Die Chroniken des Universums (Band 1): Der Sternenstrudel

Dass Space Operas auch in Comicform funktionieren, beweist unter anderen die Erfolgsreihe Valerian und Veronique schon seit den 60ern. Mit Die Chroniken des Universums macht sich nun das internationale Duo bestehend aus dem französischen Autor Richard Marazano (Die drei Geister von Tesla) und dem deutschen Zeichner Ingo Römling (Malcom Max) daran, dem Genre einen weiteren Titel hinzuzufügen und schickt eine Gruppe weltraumfahrender Studenten in Der Sternenstrudel in das Innere einer Sonne. Im vergangenen Sommer in Frankreich erschienen, bietet der Splitter Verlag die deutschsprachige Fassung seit Februar 2021 nun auch für das hiesige Publikum an.

 

In einer fernen Zukunft bereist die Menschheit das All. Darunter auch das Forschungsschiff Thukydides der Akademie der universellen Geschichtswissenschaften auf dem eine Gruppe von Studenten ihren altehrwürdigen Dekan begleitet – der nur noch als ein in einem Glas am Leben erhaltener und mit dem Schiff verbundener Kopf existiert. Während jenes Schiff gerade eine Position im sicheren Abstand zum Stern Alpha Cygnis bezieht, machen sich die Studenten pflichtgemäß daran, eine alte Rede ihres Dekans zum x-ten Mal wieder anzuschauen, zumindest bis sich plötzlich die Stromkreise überlasten und das Schiff anfängt auf den Stern zuzusteuern. Zuerst fällt der Verdacht auf den inhaftierten Pearl, ein gedankenlesendes Alien in der Zelle des Schiffes, doch die Ursache für den Kontrollverlust liegt außerhalb und sollte eigentlich unmöglich sein: Ein Sternenstrudel, eine Gravitationssingularität auf dem Lichthorizont der Sonne, verschlingt die Thukydides. Diese wird in das Innere des Sterns befördert, wo die Besatzung nicht nur einen Planeten vorfindet, auf dem sie bruchlanden, sondern auf dessen Oberfläche auch ein tempelähnliches Bauwerk steht.

Auch Sterne haben einen Backstage-Bereich

Originaltitel Les Chroniques de l’univers 1: La Thrombose du Cygne
Jahr 2021
Land Frankreich
Genre Science-Fiction
Autor Richard Marazano
Zeichner Ingo Römling
Verlag Splitter Verlag
Veröffentlichung: 1. März 2021

Nach den hektischen Ereignissen zum Einstieg geht es im ersten Band der Chroniken des Universums etwas ruhiger zu. Die Crew hat zunächst natürlich die Priorität das Schiff wieder funktionstüchtig zu kriegen und einen Weg aus dem Stern, in dem sie nun gefangen sind, herauszufinden. Die Möglichkeit dazu mag gerade in dem Bauwerk liegen, das die Studenten unter der Anleitung ihres Dekans erforschen, der mehr über ihre Situation und den Tempel zu wissen scheint, als er preisgeben will. Der Comic nimmt sich dabei durchaus Zeit, die einzelnen Crewmitglieder (Mark, Polly, Adya, Oot-Jah und Studierendenvertreterin Qsi) miteinander auch im neckischen Wortgeplänkel interagieren zu lassen. Auch wenn man wenig bis gar nichts über die Hintergründe der einzelnen Besatzungsmitglieder erfährt, lernt man sie so immerhin über ihr Verhalten näher kennen. Neben dem Tempel und der Geheimniskrämerei ihres Lehrenden müssen sich die fünf zudem noch mit den wiederkehrenden Heimsuchungen eines Energiewesens herumschlagen und auch die Situation rund um den wenig vertrauenswürdigen Pearl muss noch geklärt werden. Der erste Band bildet dabei auf seinen 56 Seiten einen runden Handlungsstrang, etwa vom Umfang wie auch der dazugehörigen Seltsamkeit einer typisch Star Trek-schen Außenmission. Sowohl die Figurenkonstellation wie auch die Ausgangslage der Handlung am Ende des ersten Bands, bereiten in jedem Fall die Bühne für viele weitere Abenteuer.

Shiny

Optisch machen die Zeichnungen von Ingo Römling gleichermaßen Lust auf mehr. Die Figuren, nicht überrealistisch sondern etwas stilisiert gestaltet, spiegeln ihre jeweiligen individuellen Persönlichkeiten wider und wirken durch ihre Mimik außergewöhnlich lebendig. Auffällig in der Farbgebung sind besonders die hervorstechenden Lichtquellen, welche die Figuren auch immer wieder im unterschiedlich gefärbten Schein zeigen und so für zusätzliche Abwechslung sorgen. Der Detailreichtum der Zeichnungen ist zudem angenehm zweckgemäß der Handlung und ihrer Wirkung untergeordnet, ohne sich aus reinem Selbstzweck heraus in den Vordergrund zu spielen. Ein gutes Gefühl für wirksame Perspektiven lässt das Geschehen zudem sehr dynamisch wirken und erinnert mehr an Filmbilder als an die manchmal statischen Blickwinkel in anderen Comics. Im Zusammenspiel ergibt die Geschichte von Marazano mit den Zeichnungen von Römling ein harmonisierendes Ganzes, das sowohl beim Lesen wie auch im Anschauen unterhält.

Fazit

Der erste Band macht Lust auf mehr. Die Chroniken des Universums werden jedoch einen langen Atem erfordern, da der zweite Band in Frankreich erst für den Juni 2021 angekündigt ist und die Sache wohl eine jährliche Angelegenheit wird. Der Sternenstrudel bietet zum Glück eine runde Geschichte, die das Warten nicht allzu dramatisch macht. Ein sympathischer Cast an Figuren, die richtige Mischung aus Handlung und notwendigster Exposition sowie eine schön anzusehende Inszenierung bilden zudem ein ausgezeichnetes Fundament für die Reihe. Zu bemängeln wären lediglich einige Längen in der Interaktion zwischen Crew und Pearl in der Mitte, doch auch damit ist Der Sternenstrudel allen Fans der Space Opera wärmstens zu empfehlen.

© Splitter Verlag


Veröffentlichung: 1. März 2021

 

Lyxa

Lyxa studiert aktuell das Fach Und-was-macht-man-damit in Mainz, liest viel, schreibt gerne und schaut sich viel und gerne allerlei Serien und Filme an, am liebsten Science-Fiction. Lyxa ist dabei besonders der Dunklen Seite der Macht verfallen, weil es dort die cooleren Outfits gibt.

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