The Cannibal Club

Was so ein Kannibale im Titel eines Films alles bewirken kann. Sensationslust, angewiderte Faszination, Nicht-wegsehen-können. Dabei ist die brasilianische Produktion The Cannibal Club in seiner Ausrichtung so zahm, dass man besser vorwegnimmt, dass der Kannibale mehr oder minder nur eine Metapher des Menschens darstellt, der sich gegenseitig frisst. Nämlich die Reichen die Armen. Eine weltbewegende neue Erkenntnis? Nein. Genau das macht Guto Parentes Film auch zu einem einzigen Ärgernis: Er vergisst, uns irgendetwas Neues oder gar Interessantes zu erzählen.

 

Das Pärchen Otavio (Tavinho Teixeira) und Gilda (Ana Luiza Rios) führt ein Leben in Saus und Braus. Am liebsten verbringt das Luxus-Paar den Tag entweder am Pool oder im Bett. Beides auch gerne mal mit den attraktiven Angestellten, die wahlweise oberkörperfrei den Pool schrubben oder das Sexleben aufpeppen. Und wenn man den Pöbel nicht mehr braucht, wird er eben verspeist. Denn die Villa liegt viel zu ablegen, als dass jemand einfache Arbeiter vermissen könnte.

Kannibalismus als Parabel

Originaltitel O Clube dos Canibais
Jahr 2018
Land Brasilien
Genre Horrorkomödie
Regisseur Guto Parente
Cast Otavio: Tavinho Teixeira
Gilda: Ana Luiza Rios
Borges: Pedro Domingues
Jonas: Zé Maria
Laufzeit 81 Minuten
FSK

In Brasilien klafft die Schere zwischen Dekadenz und Existenzminimum besonders weit auseinander. Dieser Gedanke ist auch die Idee hinter The Cannibal Club: Eine Parabel, in der die Reichen die Armen fressen. Eine blutgetränkte, aber nicht blutrünstige, eine manchmal unterhaltsame, aber meist unfreiwillig komische Geschichte. Denn trotz der finsteren Anleihen bewegen wir uns überwiegend im Genre der Komödie. Der titelgebende Kannibalismus ist ein plakativer Effekt, denn der Film würde auch ganz ohne auskommen.

Schwitzende Körper und eingeschlagene Schädel

Statt Innereien gibt es überwiegend die Brüste der zeigefreudigen Gilda zu bestaunen. Denn die häufigen Sexszenen enden zwar meist in Mord, sind jedoch weit von Zweckmäßigkeit entfernt. Im Gegenteil, ob Geschlechtsteile oder Spermaspritzer: Soviel Anteil am Sexleben trägt man sonst nur im Swingerclub oder auf der Porno-Plattform des Vertrauens. Wenn Gilda und Otavio töten, dann nicht, weil sie Serienkiller im Blutrausch sind, sondern um das eigene Land zu reinigen. Neues Personal wird schon nachkommen, wenn das alte verspeist ist.

Dünne Handlung mit wenigen Spitzen

Eine bitterböse, wenngleich sehr unspektakuläre Komödie. Denn die Parabel ist noch das Intelligenteste, was der Film hergibt. Danach geht das Drehbuch in den eigenen Verstrickungen unter, sodass Verlauf und Ende der Geschichte nicht von Bedeutung sind. Obwohl sich genügend Gelegenheiten bieten, fehlt es Guto Parentes Film an Bissigkeit (beabsichtigtes Wortspiel!). Platz für politische Kommentare gäbe es genug, doch es scheint bereits auszureichen, dass Otavio und Gilda sich nur mit den oberen 10.000 des Landes abgeben und alles darunter zum Verspeisen freigegeben ist.

Fazit

The Cannibal Club ist seit langem mal wieder ein Film, dessen Aufmachung einer Mogelpackung gleicht. Ausgelegt in der Horror-Abteilung eines Elektro-Großmarkts, inhaltlich aber eine Sozialsatire, die mehr nackte Brüste als Gedärme bietet. Das spricht nicht für den Film, weder in der Theorie und noch in der Praxis. Trotz einer Laufzeit von nur 80 Minuten reiht sich eine Länge an die andere, wenn man keine Freude dafür aufbringen kann, dem amoralischen Treiben zuzusehen. Auch künstlerisch kann der Film nichts bewegen und ordnet sich eher zwischen TV-Produktionen vom Band ein.

© Donau Film

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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