Star Wars: Republic Commando

Denkt man als Star Wars-Fan an die Klonkriege, dann sieht man vor allem riesige Schlachtfelder, auf denen sowohl Klone als auch Separatisten haufenweise in chaotischen Laser-Gefechten ihr Leben lassen. Eine andere Seite wird dabei gerne übersehen; die der geheim agierenden Repuplik-Kommandos, die in kleinen Squads abseits des Chaos für den alles entscheidenden Schachzug zum Sieg sorgen. Der First-Person-Shooter Star Wars: Republic Commando erzählt genau davon und hat sich seit seiner Veröffentlichung im Jahre 2005 eine große Fangemeinde erarbeitet. Eine Fangemeinde, die nach dem vermutlich größten Cliffhanger der Klongeschichte im Grunde ihres Herzens immer noch auf eine Fortsetzung hofft. Die gibt es, 16 Jahre später, zwar immer noch nicht, dafür erhält Republic Commando nun eine Adaption für die Nintendo Switch und PlayStation4 (und PS5). Anlass genug, noch einmal auf diesen Shooter-Klassiker zurückzublicken.

   

Als »Boss« führen wir das Delta-Squad an, ein kleines Team überlegener Klonsoldaten (Scorch, Fixer und Sieben), das riskante Spezialaufträge für die Republik erfüllt. Ihre Wege führen sie dabei zu zahlreichen Schlachtfeldern der Klonkriege wie etwa nach Geonosis (Star Wars: Episode II) oder Kashyyyk (Star Wars: Episode III). Zwischen den Aufträgen liegen immer mehrere Monate/Jahre, doch nach und nach decken die Deltas eine scheinbare Konspiration zwischen Separatisten, trandoshanischen Sklavenhändlern und Geonosianern auf.

Die Klonkriege

Originaltitel Star Wars: Republic Commando
Jahr 2005
Plattform PlayStation 4, Nintendo Switch, Microsoft Windows, Xbox, Xbox One
Genre First-Person-Shooter
Entwickler LucasArts
Publisher LucasArts, Aspyr (Switch, PS4)
Spieler 1
USK

Mit der Prequel-Trilogie von Star Wars schuf George Lucas ein Universum, welches sich in Sachen Look und Feeling von der Original-Trilogie unterscheidet. Das liegt sowohl an der fortgeschrittenen Filmtechnik, also auch an der unterschiedlichen Ästhetik, den unterschiedlichen Farbschemata und an den vielen vielen neuen Figuren. Vor allem aber beinhalten die Prequels einen bis dato nie gesehenen, aber dennoch essentiellen Teil der Star Wars-Lore: die Klonkriege. Durch die Animationsserie The Clone Wars (2009–2020) erhielt dieser Abschnitt der Star Wars-Geschichte viel Aufmerksamkeit und Anerkennung, doch schon vier Jahre zuvor gewährte der First-Person-Shooter Republic Commando einen Einblick in die Welt der Klonsoldaten. Seit der Übernahme von Disney im Jahre 2012 gehört das Game sowie die dazugehörige Romanreihe von Karen Traviss allerdings nicht mehr zum offiziellen Star Wars-Kanon.

Dichte Kampagne

Das Intro von Republic Commando ist kurz: Im Zeitraffer erleben wir unsere eigene Klonaufzucht auf Kamino und finden uns wenig später bereits mitten in der Schlacht um Geonosis wieder. Auf der Suche nach unseren Teammitgliedern ballern wir uns mit einem stetig anwachsenden Waffenarsenal durch Geonosianer und Droiden. In Republic Commando gibt es keine Verschnaufpause in Form von Rückzieher auf eine Basis o. ä.. Wir befinden uns quasi immer im Gefechtsgebiet, durchlaufen eine nahtlos zusammenhängende Kampagne (von den Zeitsprüngen abgesehen) und erfahren nur durch eingeblendete Untertitel, dass wir just ein neues Kapitel betreten haben. Mit dieser dichten, kapitelbasierten Erzählart erinnert das Game nostalgisch an Halo: Kampf um die Zukunft (2001). Anders als Halo verzichtet Republic Commando aber auf die »Out-of-body«-Zwischensequenzen. Wir verlassen nie unsere Rüstung und sehen jede Sekunde durch den Sehschlitz unseres Klonhelm-HUDs. Ein realistisches HUD mit integriertem Scheibenwischer, das jederzeit mit Blut und Dreck besudelt werden kann und auch mal ordentlich durchgeschüttelt wird, wenn irgendwo etwas explodiert.

