TV-Kindheitserinnerungen – Teil 11: Full House
Unsere Reihe “Meine Kindheit vor dem Fernseher” besinnt sich zurück auf jene Tage, in denen die Hausaufgaben warten mussten, es Gründe gab, schon während des Unterrichts auf den Nachmittag zu warten oder an Wochenenden besonders früh aufzustehen: Das TV-Programm. In einer Zeit, in der Smartphones und Internet nicht die Kinderzimmer einnahmen, sondern die Flimmerkiste (oftmals noch in der Variante Röhrenfernseher) den Alltag bestimmte. Wir widmen uns Formaten, die unsere Kindheit prägten und heute zum Teil bereits längst in Vergessenheit geraten sind. Die Nostalgiebrille aufgesetzt und volle Kraft rückwärts in der Zeit!
Alle Ausgaben:
Teil 1 – Saber Rider and the Star Sheriffs
Teil 2 – Die Nanny
Teil 3 – Bonanza
Teil 4 – Captain Future
Teil 5 – Kim Possible
Teil 6 – Spider-Man und seine außergewöhnlichen Freunde
Teil 7 – Eine fröhliche Familie
Teil 8 – Daktari
Teil 9 – Western von gestern
Teil 10 – Hannah Montana
Teil 11 – Full House
Teil 12 – Raumschiff Enterprise
Teil 13 – Karl May
Teil 14 – Pokémon
Teil 15 – The Legend of Zelda
Teil 16 – Die Rebellen vom Liang Shan Po
Teil 17 – Fillmore!
Teil 18 – Silver Surfer
Titel:
Full House (192 Episoden, 1987–1995)
Dort war es zu sehen:
RTL (1992–1999), RTL2 (1999–2005), Sixx (2015–2017)
Darum geht es:
Familie Tanner musste einen Schicksalsschlag erleiden: Bei einem tragischen Verkehrsunfall verlor Danny seine Frau Pamela und ist nun mit drei Töchtern auf sich allein gestellt. Job und Familie sind als Alleinerziehender nicht leicht unter einen Hut zu kriegen. Danny ist maßlos überfordert und bittet seinen Schwager, den Musiker Jesse Katsopolis, und seinen besten Freund, Komiker Joey Gladstone, um Hilfe bei der Erziehung seiner Töchter DJ, Stephanie und Michelle. Als die Beiden einziehen, nimmt das Alltagschaos seinen Lauf. Nach und nach wachsen die drei Männer mit den Mädchen zu einer liebevollen Patchworkfamilie zusammen und überstehen gemeinsam alle Probleme, egal ob groß oder klein.
Wissenswertes:
Wen hat die kleine Michelle mit ihrem Lächeln bitte nicht um den Finger gewickelt? Doch es handelte sich bei ihr nicht nur um eine einzige Kinderdarstellerin. Die steile Karriere von Mary-Kate und Ashley Olsen (Top Secret – Zwei Plappermäuler in Australien) begann mit Full House in der Rolle von Michelle Tanner im Alter von neun Monaten. Aufgrund amerikanischer Schutzbestimmungen für Kinder spielten die zweieiigen Zwillinge abwechselnd die jüngste Tochter der Familie Tanner. Nach dem riesigen Erfolg von Full House kam es 2016 zu einer Fortsetzung unter dem Namen Fuller House. Für Kenner des Ursprungsformats könnte die Spin-off-Version gewöhnungsbedürftig sein, denn zu Beginn wiederholen sich die Geschehnisse. Nur ist es diesmal Dannys Tochter DJ, die ihren Mann verliert und mit drei Söhnen auf sich allein gestellt ist. Zu Hilfe eilen ihre Schwester Stephanie und ihre beste Freundin Kimmy. Zahlreiche Schauspieler aus Full House haben Gastauftritte. Regisseur Jeff Franklin erfüllte sich mit dem Kauf der Tanner Villa in der Broderick Street San Francisco einen Traum. Noch heute gilt das Gebäude als Touristenmagnet.
