Hunter x Hunter: Phantom Rouge
Fans der Serie Hunter x Hunter hatten 2013 Grund zur Freude, denn der veröffentlichte Kinofilm Hunter x Hunter: Phantom Rouge brachte einiges an Zusatzmaterial rund um die Hauptcharaktere Gon, Killua, Kurapika und Leorio mit. Die Scheinwerfer werden insbesondere auf Kurapika, das letzte überlebende und auf Rache sinnende Mitglied des Kurta-Clans, gerichtet. Doch wird auch die Freundschaft von Gon und Killua auf die Probe gestellt. Unter der Regie von Yuzo Sato (One Outs) wurde ein Film produziert, der sich eindeutig an Kenner der Serie richtet, denn es tauchen so einige allbekannte Gesichter wieder auf.
Kurapika verfolgt weiterhin die Phantom-Truppe (Illusionisten), die für das Massaker an seinem Clan verantwortlich ist. Eines Tages trifft er in der Stadt auf seinen ehemaligen Freund Pairo. Sein totgeglaubter Freund aus dem Kurta-Clan steht plötzlich quicklebendig vor ihm und stiehlt seine leuchtend scharlachroten Augen. Nachdem Kurapika sein Augenlicht verliert, eilen ihm seine Freunde zur Hilfe. Dabei geraten sie selbst in Schwierigkeiten.
Ein Blick in Kurapikas Vergangenheit
Originaltitel | Gekijouban Hunter x Hunter: Hiiro no Genei |
Jahr | 2013 |
Laufzeit | 97 Minuten |
Genre | Action, Drama, Supernatural |
Regie | Yuzo Sato |
Studio | Madhouse |
Im Film erfahren die Zuschauer zumindest in einem gewissen Umfang, wie das Leben von Kurapika aussah, bevor er auf Gon, Killua und Leorio traf. Dabei wird nicht nur seinem Clan etwas Screentime eingeräumt, sondern auch seinem damaligen Freund Pairo. So führte Kurapika in der Vergangenheit ein recht friedliches Leben in einem Dorf und konnte nicht ahnen, was mit seinem Clan in Zukunft passieren würde. In der Gegenwart steht seine Rache an der Phantom-Truppe weiterhin im Vordergrund. Umso schmerzhafter für ihn, als er eines Tages seinen Freund Pairo wiedersieht, der jedoch nur eine Marionette ist und nicht der Junge, den er einst kannte. So darf er sich nicht von seinen Gefühlen leiten lassen und muss sich letztendlich eingestehen, dass er neue Freunde gefunden hat, die ihm Halt geben und zur Seite stehen. Auf die Länge des Films betrachtet, nimmt sich Studio Madhouse (Texhnolyze) zu wenig Zeit für Kurapikas Geschichte. Denn seine tragische Vergangenheit stellt nur einen kleinen Fetzen des Ganzen dar und dadurch wirkt sie zu schnell abgehandelt. Zum Teil driftet der Fokus dann auf die Freundschaft von Gon und Killua ab.
Ziemlich beste Freunde
Seit Kurapika die Augen gestohlen wurden, liegt dieser im Krankenhaus und dadurch bleibt er eine Zeit lang passiv, da nur Dialoge zwischen ihm und den anderen Charakteren im Krankenhaus stattfinden. Killua erinnert sich währenddessen wieder an die Ratschläge seines Bruders Illumi, gegen die er sich im Inneren immer wieder auflehnt. Nämlich keine Freundschaften zu schließen, denn er würde früher oder später als Auftragsmörder seine Freunde hintergehen und töten. Doch gerade Gon schätzt er sehr und er zweifelt daran, ob er ein guter Freund für ihn sei, geschweige denn ein guter Mensch. Als Gon auch noch mit jemand anderem Freundschaft schließt, zeigen sich erste Anzeichen von Eifersucht. Killuas fehlender Selbstwert und seine Zweifel wurden in der TV-Serie schon genug durchgekaut, wodurch es verwunderlich sein kann, warum die Produzenten nochmal in dieser Umsetzung den Fokus darauf legen. Schließlich wurde dies schon anderweitig erzählt und dadurch wiederholt sich das Ganze nur. Die Entscheidung des Studios wird sicherlich mit der enormen Beliebtheit Killuas zu erklären sein, denn in japanischen Beliebtheitsrankings landet dieser oft auf dem ersten Platz. Dennoch wird das Ziel nicht vernachlässigt, denn der Drahtzieher hinter den gestohlenen Augen muss gefunden werden und Kurapika soll schließlich wieder sehen können.
