TV-Kindheitserinnerungen – Teil 14: Pokémon

Unsere Reihe “Meine Kindheit vor dem Fernseher” besinnt sich zurück auf jene Tage, in denen die Hausaufgaben warten mussten, es Gründe gab, schon während des Unterrichts auf den Nachmittag zu warten oder an Wochenenden besonders früh aufzustehen: Das TV-Programm. In einer Zeit, in der Smartphones und Internet nicht die Kinderzimmer einnahmen, sondern die Flimmerkiste (oftmals noch in der Variante Röhrenfernseher) den Alltag bestimmte. Wir widmen uns Formaten, die unsere Kindheit prägten und heute zum Teil bereits längst in Vergessenheit geraten sind. Die Nostalgiebrille aufgesetzt und volle Kraft rückwärts in der Zeit!

Titel:

Pokémon (1200+ Episoden, 1997–2023)

Dort war es zu sehen:

RTL2 (1999–2013), Nick (ab 2015), ProSieben Maxx (2013–2017), Disney XD (2004–2018), Super RTL (ab 2018)

Darum geht es:

Der zehnjährige Ash Ketchum aus Alabastia freut sich bereits seit Tagen darauf, endlich sein erstes Pokémon zu erhalten. Denn nun ist er alt genug, um auf eine eigene Reise zu gehen: Das heißt: Pokémon fangen, mit ihnen Kämpfe austragen und die stärksten Trainer besiegen! Doch an jenem bedeutenden Tag verschläft er, sodass ihm der zuständige Professor nur noch ein mürrisches Pikachu anbieten kann. Nach einigen Turbulenzen werden Ash und Pikachu jedoch trotz allem beste Freunde. Gemeinsam mit der Begleitung diverser Freunde verfolgt Ash sein Ziel, ein Pokémon-Meister zu werden.

Wissenswertes:

In Japan trägt Ash tatsächlich den Namen des Mannes, der die Pokémon-Welt überhaupt erfunden hat, nämlich Satoshi. Kaum zu glauben, aber wahr: Es gibt einige verbotene Episoden. Die berühmteste ist dabei ganz klar Episode 38, die nur einmal zu ihrer japanischen Erstausstrahlung gezeigt wurde. Denn diese Folge verursachte bei einigen Kindern epileptische Anfälle oder Unwohlsein, sodass sie nie im Ausland gezeigt oder in Japan wiederholt wurde (das in der Episode dargestellte Pokémon, Porygon, war auch nie wieder physisch in der Anime-Serie zu sehen). Da Deutschland die von den USA bearbeitete US-Fassung ausstrahlt, gibt es in diesen Ländern viele weitere unausgestrahlte Episoden, zumeist aus Gründen einer zu hohen Gewaltdarstellung oder politischer Korrektheit (das Pokémon Rossana wurde ursprünglich mit schwarzer Haut darstellt, was im japanischen Ausland als rassistischer Stereotyp wahrgenommen wurde, sodass Episoden mit dieser Darstellung nicht ausgestrahlt wurden). Aber auch andere Länder haben die Serie großzügig verändert. So hat Südkorea die Folgen mit Bezügen zur japanischen Kultur verbannt. Weiterhin interessant ist die Aufteilung der Staffeln, denn in der Regel umfasst die Reise durch eine Region zwischen zwei und vier Staffeln, die quasi eine eigene “Serie” bilden, lediglich Ash bildet eine Konstante über alle Episoden hinweg. Seine Begleiter wechselten, bestanden in der Regel aber aus einem Mädchen in Ashs Alter und einem älteren Jungen, manchmal auch mit einem jüngeren Kind im Schlepptau. 

Darum handelte es sich um ein Kinderzimmer-Highlight:

Ab den späten 90ern erfasste ein Phänomen Deutschland, das auf den Namen Pokémon hörte. Niedliche Taschenmonster, die aber auch gegeneinander antreten und als Multimedia-Franchise die Kinderzimmer eroberten. Videospiele, Plüschtiere, Magazine, Spielzeug und natürlich auch eine Anime-Serie sorgten dafür, dass die japanischen Tierchen überall präsent waren. Die Serie fand ihren Platz dann – wie sollte es anders sein – im Anime-Programm von RTL 2, Pokito, wo die Serie bis zur Einstellung des Anime-Blocks lief. So auch in den 00er-Jahren, als die Serie zwischen Digimon und Beyblade ihren Sendeplatz im Mittagsprogramm hatte. Im Prinzip also die perfekte Zeit für Schulkinder, die noch nicht so lange Unterricht haben und bereits gegen 14 Uhr wieder daheim saßen. Einen großen Teil des Reizes machte auch ganz klar die Sammelkarten aus, die zufällig aus einem Booster gezogen wurden. Eine wirkliche Ahnung, wie man mit den Karten allerdings spielt, hatten die wenigsten Kinder, sodass es doch mehr ein reines Sammeln, Staunen und Tauschen war. Dass so manche Schule Sammelkarten von ihrem Gelände und Schulhof verbannt hatte, konnte dabei die wenigsten Tauschfreudigen aufhalten.

