Das Serien-Grundwissen (Teil 10)

Hier gibt es etwas mitzuenehmen: In unserer Reihe “Das Serien-Grundwissen” vermitteln wir kompaktes Wissen zu 70 Serien, die man entweder kennen oder zumindest schon einmal von ihnen gehört haben sollte – und auch weshalb. Natürlich gilt: Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Dies ist keine ultimative Liste, aber ein Wegweiser durch den immer dichter werdenden Serien-Dschungel.

46. Die Muppet Show (1976–1981, Comedy)

© Disney

Worum es geht: Frosch Kermit betreibt ein Varieté-Theater und muss von Show zu Show sowohl als Conferencier der Nummernrevue auf der Bühne stehen, als auch hinter den Kulissen das Backstage-Chaos bei laufender Vorstellung in den Griff bekommen. Für Aufregung sorgen jede Menge exzentrische Künstler, wie etwa Miss Piggy, die Diva der Show, Fozzy Bär, der unlustige Komiker, Gonzo mit seinen missglückten Stunts, Rowlf, der klavierspielende Hund oder Animal, der durchgedrehte Schlagzeuger. Der übereifrige Praktikant Scooter und die schlechtgelaunten Greise Waldorf und Statler, die von ihrer Loge aus bissige Bemerkungen über die Show fallen lassen, machen es Kermit auch nicht leichter. Und dann ist jede Woche noch ein menschliche Gast-Star dabei, den Kermit bei Laune halten muss. Harry Belafonte, Johnny Cash, Paul Simon, Diana Ross und jede Menge andere Show-Größen der 70er ließen es sich nicht nehmen, mit Jim Hensons Handpuppen auf der Bühne zu stehen.

Sollte man deshalb kennen: Puppentheater ist eigentlich ein arg verstaubtes Genre, ein Relikt aus einer Zeit, als Kinder noch kein Fernsehen kannten. Das war schon in den 70ern so. Bis die Puppenspieler Jim Henson und Frank Oz mit ihren Puppen aus Schaumstoff und Kunstpelz erst mit der Sesamstraße das Kinderfernsehen aufmischten und dann mit der Muppet Show beweisen wollten, dass man mit Puppen auch ein Programm für Erwachsene machen kann. Ob ihnen das gelungen ist, sei dahingestellt. Als Erwachsener kann man an dem schrägen Witz und den kauzigen Figuren der Muppet Show absolut seinen Spaß haben. Aber Kinder lieben die Muppets. Wer in den späten 70ern Kind war, hat damals höchstwahrscheinlich nicht verstanden, warum Sam, der amerikanische Adler, über die Moral der Show wacht, hat aber dafür kunterbunte Erinnerungen an Kermit und Fozzie, Waldorf und Statler und kann auch noch nach Jahrzehnten mit dem dänischen Koch “Smörrebröd, Smörrebröd, röm tröm tröm tröm” singen.

Umfang: 5 Staffeln mit 120 Episoden zu je ca. 25 Minuten

Das gibt es noch: Richtig viel. In acht Spielfilmen zwischen 1979 und 2014 bewiesen die Muppets, dass sie die verschiedensten Genres beherrschen, ob Krimi, Science Fiction oder Weihnachtsfilm. Auch in Fernsehspecials waren sie immer wieder zu sehen. Von 1984 bis 1991 lief eine Zeichentrickserie namens Muppet Babies und 1996-97 versuchte sich Jim Hensons Sohn Brian an der Nachfolgeserie Muppets Tonight!, die nicht mehr in einem Theater, sondern in einem Fernsehstudio angesiedelt war. 2015 produzierte ABC die Mockumentary-Serie The Muppets, die es auf 16 Folgen brachte.

47. Golden Girls (1984–1992, Sitcom)

© Disney

Worum es geht: Blanche ist Anfang 60 und verwitwet und ihr Haus in Miami wird ihr zu groß: Also vermietet sie Zimmer an zwei Damen im gleichen Alter, Dorothy und Rose. Gleich in der ersten Folge kommt eine weitere Mitbewohnerin dazu: Dorothys 80-jährige Mutter Sophia, deren Altersheim abgebrannt ist. Sagt sie. Dorothy ist schneidend sarkastisch, Rose ist herzensgut, aber zum Steinerweichen naiv, Blanche ist ewig auf der Suche nach Liebesabenteuern und Sophia glänzt durch brutale Direktheit. Zu viert bewältigen die munteren Seniorinnen das Leben als WG-Genossinnen und die kleinen oder großen Alltagsprobleme von alten Menschen in Florida, mit flotten Sitcom-Dialogen und eingeblendeten Lachern.

