The Good Place (Staffel 2)

Ethik. Manche werden es in der Schule gehabt und zumindest einige hilfreiche Binsenweisheiten fürs weitere Leben mitgenommen haben. Wirklich zu durchdringen, was es bedeutet, ein guter Mensch zu sein, treibt allerlei Moralphilosophen jedoch schon seit Jahrtausenden ohne Konsens um und so richtig zuhören möchte man den Nachfolgern der langatmigen Apostel nicht. Umso bemerkenswerter, dass sich The Good Place auch in der zweiten Staffel im jenseitigen Komödiengewandt dieser Frage widmet und dabei zu amüsieren weiß. Die ursprünglich 2017 ausgestrahlte Staffel 2 führt dies fort und ist dank justbridge entertainment seit [Monat Jahr] auch als DVD und Blu-ray für die Heimkinobibliothek erhältlich.

Es glich einer Bombe: Michael, der liebenswert zerstreute Architekt der Nachbarschaft, ist tatsächlich ein bösartiger Dämon und der himmelsgleiche Gute Ort tatsächlich der höllische Schlechte Ort, in welchem sich Eleanor, Chidi, Jason und Tahani bis in alle Ewigkeit gegenseitig quälen sollen. Dass Eleanor ihn am Ende von Staffel 1 enttarnt hat, scheint auch vergeblich, da Michael schlicht die Erinnerungen der vier Sterblichen zurücksetzen und seine experimentelle Folternachbarschaft mit einigen Feinjustierungen neustarten kann. Bevor Michael dies jedoch in die Tat umsetzt, kann Eleanor für sich eine Nachricht Chidi zu finden in Janets Mund verstecken. Diese Nachricht erhält die nach dem Neustart wieder gänzlich ahnungslose Eleanor auch und rätselt erst einmal, wer oder was ein Chidi ist. Michaels Plan ist derweil, die vier Sterblichen mit neuen, dämonischen Seelenpartnern erst einmal getrennt voneinander zu halten und zu quälen. So soll sich der notorisch unentschlossene Chidi zwischen zwei Seelenpartnern entscheiden, der als schweigender Mönch posierende Party-DJ Jason bekommt als Seelenpartner einen anderen schweigenden Mönch an die Seite gestellt, der ihn zu keinen Moment aus den Augen lässt, und High Society-Gebilde Tahani muss mit einem Kleinwüchsigen Partner in ein gefühlt noch kleineres Haus ziehen und unter spartanisch bescheidenen Umständen leben. Doch nicht nur wegen Eleanors Selbsthinweis dauert es nicht lange, bis sich die vier überraschend doch wiederfinden und Eleanor erneut begreift, dass sie sich nicht im Guten sondern den Schlechten Ort befinden. Die Sache ist nur, was soll Michael davon abhalten, einfach noch einmal von Neuem zu starten, dieses Mal ohne eine Nachricht von Eleanor? Die Antwort: Nichts.

Son of a bench

Originaltitel The Good Place
Jahr 2016
Land USA
Serien 12 in Staffel 2
Genre Komödie, Fantasy
Cast Eleanor Shellstrop: Kristen Bell
Chidi Anagonye: William Jackson Harper
Tahani Al-Jamil: Jameela Jamil
Jason Mendoza: Manny Jacinto
Janet: D’Arcy Carden
Michael: Ted Danson

Außer vielleicht der Tatsache, dass Michael von seinem Boss Shawn eigentlich nur noch diese eine zweite Chance bekommen hat und sein Experiment einer Hölle, in der sich Menschen gegenseitig und selbst seelisch quälen, mit Version 2.0 eigentlich hätte enden sollen. Aber Michael glaubt an seine innovative Vision und ein paar Lügen sind ja für einen Dämonen nichts, um am Ende Recht zu behalten. Doch immer wieder finden sich die vier Sterblichen und helfen sich gegenseitig dabei, bessere Menschen zu werden. Auch Eleanor findet nach wiederholten Neustarts immer wieder und wieder heraus, dass sie sich im Schlechten Ort befinden und so reihen sich bald hunderte von fehlgeschlagenen Versuchen aneinander. In Versuch Nummer 802 kommt es dann schließlich zum Aufstand, denn die Dämonen der Nachbarschaft angeführt von Vicky (die falsche Eleanor aus dem ersten Versuch) sind schon länger unzufrieden damit, die Menschen nicht traditionell quälen zu dürfen (sie anzünden, auseinanderreißen, ihre Penisse plattwalzen etc.) und stellen die Forderung, selbst mehr Einfluss zu nehmen oder Michael an Shawn zu verpfeifen. Als Eleanor und Chidi durch Zufall erneut entdecken, dass sie sich im Schlechten Ort befinden, schlägt Michael den vier Sterblichen ein Zweckbündnis vor. Michael tut so, als hätte er Vickis Forderungen nachgegeben und die vier Menschen tun so, als würden sie erfolgreich gequält werden, können aber abseits davon weiter unter Chidi Ethik lernen. Und wenn alles erfolgreich läuft, schleust Michael sie dafür in den echten Guten Ort. Die vier stellen jedoch die Bedingung, dass Michael ebenfalls an Chidis Lerngruppe teilnimmt. Während Michael als ewiges Wesen nun also so „doofe“ Konzepte wie Sterblichkeit lernen muss, geht es für die vier darum, inwieweit sie Michael, der nun seine Fassade hat fallen lassen und keinen Hehl mehr aus seiner diabolischen Natur und seinem Ekel für Menschen macht, trauen können oder sie vielleicht doch einen anderen Ausweg finden müssen.

