Blacksad – Under the Skin

Zoomania in den 50er Jahren? Nicht ganz. Das im November 2019 erschienene Multiplattform-Game Blacksad – Under the Skin verfolgt die Geschichte eines schwarzen Katers namens John Blacksad, der als Privatdetektiv ermittelt. Das Adventure basiert auf den Blacksad-Comics des spanischen Duos Juan Díaz Canales und Juanjo Guarnido und entführt uns in das New York der 50er Jahre, wo wir in der Rolle von John Blacksad in einem wendungsreichen Fall ermitteln.

      

Der Privatdetektiv John Blacksad wird eines Tages von der jungen Sonia Dunn für einen Fall engagiert. Er soll den vermeintlichen Suizid ihres Vaters Joe, dem beliebten Besitzer eines Boxclubs aufklären und zudem noch den Starboxer, der seit Joes Tod verschwunden ist, aufspüren. Er nimmt den Fall an, unwissend, auf was er sich da eingelassen hat …

Das New York der 50er – kein Zuckerschlecken …

Originaltitel Blacksad – Under the Skin
Jahr 2019
Plattform PlayStation 4, Switch, Xbox One, PC
Genre Adventure
Entwickler Pendulo Studios
Publisher Microids
Spieler 1
USK

Blacksad ermittelt fortan also im Fall Dunn, nachdem er zuvor erst den entzürnten Ehemann einer Kundin, den er beim Fremdgehen erwischt hat, abschütteln konnte. Hat sich Joe Dunn tatsächlich in seinem Boxclub erhängt oder war da ein Dritter im Spiel? Bei seinen Ermittlungen trifft der Detektiv immer wieder auf die harte Realität seiner Zeit. Ein blinder, beidseitig amputierter Kriegsveteran, Rassismus, Sexismus – das Setting zeigt keine heile schöne Welt, sondern ein korruptes, vom Krieg noch immer gebeuteltes New York. Aus diesem Grund richtet sich Blacksad – Under the Skin entgegen des cartoonhaft anmutenden Stils und der Riege an anthropomorphen Tierchen mehr an ältere Spieler, zumal auch Gewaltanwendung keine Seltenheit ist. Abhängig von den Entscheidungen des Spielers können im Handlungsverlauf auch umliegende Charaktere einem unschönen Schicksal zum Opfer fallen.

… aber atmosphärisch unschlagbar

Zwar wirkt das Setting leicht deprimierend, doch die dadurch erzeugte Atmosphäre wirkt ungemein authentisch und zieht den Spieler in ihren Bann. Wirklich up-to-date wirkt die Spielwelt nicht und manche Spielgebiete erscheinen etwas leer, aber alles in allem kann der Spieler in eine lebendige Welt eintauchen. Einzigartig wird speziell dieses New York dann natürlich durch die tierischen Charaktere, die jedoch bis auf ihr Aussehen komplett vermenschlicht sind. Zwar wirken dadurch einige Charaktere mitunter grotesk, aber das verleiht Blacksad auch ein gewisses, unverkennbares Etwas. Fest steht, ohne das „besondere“ Ensamble würde Blacksad wohl einiges an seinem Charme verlieren. Dennoch sind die anthropomorphen Tiere wahrscheinlich nicht jedermanns Fall.

Selbst ist der Detektiv!

Das Gameplay kostet den Beruf des Detektivs und die Fähigkeiten des Katers, der ihn ausübt, voll aus. Erste Devise eines jeden Detektivs, egal ob mit oder ohne Schnurrhaaren: Alles anschauen, was einem unter die Pfoten kommt, um auf diese Weise Hinweise für den Fall zu sammeln. Dies erinnert an andere eher entscheidungsbasierte Spiele, bei denen der Spieler sich ebenfalls gut in der Umgebung umschauen muss, zum Beispiel ist eine Verwandtschaft zu den Telltale-Games nicht von der Hand zu weisen. Hat man schließlich genügend Hinweise, kann das Hirn von Blacksad tüfteln, wie sie miteinander verknüpft werden müssen, um in dem Fall voranzukommen. Es ist zu empfehlen, sich deshalb wirklich ordentlich umzuschauen, da man sonst viele Details verpasst und sich keine sinnvollen Schlussfolgerungen ziehen lassen. Das Gameplay besteht dementsprechend hauptsächlich aus dem Durchsuchen der Umbegung, dem Verknüpfen von Hinweisen und einigen Quick-Time-Events. Das macht jedoch trotz der im Genre bekannten und simpel gestrickten Elemente überraschend viel Spaß, denn auch Blacksads Sinne als Kater kommen zum Einsatz, so kann er genau die Lauscher spitzen, um entfernte Geräusche zu hören oder genau hinsehen, um Kleinigkeiten zu bemerken.