Darum handelte es sich um ein Kinderzimmer-Highlight:
Trotz des tragischen Hintergrundes durch den Verlust der Ehefrau und Mutter handelt es sich bei Full House um eine Kinderserie mit humorvollen Elementen. Die Witze sind altersunabhängig, Kinder und Erwachsene können sie verstehen und lauthals über so einiges lachen. Alleine die Tatsache, dass Vater Danny liebend gerne putzt und im Rahmen dessen die Pflanzen poliert oder den Staubsauger mit einem zweiten Staubsauger reinigt, sorgen schon für ein Grinsen. Die Scherze des Komikers Joey können das ein oder andere Mal etwas zu albern sein, aber sie bleiben im kindgerechten Rahmen ohne einen Beigeschmack zu besitzen. Auch werden Konflikte behandelt, mit denen die Mädchen konfrontiert werden. Die Tatsachen, dass Mama weg ist, plötzlich drei Papas da sind oder die ersten Mädchenprobleme auftreten … Das alles und noch viel mehr wird von den drei Herren authentisch und mit Humor behandelt, damit DJ, Stephanie und Michelle dazulernen und Joey, Danny und Jesse mit einem guten Gefühl ins Bett gehen können. Alle drei Männer sind grundverschieden und so auch die Mädchen. Sie alle haben eine enge Bindung zueinander, doch eine der Töchter traut sich vielleicht beispielsweise eher Joey etwas zu sagen als ihrem Vater. Bezugspersonen nehmen deshalb eine außerordentliche Rolle ein. Die Töchter sind alle noch klein und jede verarbeitet die Geschehnisse anders. So hat Michelle kaum Erinnerungen an ihre Mutter, dafür DJ umso mehr. Vor der Welt der Kinderwünsche macht Full House auch keinen Halt, denn plötzlich steht der Weihnachtsmann vor der Tür. Keine Einbildung, keine Verkleidung, sondern wirklich der echte, was keiner nach seinem Verschwinden erklären kann. Das sorgt dafür, Kinderaugen leuchten zu lassen.
Persönliche Erinnerungen:
“Everywhere you look …”
Fast jedes Kind der 90er kennt wohl die Titelmusik von Full House. Auch heute noch gehört die Serie für mich zu den unvergesslichen Höhepunkten der Fernsehwelt. RTL2 war Pflicht, um täglich San Francisco zu besuchen. Danny kommt zu Beginn sehr an seine Grenzen, was zu Hundertprozent nachvollziehbar ist. Da hat er wirklich Glück mit seinem Schwager Jesse und dem Freund Joey. Über letztgenanntem konnte ich viel lachen, weniger aber über seine Witze, sondern eher über die Gespräche mit Jesse. Die beiden sind eben auch von Grund auf verschieden. Wie bestimmt einige Mädchen war auch ich in den coolen Onkel Jesse verliebt. Man sieht es ihm auf den ersten Blick gar nicht unbedingt an, dass er so ein Familienmensch ist. So kann man sich täuschen. Allein die Szenen mit Michelle sorgen dafür, dass er der perfekte und liebevolle Papa, Onkel und großer Bruder zugleich ist. Die zwei zusammen sind einfach so süß. Beziehungen spielen eine ganz große Rolle und alle haben eine enorme Bindung zueinander. Sie besitzen ein ganz großes Herz und werden von den Darstellern perfekt in Szene gesetzt. Chaos steht im Haus der Tanners ja auf der Tagesordnung und einfach mal kurz hinlegen und schlafen geht mit drei Wirbelwinden auch nicht. Es ist schön zu sehen, wie sich alle miteinander arrangieren und wie sie zu einer Familie zusammenwachsen, die auch immer größer wird. Das Familienleben der Tanners bereitete mir viel Freude. Die Mädchen aufwachsen zu sehen, wie sie sich verändern, reifer werden, den Rat ihrer Väter suchen, lachen und weinen.
Lohnt sich die Serie heute noch?
Full House bringt Themen zur Sprache, die nicht nur in den 90er-Jahren aktuell waren, sondern es auch heute noch sind. Alleinerziehende, Elternteile und Patchworkfamilien. Daher lohnt sich die Serie heute genauso wie vor 30 Jahren. Die Mädchen müssen lernen, mit der aktuellen Situation umzugehen und die drei Väter müssen lernen, die Kinder zu versorgen und gleichzeitig zu erziehen. Chaotische Phasen gibt es immer wieder, aber diese Probleme werden auf zumeist liebevolle Art gelöst, auch wenn es mal einen strengeren Ton erfordert. Davon kann man sich auch etwas abschauen. Jede Folge geht mit einem positiven Ergebnis zu Ende. Dadurch hilft die Serie, zu genießen und sich zu entspannen. Eine kleine Wohlfühltherapie.
Wie kommt man an die Serie heran?
Bereits seit einer längeren Zeit ist die liebevolle Serie aus dem Fernsehprogramm verschwunden. In Deutschland sind leider nur die einzelnen DVD-Boxen der Staffeln 1 bis 5 von Warner Bros. erhältlich. Das letzte Volume wurde 2013 auf Disc veröffentlicht, daher schwindet die Hoffnung, die übrigen drei Staffeln auf Deutsch kaufen zu können. Der Streamingdienst Amazon Prime Video bietet allerdings die Möglichkeit, alle acht Staffeln kostenpflichtig zu sehen.
Full House habe ich oft im TV verfolgt, als ich noch in der Grundschule war. Eine echt schöne Serie, die ich mal rewatchen müsste. Jesse war ja damals sozusagen mein crush. 😀