Plötzlich Papa
Vom Frauenheld zum Super-Papa: Samuel hat eigentlich nur Parties und Frauen im Kopf, doch sein Leben verändert sich grundlegend, als eine Dame, mit der er einst einen One Night Stand hatte, ihm ein kleines Baby in die Arme drückt und mit den Worten „Sie ist deine Tochter!“ verschwindet. Seitdem muss er sich als Vater für seine Tochter Gloria beweisen. Das französische Drama Plötzlich Papa, das 2017 in den deutschen Kinos anlief und im Mai desselben Jahres auch auf Blu-ray erschien, porträtiert diese besondere Vater-Tochter-Beziehung, die jedoch zu zerbrechen droht, nachdem die Mutter des Kindes nach acht Jahren plötzlich wieder auftaucht…
Samuel (Omar Sy) ist ein verantwortungsloser Junggeselle, dessen Leben nur aus dem Feiern und Bett-zu-Bett-Springen besteht. Eines Tages taucht jedoch Kristin (Clémence Poésy) mit einem Baby in den Armen auf. Samuel und Kristin hatten vor einem Jahr einen bedeutungslosen One Night Stand, doch Letztere erklärt ihm, dass das kleine Mädchen in ihren Armen seine Tochter sei! Samuel hat natürlich keine Ahnung von Kindern und möchte damit eigentlich nichts zu tun haben. Dummerweise überlässt Kristin ihm einfach das Baby namens Gloria und verschwindet mit einem Taxi. Fortan auf sich gestellt, versucht Samuel zunächst Kristin zu finden, ist jedoch erfolglos. Dadurch landet er in London und beschließt, sein Leben grundlegend zu ändern, um Gloria ein guter Vater zu sein. Acht Jahre später sind Vater und Tochter ein eingespieltes Team, doch nicht nur, dass sich ein Schatten über das Glück der Familie legt, sondern zu allem Überfluss taucht Kristin wieder auf. Gloria (Gloria Colston) freut das sehr, doch bald möchte Kristin ihr Kind zurück und zieht dafür notfalls auch vor Gericht…
Figuren aller Art
Samuel ist ohne Frage sympathisch, egal ob als anfänglicher Partylöwe oder junger Vater, der versucht, den Alltag zu meistern. Omar Sy (Ziemlich beste Freunde) liefert eine authentische Darstellung ab und glänzt in der Hauptrolle. Auch Gloria wird als aufgewecktes Kind präsentiert, dem man gerne zuschaut. Zusammen geben die beiden ein unfassbar schönes Vater-Tochter-Gespann ab, das perfekt aufeinander eingespielt ist und dem Zuschauer wahrlich das Herz aufgehen lässt. Neben Samuel gibt es noch den schwulen Filmproduzenten Bernie, dem er an seinem ersten Tag in London begegnet. Er nimmt den mittellosen Samuel mit seinem Kind an diesem Tag auf und wird zu seinem besten Freund sowie einer Stütze in der Erziehung von Gloria. Er beschafft Samuel auch einen Job als Stuntman, wobei Gloria auch einmal die Schule verpassen darf, um ihrem Vater bei der Arbeit zuzuschauen. Im Gesamtbild erinnert das Leben der kleinen Gloria an einen einzigen Abenteuerspielplatz. Um zu verheimlichen, was Kristin tatsächlich getan hat, erfindet Samuel die Geschichte, dass Glorias Mutter Geheimagentin sei und deshalb nicht bei ihnen sein könne. Dies geht lange gut, doch Glorias Wunsch, ihre Mutter kennenzulernen, wird immer stärker. Tatsächlich meldet sich Kristin unverhofft und es kommt zu einem Treffen. Jedoch nimmt damit ein Drama seinen Lauf, denn Kristin will ein fester Teil von Glorias Leben werden und sie dafür mit nach New York nehmen. Ein erbitterter Streit um das Sorgerecht beginnt, der auch die Beziehung von Samuel und Gloria auf eine Probe stellt,
Komödie oder Drama?
