Schwarzschwinge (Band 3): Der Sturz des Raben
Tote ebnen den Weg, den Ryhalt Galharrow seit Jahren geht. Da nun die dunklen Könige zum alles entscheidenden Schlag ausholen, stellt sich zu Recht die Frage, was sich Ed McDonald für sein großes Finale der Schwarzschwingen-Trilogie einfallen ließ. Saß er mit Dartpfeilen bewaffnet vor einer Scheibe mit den Namen seiner Figuren, um so zu entscheiden, wenn es als nächstes treffen würde? Oder dürfen wir diesmal hoffen, keine Abschiede feiern zu müssen? Doch wie soll unser Held gegen die Mächte des Bösen gewinnen? Viele Fragen, die nur die Lektüre des dritten Bandes Der Sturz des Raben beantwortet. Seit dem 15. März 2021 liegt dieser dank des Blanvalet-Verlags mit passendem Raben-Cover vor, weswegen wir zum Helm, Schwert und Kettenhemd griffen und uns der letzten entscheidenden Schlacht stellten.
Hauptmann Ryhalt Galharrow ist kein Mensch mehr. Seit Jahren lebt er im Elend, absorbiert dort die böse Magie und kämpft gegen die Armeen aus Hörigen, um einen geheimen Plan zu verwirklichen. Doch die Könige aus den Tiefen sind nicht untätig. Acradius unterjochte seine Brüder und stieg zum Imperator auf, gewillt, die bevorstehende Mondkonvergenz dazu zu nutzen, die Menschheit von der Karte zu fegen. Die Namenlosen möchten das allerdings verhindern und entsenden unter anderem ihre Leute aus. Jedoch gibt es jemanden, der nach und nach die Hauptmänner und Frauen von Krähfuß ausschaltet. Damit ist Ryhalt natürlich nicht einverstanden. Dabei gibt es nur ein Problem: Sein Verstand spielt langsam nicht mehr mit. Nicht nur sieht er die Geister seiner toten Freunde dauerhaft, sondern so langsam weiß er nicht mehr, wofür er das alles tut. Was sollen ihm die seltsamen eingravierten Worte in seinem Unterarm sagen?
Ganz schön was los im Elend!
Originaltitel | Crowfall (Raven’s Mark 3) |
Ursprungsland | Großbritannien |
Jahr | 2021 |
Typ | Roman |
Band | 3/3 |
Genre | Fantasy, Mystery |
Autor | Ed McDonald |
Verlag | blanvalet |
Veröffentlichung: 15. März 2021 |
Ein Mörder geht um, ein böser Imperator versucht die Menschheit zu vernichten und unser Held tickt nicht mehr richtig im Kopf. Eine ziemlich wilde Mischung bietet sich da in Der Sturz des Raben und genau die zieht in ihre Umlaufbahn, sodass es schwer fällt, die Hände vom Buch zu nehmen. Denn während sich die drei Monde immer mehr annähern, gibt es einige spannende Handlungsstränge zu verfolgen, die McDonald geschickt verwob. Neben all dem wird nämlich auch noch Dantry als Mörder gesucht, ein gewisser Winter mischt sich überall mit ein und was wurde eigentlich aus der Lichtgestalt Ezabeht mittlerweile? Das Schöne dabei ist, dass wirklich alles gut miteinander harmoniert. Wobei es schwerfällt, im Zeiten eines Weltuntergangs von Harmonie zu reden, jedoch dreht und wendet sich alles darum, aus der aktuellen Lage etwas zu machen. Nicht jede Wendung überrascht dabei, doch gerade das Finale kann sich sehen lassen.
Können wir uns auf diesen Helden noch verlassen?
