I’ve Been Killing Slimes for 300 Years and Maxed Out My Level
Karoshi – Tod durch Überarbeitung. Eine ernste Problematik in Japan. Die am 10. April 2021 gestartete Anime-Serie I’ve Been Killing Slimes for 300 Years and Maxed Out My Level startet mit einer jungen Frau, die genau an diesem Phänomen verstirbt. Zu ihrem Glück wird sie danach aber in einer Fantasy-Welt wiedergeboren und wird dort hunderte Jahre alleine leben, bis ihr Alltag auf den Kopf gestellt wird. Die zwölfteilige Slice-of-Life-Serie basiert auf einer Light Novel von Kisetsu Morita und konnte von deutschen Fans via Crunchyroll im Simulcast verfolgt werden, ab dem 29. Mai für Premium-Abonnent*innen sogar bereits in deutscher Synchronisation. Am 26. Juni 2021 lief die letzte Episode, sodass wir die Anime-Umsetzung aus dem Hause Revoroot nun genauer auf Herz und Nieren prüfen können.
Azusa ist kaum Mitte 20, als sie durch Überarbeitung stirbt. Doch ihr Leben soll nicht in dieser Tragödie enden, denn ein Engel erfüllt ihr einen Wunsch. Da packt Azusa die Gelegenheit beim Schopfe und wünscht sich, als unsterbliche junge Hexe wiedergeboren zu werden. Gesagt, getan, aber da sie ihr Leben damals nicht genießen konnte, geht sie es nun richtig ruhig an. Sie tötet lediglich täglich ein paar Schleime, die schwächsten Monster der Fantasy-Welt, in der sie nun lebt. Prompt vergehen 300 gemächliche Jahre, in denen sie sich als “Hexe der Hochebene” einen Namen im anliegenden Dorf gemacht hat. Doch die vielen schwachen Monster haben sich aufsummiert, sodass sie das höchste Level erreicht und zur stärksten Hexe überhaupt wurde! Das lockt natürlich wagemutige Herausforderer an, so steht plötzlich ein roter Drache vor ihrer Tür …
War’s das mit dem gemütlichen Leben?
Originaltitel | Slime Taoshite 300-nen, Shiranai Uchi ni Level Max ni Nattemashita |
Jahr | 2021 |
Episoden | 12 |
Genre | Fantasy, Slice of Life, Komödie |
Regie | Nobukage Kimura |
Studio | Revoroot |
Seit Juni 2021 vollständig auf Crunchyroll |
Nach 300 bequemen Jahren, in denen Azusa allein in einem Haus auf der Hochebene wohnte, scheint dies nun also vorbei. Allerdings entwickelt sich daraus nicht das Konzept, dass Azusa nun täglich mit Gegnern konfrontiert wird und diese bekämpfen muss. Stattdessen gibt es zwar manchmal Kämpfe, die Azusa spielend leicht gewinnt, aber primär geht es darum, wie sie immer mehr Personen in ihr Leben und ihr Haus lässt. Der rote Drache, Laika, wird ihre erste Mitbewohnerin und Teil ihrer nun wachsenden Familie, zu der bald auch eine verpeilte Elfe, ein Geistermädchen und ein weiterer Drache gehören. Schnell stoßen auch noch zwei Schleimgeist-Mädchen namens Falfa und Shalsha dazu, die Azusa als Mutter ansehen und von ihr dann auch als Töchter angenommen werden. Die Familiendynamik ist unglaublich niedlich und schön anzusehen, was insbesondere auf Azusa und ihre beiden Töchter zutrifft. Mit der Dämonin sowie Landwirtschaftsministerin Beelzebub und einer niedlichen, aber etwas perversen Dämonenkönigin kommen weitere zentrale Charaktere hinzu, die jedoch nicht bei Azusa leben. Vor allem Beelzebub stattet Azusa aber regelmäßig einen Besuch ab, vorrangig weil sie sich als Tante von Falfa und Shalsha sieht. Die süßen Charaktere und deren Beziehungen zueinander sind somit das Herz der Serie.
