My Hero Academia (Film 1): Two Heroes
Nach zwei erfolgreichen Anime-Staffeln aus dem Hause Studio Bones (Die rothaarige Schneeprinzessin) schaffte es My Hero Academia 2018 auf die große Kinoleinwand. Auch in Deutschland konnten Zuschauer in den Genuss von Kenji Nagasakis (Classroom☆Crisis) Regiearbeit kommen, denn KAZÉ Anime brachte den Titel für seine Anime Nights in die Säle einiger ausgewählter Städte. All diejenigen, die dazu keine Gelegenheit hatten, können seit dem 7. November 2019 Dekus abendfüllendes Abenteuer auf dem eigenen Sofa genießen, da nun das erste Superheldenfilmabenteuer des Franchises auf DVD und Blu-ray erhältlich ist. Doch was erzählt uns My Hero Academia: Two Heroes, der inhaltlich nach der zweiten Staffel angesiedelt wurde? Welchen Gefahren müssen sich die noch jungen Heldenanwärter diesmal stellen? Wir haben einen genauen Blick auf den Titel geworfen und können sagen: Am Ende strahlt nicht nur das Symbol für Frieden All Might wieder über beide Gesichtshälften!
Die Schüler der Klasse 1-A der Heldenakademie U.A. dürfen endlich in die Sommerferien. Zusammen mit seinem Mentor fliegt Deku zur I-Island, einer künstlich geschaffenen Insel, auf der Forscher die Fähigkeiten der Superhelden untersuchen und neue Geräte für diese entwickeln. Da der Vorstand der Insel in den nächsten Tag ein Superheldenfest feiert, lädt man natürlich das Symbol des Friedens All Might ein, der wiederum Deku mitnimmt. Dort lernt sein Nachfolger seinen langjährigen Freund Professor David Shield und dessen aufgeweckte Tochter Melissa kennen. David weiß unter anderem von All Mights Problem, seine Heldenform aufrechtzuerhalten, und versucht alles, um ihm zu helfen. Während die beiden Männer sich unterhalten, führt Mellisa Deku durch die Anlagen der Insel. Überraschend treffen die beiden dabei auf einige andere Mitglieder der Klasse 1-A, die wegen des Festes eingeladen wurden oder sich selbst einen Weg erarbeitet haben. Als am Abend die Eröffnungsfeier stattfindet, greifen Bösewichte den zentralen Turm an und nehmen Leute gefangen. Für Deku und seine Freunde wird es Zeit, ihr angelerntes Wissen und ihre vielseitigen Fähigkeiten einzusetzen, um die Leute zu retten.
Ein Blick in die Vergangenheit
Originaltitel | Boku no Hero Academia the Movie 1: Futari no Hero |
Jahr | 2018 |
Laufzeit | 96 Minuten |
Genre | Action |
Regisseur | Kenji Nagasaki |
Studio | Bones |
Die Eröffnung des Films My Hero Academia: Two Heroes lässt Fanherzen höher schlagen. Der jugendliche All Might besiegt gekonnt Bösewichte bei der Jagd durch die Hochhäuser einer amerikanischen Stadt und wird dabei von seinem Freund David in einem schicken roten Auto unterstützt. Präsentiert wird diese Szenerie durch flüssige Animationen mit interessanten Blickwinkeln, die uns einen netten Vorgeschmack darauf liefern, was die Animatoren im weiteren Verlauf der Handlung zaubern. Doch vor allem der Anblick des strahlenden blauäugigen Superhelden versetzt Zuschauer ins Staunen. So jung erblickten wir ihn bis dato nämlich noch nicht, was eine schöne Ergänzung zu dessen Leben vor seinem Job an der Heldenakademie U.A. darstellt. Bei dessen sympathischen Freund David handelt es sich wiederum um eine neue Figur, die sich jedoch perfekt in die Geschichte einfügt. Durch ihn wird zum Beispiel klar, wo All Might seine Heldenanzüge her hat. Nicht nur Deku freut sich über die neue Informationen zum Werdegangs seines Idols, sondern auch Zuschauer, denn die eigentliche Handlung des Animes konzentriert sich vornehmlich auf die Zukunft der jungen Helden. Der kleine Rückblick passt vor allem als Einstieg in das bevorstehende Abenteuer auf der Insel und zur Erklärung, wie lange und innig die Freundschaft der beiden Männer ist. Für die ebenso passende Stimmung sorgt der Soundtrack von Yuuki Hayashi (Death Parade), der seit der ersten Staffel diesen Job innehat. Bekannte Stücke aus der Serie erweiterte er um neue Lieder, so dass die Klangwelt für die Ereignissen zum Film passen.
