. In einen Krieg verwickelt zu werden, kann für ihresgleichen sowohl vorteilhaft als auch tödlich sein. Mit dem Tod kennt sich Aifi aus, die als junge Meisterkriegerin der Alben bestens dafür ausgebildet ist, unliebsame Personen ins Jenseits zu schicken, und durch den Angriff der Firbolg all ihr Können einsetzen muss, um den Gegner aufzuhalten und auszuschalten.
Fazit
Der Albenkrieg kann nur episch werden, so sorgfältig ist das Setting ausgearbeitet. Eine stimmige Historie, geografische Gegebenheiten, eine vielfältige Bevölkerung und jede Menge Geheimnisse, die noch aufzudecken sind, hat Tibor Merlak auf die 422 Seiten seines ersten Bandes gepackt. Seine Beschreibungen empfand ich als so genau und dabei [meist] nicht langatmig, so dass ich die Geschehnisse vor meinem inneren Auge zu sehen meinte. Schwieriger fand ich es allerdings, einen Draht zu den Charakteren zu entwickeln. Ich konnte bei allen Beschreibungen wenig Tiefe in ihnen entdecken, nichts, was mich ihnen näher gebracht hätte. Sie bleiben auf einer Ebene mit den Beschreibungen von Reisen, Schlachten und Empfängen sowie einer Vielzahl anderer Charaktere, deren sorgfältige Ausarbeitung ich eher als ablenkend empfand. Und so hat es mich letztendlich wenig interessiert, ob die Protagonisten, durch deren Augen ich der Geschichte folgen konnte, nun überleben oder nicht. Aber das ist nichts, was sich nicht im nächsten Band geändert haben kann. Ich bin gespannt.
© Tibor Merlak