Detektiv Conan – 19. Film: Die Sonnenblumen des Infernos
Wer hätte gedacht, dass die Kunstwerke des berühmten Vincent van Gogh eines Tages eine wichtige Rolle in einem Anime-Film spielen würden? Vermutlich nur wenige, aber ein Film des beliebten Detektiv Conan-Franchises wagt den Versuch. Denn der 19. Film Detektiv Conan: Die Sonnenblumen des Infernos handelt primär von den Sonnenblumen-Gemälden van Goghs, auf die auch der Meisterdieb Kaito Kid ein Auge geworfen hat. Doch seit wann interessiert er sich bei seinen Raubzügen denn überhaupt für Kunst? Der von TMS Entertainment produzierte Film lief bereits 2015 in den japanischen Kinos, in Deutschland erschien Conan Edogawas 19. Kino-Auftritt hingegen am 30. September 2016 bei Kazé Anime auf DVD und Blu-ray.
Sonokos Onkel Jirokichi Suzuki ersteigert in einer New Yorker Auktion für eine Rekordsumme von 300 Millionen Dollar ein weltberühmtes Gemälde: “Die Sonnenblumen” von Vincent van Gogh, von dem lange Zeit angenommen wurde, es sei in der Kriegszeit zerstört worden. Jirokichi Suzuki möchte alle der insgesamt sieben Sonnenblumen-Gemälde in einer nie dagewesenen Ausstellung in Japan präsentieren. Natürlich lässt aber der berühmte Meisterdieb Kaito Kid nicht auf sich warten, so kündet er an, das Gemälde stehlen zu wollen …
Kaito Kid geht über Leichen?!
Originaltitel | Meitantei Conan: Goka no Himawari |
Jahr | 2015 |
Laufzeit | 112 Minuten |
Genre | Krimi, Action |
Regie | Kobun Shizuno |
Studio | TMS Entertainment |
Veröffentlichung: 30. September 2016 |
Dass es Kaito Kid immer mal wieder auf neue Errungenschaften von Jirokichi Suzuki abgesehen hat, ist kein Geheimnis, doch dabei handelt es sich eigentlich nie um Kunstwerke, sondern zum Beispiel um Diamanten. Das ist aber nicht die einzige Auffälligkeit: Kid scheut scheinbar nicht davor zurück, Menschenleben zu gefährden. So wird an dem Flugzeug nach Japan, welches das Gemälde sicher transportieren soll, eine Bombe angebracht! Conan kommt das Verhalten seines Erzfeindes sofort merkwürdig vor, denn teils wirkt es fast so, als habe der Meisterdieb gar nicht das Ziel, das Gemälde auch wirklich zu stehlen. Wie in vielen anderen Situationen, nutzt Kid zudem einmal mehr die Verkleidung als Shinichi, da er hierfür keine Maske tragen muss und sich als berühmter Oberschülerdetektiv spielend leicht unter die Gruppe um Sonoko und ihren Onkel mischen kann. Auch wenn langjährigen Fans einige Hintergründe von Kids Verhalten sofort klar sind, präsentiert sich die rätselhafte Rolle von Kaito Kid im 19. Film als interessant.
Die Beschützer der Gemälde
Um seine Ausstellung durchzuführen, stellt Jirokichi mehrere Spezialisten ein, die für den Schutz aller sieben Sonnenblumen-Gemälde zuständig sind. Diese nennt er “die sieben Samurai”, darunter auch Kogoro Mori, sodass Conan einfachen Zugriff auf neue Informationen zu dem Fall hat (zudem wird er von Jirokichi Suzuki ohnehin gerne hinzugezogen, schließlich gibt er ihm auch den Spitznamen “Kid-Killer”). Dass es diesmal keinen Mordfall gibt, sondern lediglich die Geschichte um die Sonnenblumen-Gemälde, die Ausstellung und den möglichen Diebstahl, präsentiert sich als erfrischend, insbesondere im Vergleich zu den direkten Vorgänger-Filmen. Aber natürlich dürfen Traditionen nicht fehlen, wie zum Beispiel Professor Agasas Quiz, bei dem man jedoch ohne gute Kenntnisse der japanischen Sprache wieder einmal nur bedingt miträtseln kann. Auch die Action ist wieder auf einem deutlich höheren Niveau als in der Anime-Serie, schließlich soll sich das Film-Abenteuer von den regulären Episoden abheben.
