Das Serien-Grundwissen (Teil 3)

Hier gibt es etwas mitzuenehmen: In unserer Reihe „Das Serien-Grundwissen“ vermitteln wir kompaktes Wissen zu 70 Serien, die man entweder kennen oder zumindest schon einmal von ihnen gehört haben sollte – und auch weshalb. Natürlich gilt: Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Dies ist keine ultimative Liste, aber ein Wegweiser durch den immer dichter werdenden Serien-Dschungel.

11. Band of Brothers: Wir waren wie Brüder (2001, Kriegsdrama)

© Warner Bros.

Worum es geht: Die Steven Spielberg-Produktion erzählt die Geschichte der „Easy Company“, einer Fallschirmjäger-Einheit im zweiten Weltkrieg. Man begleitet die Truppe um Richard D. Winters über drei Jahre von der Grundausbildung über die Schlacht in den Ardennen bis zum Kriegsende.

Sollte man deshalb kennen: Die Miniserie basiert auf wahren Ereignissen und ist zudem noch durchsetzt mit Interviews der in der Serie dargestellten (überlebenden) Veteranen, die sich an die Ereignisse zurückerinnern. Dies unterstreicht den dokumentarischen Anspruch einer unverklärten und auch sehr verstörend schonungslosen Dramatisierung von Ereignissen im Zweiten Weltkrieg.

Umfang: Eine abgeschlossene Miniserie von zehn Episoden zu je ca. 60 Minuten.

Das gibt es noch: Die Nachfolgeserie The Pacific (2010), welche – wie der Name schon sagt – die andere amerikanische Kriegsfront im Pazifik beleuchtet. Außerdem ist für Apple TV+ die Serie Masters of the Air in Entwicklung, welche die Geschichte über die amerikanischen Bomber-Piloten im Zweiten Weltkrieg umsetzt.

12. Modern Family (2009–2020, Komödie, Mockumentary)

© 20th Century Fox

Worum es geht: Jay Pritchett lebt mit seiner Frau Gloria (einer leidenschaftlichen und deutlich jüngeren Kolumbianerin) sowie deren exzentrischem Sohn Manny ein eher unkonventionelles Familienleben. Jays erwachsene Kinder Claire und Mitchell, die aus seiner ersten Ehe hervorgegangen sind, haben bereits selbst Familien. Claire lebt mit ihrem Mann Phil und den drei Kindern, der Partymaus Hailey, dem Genie Alex und dem aufgweckten Luke, noch das durchschnittlichste Familienleben. Mitchell hat hingegen mit seinem Lebensgefährten Cam gerade die erst wenige Monate alte Lily aus Vietnam adoptiert. Die Handlung folgt dem witzigen und rührenden Alltag der drei Generationen rund um Oberhaupt Jay.

Sollte man deshalb kennen: Familie ist manchmal wunderschön und manchmal furchtbar nervig, aber am Ende liebt man sich. So könnte man die Kernbotschaft der Serie zusammenfassen, aber mit der einzigartigen Darstellung des Alltags der drei so unterschiedlichen Familien hat sie die 2010er Jahre geprägt wie keine andere Sitcom. Zudem ist auch die Darstellung eines schwulen Paares als Eltern seinerzeit keine Selbstverständlichkeit gewesen. Besonderes Merkmal: Die Serie besitzt als Mockumentary das witzige Element, dass die Charaktere mit einem fiktiven Kamerateam sprechen, das heißt sie kommentieren ihr eigenes Handeln und involvieren die Zuschauer gekonnt in das Geschehen. Die große Stärke sind neben dem Humor aber die Charaktere, die man innerhalb der Serie über einen Zeitraum von mehr als einem Jahrzehnt wachsen sehen kann.

Umfang: 11 Staffeln mit insgesamt 250 Episoden zu je ca. 22 Minuten.

Das gibt es noch: Es existiert noch ein einstündiges Doku-Special namens „A Modern Farewell“, das spannende Einblicke in die Entstehung des Drehbuchs, das Casting sowie die Sicht der Darstellerinnen und Darsteller bietet. Auch auf besondere Momente wird zurückgeblickt, sodass die Dokumentation den perfekten Abschluss nach dem vollständigen Genuss der Serie darstellt.

13. Chernobyl (2019, Historie, Drama)

© Polyband

Worum es geht: Im Reaktor 4 des Kernkraftwerks im ukrainischen Tschernobyl kommt es sich in der Nacht zum 26. April 1986 zu einer Explosion. Während immer mehr Menschen durch die austretende Radioaktivität schwer geschädigt werden und man verzweifelt versucht, den Brand im Reaktor zu löschen und den Austritt von Radioaktivität zu stoppen, macht sich der Wissenschaftler Valery Legasov an die Ursachenforschung. Was genau bewirkte die Explosion? War es menschliches oder technisches Versagen oder beides? Gab es einen Schuldigen? Und warum funktionierte die Notabschaltung nicht? Hat sie vielleicht die Lage noch verschlimmert?

Sollte man deshalb kennen: Eine Fiktion ganz nah an der Realität mit einer Katastrophe als Hauptdarsteller: Es geht um ergreifende Einzelschicksale und irrwitziges Krisenmanagement in einer bisher nie gekannten Ausnahmesituation. Die Serie schafft es, selbst eigentlich sperrige technische und naturwissenschaftliche Details hochinteressant zu präsentieren und die den Zwiespalt eines politischen Systems darzustellen, das in einer Katastrophensituation einerseits nach Ursachen und Schuldigen sucht, sich andererseits aber an die Verdrängung der Realität zugunsten des schönen Scheins klammert.

