Pacific Rim: The Black (Staffel 1)
Als Guillermo del Toro (The Shape of Water) 2013 sein “Mechas gegen Monster”-Epos Pacific Rim herausbrachte, hätte das ein großes Franchise mit vielen Fortsetzungen und sogar einem Brückenschlag zu Warner Bros’ Monsterverse werden können. Doch schon das erste Sequel, Pacific Rim: Uprising, war längst nicht so erfolgreich, dass man noch mehr Kinofilme hinterhergeschickt hätte. Aber ganz tot ist das Franchise nicht: Seit dem 4. März 2021 ist die siebenteilige Animations-Serie Pacific Rim: The Black bei Netflix zu sehen. Obwohl Netflix die Serie als Anime bezeichnet, ist es keiner, denn Konzept und Skript stammen aus den USA, nur die Animationen stammen aus Asien. Was für Anime-Fans ein recht unerwartetes Seh-Erlebnis ist. Weil die sieben Folgen der ersten Staffel wohl so einigen Zuschauern Lust auf mehr gemacht haben, ist eine zweite Staffel bereits angekündigt.
Wo in Pacific Rim die Bedrohung der Welt durch Kaiju, riesige Monster aus dem Weltraum, die durch ein Portal am Grunde eines Spalts im Meeresboden aufsteigen, gerade noch abgewendet werden konnte, hat sich in Pacific Rim: The Black das Blatt völlig gewendet. Die Kaiju sind wieder auf dem Vormarsch. Überall bilden sich immer wieder neue Erdspalten, aus denen Kaiju hervorklettern, Australien wird evakuiert. Die Geschwister Taylor und Hayley werden von ihren Eltern in einem fruchtbaren Tal im Outback in Sicherheit gebracht. Doch dann steigen die Eltern wieder in ihren Jaeger, einen von diesen Anti-Kaiju-Kampfrobotern, die nur von zwei psychisch verbundenen Piloten gesteuert werden können und kehren nie zurück. Fünf Jahre später purzelt Hayley in ein Loch im Boden und landet in einem verlassenen Jaeger-Hangar, wo der unbewaffnete Ausbildungs-Jaeger Atlas Destroyer zurückgelassen wurde. Da ein Kaiju, angelockt durch den unterirdischen Krach, die kleine Siedlung im Tal vernichtet hat, machen sich die Geschwister mit Atlas Destroyer auf den Weg durch ein postapokalyptisches Australien, um ihre Eltern zu finden. Unterwegs treffen sie auf jede Menge Kaiju und räuberische Banden, die mit Kaiju-Überresten und Jaeger-Bauteilen finstere Geschäfte machen. Aber auch auf den rätselhaften, stummen Jungen Boy und die taffe Mei, die ebenso wie die Geschwister schwer an ihrer Vergangenheit zu knabbern hat.
Gigantische Wesen im Fernsehformat
Originaltitel | Pacific Rim: The Black |
Jahr | 2021 |
Land | USA |
Episoden | 7 (in Staffel 1) |
Genre | Science-Fiction |
Cast | Taylor: Calum Worthy Hayley: Gideon Adlon Loa: Erica Lindbeck Boy: Ben Diskin Mei: Victoria Grace Shane: Andy McPhee |
Veröffentlichung: 4. März 2021 |
Man tut Pacific Rim: The Black sicher keinen Gefallen, wenn man die Serie mit Guillermo del Toros Film vergleicht. Städtezerstörende Monster und turmhohe Mechas sind in einer aufwändigen Produktion für die große Leinwand einfach viel eindrucksvoller als in einer kleinen, billigen Netflix-Serie mit 25 Minuten-Folgen. Andererseits hat das dutzende Anime-Serien, wie etwa aus dem umfangreichen Gundam-Universum nicht daran gehindert, ihr Potenzial voll auszuschöpfen. So ganz passt Pacific Rim: The Black auch nicht in diese Schublade, stattdessen ist es ein Hybrid aus 3D- und 2D-Animation und amerikanischem wie japanischem Animationsstil. Die Sorte, wo das Figurendesign recht schlicht gehalten ist und gezeichnet wirkt, während Hintergründe, Mechas und Monster in eher preiswerter 3D-Animation gestaltet sind. Was bei Gebäuden und Maschinen gut aussieht, bei anderen Oberflächen eher nicht. Wasser kann schon mal wie schwappendes Olivenöl aussehen und die Körper der Kaiju wirken wie mit Malen nach Zahlen koloriert. Ein Stil, der nicht jedermanns Sache ist. Aber man kann sich dran gewöhnen.
