Der Nebel
2017 ist ein richtiges Stephen King-Jahr: Der Dunkle Turm erobert das Kino, das Remake von ES sorgt für den meistgeklickten Trailer auf Youtube und mit Der Nebel wandelt ein weiter Stoff von King auf TV-Pfaden. Erstmals 1985 in der Kurzgeschichtensammlung Im Morgengrauen veröffentlicht, folgte 2007 der Spielfilm Der Nebel. King empfand die filmischen Adaption als beklemmend und war begeistert davon. Zehn Jahre haben sich der Däne Christian Torpe (Rita) und der US-Sender Spike des Stoffes angenommen. Hier geht es um nichts Geringeres als die Psyche des Menschen in einer Ausnahmesituation.
Als sich eine geheimnisvolle Nebelwand auf die kleine Stadt Bridgeville zubewegt, ahnen die Bewohner noch gar nichts von dem sich anbahnenden Unheil. Schon nach wenigen Stunden haben die Schwaden den gesamten Ort eingenommen und die ersten Menschen verschwinden. Noch weiß niemand, dass im Nebel mysteriöse Kreaturen lauern, deren Blutdurst gestillt werden muss. In der Panik wird der Autor Kevin Copeland (Morgan Spector) von seiner Frau Eve (Alyssa Sutherland) und Tochter Alex (Gus Birney) getrennt. Mutter und Tochter finden mit einer Menschengruppe Zuflucht im Einkaufszentrum, während sich der Vater und einige andere in einer Kirche verschanzen können. Es dauert nicht lange, bis die Spannungen an beiden Schauplätzen zunehmen. Während die Gefahr draußen lauert, wird es auch an den vermeintlich sicheren Orten immer gefährlicher. Eve und Alex sitzen ausgerechnet mit Footballstar Jay Heisel (Luke Cosgrove) fest, den Alex aufgrund einer Vergewaltigung vor Gericht bringen will…
Blutiges Personalkarussel
Originaltitel | The Mist |
Jahr | 2017 |
Land | USA |
Episoden | 10 in 1 Staffel |
Genre | Horror, Mystery, Drama |
Cast | Kevin Copeland: Morgan Spector Eve Copeland: Alyssa Sutherland Alex Cunningham: Gus Birney Adrian Garf: Russell Posner Nathalie Raven: Frances Conroy Bryan Hunt: Okezie Morro Mia Lambert: Danica Curcic Jay Heisel: Luke Cosgrove Connor Heisel: Darren Pettie |
Der Nebel startete im Sommer 2017 auf Spike und wurde nur kurze Zeit später dem deutschem Publikum auf Netflix zugänglich gemacht. In zehn Episoden wird erzählt, wie unterschiedlich Menschen in Extremsituationen reagieren und welche Ängste sie überkommen, wenn etwas Unbekanntes sprichwörtlich alles zu verschlingen droht. In Der Nebel werden neben den Copelands gleich mehrere Figuren etabliert: Eine davon ist Nathalie Raven (Frances Conroy), eine Ökomärtyrerin, die sich mit der Natur besonders verbunden fühlt und dem Nebel auf einer spirituellen Ebene begegnet. Der homosexuelle Adrian Garff (Russell Posner) ist Alex’ bester Freund und entwickelt eigentlich gerade erst so etwas wie Selbstbewusstsein. Pfarrer Romanov (Dan Butler) ist ein Geistlicher zwischen Tradition und Moderne, der zwar seinen Glauben verloren hat, sich aber immer noch an die Rituale der Kirche klammert. Bryan Hunt (Okezie Morro), ein Soldat, der ohne Erinnerung mitten im Nebel erwacht und schon bald in Haft landet, wo er Mia Lambert (Danica Curcic) trifft, die hinter einem ganzen Batzen Geld her ist. Der vielseitige Charaktercast findet nicht nur Zeit für seine Figuren, sondern auch für deren Verstrickungen. Nicht immer ist klar, wer die Wahrheit sagt und wer welche Motivation verfolgt. Bereits nach kurzer Zeit gibt es die ersten Toten – und dafür ist noch nicht einmal der Nebel verantwortlich. In den zwischenmenschlichen Spannungen werden die unterschiedlichsten Überlebensstrategien entwickelt und vor allem in der Shopping Mall will jeder Zug gut geplant sein. Die Gefahren im Nebel werden immer wieder nur angedeutet, doch wenn sie einmal zuschlagen, dann geht es schonungslos zur Sache. Die Todesfrequenz ist überdurchschnittlich hoch und mit Splattereffekten wird alles andere als gegeizt. Hier dürfte der eine oder andere Zuschauer überrascht sein ob der expliziten Darstellung.
Keine Zeit zu verlieren
Obwohl der eigentliche Plot auf dem Papier wenige Besonderheiten bietet, sind die Figuren der Star der Serie. Sie entwickeln sich zwar schnell, aber konsequent. Bis zum Schluss ist (fast) jedes Schicksal noch offen und auf den letzten Metern muss eine der Hauptfiguren noch das Zeitliche segnen.
Am 28. September 2017 wurde bekannt, dass der Sender Spike die Serie zu seiner Umfirmierung 2018 zu Paramount Network aus dem Portfolio nehmen und sie nicht fortsetzen wird.
Der Titel der Serie kann auch als Parabel der eigenen Inszenierung verstanden werden: Die dichte Erzählweise sorgt dafür, dass die Spannung selten abreißt. Manche Dramen sind leider etwas forciert und generell lassen sich die Figuren schnell in irgendwelche Intrigen verwickeln ohne auch nur einen Moment inne zu halten. Da die Sympathien zu vielen Figuren jedoch schnell kippen, kann man sich angesichts der schnellen und fiesen Tode nur darüber freuen. Besonders das Ende sorgt noch einmal für einen heftigen Schlag in die Magengrube:
Ich finde den Film “Der Nebel” richtig gut und wollte der Serie auch eine Chance geben, doch wenn sie schon wieder abgesetzt worden ist, habe ich keine Lust mehr. Es hat mir schon bei der Arena gereicht, dass es kein richtiges Ende gab.
Leider, leider, leider. Der US-Serienfluch. Ich ärgere mich grün und blau, dass ausgerechnet diese Serie nicht fortgeführt wird. Man kann sie sich auch gut ohne die letzten 5 Minuten ansehen. Tut der Sache an sich gar keinen Abbruch. Ist eben nur blöd, wenn man dann mal angefixt wurde und mehr möchte.