Das Figurensammelsurium
In erster Linie richtet sich Dekus erstes Kinoabenteuer an Zuschauer, die bereits den Manga von Kohei Horikoshi oder die ersten beiden Anime-Staffeln konsumiert haben. Für Titelfremde wird es nämlich schwer, genau in puncto Figuren mitzukommen, da eine Vielzahl hier mitmischt. Außerdem schrieb der Scriptschreiber Yousuke Kuroda (Drifters – Battle In A Brand-New World War) deren Beziehungen und vorangegangene Ereignisse untereinander nicht groß in die Story. So dürfte nur Kennern klar sein, warum zum Beispiel der aggressive Katsuki Bakugou auf den gut aussehen Shouto Todoroki losgeht, nach dessen besseren Auftritt bei einem Test auf dem I-Land Gelände. Oder warum Dekus Freundin Ochako Melisa einen leicht unsicheren Blick zuwirft. Es wird schnell klar, My Hero Academia: Two Heroes beinhaltet liebgewonnene Zutaten in der perfekten Mischung. Doch ruht sich der Film nicht nur darauf aus, denn mit Melissa lernen wir eine neue Figur intensiv kennen. Ohne Macke geboren, verstehen Deku und sie sich von Anfang an. Da Melissa noch dazu ein ähnliches Lebensziel hat, die Nachfolgerin ihres Vaters zu werden, schließen beide schnell Freundschaft. Melissas neugieriger, engagierter Charakter sorgt schnell dafür, dass sie sich ihren Platz im Herzen der Zuschauer sichert. Gerade im späteren Verlauf, als die jungen Helden sich gegen eine Vielzahl von Bösewichten und anderen Problemen stellen müssen, fügt sie sich hilfreich ins Heldenteam ein.
Für diese Handlung braucht es keinen Schulabschluss
Schnell wendet sich das eher ruhigere Blatt und die in Szenen gesetzten Superkräfte rücken in den Vordergrund. Zum Glück geht es dabei nicht nur darum, irgendetwas in die Luft zu jagen, sondern geschickt die Fähigkeiten der Einzelnen präzise einzusetzen. Schließlich sind die jungen Helden in der Unterzahl, weswegen sie aufpassen müssen. Was die Bösewichte hier jedoch genau planen, erraten die Zuschauer recht schnell, wodurch das Sehvergnügen ein wenig gemindert wird. So ganz schippert die Story nicht an klischeehaften Bahnen vorbei, die bei genauer Betrachtung nicht sein müssten. Auch in Sachen Charakterentwicklung suchen Zuschauer diese hier vergeblich. Viel eher setzt die Handlung von My Hero Academia: Two Heroes darauf, bereits bestehende Entscheidungen noch einmal zu bestärken.
