Pokémon – Der Film: Geheimnisse des Dschungels
Zeit für ein neues Abenteuer! Mit dem erneut von Studio OLM produzierten Pokémon – Der Film: Geheimnisse des Dschungels erschien nach einer corona-bedingten Verzögerung am 25. Dezember 2020 der 23. Pokémon-Film in den japanischen Lichtspielhäusern. Nach dem rein CGI-animierten 22. Film trifft Ash diesmal in bewährter Animationskunst auf einen von dem mysteriösen Pokémon Zarude großgezogenen Jungen namens Koko und freundet sich mit ihm an. Am 8. Oktober 2021 erschien der Film von Regisseur Tetsuo Yajima auf Netflix, eine Disc-Veröffentlichung soll im Frühjahr 2022 folgen.
Im Okoya-Wald, fernab von jeglicher Zivilisation, lebt eine Gruppe Zarude. Doch eines Tages findet eines von ihnen ein menschliches Baby, das alleine nicht überleben kann. Seine Kameraden lehnen das Menschenkind ab, doch Zarude entschließt sich, ihm den Namen “Koko” zu geben und es als eigenen Sohn aufzuziehen. Zehn Jahre später schwingen sich Koko und sein Papa Zarude glücklich durch den Dschungel, doch Koko wird langsam klar, dass er irgendwie anders als die anderen Pokémon ist. Verärgert darüber, dass ihm sein Vater nicht erklärt, wer oder was er ist, reißt er aus und trifft auf Ash und Pikachu, während ein gefährlicher Mann droht, den Wald zu zerstören …
Pokémon mit einem Hauch Tarzan und Dschungelbuch
Originaltitel | Pocket Monsters the Movie: Coco |
Jahr | 2020 |
Laufzeit | 100 Minuten |
Genre | Abenteuer |
Regie | Tetsuo Yajima |
Studio | OLM |
Veröffentlichung: 8. Oktober 2021 auf Netflix |
Bereits nach dem ersten Trailer von Geheimnisse des Dschungels zogen Fans Parallelen zu Tarzan. Kein Wunder, denn in beiden Geschichten findet ein Wesen ein verlassenes Menschenbaby und zieht es als eigenes Kind auf, das sich als eines der Wesen empfindet und entsprechend benimmt. Aber auch die Disney-Verfilmung Das Dschungelbuch wird zum Start des Filmes ins Gedächtnis gerufen, insbesondere da Zarude das Baby vollkommen verlassen vorfindet und keinerlei andere Menschen in der Nähe sind. In einem Punkt präsentiert sich Geheimnisse des Dschungels jedoch deutlich realistischer als die Geschichte um Mogli, denn Koko versteht die menschliche Sprache nicht. Er kann sich problemlos mit Pokémon verständigen, aber die Sprache von Ash und anderen Menschen hat er schlicht nie gelernt, da er nur unter Pokémon aufgewachsen ist. Das ist nicht nur realistisch, sondern auch sehr interessant, da sich Ash und er dadurch auf eine besondere Weise verstehen müssen. Was bereits im Vorfeld für Aufregung sorgte, ist die Ankündigung, dass Ash in dem Film erstmals über seinen Vater spricht, den man in über zwei Jahrzehnten Laufzeit der Anime-Serie noch nie zu Gesicht bekam (oder viel von ihm gehört hat). Fans sollten ihre Erwartungen aber im Zaum halten: Ash spricht nur ganz kurz darüber, wie sein Vater ihn stets aufgebaut hat. Mehr bekommt man ihn weder zu hören noch zu sehen.
Emotionale Geschichte um Eltern und Kinder
Die Beziehung zwischen Koko und Zarude ist ausgesprochen liebevoll, immerhin hat Letzterer seine eigene Heimat verlassen, um Koko aufziehen zu können. Denn die Gruppe Zarude ist sehr streng und lässt nur Pokémon ihrer eigenen Art in das eigene Territorium, das auch einen großen Baum mit heilenden Kräften miteinschließt. Allerdings offenbart sich natürlich ein Konflikt, da Zarude seinem Sohn erzählt, er sei ebenfalls ein Zarude, was offensichtlich nicht der Wahrheit entspricht. Gemeinsam mit Ash lernt Koko dann die menschliche Welt kennen und trägt dazu bei, dass sich Pokémon und Menschen besser verstehen. Ash unterstützt Koko bei dessen Suche nach seiner wahren Identität und insbesondere seiner leiblichen Eltern, wobei sie bald Zusammenhänge zu einer Forschungseinrichtung erkennen. Fest steht, dass ein zentrales Thema von Geheimnisse des Dschungels die Bindung zwischen Eltern und Kindern, insbesondere wie Eltern ihre Sprösslinge stets beschützen, ist. Das wird nicht nur anhand von Koko und Zarude klar, sondern auch an einem Washakwil und seinem Geronimatz-Nachwuchs sowie an Ash und seiner Mutter (deren sorgenvolle Anrufe er zur Abwechslung mal nicht abwimmelt). Ohnehin wirkt Geheimnisse des Dschungels fast so, als sei Koko und nicht Ash der Hauptcharakter, was ausgesprochen erfrischend ist. Wie immer mit von der Partie ist natürlich auch Team Rocket, das erneut mehr für den Humor zuständig ist und vor allem im Hintergrund auftritt.
Farbenfrohe Welt mit deutschsprachiger Musikuntermalung
Mit Tetsuo Yajima nimmt ein Pokémon-Veteran auf dem Regiestuhl Platz, denn neben zahlreichen Episoden der Anime-Serie hat er auch für die Pokémon-Filme Die Macht in uns und (das aufgrund des puren CGI-Einsatzes wenig beliebte) Mewtu schlägt zurück – Evolution Regie geführt. Ähnlich wie Du bist dran! und Die Macht in uns spielt auch Geheimnisse des Dschungels losgelöst von der Anime-Serie in einem eigenen Universum, was für viel kreative Freiheit sorgt. Aus diesem Grund reist Ash auch nur mit Pikachu, er setzt kein anderes Pokémon ein und wird nicht von jemandem begleitet. Die Animationen bewegen sich erneut auf einem sehr hohen Niveau und wissen mit beeindruckenden Attacken, farbenfrohen Wasserfällen und dynamischen Szenen (insbesondere das Schwingen durch den Dschungel) zu überzeugen. Die Musiktexte sind, wie für Pokémon-Produktionen üblich, erneut in deutscher Sprache. Sie reißen dabei zwar nicht vom Hocker, sind aber doch gelungen, sodass man nicht die Sekunden zählt, bis das Lied durchgespielt ist.
Fazit
Pokémon – Der Film: Geheimnisse des Dschungels gehört zu den sehr gelungenen Pokémon-Filmen, da die emotionale Handlung um Koko und seinen Papa Zarude absolut zu überzeugen weiß. Auch die Anlehnung an Tarzan macht Spaß und die Freundschaft von Koko und Ash fühlt sich durch die Kommunikationsbarriere besonders an. Im Kern ist der Film sicherlich von mehr vorhersehbarer Natur, aber da der Fokus ohnehin mehr auf Koko und dessen Beziehungen liegt, fällt das gar nicht ins Gewicht. Persönlich zwar nicht mein Lieblingsfilm aus dem Pokémon-Universum, aber doch in der oberen Liga dabei. Viele Szenen haben mich so gerührt, dass ich tatsächlich auch einige Tränen verdrückt habe. Geheimnisse des Dschungels ist in jedem Falle ein Muss für Pokémon-Fans!
© Netflix