Raum
Der Albtraum eines jeden Menschen: Die junge Joy wird seit sieben Jahren gemeinsam mit ihrem fünfjährigen Sohn Jack von einem Mann gefangen gehalten. Für beide ist ein wenige Quadratmeter großer Raum das Zuhause, der kleine Jack denkt sogar, es gäbe nichts und niemanden anderes auf dieser Welt. Im kanadisch-irischen Filmdrama Raum, welches auf dem gleichnamigen Roman von Emma Donoghue basiert, präsentieren Brie Larson (21 Jump Street) und Jacob Tremblay (Die Schlümpfe 2) die gefühlsechte Geschichte, die viele Filmpreise einheimsen konnte.
Die 24-jährige Joy Newsome ist seit sieben Jahren in der Gefangenschaft eines Mannes, den sie Old Nick nennt. Sie lebt seitdem in einem wenige Quadratmeter großen Raum. Old Nick sucht den Raum seit dem ersten Tag regelmäßig auf, um Joy Lebensmittel zu bringen und sie zu vergewaltigen. Aus diesen unzähligen Vergewaltigungen ist ihr Sohn Jack entstanden, der mittlerweile fünf Jahre alt ist. Für den Jungen existieren nur der Raum, seine Mutter und er selbst, etwas Anderes kennt er nicht. Doch als Jack beginnt, immer mehr Fragen zu stellen, ist Joy langsam ratlos. Sie fasst einen waghalsigen Fluchtplan …
Aus der Sicht eines Kindes
Der Film wird aus der Sicht des kleinen Jack erzählt, der zu Beginn seinen fünften Geburtstag feiert. Dadurch bekommt die Atmosphäre einen erschreckend alltäglichen Hauch: Immer wieder kommt Old Nick in den Raum und vergewaltigt Joy, während Jack sich in einem Schrank versteckt, so wie seine Mutter es ihm angewiesen hat. Für ihn ist das die Normalität, so hält er Old Nick sogar für recht nett, da er ihnen Lebensmittel bringt, die dieser in den Augen des Jungen herzaubert. Erst als der Mann Joy schlägt und Jack dies mitbekommt, versteht er, dass Old Nick kein netter Onkel ist. Da Jack nicht versteht, in welcher Situation sich er und seine Mutter befinden, wirken viele seiner Aussagen aus der Sicht des Zuschauers ignorant und verletzend. Übel nehmen kann man es ihm jedoch nicht, denn er ist nur ein Fünfjähriger, für den der Raum seine ganze Welt ist. Er hat keine Ahnung, warum sie beide hier sind oder was seine Mutter ertragen muss. Daher ist es dann auch nachvollziehbar, wenn er sich z.B. darüber beschwert, dass Joy nicht zulässt, dass Old Nick ihm näher kommt, obwohl der doch davon sprach, ihm ein Geschenk zu geben. Auch wenn Joy später versucht, Jack mitzuteilen, dass es viel mehr als nur den Raum gibt, reagiert er verärgert und bezeichnet seine Mutter als Lügnerin.
Die Liebe einer Mutter
Originaltitel | Room |
Jahr | 2015 |
Land | Irland / Kanada |
Genre | Drama |
Regisseur | Lenny Abrahamson |
Cast | Joy Newsome: Brie Larson Jack Newsome: Jacob Tremblay Nancy Newsome: Joan Allen Robert Newsome: William H. Macy Doug: Matt Gordon Old Nick: Sean Bridgers |
Laufzeit | 118 Minuten |
FSK |
Das Hauptaugenmerk liegt auf der Beziehung zwischen Joy und ihrem Sohn, den sie über alles liebt. Schauspielerin Brie Larson, die für ihre Rolle einen Oscar bekam, präsentiert überzeugend die psychisch völlig kaputte Joy, die jedoch versucht, ihrem Sohn das Leben noch so gut wie möglich zu machen. Der Film ist dabei voll von Gestik und Mimik, die unfassbar viel ausdrücken. Hierbei wird nicht der Fehler begangen, noch den Entführer analysieren zu wollen, sondern es wird sich wirklich auf Joy und Jack konzentriert. Auch die Leistung des jungen Jacob Tremblay, der den kleinen Jack spielt, ist nicht zu verachten. Glaubwürdig bringt er die komplexe Rolle des Kindes dem Zuschauer näher.
In Gefangenschaft und Freiheit
Der Film lässt sich grob in zwei Abschnitte einteilen. Die erste Hälfte beschäftigt sich mit dem Leben von Joy und Jack in dem kleinen Raum. Daraufhin folgt eine nervenaufreibende, sehr gut inszenierte Flucht, woraufhin Joy wieder in ihr Elternhaus zurückkehrt. Damit hat der Schrecken jedoch kein Ende, denn Mutter und Sohn finden sich in einer vollkommen anderen Situation wieder. Joy kennt die Welt und ist froh, endlich geflohen zu sein, hat aber Probleme, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Die sieben Jahre haben die junge Frau gezeichnet, sie fühlt sich von niemandem verstanden und wird von den Medien unter Druck gesetzt, wobei in diesem Bezug auch gesellschaftskritische Töne angeschlagen werden.
Raum ist ein Film, den ich wirklich als Meisterwerk bezeichnen will. Er ist nicht schön, sondern ergreifend, glaubwürdig und emotional derart aufwühlend, dass der Effekt noch tagelang anhält. Die Geschichte lebt von Joy und Jack, wobei es immer wieder schockiert, ihr Leben in diesem kleinen Raum zu sehen. Es ist unvorstellbar, welches Leid Joy in den letzten Jahren erlitten haben muss, vor allem wenn man bedenkt, dass es derartige Fälle, in denen Frauen jahrelang gefangen gehalten und vergewaltigt werden, tatsächlich im realen Leben gibt. Man muss sich als Zuschauer auf die Problematik einlassen und auch in der richtigen Stimmung sein, damit der Film wirklich ankommt. Die Schauspieler machen allesamt einen großartigen Job und bringen die komplexen Figuren absolut authentisch näher. An vielen Stellen hab ich wirklich gelitten und musste die Tränen unterdrücken, weil mir der Film derart nahe ging.
Für mich war Raum eines der intensivsten Kinoerlebnisse, die bisher hatte. Vermutlich sogar das intensivste. Der Film schafft es, das brisante und emotional aufwühlende Thema nicht reißerisch auszuschlachten, sondern sich den Figuren behutsam und einfühlend zu nähern. Durch die Zweiteilung des Films in die Zeit vor und nach der Befreiung aus dem Raum, hat man als Zuschauer an der (Wieder-)Eingliederung von Mutter und Sohn in einen geregelten Alltag teil und kann daher die sich daraus ergebenden Probleme gut nachempfinden.
[amazon_link asins=’B01D12A5DA,B01I0HB47W’ template=’ProductCarousel’ store=’diginipp-21′ marketplace=’DE’ link_id=’1784f96e-aca2-11e8-83a7-838f668aedd4′]
Wir sind Teilnehmer des Amazon Partnerprogramms. Mit einem Kauf über diesen Link unterstützt du uns, denn ein Teil des Kaufpreises wird Geek Germany als Provision ausgezahlt. Diesen Beitrag stecken wir in Servermiete und die technische Weiterentwicklung der Seite. Für dich entstehen dadurch keinerlei Mehrkosten. Bitte stelle deinen Ad-Blocker für Geek Germany aus.