Bei einem Titel wie Plötzlich Papa denkt man – auch aufgrund der Kurzbeschreibungen – an einen niedlichen, witzigen, vielleicht auch etwas frechen Film. Zum Teil wird der französische Streifen diesen Annahmen auch durchaus gerecht, doch gerade in der zweiten Hälfte schlägt der Film eine zunehmend dramatischere Note an. Stellenweise wirkt es fast so, als sei man sich nicht sicher gewesen, in welche konkrete Richtung der Film nun gehen solle. Wer sich hier an den mexikanischen Film Plötzlich Vater aus dem Jahr 2013 erinnert fühlt, ist durchaus auf der richtigen Spur. Plötzlich Papa soll das Drehbuch des relativ unbekannten Filmes adaptieren und damit ein größeres Publikum erreichen, denn mit dem Heimatland Frankreich und Omar Sy sind die Erfolgschancen deutlich größer. Dies hat durchaus funktioniert, auch wenn der Film eher gemischte Kritiken erhalten hat.
Originaltitel | Demain tout commence |
Jahr | 2016 |
Land | Frankreich |
Genre | Drama, Komödie |
Regisseur | Hugo Gélin |
Cast | Samuel: Omar Sy Kristin: Clémence Poésy Gloria: Gloria Colston Bernie: Antoine Bertrand |
Laufzeit | 118 Minuten |
FSK |
Neben der angesprochenen schwierig einzuordnenden Stimmung des Filmes, hat die Handlung einige Schwächen: Sie wirkt insbesondere am Anfang recht konstruiert und stolpert über allerhand Klischees. Dies macht den Film nicht schlecht, doch wie hier Zufall auf Zufall folgt, scheint stellenweise unwahrscheinlicher als ein Sechser im Lotto, denn alleine die Tatsache, dass Samuel zufälligerweise jemandem wie Bernie begegnet, der ihn und das Kind langfristig aufnimmt, scheint sehr unwahrscheinlich. Doch diese Aspekte machen zum Teil auch den Charme von Plötzlich Papa aus, denn gerade zu Beginn fühlt man sich manchmal wie in einem modernen Märchen, das zeigt, wie sich ein Mann, der bisher einfach nur Spaß im Leben haben wollte, grundsätzlich verändern kann, wenn er plötzlich die Verantwortung für ein kleines Wesen inne hat. Umso mehr schmerzt es, zu sehen, wie die kleine Welt von Vater und Tochter erschüttert wird. Kristin wird zu Beginn als vollkommen überforderte Mutter dargestellt, die keine andere Wahl sah, als Gloria ihrem Vater zu überlassen und abzuhauen. Nun kehrt sie mit frischer Energie zurück und so schön die ersten Szenen zwischen ihr und der überglücklichen Gloria auch sind, umso schneller bemerkt man den schleichenden Prozess der Entfremdung. Immerhin ist Kristin keine eindimensionale Figur, sondern wer sich etwas auskennt, weiß z.B. auch, dass es durchaus überforderte junge Mütter gibt, so wie Kristin damals, als sie Samuel einfach das Baby in die Arme drückt. Kristin ist sich bei ihrer Rückkehr zwar bewusst, dass sie die vorige Zeit nicht einfach nachholen kann, dennoch wirken ihre nächsten Aktionen so, als wolle sie mit Gewalt versuchen, etwas wiedergutzumachen, was nicht wiedergutzumachen ist. Insgesamt wirkt sie somit authentisch, aber als Zuschauer ist man dennoch eher weniger gewillt, auf ihrer Seite zu stehen. Denn sie hat sich all die Jahre einfach nicht um Gloria gekümmert, stürzt jedoch in das Leben der beiden, als sei es eine Selbstverständlichkeit.
Überraschende Wendungen
Einige Aspekte wirken sehr vorhersehbar und selbst auf den letzten Twist, der den Film sogar eher in die Richtung einer Tragödie drängt, kann der Zuschauer durchaus kommen.
Fazit
Ich muss gestehen, dass ich mir bei Plötzlich Papa auch nach dem zweiten Schauen nicht sicher bin, ob er mir wirklich genau so gefällt, wie er nun ist. Es handelt sich in jedem Falle um einen niedlicher Film, der mich insbesondere zum Ende sehr gerührt hat. Auch die Leistung der einzelnen Schauspieler ist großartig, nicht nur große Namen wie Omar Sy beeindrucken hier. Dennoch fühlt sich die Geschichte im Gesamtbild irgendwie unstimmig an. Woran das genau liegt, kann ich nicht einmal sagen. Die letzte Wendung ist einfach so ein Aspekt, bei dem ich mich gefragt habe, ob das wirklich sein muss. Auch wenn mich der Schluss weinend zurück gelassen hat und ich es schön finde, wie der Film zuletzt extrem wichtige Töne anschlägt, wirkt es nicht 100% passend im Kontext zum Rest.