The Falcon and the Winter Soldier (Folge 1×01)
Nach WandaVision legt Marvel nach und schickt mit The Falcon and the Winter Soldier die nächste Serie auf Disney+ los, die den zweiten Eintrag von Phase 4 des Marvel Cinematic Universe markiert. Weiterhin hoch im Kurs: Helden aus der zweiten Reihe, die in den Filmen bislang stets im Schatten anderer standen. Im Fokus sind dieses Mal Sam Wilson und Bucky Barnes, die das Titel-Duo bilden. Folge 1 trägt den Titel “Eine neue Welt”.
Inhaltsangabe
Ein halbes Jahr ist nach der Schlacht gegen Thanos vergangen und die Welt kämpft mit den Folgen des Blips, der die Hälfte der Bevölkerung zwischenzeitig ausgelöscht hatte. Sam Wilson (Anthony Mackie, Der Plan) arbeitet für die U.S. Air Force. In Tunesien gelingt es ihm, im Rahmen eines Auftrags den entführten Militäroffizier Vasant aus einem Flugzeug zu befreien. Der Anführer der Entführer ist der Söldner Georges Batroc (Georges St-Pierre, Kill or Get Killed), der per Wingsuit entkommen kann.
In einem Café in Tunesien trifft sich Sam mit seinem Freund Joaquin Torres (Danny Ramirez, Assassination Nation). Sam als Teil der Avengers wird von der Bevölkerung wie ein Star behandelt, schließlich haben die Avengers Thanos besiegt und damit die Hälfte der Menschheit wieder zurückgeholt. Dennoch kursieren viele Gerüchte, wie etwa um den Verbleib Captain Americas.
Sam kehrt nach Washington, D.C. zurück. In Anwesenheit von James Rhodes alias War Machine (Don Cheadle, L.A. Crash) übergibt er Captain Americas Schild an das Nationalmuseum. Er hält eine Rede auf Steve. Gemeinsam mit James schlendert er anschließend durch das Museum und beide gedenken ihrem Freund. Sam betont, dass Captain Americas Schild zu Steve gehöre.
Bucky Barnes (Sebastian Stan, I, Tonya) wird von Alpträumen heimgesucht, in denen er nicht nur Wachpersonal, sondern auch Zivilisten im Auftrag Hydras tötet. Um sein Trauma zu bewältigen, besucht er eine Psychologin, nachdem er für seine Vergehen von der US-Regierung begnadigt wurde. Dr. Raynor (Amy Aquino, Die Waffen der Frauen) war einst selbst Soldatin und fordert Bucky besonders. Ziel ihrer Sitzungen ist Buckys Abschluss mit der Vergangenheit, das Knüpfen sozialer Kontakte und Rehabilitierung. Doch die Psychologin erkennt kaum Fortschritte: Bucky scheint keine Kontakte zu pflegen, ignoriert sogar Sams Anrufe und geht einer fragwürdigen Wiedergutmachungsliste nach.
Auf dem Nachhauseweg wird er Zeuge eines Streits zwischen seinem Nachbarn Yori (Ken Takemoto, The Onion Movie) und einem Mann (Ian Gregg, Ozark), der sich Unique nennt. Bucky kann beschwichtigen und geht am Abend mit Yori zum Essen in ein japanisches Restaurant. Dort unternimmt er gegenüber der Kellnerin Leah (Miki Ishikawa, The Terror) Annäherungsversuche und beide verabreden sich auf ein Date.
Sam besuch seine Schwester Sarah (Adepero Oduye, 12 Years a Slave). Diese war ebenfalls Opfer des Blips und ihre Existenz war fünf Jahre lang ausgelöscht, sodass sie nun in finanziellen Schwierigkeiten steckt und das Fischerboot, auf dem die Geschwister aufwuchsen, verkaufen muss. Sie ist eine alleinerziehende Witwe und schreibt jeden Tag Verluste. Sam sucht gemeinsam mit ihr eine Bank auf, um einen Kredit zu beanspruchen. Doch Sarahs Karten stehen schlecht.
In der Schweiz wohnt Joaquin Torres einem anarchischen Anschlag bei, bei dem auf gewaltvolle Weise geplündert wird. Dahinter steckt die Organisation Flag-Smasher, die eine Welt herstellen möchte, wie sie während des Blips war. Joaquin versucht sich für Gerechtigkeit einzusetzen, trifft dabei jedoch auf einen besonders starken Gegner, der ihn ausknockt. Joaquin berichtet Sam davon.
Sam sieht im Fernsehen, wie das Verteidigungsministerium einen neuen Captain America vorstellt und dieser dabei auch dessen Schild trägt.
