Neues vom US-Comicmarkt (Oktober 2019)
In diesem Format stellen wir euch ausgewählte aktuelle Comics des US-Markts vor, die wir monatlich begleiten.
Dachte Abel noch viele Jahre, dass er allein auf der Welt ist, hat er sich im letzten Kapitel von Middlewest von seinem letztem und vielleicht einzigem Freund getrennt. Die Strafe folgt sogleich, denn er läuft in die Arme von Kinderfängern. Diese entführen junge Menschen, die von Zuhause weggelaufen sind und schicken sie auf Farmen. Endlich erfahren wir auch den Namen der rosa Flüssigkeit: Ethol. Denn genau diesen Stoff sollen die Kinder abbauen. Höchst gefährlich, können die kugelförmigen Auswüchse des “Getreides” schnell entzünden und brennen dann lange … Jedoch hat Abel das Glück, auf Bobby zu treffen und auch der Junge, den er im letzten Kapitel verprügelt hat, schließt sich der kleinen Gruppe an. Je größer die Gruppe, desto wahrscheinlicher das erfolgreiche Überleben oder gar die Flucht. In der Zwischenzeit begibt sich Fuchs auf den langen Rückweg zum Jahrmarkt, um Jeb und Maggie um Hilfe zu bitten. Aber auch Abels Vater ist auf der Suche nach seinem Sohn …
Skottie Young schafft es immer wieder, einem Informationshäppchen zu geben und dabei dreimal so viele Fragen aufzuwerfen. Zum Beispiel sollte die Masse an verschwundenen Kindern Aufmerksamkeit erregen. Jedoch scheint der Betreiber, Nicolas Raider, viel zu viel Einfluss zu haben. Geld ist auch in Middlewest Macht. Eindrucksvoll wird dargestellt, was denjenigen passiert, die zu fliehen versuchen. Eindrucksvoll jedoch nur von den Bildern und dem Alter des Opfers. Ansonsten ist die Idee alt und wirkt für mich eher überflüssig. Da hätte man mit anderen Darstellungen arbeiten können, um die Macht von Raider zu demonstrieren. Abels Vater scheint sich zwar wirklich Sorgen zu machen, aber auch seine Reaktionen sind vorhersehbar und bieten keine Abwechslung oder neue Erkenntnisse. Am besten gefiel mir in diesem Kapitel, wie die Reise von Fuchs gezeigt wurde. Durch sie bekam man einen Überblick über die bisher zurückgelegte Strecke und ein paar hübsche Landschaftszeichnungen. Ich kann nur hoffen, dass das nächste Kapitel wieder interessanter wird, jedoch befürchte ich, dass es ein ähnlich vorhersehbarer Abschnitt wird.
Die Welt ist dem Untergang geweiht. Da nun auch Superman zu einem der Anti-Living geworden ist versucht ein kümmerlicher Rest der Menschheit mit den Archen getauften Raumschiffen von der Erde zu entkommen. Dafür muss Superman allerdings eine Zeit lang aufgehalten werden, um den Start zu ermöglichen. Selbst aus dem Grab zeigt Batman, weshalb er dafür bekannt war, immer einen Plan zu haben. Für den Fall des Falles hat er ein Stück Kryptonit hinterlassen und Wonder Woman verbindet es mit einem magischen Schwert, um damit eine Waffe zu schaffen, die Superman endgültig ausschalten kann. In einem epischen Aufeinandertreffen kann Wonder Woman Superman zwar verletzten, wird am Ende aber selbst ein Teil des Problems. Währenddessen flüchten die Menschen mit Hilfe der übrig gebliebenen Helden in die Archen und verlassen den Orbit. Doch kaum dort angekommen, holt sie Superman ein und sein Sohn muss ihn aufhalten. Es ist zwar nicht lange, aber lange genug damit, dass Green Lantern Corps und die Wächter ankommen und die Erde offiziell unter Quarantäne stellen. Ihre Lösung beinhaltet Supermans Auslöschung und auch das Auslöschen von etwas noch viel Wichtigerem. Während der letzte Rest der Menschheit hoffnungvoll einer Zukunft auf einer “neuen” Erde entgegenblickt, erfährt der zurückgebliebene Cyborg noch etwas, das alles auf den Kopf stellen könnte. Doch er bekommt keine Chance mehr, das irgendjemanden mitzuteilen.
Gleich einmal vorweg: Absolut tolles Finale! Tom Taylor macht keine Rückzieher. Im Gegenteil, vielleicht hat er sogar seinen “größten” Tod jemals in einem Comic geschrieben. Was genau es ist, will ich nicht vorwegnehmen. Die letzte Ausgabe besitzt noch ein paar nette Charaktermomente, gerade Green Arrow darf noch einmal glänzen und Batman ein letztes Mal beleidigen. Der letzte Kampf der Amazonen und Wonder Woman hat von Beginn an etwas Endgültiges an sich. Mit dem Fall dieser letzten Bastion namens Themyscira scheint der Planet endgültig gefallen zu sein. Auch Harley und Poison Ivy bekommen einen sehr netten Abschied. Cyborg bleibt ebenfalls zurück, aufgefressen von der Schuld für das Ende der Welt verantwortlich zu sein. Seine letzten Momente sind deshalb vielleicht umso tragischer und passen perfekt zum Ton der gesamten Serie. Der finale Showdown im Weltall vereint ebenfalls noch einmal die wichtigsten Elemente der Serie: Hoffnung, Verzweiflung und den Tod. Die Art und Weise, wie Tom Taylor das Ende schreibt, lässt zwar die Möglichkeit auf eine Fortsetzung, doch schließt die Geschichte auch perfekt ab. Das gesamte Kreativteam kann ich nur loben, denn es hat hier eine der herausragenden Serien des Jahres 2019 abgeliefert. Einfaches Konzept und perfekte Umsetzung. Kurz gesagt: Top-Empfehlung meinerseits für Comic-Fans.