Fazit
Die ersten 30 Minuten sah ich auf der Animagic 2018, den Rest von My Hero Academia: Two Heroes bei der KAZÉ Anime Night 2019 im Kino zusammen mit lauter anderen Fans. Die Stimmung im Saal war beide Male gewaltig, denn der Film beginnt mit einem phänomenalen Auftritt eines gut aussehenden jungen All Might. Geniale Kamerawinkel, flotte Animationen und ein passender Soundtrack erzielen das richtige Gefühl für so ein Kinoevent. Der Wechsel ins Flugzeug zu Deku und All Might sorgt für die passenden Erklärungen, die uns Zuschauer zeigt, wann der Titel spielt und was uns erwartet. I-Land ist ein Augenschmaus, bei dem nicht nur Deku auf Wanderschaft gehen möchte. Lauter Details, die die Augen einladen zu verweilen, von den ganzen unbekannten Helden ganz zu sprechen. Zwar tauchen im Verlauf der Handlung nicht alle Mitschüler von Deku auf, jedoch sind die beliebtesten dabei. Lacher sorgen vor allem die Geschichten, wie es die Einzelnen auf die Insel schafften. Ob nun Job, reiche Freunde oder direkte Einladung, hier ist alles dabei. Die knappe Mischung an Figuren wählte der Drehbuchschreiber effektiv, denn im späteren Verlauf können die Fähigkeiten derer perfekt in Szene gesetzt werden. Die eigentliche Handlung ist hingegen eher einfach gehalten. Wer genau den bösen Buben hilft, das Überwachungssystem der Insel zu umgehen und warum, bedarf keiner großen Überlegungen. Trotzdem ist der Unterhaltungswert sehr hoch, denn die Mischung aus Action, Humor und Charakteren ist stimmig. Ich bin mit einem freudigen Lächeln aus dem Kinosaal gegangen und freu mich auf einen erneuten Besuch von I-Land von meinem Sofa aus.
Zweite Meinung
My Hero Academia ist mittlerweile eine der bekanntesten und beliebtesten Manga- und Anime-Serien weltweit. Ein Film war deshalb nur eine Frage der Zeit und es bleibt da oft die Frage im Raum, wie gut ein solcher ist. Während manche Anime-Filme als reine Werbung für das restliche Franchise herhalten müssen, kann Two Heroes diesem Schicksal entkommen. Mitverantwortlich dafür ist sicherlich Kohei Horikoshi, der stark an der Erstellung des Films beteiligt war. Dadurch wirken alle Charaktere auch sehr stimmig mit ihren Auftritten aus der Serie. Im Großen und Ganzen ist es aber eine Geschichte, die noch einmal hervorhebt, was Izuku zum “echten” Erben von All Might macht. Während der Film auch von der Comedy lebt, die vor allem Fans zusagen sollte, sind es die herausragenden Action-Sequenzen, die ihn besonders sehenswert machen. Es gibt einige Kämpfe, fast jeder der knapp Dutzend Schüler, die ein aktiver Teil der Geschichte sind, darf seine Fähigkeiten auf der großen Leinwand präsentieren. Es macht als Fan einfach Spaß, all diese Charaktere in einem etwas größeren Umfang zu sehen. Am Ende wird man halt mit einem wahren Feuerwerk belohnt, die neuen Charaktere fügen sich stimmig in die Serie ein und jeder bekommt eine eigene Hintergrundgeschichte, die ihn nicht nur als schnöde Nebenfigure dastehen lässt. Der finale Kampf darf sich ganz oben in meiner Bewertung für “Beste Kämpfe” eintragen und im Kino konnte ich nicht anders, als mitzufiebern, wenn tolle Stücke des Soundtracks wie “You Say Run” die Stimmung vorbereiten und die Bilder dazu ihr Restliches tun. Dieser Film macht alles richtig: Gute Story, Animation und Soundtrack, verbunden mit allem, was ein Fan an der Serie liebt. Wer My Hero Academia liebt, wird auch von diesem Film begeistert sein, aber auch Freunde toller Anime-Action könnten einen Blick riskieren.
© KAZÉ Anime
Ich habe ebenfalls die ersten 30 Minuten auf der Animagic 2018 angeschaut und hätte so gerne noch mehr von dem Film gesehen. Immerhin ließ sich das bei der KAZÉ Anime Night 2019 nachholen und es hat sich gelohnt. Nun war ich aber auf die deutsche Fassung gespannt und lieh mir die Disk aus. Schon nach wenigen Minuten stand fest: Die Synchro wurde sehr gut gewählt. Es passt einfach alles. Zugegeben, die Handlung ist nicht so kompliziert, aber es hat großen Spaß gemacht, die Schüler der U.A. in Aktion zu erleben. Wobei ich einen Satz ganz besonders toll fand: Wie kann man sich nur so verlaufen, dass man im 80. Stock landet?