Persönliche Erinnerungen:

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich die Serie zum ersten Mal sah. Damals zappte ich durch das TV-Programm und landete plötzlich bei einem Kampf zweier Kreaturen. Daran blieb ich hängen und war sofort begeistert. Dabei handelte es sich um eine Folge der Serie Pokémon: Rubin & Saphir, konkret Advanced Battle, die mich sofort in ihren Bann zog. Am meisten geprägt hat mich allerdings die Serie zur Sinnoh-Region, Diamond & Pearl, was wohl auch der Grund ist, warum diese bis heute einen besonderen Platz in meinem Herzen hat. Denn diese Serie konnte ich direkt von der ersten Episode an schauen, die zunächst Lucia als unbeholfene neue Trainerin vorstellte. Lucia war mir sofort sympathisch, auch ihre späteren Zankereien mit Ash waren stets unterhaltsam. Die Sinnoh-Saga enthält aber auch wirklich coole Elemente: Da wäre Jägerin J, die als fiese Pokémon-Jägerin eine sehr gelungene Antagonistin abgibt, Ashs Beziehung zu Panflam, das eine große Entwicklung durchmacht oder Lucias Entwicklung zu einer starken Trainerin. Besonders cool sind wie bereits in der Hoen-Saga aber die Wettbewerbe, die neben den Pokémon-Kämpfen deutlich mehr Abwechslung bieten. Hier geht es nicht nur um Stärke, sondern auch um glanzvolle Auftritte und schicke Attacken. In jedem Falle hieß es in der Grundschule immer möglichst schnell nach Hause zu flitzen, damit ich auch ja keine Minute der Episode verpassen konnte. Meine Eltern waren auch immer so nett, mich ausnahmsweise im Wohnzimmer vor dem Fernseher zu Mittag essen zu lassen. Selbstverständlich musste ich auch jede Menge Merchandise haben. Wie etwa die Pokébälle mit kleinen Figuren (das seltene durchsichtige Shaymin war lange mein ganzer Stolz), die Sammelkarten des Trading Card Games und ein übergrößes Plüsch-Pikachu. Mit neun Jahren hatte ich auch die Möglichkeit, zum ersten Mal eines der Games zu zocken. Selbst als Erwachsene gehört Pokémon zu meinen liebsten Franchises, mit dem ich eben auch diese schönen Erinnerungen bereits aus frühster Kindheit verbinde.von

Unzertrennlich: Ash und Pikachu

Lohnt sich die Serie heute noch?

Pokémon richtet sich primär an Kinder und das zeigt sich auch im Konzept der Serie: In der Regel ist diese relativ episodisch (obwohl es eine übergeordnete Haupthandlung gibt, die auch stets voranschreitet), es geht um Freundschaft und das Stärkerwerden. Gleichzeitig bieten die Staffeln selbst viel Abwechslung. So spielt die Alola-Saga an einer Schule auf einer paradiesischen Insel, die Hoen- und Sinnoh-Saga bieten neben Arena-Kämpfen auch Wettbewerbe und jüngere Ableger wie Pokémon Reisen erlauben Ash und seinem Kumpel Goh gar, kreuz und quer durch alle Regionen zu reisen. Als Running Gag immer wieder dabei ist das Team Rocket, das stets erfolglos versucht, Ashs Pikachu zu entführen (und das seit 1998!). Etwas störend für ältere Zuschauer:innen könnte die Tatsache sein, dass Ash ein ewiger Zehnjähriger ist, der trotz all seiner Abenteuer niemals altert. Tatsächlich herrscht im Fandom aber der Konsens, dass Pokémon XY und somit die Kalos-Saga jene Staffeln sind, die besonders für ältere Fans geeignet sind (während Pokémon Sonne & Mond als kindischste Saga gilt), da sie sich durch eine ernste Handlung, einen überraschend reifen Ash und spannende Twists auszeichnet.

Wie kommt man an die Serie heran?

Die verschiedenen Staffeln der Serie sind immer wieder in den Abos von Streaming-Diensten wie Amazon Prime Video, Netflix und RTL+ abrufbar, während die aktuellsten Episoden wöchentlich auf Super RTL zu sehen sind. Zudem wurde ein Großteil der bisherigen Staffeln von Polyband auf Disc veröffentlicht, wobei die fehlenden Staffeln noch folgen sollen. Auch die Spielfilme wurden auf Disc veröffentlicht.

© Polyband

Ayla

Ayla ist Schülerin und beschäftigt sich hobbymäßig mit allen möglichen Medien, ohne dabei Beschränkungen zu kennen. Dennoch ist sie vor allem ein Serien- & Game-Junkie und liebt besonders actionreiche und dramatische Inhalte, wobei sie gleichzeitig für viele kindliche Themen zu haben ist, weshalb sie weiterhin großer Disney-Fan ist. Abseits ihrer Leidenschaft des Sammelns ihrer Lieblingsmedien schreibt Ayla gerne selbst Geschichten oder zeichnet Bilder, um sich so zu entspannen.

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