Basierend auf einer zuvor unveröffentlichten Geschichte
Die Geschichte von Hunter x Hunter: Phantom Rouge reiht sich zwischen zwei Story-Arcs des Animes von 2011 ein. Genauer gesagt finden die Ereignisse nach dem “Phantom Troupe Arc“ und noch vor dem “Greed Island Arc“ statt. Das “Rouge“ im Titel spielt auf die scharlachroten Augen Kurapikas an, die sich bei emotionaler Erregung von grau zu rot färben. In einer Szene wird dieser sogar von Menschen als “rotäugiges Monster“ bezeichnet, wodurch klar wird, dass die Augen ihn alles andere als normal erscheinen lassen. Zudem zeigt ein Visual des Films die Spinne der Phantom-Truppe, die sich im Inneren von Kurapikas Auge, dem sogenannten “Rouge“ spiegelt. Als Vorlage für den Kinofilm diente eine unveröffentlichte Geschichte des Mangakas Yoshihiro Togashi (Yu Yu Hakusho), die er schon vor langer Zeit verfasst hatte. Darüber hinaus wurde noch ein Hunter x Hunter-‚Kapitel 0‘ veröffentlicht, das als ein Art Prequel für den Film dient und an Kinobesucher in Japan verteilt wurde. Einiges daraus wurde nicht animiert, obwohl die filmische Umsetzung den besten Platz dafür geboten hätte. In der Handlung wird ein ehemaliges Mitglied der Phantom-Truppe namens Omokage als Antagonist vorgestellt. Aber wirklich überzeugend wird der Bösewicht nicht dargestellt. Dieser gerät bei den Zuschauern eher schnell in Vergessenheit. Ein Wiedersehen mit Charakteren wie Hisoka und generell der Phantom-Truppe wird inszeniert. Allerdings wirkt alles erzwungen herbeigeführt, wodurch nur wenig Spannung aufkommt.
Stimmlich noch nicht ganz die richtige Besetzung
Die deutsche Vertonung von Phantom Rouge erfolgte noch zeitlich vor der Serie. Den Fans wird dadurch auffallen, dass hier noch andere Synchronsprecher in den Rollen der Hauptcharaktere Gon, Killua und Leorio zu hören sind. Nämlich Peggy Pollow (Ruka Urushibara in Steins;Gate) als Gon, Laurine Betz (Reg in Made in Abyss) als Killua und Jens-Uwe Bogadtke (Taishi Fura in Tokyo Ghoul:re) als Leorio. Die Stimmfarben erwiesen sich als nicht voll und ganz passend zu den Figuren, wodurch Kritik der Fans folgte. Der Publisher KSM Anime tauschte für die Serie manche Synchronsprecher aus, wodurch Gon dann von Luisa Wietzorek (Taiga Aisaka in Toradora!), Killua von Esther Brandt (Minoru Mineta in My Hero Academia) und Leorio von Robert Steudtner (Mamoru Kodai in Star Blazers 2199: Space Battleship Yamato) übernommen wurden. Der Wechsel des Synchronstudios wird hierbei auch noch eine Rolle gespielt haben. Die einzige Stimme, die von den Hauptcharakteren gleich bleibt, ist Ann Vielhaben (Yumiko Samejima in A Place Further Than The Universe) als Kurapika, die sich als eine hervorragende Wahl erweist, da sie dem japanischen Original am ehesten nahe kommt.
Alles fast wie beim Alten
In Sachen Animation unterscheidet sich der Film nicht von seiner seriellen Adaption. Wie gewohnt liefert Madhouse entsprechende Qualität ab, die die Fans schon vom Titel gewohnt sind. Jedoch sind nicht alle Mitglieder des alten Staffs zurückgekehrt. Während bei der Anime-Serie Hiroshi Koujina (Rainbow: Die Sieben von Zelle Sechs) auf dem Regiestuhl saß, übernahm hingegen bei der Adaption fürs Kino Yuzo Sato diese Aufgabe. Ein Qualitätsabfall macht sich bemerkbar, der aber viel eher vom Drehbuch verschuldet wurde und dem etwas seltsamen Einsatz der Figuren in der Handlung. Beim Soundtrack konnte hingegen wieder der Komponist Yoshihisa Hirano (Death Note) glänzen, der schon bekannte Musik aus dem Hunter-Universum verwendet. Manche Musikstücke sind damit in abgewandelten Versionen vorhanden. Andere wiederum wurden in ihrer ursprünglichen Form belassen. Zum Ausklang wurde noch der Song “Reason“ der Band Yuzu eingesetzt, der gleichzeitig das dritte Ending der Produktion von 2011 darstellt.
Fazit
Hunter x Hunter: Phantom Rouge lässt mich mit zwiegespaltener Meinung vorm Bildschirm zurück. Zwar ist es erfreulich, dass der Film Kurapikas Vergangenheit aufgreift, aber dann fällt der Stoff so mager aus, sodass ich mich am Ende fragte, ob das schon alles gewesen sei. Hier wäre es besser gewesen, wenn sich die Produzenten komplett auf Kurapikas Geschichte konzentriert hätten, anstatt noch zusätzlich auf Gon und Killua zu setzen. Generell weist dieses Zusatzmaterial nicht die gleiche Qualität wie die Serie auf. Allein die Kämpfe fühlen sich einfach nur erzwungen an und so gar nicht, wie ich es von dem Titel gewohnt bin. Am allerwenigsten würde ich Neueinsteigern diese filmische Umsetzung empfehlen, da hier einige Figuren auftauchen, für die man das Wissen aus der Serie besitzen sollte. Dass würde nur den Spaß dämpfen und vielleicht würde ein falscher Eindruck des Werkes entstehen. Ein weiteres Problem könnten erwähnte Tode sein, die als Spoiler fungieren. Letzten Endes stellt Hunter x Hunter: Phantom Rouge einen netten Zusatz für zwischendurch dar, welcher am ehesten Fans von Kurapika und Killua erfreuen wird. Zu hohe Erwartungen sollte man hier jedoch nicht haben.
© KSM Anime
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