Squad-basierter Kampf

Republic Commando ist ein strikt lineares Spiel. Es gibt kein Backtracking, um Türen zu öffnen oder Schlüssel zu finden. Die meiste Zeit werden wir von unserem Team begleitet, dessen Default-Modus »Beim Boss bleiben und alles in der Nähe niedermähen« lautet. Durch Befehle können wir den Modus jedoch an die jeweilige Situation anpassen. Darüber hinaus gibt es noch die Manöver-Befehle für spezielle Handlungen wie etwa »Du! Brich die Tür auf, während die anderen rundum sichern!« oder »Stell dich mit deinen Granatäpfeln hinter diesen Busch und wirf um dein Leben!« Tatsächlich kommen die Kameraden erst auf die Idee, Granaten oder Sondermunition zu verwenden, wenn sie an die entsprechenden (und vorbestimmten) Positionen abkommandiert werden. Man beginnt sich an seine Kameraden zu gewöhnen. Und sollte es mal dazu kommen, dass man von ihnen isoliert wird, dann fühlt man sich ähnlich mies wie in jenen leidigen Situationen, in denen man von 343 Guilty Spark allein in der Bibliothek zurück gelassen wird (Halo-Fans werden sich erinnern).

Wenig Taktik, ein bisschen Kanon

Zwar wurde Republic Commando seinerzeit vor allem als »Taktik-Shooter« beworben, aber wenn wir ehrlich sind, sind die Möglichkeiten zur Befehlsgebung zu rudimentär, um diese Bezeichnung gelten zu lassen – vor allem, wenn man Republic Commando mit Taktik-Shootern wie Ghost Recon Advanced Warfighter vergleicht. Aber die Squad-Mechaniken machen Spaß und was das Squad selbst betrifft, leistet Republic Commando einen guten Job. Es präsentiert Klone mit distinktiven Wesensmerkmalen, wie man sie in einem Team erwartet. Da hätten wir Scorch, den Munitionsexperten, dessen ironische Kommentare nicht mit Fatalismus verwechselt werden sollten. Sieben, den grimmigen Tank (aber eigentlich Scharfschützen), der sich häufig mit Scorch kabbelt. Fixer, den wortkargen Techniker, der seine Brüder ständig maßregeln muss. Und schließlich Boss, den seriösen Truppführer, der von uns gesteuert wird. Die Individualität der Brüder wird noch einmal dahingehend verstärkt, da sie von unterschiedlichen Synchronsprechern eingesprochen wurden und nicht wie sonst für Klone üblich von Martin Keßler. Wer am Delta-Squad Gefallen gefunden hat und darüber trauert, dass es nicht mehr zum Kanon gehört: Keine Sorge. Obgleich die Geschehnisse in Republic Commando aus dem Kanon gekickt wurden, gilt das nicht für das Delta-Squad. In Folge 3×14 von The Clone Wars haben Boss, Fixer, Sieben und Scorch einen kleinen Gastaufritt. Das Delta-Squad ist damit »canon confirmed«.

Die Portierung

Für ein Spiel, das 2005 veröffentlicht wurde, ist Republic Commando immer noch gut anzusehen. Allerdings ist es auf PC unter normalen Umständen nicht möglich, das Game auf 1920×1080 o. ä. zu spielen, es sei denn, man nimmt ein gestrecktes Bild in Kauf (freilich gibt es magische Editoren, mit denen man ein bisschen an den Spieldateien rumpfuschen kann). Für die Portierung für Switch und PS4 (via Abwärtskompatibilität auch für PS5) hat man sich vor allem auf die Einbindung der DualShock- und DualSense-Controller konzentriert (das richtige Feeling ist wichtig), sowie auf die Möglichkeit von Achievements, um die neue Gamer-Generation nicht zu verprellen. Weiterhin verspricht der offizielle Announcement-Trailer des Publishers Aspyr ein gescheites Bildformat. Grafisch erwarten uns jedoch vermutlich keine wirklichen Erneuerungen, aber wenn wir es als Klonsoldat richtig anstellen, sollten wir vor lauter Blut auf unserem HUD ohnehin nichts mehr sehen können.

Fazit

Star Wars: Republic Commando hat seinerzeit einige spieltechnische Errungenschaften vorweisen können wie realistische Grafik, immersives Helm-HUD mit Scheibenwischer, squad-basierten Kampf sowie die Erweiterung des Prequel-Universums um einige dunkle Töne. Das Game ist gut darin, einem das Gefühl zu vermitteln, ein Klonsoldat zu sein, und zwar nicht auf dem chaotischen Schlachtfeld unter 1000 anderen Klonen, sondern abseits davon auf vertrackten Geheimmissionen, die alles entscheiden können. Fans von dichten Shooter-Kampagnen wie Halo und duften Squad-Mechaniken wie bei Rainbow Six Vegas dürfen ruhig einen Blick riskieren.

© LucasArts, Aspyr

Totman Gehend

Totman ist Musiker, zockt in der Freizeit bevorzugt Indie-Games, Taktik-Shooter oder ganz was anderes und sammelt schöne Bücher. Größtes Laster: Red Bull. Lieblingsplatz im Netz: der 24/7 Music-Stream von Cryo Chamber auf YouTube.

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