Entscheidungen über Entscheidungen

Ein wichtiges Element sind natürlich auch die Entscheidungen, die der Spieler trifft. Diese sind teils gar nicht so einfach, sondern zwingen den Spieler in einen moralischen Zwiespalt. Zeigt man seinem Umfeld die kalte Schulter oder gibt man sich gesellig? Soll man der Kundin die Wahrheit über ihren betrügerischen Ehemann erzählen, es lassen oder sogar für einen Batzen Geld lügen? Die Entscheidungen beeinflussen aber nicht nur den Handlungsverlauf, sondern – und das macht das Ganze besonders individuell – auch den Charakter von Blacksad. Sicher, einiges an seiner Figur ist festgeschrieben, aber wie er sich entwickelt, liegt in der Hand des Spielers. Für Fans des Comics sei gesagt, dass die Handlung des Games zwischen dem zweiten und dritten Band angesiedelt ist.

Die leidliche Performance

Ein großer Wermutstropfen an dem ungewöhnlichen, aber spannenden Game ist leider die Performance. Bugs, Wackler, ellenlange Ladezeiten, bei denen man das Gefühl hat, man könne doch zwischenzeitlich kurz einschlafen und würde doch nichts verpassen, sind leider regelmäßig große Spielspaßdämpfer. Auch die Steuerung ist oft unpräzise und schlicht zu langsam, was die Dynamik hemmt. Dass solche Probleme noch nach den datenmäßig alles andere als kleinen Patches existieren, ist sehr ärgerlich. Immerhin hat der eher nischig scheinende Titel eine deutsche Synchro spendiert bekommen, die ganz in Ordnung ist. Trotzdem: Als Spieler wird einem hier einiges an Geduld abverlangt und es lässt sich nur hoffen, dass spätere Updates das nachbessern.

Fazit

Ich bin insgesamt sehr angetan von Blacksad, vor allem der Protagonist selbst ist einfach ein charismatischer Zeitgenosse, den ich sehr gerne durch die Geschichte begleitet habe. Die Charaktere sind interessant und solche Detektivgeschichten habe ich schon immer gemocht, sodass das Game ganz in mein Gebiet fällt. Zudem ist es ein wirklich einzigartiges Game aufgrund seines Settings und Stils, das zwischen aktuelleren Actiontiteln und RPGs angenehm heraussticht und für Abwechslung sorgt. Wirklich geärgert hat mich nur die Performance, die mich bei aller Spannung mehrfach dazu gebracht hat, genervt den PS4-Controller wegzulegen. Abseits der technischen Probleme ist Blacksad – Under the Skin aber ein spannendes Adventure, das mich sehr gepackt und dessen Plot mich mit so einigen Wendungen doch überrascht hat. Wer Detektivgeschichten im Noir-Stil etwas abgewinnen kann, sollte definitiv einen Blick riskieren.

© Microids

Ayla

Ayla ist Schülerin und beschäftigt sich hobbymäßig mit allen möglichen Medien, ohne dabei Beschränkungen zu kennen. Dennoch ist sie vor allem ein Serien- & Game-Junkie und liebt besonders actionreiche und dramatische Inhalte, wobei sie gleichzeitig für viele kindliche Themen zu haben ist, weshalb sie weiterhin großer Disney-Fan ist. Abseits ihrer Leidenschaft des Sammelns ihrer Lieblingsmedien schreibt Ayla gerne selbst Geschichten oder zeichnet Bilder, um sich so zu entspannen.

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