Das Leben in einer Fantasy-Welt: Drachen-Hochzeiten, Preisverleihungen im Dämonen-Reich …
Die Handlung ist eher episodisch angelegt, auch wenn in den zwölf Episoden ein kontinuierlicher Fortschritt stattfindet, schließlich geht es in den ersten Folgen auch erst einmal darum, dass Azusas Haushalt wächst. Nach und nach finden sich mehr Leute permanent oder temporär im Haus der Hochebene ein, sodass es nicht langweilig wird. Die Handlung bietet allerhand Abenteuer. So besuchen Azusa und ihre Freunde eine Drachen-Hochzeit, bekommen im Reich der Dämonen eine Medaille verliehen und helfen einer erfolglosen Sängerin dabei, ihren Traum vom Erfolg zu erreichen. Auch eine einfache Wildschwein-Jagd wird zu einer spaßigen Angelegenheit. Dabei kommt es zu vielen humorvollen Situationen. Etwa schafft es die Elfe Halkara, in quasi jedes mögliche Fettnäpfchen zu treten und alle immer wieder in Schwierigkeiten zu bringen. Die Fantasy-Welt selbst zeigt sich als das, was sich die meisten Menschen wohl darunter vorstellen (inklusive einem sagenumwobenen und von Monstern überfüllten Weltenbaum), sodass Azusa diesen Umstand auch teils ironisch kommentiert.
Feel-Good-Serie
Die Anime-Serie ist in erster Linie einfach eins: unterhaltsam. Es geht darum, wie Azusa mit ihren Mitbewohnerinnen zu einer Familie zusammenwächst. Das ist unglaublich schön anzusehen, insbesondere wenn sie einander helfen. So entwickelt Azusa einen eigenen Zauber, um dem Geistermädchen Rosalie (das als junges Mädchen Suizid beging und deshalb zunächst eine Hütte heimsuchte) zu ermöglichen, ebenfalls ein schickes Kleid zu tragen. Auch die Momente, in denen deutlich wird, wie sehr sich Azusa trotz ihres langen Lebens alleine auf der Hochebene um die Menschen im Dorf gekümmert hat, wissen zu berühren. Schließlich haben sich die Bewohner innerhalb der 300 Jahre immer wieder verändert, sind gestorben oder wurden erst geboren. Die niedlichen, aber auch witzigen Situationen sorgen dafür, dass man auch als Zuschauer*in unweigerlich schmunzeln muss und sich einfach in der Serie verlieren kann. I’ve Been Killing Slimes for 300 Years and Maxed Out My Level präsentiert sich damit als eine Feel-Good-Serie vom Feinsten, die man bei Bedarf auch häppchenweise schauen und sich einfach unterhalten lassen kann.
Farbenfrohe Umsetzung mit Abstrichen
I’ve Been Killing Slimes for 300 Years and Maxed Out My Level ist die Adaption der gleichnamigen Light Novel, die hierzulande unter dem Titel “Ich habe 300 Jahre lang Schleim getötet und aus Versehen das höchste Level erreicht” seit August 2020 beim Verlag Altraverse erscheint. Die Anime-Serie setzt grob etwa die ersten vier Bände um, ändert jedoch die Reihenfolge einiger Ereignisse und lässt auch kleinere Ereignisse aus. Das fällt jedoch nicht zu stark ins Gewicht, denn die Serie selbst erzählt in ihren zwölf Episoden eine schlüssige Geschichte. Fans der Light Novel werden sich womöglich trotzdem daran stören, dass zum Beispiel ein Charakter (das untote Katzenmädchen Pondeli) gar nicht vorkommt. Das fröhliche Opening “Gudafuwa Everyday” wird passenderweise von Aoi Yuuki, der japanischen Synchronsprecherin von Hauptfigur Azusa, gesungen. Das Ending “Viewtiful Days!” stammt hingegen von Azumi Waki, die auch die japanische Synchronsprecherin des Drachenmädchens Flatorte ist. Die Animationen sind sehr farbenfroh und unterstreichen so den lockeren ‘Feel-Good’-Effekt. Die actionreicheren Passagen, in denen auch Kämpfe vorkommen, präsentieren sich zwar als eher durchschnittlich, wirken aber dennoch dynamisch.
Fazit
I’ve Been Killing Slimes for 300 Years and Maxed Out My Level ist eine schöne Slice-of-Life-Serie, die vor allem mit ihrer Niedlichkeit und den sympathischen Charakteren punkten kann. Die Familiendynamik zwischen Azusa und den anderen, besonders aber zu ihren Töchtern, ist einfach wundervoll anzusehen. Als Adaption ist es zwar schade, dass sich nicht 1:1 an die Vorlage gehalten wurde, aber das Ergebnis kann sich dennoch sehen lassen (und ist immer noch derart nah an der Vorlage, dass man sich daran eigentlich wirklich nicht stören sollte) und wirkt sogar überraschend rund. Fans ruhiger Anime-Serien, die für viele Lacher und Schmunzler sorgen, sind hier bestens aufgehoben.
© Crunchyroll