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Schwarzschwinge (Band 1): Im Zeichen des Raben

Ihr habt keine Lust mehr auf Friede, Freude, Eierkuchen in eurer Fantasywelt? Ihr wollt es düster, realitätsnahe und ein Abenteuer mit einem Helden, den das Leben schon zeichnete? Dann schnappt euch den Debütroman des Engländers Ed McDonald Im Zeichen des Raben. Im Auftaktband seiner Trilogie bekommt ihr nämlich eine postapokalyptische Welt, unsterbliche Wesen, ein paar fiese dunkle Könige und einen Helden, der vor Mord, Folter und anderen Dingen nicht zurückschreckt. Warum sich die ca. 470 Seiten wie im Flug lesen, verraten wir in unserer Buchbesprechung, ehe am 16. Dezember 2019 beim blanvalet Verlag der zweite Band Der Schrei des Raben erscheint.

   

Die dunklen Könige versuchen seit Jahrhunderten das Reich Dortmark zu erobern. Doch die mächtigen Namenlosen stellen sich ihnen immer wieder in den Weg, wodurch es zu unritterlichen Schlachten kommt. Beim letzten großen Angriff konnte der Namenlose Nall mit Hilfe seiner gewaltigen Maschine die Feinde zurückschlagen. Seitdem ist einige Zeit verstrichen und es herrscht ein trügerischer Frieden.

Ryhalt Galharrow ist der Hauptmann der sogenannten Schwarzschwingen, einer losen Einheit, die dem Namenlosen Krähfuß dienen. Was jedoch nicht viel bedeutet, denn nur selten wird ein direkter Auftrag von ihm erteilt. Die meiste Zeit verdient der große Mann mit dem weniger schönen Gesicht sein Geld damit, Sympathisanten zu verfolgen und zu ermorden. Dafür ist ihm jedes Mittel recht und nach vielen Jahren der blutigen Arbeit ist er auch dementsprechend abgestumpft. Als er gerade im Elend, einem wüstenartigen Abschnitt des Kontinents das von Magie zersetzt und fast zerstört wurde, unterwegs ist, bekommt er seit langem den ersten direkten Befehl seines Meisters. Dieser führt ihn zu seiner ehemaligen Jugendliebe und einem Komplott, das sich langsam vor seinen Augen ausbreitet und welches den Untergang für das Reich Dortmark bedeutet.

Direktflug ins Abenteuer

Originaltitel Blackwing (Raven’s Mark 1)
Ursprungsland Großbritannien
Jahr 2017
Typ Roman
Band 1 / 3
Genre Fantasy, Mystery
Autor Ed McDonald
Verlag blanvalet

Ed McDonald wirft uns in seinem Roman Im Zeichen des Raben mitten in die Handlung. Keine langen Erklärungen, was in diesem Land passiert ist, was teilweise die Begriffe bedeuten und wer vor allem dieser Ryhald Galharrow genau ist. Wir verfolgen fliehende Feinde des Reiches und auch ohne große Einführung ist es sofort spannend, denn die Situation wird packend erzählt. Wir merken, welche Gefahren hier lauern und dass selbst so ein alter Hase wie Ryhalt Angst verspürt. Ein Punkt, der ihn uns sofort sympathisch macht, denn der Hauptmann ist kein draufgängerischer Neuling im Geschäft. Doch keine Sorge, der Autor nimmt sich später die Zeit uns die Dinge ordentlich zu erzählen und das in Form der Ich-Perspektive seines Hauptcharakters. So lernen wir von den jahrhundertealten Konflikten, die nie zu einem richtigen Ende kamen und vor allem von den Namenlosen. Diese sind mysteriöse Wesen, über die wir nur sehr langsam mehr erfahren. Was feststeht, dass sie uralte Magier sind und damit gewaltige Kräfte haben, die keinem wirklich bekannt sind. Ein spannender Fakt, denn so bleibt lange offen, was gerade Ryhalts Meister Krähfuß im Sinn hat. Dieser erscheint nämlich nie selbst, sondern erweckt die Rabentätowierung auf dem Arm des Protagonisten zum Leben, um so kurze Botschaften zu übermitteln. Daher ist selbst unserem Hauptcharakter nie ganz klar, was seine Aktionen für Auswirkungen haben werden.

Er ist keine Schönheit, aber…

Grummelig, pragmatisch, abgebrüht und zäh – das beschreibt Ryhalt Galharrow. Natürlich zeichnet sich der düster dreinblickende Mann noch durch viel mehr aus, doch gerade diese ersten Eigenschaften sorgen schon dafür, dass wir unweigerlich an seiner Seite bleiben wollen. Denn schließlich ist die Welt von Im Zeichen des Raben auch keine freundliche helle Gegend, die zum Urlaubmachen einlädt. Was Ryhalt besonders auszeichnet ist, dass er im Leben schon viel erlebt hat. So reagiert er auf bestimmte Situationen mit genügend Erfahrung und der nötigen Vorsicht. Er ist ein erfahrener Kämpfer, was nicht heißt, dass er jeden Kampf sofort gewinnt. Im Gegenteil: Er weiß, wann es heißt, die Beine in die Hand zu nehmen. Nach und nach werfen einige Dinge Fragen auf, denn so wird klar, dass er eine dunklere Vergangenheit hat, über die er nicht so einfach reden möchte. Aber mit dem Auftauchen der mächtigen Lichtspinnerin Ezabeth lernen wir eine Frau aus seiner Jugend kennen. Sie regt in dem alten Kämpfer gewisse Gefühle, die ihn nachdenklicher stimmen und wodurch er vieles in seinem Leben in Frage stellt.