Monster tun, was sie sollen
Pacific Rim: The Black lässt die Zuschauer nicht lange auf seine Trümpfe warten: Es gibt jede Menge Kaiju. Große und kleine, immer im Angriffsmodus und dank der Prämisse, dass ein ganzer Kontinent voll von ihnen ist, hinter jedem Felsen und jeder Hochhausruine. Nun funktioniert es in einem Monsterfilm stets gut, wenn er seine Attraktion nur allmählich ins Bild bringt. Mal eine Klaue, ein peitschender Schwanz, ein Wesen in der Dunkelheit oder im Wasser. Nicht so Pacific Rim: The Black. Die Serie setzt einfach voraus, dass Kaiju durch zwei Spielfilme bekannt sind und spart sich das ganze Einführungsgedöns. Da stehen dann die Kaiju in voller Größe vor der Kamera und tun, was sie am besten können. Und sehen dabei seltsam unspektakulär aus. Eine Variante über bekannte Tiere. Hund, Echse, Stier. Halt größer, mit Neon-Ornamenten und recht grob gerendert. Staunen und sich gruseln tut man dabei nicht. Nur das Wesen, das noch ein Geheimnis zu enthüllen hat, steht mysteriös im Nebel. Und hat gleich sehr viel mehr Präsenz als seine Artgenossen im unbarmherzigen Sonnenlicht.
Nur leider sind da noch diese lästigen Protagonisten
Nun könnte man sich mit schlichtem Geschehen und schlichter Optik durchaus anfreunden. Wenn nicht die menschlichen Figuren so unerträgliche Nervensägen wären. Sie sprechen permanent in diesem plumpen, grobschlächtigen Teenager-Sarkasmus, den amerikanische Jugendliche wohl benutzen müssen, um cool zu wirken. Und man nimmt ihnen keinen Funken Emotion ab. Ob nun der Schmerz über den Verlust der Eltern oder das Schuldgefühl, den Tod aller Freunde verursacht zu haben. Man mag es ihnen einfach nicht glauben. Eltern und Freunde müssen weg, der Plot will es so, damit die Geschwister allein aufbrechen können. Der Rest sind hohle Phrasen. Da wäre es einem fast lieber, die Serie ließe das unter den Tisch fallen, zugunsten von noch mehr Monsterkämpfen. Aber leider bekommen diese Momente ordentlich Screentime. Doch selbst, wenn man seine Ansprüche sehr weit herunterschraubt, kriegt die Serie weder seelische Konflikte hin, noch ein stimmiges Miteinander von großem Bruder und kleiner Schwester. Und da lohnt es sich dann doch wieder, Guillermo del Toro zum Vergleich heranzuziehen, der kann klassische Tropes nämlich so umsetzen, dass sie funktionieren. Pacific Rim: The Black schafft das auf geradezu ärgerliche Weise nicht und dafür ist ein kleines Budget keine Entschuldigung.
Fazit
Eigentlich entwickelt Pacific Rim: The Black viele Motive des Franchise interessant weiter. Wie das mit dem Drift, also der seelischen Verbindung zwischen den beiden Piloten funktioniert oder auch nicht funktioniert. Die schon in den Kinofilmen angedachten Verbindungen zwischen Kaiju und Jaegern oder Kaiju und Menschen. Und Australien macht sich seit Mad Max als postapokalyptisches Territorium immer wieder hübsch. Wenn da nicht die unglaubwürdigen Figuren und die steinerweichenden Dialoge wären, die einem den Spaß an Kaiju und Mechas gründlich verderben. Schade.
© Netflix