Get Out
Mit einem satten Einspielergebnis von 150 Millionen Dollar bei einem günstigen Aufwand von fünf Millionen Dollar sowie zeitweise einer Bewertung von 99% auf Rotten Tomatoes gehört Get Out zu den großen Überraschungshits des Kinojahres 2017 und konnte damit auch die beiden populären Oscar-Titel La La Land und Moonlight ausstechen. Diese Resonanzen mögen dazu führen, dass die Erwartungshaltung angesichts der Vorschusslorbeeren ins Unermessliche gesteigert werden, doch zumindest eines kann man dem Film nicht vorwerfen: Dass er sich nichts einfallen lässt, um die Zuschauer bei Laune zu halten.
Nach fünf Monaten gemeinsamer Beziehung entscheidet sich Rose (Allison Williams), ihren Freund Chris (Daniel Kaluuya) ihren Eltern vorzustellen. Was alles soweit positiv klingt, führt bei Chris zu Unbehagen, denn als Afroamerikaner ist er sich nicht sicher, wie die Eltern seiner weißen Angebeteten auf ihn reagieren werden. Seine Bedenken erweisen sich zunächst als unnötig, denn der Empfang von Dean (Bradley Whitford) und Missy (Catherine Keener) könnte herzlicher kaum ausfallen, und Rose’ Zureden scheint sich zu bestätigen. Doch etwas trügt die Familienidylle: Chris bemerkt, dass die Armitages ausschließlich schwarze Angestellte haben. Die wiederum verhalten sich nur zu auffällig und wirken geistesabwesend auf ihn.
Comedy und Horror, Hand in Hand
Zunächst ist gar nicht so klar, wie sich die Geschichte um Chris einordnen lässt. Obwohl Get Out als Horrorfilm klassifiziert werden kann, sind die überspitzten Comedy-Elemente stark ausgeprägt und funktionieren überzeugend im schnellen Wechsel mit dem an sich dunklen Plot. Zweideutigen, die auf den Rassenkonflikt anspielen, gibt es hierbei zuhauf. Diese funktionieren unter anderem auch deshalb so gut, weil sich Regisseur Jordan Peele sich im Laufe seiner Sketchshow Key and Peele zum Meister der Rassenklischeewitze aufgeschwungen hat. Dabei ist nicht jeder Witz unbedingt als solcher deklariert, manchmal geht es auch weit subtiler zu, wenn
Ein Twist nach dem nächsten
Originaltitel | Get Out |
Jahr | 2017 |
Land | USA |
Genre | Horror, Satire |
Regisseur | Jordan Peele |
Cast | Chris Washington: Daniel Kaluuya Rose Armitage: Allison Williams Missy Armitage: Catherine Keener Dean Armitage: Bradley Whitford Jeremy Armitage: Caleb Landry Jones Andrew Logan King: Keith Stanfield Jim Hudson: Stephen Root Rod Williams: Lil Rel Howery |
Laufzeit | 104 Minuten |
FSK |
Bereits mit der Ankunft des Paares eröffnen sich dem Zuschauer die ersten Rätsel. Was mag hier wohl nicht stimmen? Get Out spielt hier geschickt mit den Erwartungshaltungen und Sehgewohnheiten.
Gesellschaftssatire als Gradmesser für menschliche Ängste
Trotz aller Horror-Elemente bezeichnet Peele seinen Film als “Social Thriller”. Er zieht alle Register, um den Zuschauer fühlen zu lassen, wie das tägliche Leben für schwarze Männer und Frauen ist – auch in vermeintlich positiven Situationen, wie hier das Kennenlernen der Schwiegereltern in spe. Rassismus wird hier als Begriff verwendet und in die Grundstruktur eines Horrorfilms gebettet. Das funktioniert sehr gut, und angesichts der ausgeklügelten Balance kippt die Stimmung selten so stark in eine Richtung, dass der Film dort hängen bleibt. Durch Chris’ Normalität bzw. durch die Abnormalität aller Außenstehenden fällt es dem Zuschauer leicht, sich mit seiner Rolle zu identifizieren. Das ist die Voraussetzung dafür, dass auch die aus dem Vertrauten heraus entstandene Groteske funktioniert.
Chris’ Verhaltensweisen werden dadurch noch wohlüberlegter als sie es bereits sind.
Fazit
Get Out ist einer der smartesten Horrorfilme, die mir bislang über den Weg liefen. Es ist beeindruckend, auf wie vielen Ebenen hier gearbeitet wurde und wie konsistent die verschiedenen Themen ineinander übergehen können. Als alteingesessener Horrorfan, der es satt hat, immer und immer wieder dieselben Konzepte aufgetischt zu bekommen, ist Get Out regelrecht Balsam für die Seele. Die andersartige Herangehensweise und die nicht abreißen wollende Anspannung tragen dazu bei, dass ich mir den Film immer wieder ansehen könnte. Schon alleine, um neue Hinweise auf die Auflösung zu entdecken oder die starken schauspielerischen Leistungen noch mehr würdigen zu wollen.
Der Film ist an mir vorübergegangen. Aber total. Ich habe gerade zum ersten Mal davon gelesen. o.o
Toller Artikel, klingt wirklich ziemlich genial. Die Spoiler konnte ich leider alle nicht lesen, weil ich mir den Film jetzt unbedingt noch anschauen will. Überraschende und clevere Twists, Horror mal anders und mit einem eigentlich immer akutellen Thema…doch, klingt sehr nach was für mich. Ich bin schon sehr gespannt. Mal sehen, wann ich dazu komme. Horror gucke ich dann doch immer lieber nicht alleine. 😀
Danke dir 🙂 Freut mich, wenn das Review neugierig gemacht hat. Der Film zog auch zunächst an mir vorbei. Gut, dass du keine Spoiler gelesen hast, denn die können den Film tatsächlich verderben. Bin schon sehr darauf gespannt, wie dir Get Out gefällt 🙂
Ich glaub, der Film ist an fast allen vorübergegangen. Ich bin nur auf ihn aufmerksam geworden, weil in dem Fitnessstudio, in dem ich bin, der Trailer des öfteren gezeigt wurde. Der Trailer hat mich grundsätzlich angesprochen und ich habe daraufhin mal geguckt, wie er so wahrgenommen wird (Filmforen, Kritikerbewertungen) – und da wurde er über den Klee gelobt.
Der Film ist sicherlich mehr als “nur” ein Horrorfilm.
Die einzigen negativen Stimmen, die ich in Verbindung mit dem Film gelesen habe, beziehen sich auf das Ende. Aber sonst scheint er überall positiv wegzukommen. Ein echter Underdog eben!