Sollte man deshalb kennen: Es ist schon so, dass in den Medien gnadenlos unterrepräsentiert ist, wer das falsche Geschlecht oder die falsche Hautfarbe hat. Aber so richtig außen vor ist man, wenn man alt ist. Unsichtbar, irrelevant, vielleicht mal als kleine, klischeebeladene Nebenrolle. Golden Girls sticht aus der Masse der Fernsehkost hervor, weil alle vier Protagonistinnen die 60 überschritten haben und es genau darum geht: Wie hat man als älter werdende Frau nach der Familienphase noch Spaß im Leben? Und wie kriegt man Themen wie Altersarmut, Alzheimer oder soziale Isolation in ein peppiges Sitcom-Format? Es funktioniert wunderbar leicht und witzig, auch dank des eingespielten Vierer-Teams, das sich virtuos die Bälle zuspielt.

Umfang: 7 Staffeln mit 180 Episoden zu je ca. 25 Minuten

Das gibt es noch: Das Sequel Golden Palace, entstanden 1992-1993, musste ohne Dorothy-Darstellerin Beatrice Arthur auskommen und brachte es nur auf eine Staffel mit 24 Folgen. 2003 fasste das Fernsehspecial The Golden Girls: Their Greatest Moments die Höhepunkte der Serie zusammen. Und seit 2020 läuft eine Theateradaption von Golden Girls in einem Wiener Theater.

48. Twilight Zone – Unwahrscheinliche Geschichte (1959–1964, 1985–1987, 2002–2003, 2019–2020, Science-Fiction)

© Koch Media

Worum es geht:  Die größten Sci-Fi-Autoren ihrer Zeit schrieben in sich abgeschlossene Geschichten, die unglaublich und unwirklich erscheinen. Dabei entstand eine gigantische TV-Welt voller faszinierender Geschichten, die das Publikum noch heute fesseln.

Sollte man deshalb kennen: Kaum jemand prägte das amerikanische Fernsehen so nachhaltig wie Serienschöpfer Rod Serling. 1959 schuf er die Science- Fiction-Serie The Twilight Zone. Die Geschichten der einzelnen Episoden konfrontierten die Menschen mit dem Außerweltlichen und sprengten die Grenzen ihres Horizonts. Zahllose Stoffe speisen sich seither aus dem Ideenarsenal der Serie. Serling nutzte viele der fantastischen Stoffe, um gesellschaftliche Anliegen an der Zensur vorbeizuschmuggeln. Dabei ist ein gewaltiger Referenzfundus entstanden, der heutige Sci-Fi- und Fantasy-Geschichten noch immer beeinflusst. Die Liste ist lang: Outer Limits, Akte X, X-Factor, Black Mirror, … Die thematische Bandbreite ist dabei ebenso weit gesteckt wie die Schauplätze, Orte und Zeiten.

Umfang: 1 Staffeln mit 295+ Episoden zu je ca. 24–50 Minuten

Das gibt es noch: Im Lauf der Jahrzehnte wurde die Serie immer wiederbelebt. Die beiden Spielfilme The Box – Du bist das Experiment und Real Steel bauen auf Kurzgeschichten der Serie auf. Darüber hinaus ist die Serie überall zu finden: Comics, Flipper-Automaten, Fahrgeschäfte in Freizeitparks, … ihr Einfluss ist überall zu spüren.

49. Deadwood (2004–2006, Western-Drama)

© Paramount

Worum es geht:  South Dakota, 1876: In den Bergen eines Indianergebiets wird ein reiches Goldvorkommen vermutet. In kürzester Zeit entsteht die illegale Goldsuchersiedlung Deadwood. Auch der ehemalige Gesetzeshüter Seth Bullock zieht in das Städtchen, um einen Neuanfang zu wagen. Bald erscheint dort auch der legendäre Revolverheld Wild Bill Hickok mit der unflätigen Calamity Jane, was in dem Städtchen für große Aufregung sorgt. Kaum sind Bullock und Konsorten in dem stinkenden Loch angekommen, werden sie mit Kriminalität, Korruption und Prostitution konfrontiert. So hat etwa Saloon- und Bordellbesitzer Al Swearengen, der den Ton angibt, selbst jede Menge Dreck am Stecken. Um seine Macht zu sichern, geht er über Leichen.