Traue niemandem

Ezabeth nimmt in der Geschichte auch eine größere Rolle ein, denn sie hat die Vermutung, dass etwas mit Nalls Maschine, dem einzigen Grund warum die dunklen Könige nicht angreifen, nicht stimmt. So wird Ryhalt in eine Sache verstrickt, die viel zu gewaltig für ihn selbst ist und durch die er anfängt, das ganze System zu hinterfragen. Schließlich könnten viele in höheren Positionen dahinter stecken. Doch er zweifelt sogar an dem Verstand der jugendlich aussehenden Ezabeth. Lichtspinner sind Magier, die das Licht der drei Monde zu Energie umwandeln, wodurch Geräte zum Laufen gebracht werden. Diese schwierige Aufgabe erfordert viel Konzentration und irgendwann bricht der Verstand unter der Last zusammen. Ryhalt musste dies bei seinem besten Freund Gleck erleben, wodurch er gewisse Zweifel gegenüber den Worten seiner Jungendliebe hat. Eine verzwickte Situation, bei der er nur langsam Licht ins Dunkel bringt und die uns stille Beobachter mit einigen tollen Überraschungen überrumpelt. Die schöne Ezabeth ist ansonsten eine starke Frau, die gerade in den späteren Kämpfen, die beste Figur abgibt. Allgemein dürfen sich Leser*innen freuen, die für mehr Gleichberechtigung bei Geschlechterrollen sind, denn neben der Lichtspinnerin lernen wir noch andere starke Frauen kennen.

Ein bisschen Highfantasy, ein bisschen Steampunk und eine große Portion Grimdark Fantasy

Im Zeichen des Raben ist eine angenehme Mischung aus verschiedenen literarischen Richtungen. Bereits die Welt, in der die Handlung spielt, ist zum Teil mittelalterlich, jedoch mit Maschinen, dank der Lichtenergie dem Steampunk zuzuordnen. Die ausgezehrte Welt und vor allem das sandige Elend erinnern eher an postapokalyptische Filme wie Mad Max. Durch diese verschiedenen Elemente hebt sich Ed McDonalds Erstlingswerk aus der Masse schon einmal hervor. Sein flüssiger Schreibstil sorgt außerdem für ein zügiges Vorankommen. Besonders auffällig ist, dass sich der Stil im Laufe des Buchs mit Ryhalts Veränderungen anpasst. Die Nachdenklichkeit der Figur spiegelt sich mehr und mehr in den Worten wider. Da der Autor selbst in mittelalterlichen Kampftechniken bewandert ist, können sich Leser*innen auf verständliche und anschaulich beschriebene Kämpfe freuen.

Fazit

Auf der Leipziger Buchmesse bin ich an dem Cover hängengeblieben, doch zu einem spontanen Kauf reichte der Klappentext noch nicht. Erst nachdem ich Im Zeichen des Raben anlesen konnte, musste ich dieses Buch besitzen. Ich konnte schlicht nicht mehr aufhören, denn ich war sofort Feuer und Flamme für die düstere Welt, den abgehärteten Ryhalt sowie die packende Story. Mich stört es nicht, regelrecht ohne Vorbereitung mit dem Hauptmann im Elend zu landen und auf die Jagd zu gehen. Viele der für die Geschichte verwendeten Begriffe wie “Namenlose” oder “Lichtspinner” werden zu späterer Zeit noch passend erklärt, sodass auch ich mich perfekt zurechtfinden konnte. Ryhalt selbst ist die Sorte Charakter, wie ihn das Leben formen könnte. Viele Ecken, viele Kanten, aber auch seine guten Seiten, die im Laufe der Story immer mehr zum Vorschein kommen. Besonders zu schätzen weiß ich, dass er seine zwei Kameraden, die fluchende Kampfwalküre Nenn und den pazifistischen Navigator Tnota, anmeckert oder beleidigt, aber für sie sein Leben riskiert. Die interessante Handlung konnte mich schnell in ihren Bann ziehen und so habe ich auch versucht herauszufinden, was hier genau gespielt wird, wer für wen arbeitet und wer die Wahrheit sagt. Gerade das Ende hält ein paar fiese Überraschungen parat. Wie zum Beispiel, dass Geck zum willenlosen Sklaven des Feindes wurde oder das Nalls Maschine nicht das ist, was alle Leute glauben. Ja, die Namenlosen führen nicht nur Herrn Galharrow an der Nase herum. Für mich ist Im Zeichen des Raben pures Lesevergnügen, weswegen ich mich jetzt schon tierisch auf den zweiten Band freue.

© blanvalet

Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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