American Horror Stories (Folge 1×06)

Die internationale Fachpresse bezeichnet Folge 6 von American Horror Stories als die verstörendste der gesamten ersten Staffel. Das ist sicherlich Ansichtssache, täuscht aber nicht darüber hinweg, dass auch diese Episode erzählerisch in eine Sackgasse läuft.

Das Ehepaar Jay (Aaron Tveit) und Addy (Tiffany Dupont) Gantz unternahm vor zehn Jahr einen Campingausflug mit seinem Sohn Jacob (Colin Tandberg), der bei dieser Unternehmung spurlos verschwand. Das Kind wurde nie gefunden und die Ehe zerbrach in den Folgejahren.

Zehn Jahre später erhält Jay Besuch von einem Mann namens Bob (Blake Shields), der ihm ein Foto von einem Jungen im Wald zeigt. Dieses Bild sei angeblich erst vor einer Woche entstanden. Er behauptet, dass Kartelle Jacob einst entführt hätten und möchte Jay dort hinführen. Auf eine angemessene Bezahlung verzichtet er, nur die Spesen wolle er haben. Daraufhin kontaktiert Jay Addy, die er seit einem Jahr nicht mehr gesehen hat. Zu dritt brechen sie in die Wälder auf.

Ein Polizist namens Stan Vogel (Cody Fern) wird auf das Trio aufmerksam. Er warnt sie vor der Weiterreise, da große Fußspuren im Wald gefunden wurden. Auch er war damals im Einsatz, als Jacob gesucht wurde und kann bestätigen, dass “etwas Großes” ihnen verschleppt hätte. Aus rechtlichen Gründen dürfe er jedoch nicht mehr sagen. Bob rät dem Paar ab, auf Stan zu hören und sie dringen in die Wälder ein.

Auf einer Lichtung findet das Trio einen Haufen Leichen. Bob verliert die Nerven, denn dieser Fund durchkreuzt seine Pläne. Er gibt zu, das Paar nur abzocken zu wollen. Doch kaum rückt er mit diesem Geständnis heraus, wird er von einem herumliegenden Wesen gebissen. Jay und Addy ergreifen die Flucht und finden Zuflucht im Revier von Stan. Dieser will ihnen keinen Glauben schenken, woraufhin sie ihm die Waffe abnehmen. Nun verrät er, dass es sich bei den Wesen um eine Jahrhunderte alte Rasse handelt, sondern um eine kannibalische Rasse, deren Ursprünge unbekannt seien. Die Regierung wisse Bescheid, würde allerdings aus kapitalistischen Gründen alles unter den Tisch kehren, um weiterhin Profit aus den Nationalparks schlagen zu können. Kaum hat er dies offenbart, dringen die Kannibalen ins Revier ein und fressen ihn. Jay und Addy können unbemerkt entkommen.

Im Wald stoßen sie schließlich auf einen Skelettthron, auf dem ein Junge sitzt. Es ist Jacob, der inzwischen der Anführer der Kannibalen ist. Seine Anhänger scharen sich um ihn herum, ehe sie sich auf ihr Abendessen stürzen: Jay und Addy.

(Doch nicht) Auf den Spuren Bigfoots

“Feral” erweckt zunächst den Anschein, als ginge es darum, den Bigfoot-Mythos zu huldigen, doch dem ist ganz und gar nicht so. Im Grunde bedient sich die Geschichte einer viel simpleren Lösung, der es auch gar nicht sonderlich stark auf den Grund zu gehen gilt. Jacob als Kannibalen-Oberhaupt ist ein klassischer AHS-Twist, der erfahrene Zuschauer:innen kaum einen Aha-Effekt abgewinnen wird. Damit ist auch schon das meiste Pulver verschossen, denn die Handlung ist wenig originell und bietet kaum einen Mehrwert, außer dass angedeutet wird, dass die Regierung sich in Schweigen hüllt. Das ist vielleicht noch der größte Überraschungsmoment.

Im Schweinsgalopp in Richtung Ziel

Folge 6 hat ein großes Zeitproblem. Alleine der Prolog beansprucht ein Viertel der Gesamtlaufzeit und dieser bietet nichts, was sich nicht auch in wenigen Sekunden Flashbacks hätte erzählen können. Diese Zeit fehlt später, denn das zerrüttete Verhältnis von Jay und Addy wird nach der Ankunft nicht weiter thematisiert und ab hier ist so oder so alles nur noch im Fluchtmodus. Jay und Stan dienen als Stichwortgeber und haben sie ihren Auftrag erfüllt, dürfen sie auch schon abdanken. Eine klassische Vorgehensweise, die sich ärgerlich anfühlt, weil es doch viel zu vorhersehbar bleibt. Dass Jay und Addy solange unbemerkt bleiben, während die beiden Männer neben ihnen sterben, ist auch seltsam.

Fazit

“Feral” hat wenig zu erzählen und baut voll und ganz auf seinen Story-Twist, der bei Weitem nicht so gelungen ist, dass er nachhaltig einen besonderen Eindruck hinterlässt. Vielleicht mag das Ende auf den einen oder anderen verstörend wirken, wenn ein Kind befiehlt, dass die eigenen Eltern gefressen werden. Die Herleitung bis zu dieser Szene ist aber ein einziger Schweinsgalopp, der sich zu Beginn zuviel Zeit nimmt und später nur noch eine Abhandlung von Ereignissen ist. Auf erzählerischer Ebene kann diese Folge nichts leisten.

© Disney

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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