Sollte man deshalb kennen: Serienerfinder David Milch zeigt in diesem Charakterdrama, wie sich aus dem Chaos eine Gesellschaft und Zivilisation entwickelt. Dabei verflechtet er Fakten und Fiktion zu einer äußerst fesselnden und explosiven Mischung. Über Charaktere, die an historischen Figuren wie Seth Bullock, Al Swearengen, Wild Bill Hickok, Calamity Jane und Wyatt Earp angelehnt sind, werden in Deadwood die Entwicklung von Recht und Gesetz, wirtschaftlichen Strukturen, Lokalpolitik und der dabei obligatorischen Korruption und den Machtkämpfen unter den einflussreichen Bandenchefs sehr realitätsnah erzählt. Gewalt ist an der Tagesordnung und wird somit wie selbstverständlich und beinahe schon beiläufig dargestellt, niemals effektheischend. Bei Publikum und Kritikern gleichermaßen heimste die Serie beachtliches Lob ein, vor allem hinsichtlich der herausragenden Dialoge und der spektakulären schauspielerischen Leistung Ian McShanes.

Umfang: 3 Staffeln mit 36 Episoden zu je ca. 50 Minuten

Das gibt es noch: Aus Kostengründen entstand keine vierte Staffel. 2019 und damit 15 Jahre nach Serienende erschien der Film Deadwood, der die Handlung fortführte und das bekannte Ensemble wiedervereinte.

50. Sex and the City (Komödie, 1998–2004)

© Warner Bros.

Worum es geht:  Die New Yorker Journalistin Carrie Bradshaw und ihre drei Freundinnen, Samantha, Charlotte und Miranda, sind auf der Suche nach der großen Liebe. Dabei schlagen sie sich durch den Dating-Dschungel der Stadt, bringen ihre Freunde an den Rand der Verzweiflung und experimentieren gerne. Beruflich geht jede ihren eigenen Weg, von der erfolgreichen PR-Agentin Samantha über die Anwältin Miranda bis zur Sexkolumnistin Carrie. Galeristin Charlotte strebt währenddessen nach ihrer persönlichen Erfüllung als Hausfrau und Mutter. Gemeinsam überstehen sie gescheiterte Beziehungen, komplizierte Lebenssituationen und überraschende Vorkommnisse, die ihre Leben durcheinanderbringen.

Sollte man deshalb kennen: Kurz vor der Jahrtausendwende konnte Sex and the City ein riesiges Publikum, vor die Bildschirme ziehen. Mit den Figuren aus dem gleichnamigen Buch von Candace Bushnell konnten sich vor allem Frauen identifizieren. Neben den vielen offenen Gesprächen über die amourösen Abenteuer der Frauen schmiedete sie vor allem ihre Freundschaft zusammen. Sex and the City füllte damit vor allem eine Nische, die bis dahin noch nicht belegt war: Während vor allem Teenie-Serien die 90er prägten, waren Frauen über 30 Jahren unterrepräsentiert. Das Leben in der Großstadt brachte vor allem viel Abwechslungsreichtum mit, deckte zugleich aber Klischees und Rollenzuschreibungen des Geschlechterverhältnisses auf, ohne dabei zu sehr den Zeigefinger zu heben. Der spielerische Umgang mit Sexualität fiel reflektiert und publikumstauglich aus. 

Umfang: 6 Staffeln mit 94 Episoden zu je ca. 30 Minuten

Das gibt es noch: 2008 und 2010 erschienen zwei Kinofilme zur Serie. Zwischen 2013 und 2014 erschien die Prequel-SerieThe Carrie Diaries rund um Carrie Bradshaw in den frühen 1980er-Jahren während ihres Highschool-Abschlussjahres und in ihren Anfängen in New York als Autorin. 2021 erschien mit And Just Like That … eine zehn Episoden lange Fortsetzungsserie.

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