Die Folgen des Blips
Falcon and the Winter Soldier startet mit einem spektakulären Auftakt: Bei der rasanten Verfolgungsjagd durch luftige Höhen und verwinkelte Canyons haben die Terroristen keine Chance gegen Falcon. Und in der Szene darauf darf der Winter Soldier seinen Einstand in einer soliden Action-Sequenz feiern. Damit zeigt die Serie ansatzweise bereits, was man erwarten darf. Gleichzeitig wird die Handlung auf beinahe erschreckende Weise geerdet: Finanzielle Schwierigkeiten, Existenzängste, Traumabewältigung. Der Episodentitel “Neue Welt” knüpft dort an, wo Spider-Man: Far From Home bereits erste Aufräumarbeit leisten musste. Das schaffte der Film angesichts der begrenzten Zeit nur am Rande, doch an dieser Stelle werden nun weitere Folgen des Blips thematisiert. Sarah dient beispielhaft für diejenigen, die während des Blips einfach mal ausradiert waren, während das Leben weiterging. Die Folge sind nun Existenzängste, Minusgeschäfte und persönliche Folgen. Es wird verdeutlicht: Der Blip hat etwas mit den Menschen gemacht, als 3,5 Milliarden Menschen verschwanden. Im Umkehrschluss natürlich auch mit der verschwundenen Hälfte, als diese nach Jahren wieder zurückkehrte. Auch Leah thematisiert im Gespräch mit Bucky, dass das Kennenlernen anderer Menschen während des Blips anders verlief als nun üblich. Beim Dating war die Auswahl einfach nur noch halb so groß. Nur ein Tropfen auf den heißen Stein, doch ein schönes Beispiel dafür, wie sich die Folgen des Blips in allen Bereichen des Lebens widerspiegeln, ohne dafür weiter ins Detail gehen zu müssen. Aber noch wichtiger und spannender für die Handlung: Aus der globalen Krise heraus sind auch neue Feindbilder entstanden: Eine anti-patriotische Widerstandsgruppe namens “Flag Smashers” treibt ihr Unwesen.
Status: In Therapie
Eine weitere realistische Komponente lässt die Therapiesitzung von Bucky miteinfließen. Es ist eben niemand vor den psychischen Auswirkungen, die Tod, Gewalt und blinde Wut mit sich bringen, sicher. Nicht einmal Superheld*innen. Bucky ist nun den Geistern seiner Vergangenheit ausgeliefert und muss sich den grauenhaften Taten, die er einst beging, stellen. Wie gut er damit umgehen kann, wird sich erst noch herausstellen. Denn auch wenn er versucht, seiner Psychologin gegenüber souverän aufzutreten und damit chargiert, sich an alle Regeln zu halten, suchen ihn düstere Träume heim. Welche Rolle Bucky spielt, wird sich wohl erst zeigen, wenn der Kontakt zu Sam wiederhergestellt wird. Denn aktuell herrscht Funkstille. Als 106-jähriger Mann, dessen letzter friedlicher Moment im Leben in den 40ern stattfand, und der nun ohne seinen besten Freund Steve die Gegenwart navigieren muss, fällt Bucky das neue Leben nachvollziehbarerweise nicht leicht.
Sam zwischen Trauerarbeit und Pflichtbewusstsein
Steve Rogers aka Captain America übergab seinen Schild an Sam, dem somit die verantwortungsvolle Aufgabe seines Freundes übertragen wurde. Aber ein Erbe kann eine ziemliche Last sein. Sam ist die Honorierung seines Freundes und das Vertreten dessen Werte wichtig. Allerdings sieht die Regierung das anders und reicht den Schild direkt weiter. Eine Klatsche für Sam, der eigentlich bereits als neuer “Cap” ernannt wurde, als er den ikonischen Vibranium-Schild erhielt. Die Handlung wirft dabei schon ihre Schatten voraus: Sam darf (und wird) der Ungerechtigkeit nicht zusehen, wie Steves Erbe mit den Füßen getreten wird. Nun ist es an ihm, seiner Rolle gerecht zu werden. Diesen Werdegang wird Falcon and the Winter Soldier bis zum Ende durchdeklinieren.
Fazit
Falcon and the Winter Soldier liefert einen Auftakt, der sowohl Action-Fans als auch Plot-Begeisterte zufrieden stimmen wird. Neben zwei starken Action-Sequenzen gibt es vor allem viel Charakterisierung für Sam und Bucky, die innerhalb des MCUs deutlich zu kurz kommen und sich alleine über Captain America definieren. Den Blip und Steve zu nutzen, um die Entwicklung beider voranzutreiben, erscheint als eine ideale Lösung, um einige Hebel in Bewegung zu setzen. Mit Sams Air-Force-Partner Joaquin wird ein weiterer Charakter eingeführt, der in Zukunft noch von Bedeutung sein könnte. Nach Folge 1 ist noch unklar, wohin sich die Serie genau bewegen wird, zumal einige große Namen des Casts, die bereits im Vorfeld angekündigt waren, sich noch gar nicht blicken lassen. Worauf man sich auf jeden Fall bereits freuen kann, ist die Action, deren Budget auf Niveau eines Spielfilms lag.
© Disney