Spannender Plot mit intelligenten Hinweisen
Die Handlung ist bis auf kleinere Action-Einlagen und größere Spektakel zu Beginn und zum Finale des Filmes eher ruhig, besitzt aber einen gelungenen Spannungsbogen. Besonders schön für alle Hobby-Detektive: Innerhalb des Plots gibt es viele Hinweise, die zur eigentlichen Auflösung des Falles führen und diese Hinweise sind derart subtil, aber dennoch intelligent platziert, dass man sich stets freut, wenn sich ein Aspekt als später wichtig herausstellt. Zudem fordert dies dazu auf, Die Sonnenblumen des Infernos mehrmals zu schauen und dabei besonders aufmerksam zu sein. Die dichte Erzählweise ist eine große Stärke des Filmes und das große Finale überzeugt mit einer ungewöhnlichen Figuren-Konstellation, stark inszenierten Action-Szenen (auch dabei: Rans legendäres Karate) und dennoch nicht zu überzogener Darstellungen. Damit erfüllt der 19. Film auch die Tradition, im Finale besonders dramatisch und actionreich zu sein – allerdings ohne dass dies deplatziert oder einfach nur übertrieben wirkt.
Kultureller Bezug zur Realität
Mit den berühmten Kunstwerken von Vincent van Gogh enthält der 19. Detektiv Conan-Film einen interessanten Bezug zur Realität, schließlich ist dieser einer der größten Künstler aller Zeiten. Auch die eigentliche Handlung ist nicht rein fiktiv, sondern zeigt eine interessante Wendung, welche – würde sie jemals so in der Realität passieren – die Kunstwelt erschüttern würde. Auch die Idee einer großen Ausstellung, die ausgerechnet in Japan stattfindet, ergibt durchaus Sinn, denn van Gogh war zu Lebzeiten sehr interessiert an der japanischen Kunst und prägte auch den Japonismus (= Bezeichnung für die Einflüsse der japanischen Kunst auf westliche Künstler) in Europa maßgeblich. Insgesamt ist dieser kulturelle Aspekt des Filmes sehr interessant und man muss kein Kunst-Liebhaber sein, um die Geschichte und die vielen Darstellung der so berühmten Sonnenblumen-Bilder zu genießen. Mit Kobun Shizuno zeigt sich für Die Sonnenblumen des Infernos auch ein erfahrener Regisseur verantwortlich, der von 2011 bis 2017 (und somit für die Filme 15 bis 21) auf dem Regiestuhl für die jährlichen Detektiv Conan-Filme Platz nahm.
Ein Genuss für Augen und Ohren
Die Filme von Detektiv Conan weisen stets bessere Animationen als die Serie auf, mit dem CGI-Einsatz hapert es aber doch oft. Im 19. Film profitiert die Qualität aber davon, dass es fast keine Szenen mit Menschenmassen gibt, bei denen die Starre meist besonders negativ auffällt. Die entscheidenden Szenen, wie zum Beispiel ein beeindruckender Szenenwechsel in der Luft, bei der Kaito Kid versucht, das fallende Sonnenblumen-Gemälde zu fangen, präsentieren sich aber als qualitativ stark und sorgen mit der passenden Musik-Untermalung für Nervenkitzel. Der Ending-Song “Oh! Rival” stammt von der Band Porno Graffitti, die für das jeweils erste Opening der Anime-Hits Fullmetal Alchemist und My Hero Academia bekannt sind. Das Ending wirkt mit dem packenden Song in Kombination zu den vielen kunstvollen Bildwechseln über reale Sonnenblumen-Beete zudem wie ein perfekter Ausklang.
Fazit
Detektiv Conan: Die Sonnenblumen des Infernos gehört definitiv in die obere Liga der so zahlreichen Leinwand-Abenteuer des geschrumpften Detektiven. Die Handlung überzeugt mit ihrer Dichte, den versteckten Hinweisen und dem Sonnenblumen-Gemälde im Fokus auf ganzer Linie, auch wenn sich das Motiv von Kaito Kid für Fans definitiv früh erahnen lässt. Die Action-Szenen wissen ebenso zu überzeugen und tragen maßgeblich zur Spannung bei. Sie schaffen aber dabei den Spagat, gleichzeitig nicht zu überzogen und unpassend zu wirken (woran einige der anderen Filme scheitern). Persönlich gehört der 19. Film zu meinen Favoriten, insbesondere wenn es um die neueren Filme geht. Detektiv Conan-Fans sollten sich Die Sonnenblumen des Infernos definitiv nicht entgehen lassen.
© Kazé Anime
Veröffentlichung: 30. September 2016