Ins Jenseits jenseits der Nachbarschaft

Das Erzähltempo zieht zu Beginn von Staffel 2 erheblich an, sodass trotz Gedächtnisverlust nicht nur nach kürzester Zeit quasi wieder der Stand der ersten Staffel erreicht wird, auch werden in wenigen Szenen diverse von Michaels teilweise abstrusen Fehlversuchen abgehandelt, ein Zeitraum von knapp 300 Jahren wie sich später herausstellt. Das ist ein recht gewaltiges Stück Handlung, das übersprungen wird und über das letztlich nur Michael und Janet Bescheid wissen. Neben diesem Zeitsprung werden auch örtlich neue Wege gegangen. So wird der bereits bekannt Mittlere Ort von Koksnase Mindy St. Claire vorübergehend wiederaufgesucht, da Eleanor unwissentlich gleiche Verhaltensmuster wiederholt. Auch wird die bekannte Nachbarschaft gänzlich in Richtung des Hauptquartiers des ungeschönten Schlechten Ortes und darüber hinaus verlassen. Das ist für Comedyserien durchaus bemerkenswert, immerhin folgen diese meist der sehr statischen Devise einer festen Grundsituation oder Figurenkonstellation mit komischen Potenzial, die sich teilweise schon im Titel niederschlägt (Two and a Half Men, 2 Broke Girls, Friends oder The Office) und sich dann meist chronologisch ausgespielt wenig bis gar nicht verändert. The Good Place geht dabei mutig neue Wege und hat keine Angst, etablierte Erzählmuster zu verlassen. Die Figuren in ihrer bekannten Zusammenstellung und mit ihrer bekannten und hervorragend funktionierenden Dynamik werden vor neue Herausforderungen gestellt und neuen Situationen ausgesetzt, an denen sie wachsen können. Das sorgt angenehmerweise nicht nur für Abwechslung für die Zuschauer, sondern ist in einer Serie auch zweckdienlich, die sich dem Problem verschreibt, wie man sich weg von festen Verhaltensmustern weiterentwickeln kann, um ein guter Mensch zu werden.

Fazit

Staffel 1 von The Good Place ist mit ihrer kreativen Ausgangslage und einer tiefgründigeren Thematik im grützigen Comedyserien-Morast ewig kombinatorisch durchkonjugierter Partnerschafts- und Familienkonstellation ein absoluter Lichtblick. Die Serie zeigt, dass Komödien in Sachen Storytelling und Worldbuilding zu so viel mehr fähig sind als nur zur seichten Unterhaltung zwischen Komik und Rührung im klaustrophobischen Wohnraum-Setting. Umso mehr ist es eine Freude, dass Staffel 2 daran anschließt und dieses Erfolgsrezept nicht nur wiederholt, sondern es auch mit einer spannenden, einfallsreichen Handlung und Figuren, die sich weiterentwickeln, gedeihen lässt. Komisch und vor kreativer Fantasie strotzend ist die zweite Staffel zudem auch weiterhin und jede nur erdenkliche Empfehlung wert.

© Rough Trade Distribution

Lyxa

Lyxa studiert aktuell das Fach Und-was-macht-man-damit in Mainz, liest viel, schreibt gerne und schaut sich viel und gerne allerlei Serien und Filme an, am liebsten Science-Fiction. Lyxa ist dabei besonders der Dunklen Seite der Macht verfallen, weil es dort die cooleren Outfits gibt.

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