Umfang: 1 Staffel mit 5 Episoden zu je 60–72 Minuten

Das gibt es noch: The Chernobyl Podcast. In sechs Folgen spricht Drehbuchautor Craig Mazin mit Talkshow-Moderator Peter Sagal über die Entstehung von Chernobyl.

14. Avatar – Der Herr der Elemente (2005–2008, Zeichentrick)

© Paramount Pictures

Worum es geht: Die Feuernation bricht einen Krieg vom Zaun und will die Weltherrschaft an sich reißen. Die Wasserstämme und die Luftnomaden geben sich geschlagen, das Erdkönigreich leistet gerade noch so Widerstand. Die einzige Hoffnung liegt nun im Avatar, dem Herrn der Elemente, der aber als der 12-jährige Junge, der er ist, erst noch lernen muss, die Elemente gescheit zu beherrschen.

Sollte man deshalb kennen: Hier würde es eigentlich reichen, den »besten Redemption Arc eines Bösewichts in der TV-Geschichte« als Grund anzuführen. Klingt leicht hochtrabend, ist aber gar nicht so verkehrt. Daneben ist Avatar – Der Herr der Elemente ein selten gelungenes Beispiel dafür, dass 1.) eine »Kinder-Serie« tatsächlich jedes Alter ansprechen und 2.) ein auf »Anime« gemachter westlicher Cartoon auch Anime-Muffel begeistern kann. Nach einem zugegeben ziemlich simplen Start reift Avatar ganz allmählich zu seiner wahren Größe heran; zeigt, wie man Archetypen aufbricht und tief liegende Charakterkonflikte anschwellen lässt. Schwierige Themen werden vereinfacht dargestellt, durch das durchdachte Drehbuch und die lange Laufzeit von drei Staffeln aber sorgfältig vertieft. Das macht es für Kinder zugänglich und für Erwachsene interessant. In Sachen Humor glänzt Avatar durch sein breites Angebot, angefangen bei »angenehm dumm« über Slapstick und Running Gags bis hin zur hohen Kunst der schnelllebigen Situationskomik. Das alles eingebettet in einer epischen Fantasy-Geschichte, die sich über hunderte von Jahren erstreckt, garniert mit einem detaillierten World-Building und dynamischen Kampfszenen, deren Animationen dem Ganzen quasi das Krönchen aufsetzen.

Umfang: 3 Staffeln mit insgesamt 61 Episoden zu je 23 Minuten

Das gibt es noch: Eine Comic-Reihe, die hierzulande bei Cross Cult erscheint und als offizielle Fortsetzung der Geschichte um Avatar Aang gilt. Daneben die Nachfolgeserie Die Legende von Korra, die im selben Universum spielt, sowie eine mäßige (um nicht zu sagen saumäßige) Verfilmung von Regisseur M. Night Shyamalan (Titel: Die Legende von Aang, 2010). Innerhalb des Avatar-Fandoms gilt, was das betrifft, die Direktive: »There was never a movie«.

15. Der Prinz von Bel-Air (1990–1996, Komödie)

© Warner Bros.

Worum es geht: Der 17-jährige William „Will“ Smith ist in Philadelphia aufgewachsen. Auf den Straßen kommt es zu unglücklichen Missverständnissen und einer Schlägerei. Aus Angst, Will könne noch einmal von einer Gang verprügelt werden, schickt ihn seine Mutter nach Los Angeles. Er soll dort bei seinen wohlhabenden Verwandten, Tante Vivian und Onkel Philip Banks leben und seinen Schulabschluss machen. Für Will ist der plötzliche Wandel von den Straßen Philadelphias zum Nobelviertel Bel-Air enorm und sorgt für einige Probleme. Besonders mit seinem steifen Cousin Carlton und seiner eitlen Cousine Hilary kommt er nicht klar und auch die beiden können mit Wills lockerer Lebensart nichts anfangen.

Sollte man deshalb kennen: Will Smith, bekannt aus Filmen wie Men in Black und Das Streben nach Glück begann in den 90ern mit Der Prinz von Bel-Air seine Schauspielkarriere. Allerdings ohne jegliche Erfahrung in dieser Branche. Einzig als Rapper war er bereits unterwegs, was er im Opening zeigt. Die Sitcom ist weltweit als Comedy bekannt, jedoch werden auch ernste Themen gesellschaftskritisch  angesprochen  Die afroamerikanische Kultur spielt dabei eine ebenso wichtige Rolle wie Diskriminierung, Armut und soziale Konflikte.

Umfang: 6 Staffeln mit insgesamt 148 Folgen zu je ca. 24 Minuten

Das gibt es noch: Regisseur Morgan Cooper veröffentlichte 2019 einen Kurzfilm mit dem Titel „Bel-Air“ auf YouTube. Cooper wechselte das Genre und machte aus der Comedy-Variante eine Drama-Version, was von Will Smith gelobt wurde. Ein Reboot der Originalserie aus den 90ern unter der Leitung von Will Smith und Morgan Cooper ist in Arbeit. Diese Neuerscheinung soll ebenfalls als Dramaserie in der heutigen Zeit spielen. Zum 30-jährigen Jubiläum lud der Streamingdienst HBO Max die ehemaligen Darsteller zu einem Reunion-Special ein.

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