Mittendrin natürlich Ryhalt, der über die Jahre noch älter, hässlicher, aber stärker wurde. Durch die absorbierte Magie ist unser Held unberechenbarer, was das Ganze noch um einiges spannender macht. Schließlich war er schon früher nicht so einfach unter die Erde zu bekommen, doch jetzt springt er dem Tod nicht nur einmal von der Schippe. Einen Preis hat das Ganze allerdings, weswegen es hin und wieder sogar etwas verwirrend wird, da der Geist unseres Protagonisten abdriftet. Die Geschichte springt gerade im späteren Verlauf zwischen verschiedenen Vorstellungen hin und her, dass nicht immer klar ist, was davon real ist. Dieser Teil ist nicht so einfach zu lesen, bezweckt aber, dass wir uns wunderbar in die Gehirnwindungen von Ryhalt einfühlen. Schließlich ist man emotional auf seiner Seite. Vor allem gestaltet es sich als verständlich, dass er lieber mit seinen toten Freunden spricht als mit den Lebenden, die ihm gerne an den Kragen wollen!
Hier trifft nicht nur Stahl auf Stahl
Und es gibt wirklich viele, die Blut sehen wollen. Gespickt ist die emotionale Handlung deswegen mit kleineren und größeren Gefechten, wobei Magie eine untergeordnete Rolle spielt. Natürlich gibt es bei diesem Thema auch eine nervenaufreibende Schlacht oder einen Kampf gegen ein tödliches Monster, das ein paar sympathischen Figuren das Leben nehmen will. Bei all dem macht sich die Erfahrung des Autors in Sachen Kampfkunst bemerkbar, denn er beschrieb die Gefechte wunderbar bildlich, so dass wir das das Blut genauso wie den Schweiß schon riechen können. Positiv anzurechnen ist ebenso, dass sich nicht alles um den Hauptmann dreht. Dieser ist genauso einmal nur Zuschauer in einem viel größeren Machtspiel und lässt uns dank seiner Worte die aufregenden Spektakel miterleben. Gerade in Bezug auf die Namenlosen dürfen wir an einem gewaltigen Kampf der Elemente teilhaben, bei dem einem die Spucke wegbleibt.
Doch eine Beschreiung zu viel des Guten
Der Sturz des Raben fesselt von Anfang an mit einer tollen Geschichte. Allerdings findet sich ein kleines Manko in dem Ganzen, denn hin und wieder wiederholt sich der Held zu sehr. Dass er zum Beispiel den mysteriösen North nicht mag, erfahren wir nicht nur einmal und ja, ein zweites Mal wäre auch noch okay, aber wenn dann sogar zum dritten Mal eine Formulierung der Ablehnung kommt, ist es zu viel. Hier wäre ab und an weniger wirklich mehr. Ansonsten liest sich auch dieser Teil der Schwarzschwingen flüssig, packt mit seinem trockenen, wenn auch seltenen Humor, und schafft, es die Figuren vor unseren Augen lebendig werden zu lassen. Im Grunde ist es nur schade, dass nach diesem Band die Abenteuer vorbei sind. Wobei ein kleiner Funke Hoffnung bleibt, dass wir das trockene Elend irgendwann doch noch einmal betreten.
Fazit
Schon mit der ersten Seite war ich zurück bei dem Hauptmann der Schwarzschwingen und stampfte mit ihm durch die spannende Geschichte. Dabei konnte ich zwar die eine oder andere Story-Wendung in Der Sturz des Raben vorhersehen – gerade eine finale Wendung erschien mir glasklar – doch es fiel schwer, den Band zur Seite zu legen. McDonald findet einfach in der Geschichte eine tolle Balance zwischen den Emotionen der Figuren und der Handlung. Gerade der alte Ryhalt lockt durch seine Verwirrung, denn so erleben wir einiges aus seiner Vergangenheit und hoffen natürlich, dass er sich darin nie ganz verliert. Was ich allerdings etwas schade finde, dass einige Figuren etwas untergehen, zum Beispiel Gleck. Deswegen hätte ich auch hier gerne wieder mehr von ihm gesehen. Andere Charaktere trifft es da schon besser, wobei wir auch hier nicht darum herumkommen, Abschied zu nehmen.
© blanvalet
Veröffentlichung: 15. März 2021