Adventureman 1: Das Ende und alles danach
Wenn sich zwei Größen in der Comicwelt wie Matt Fraction (Hawkeye, Sex Criminals) und Terry Dodson (X-Men, Harley Quinn) dazu entscheiden, gemeinsam an einer Serie zu arbeiten, sind die Erwartungen natürlich groß. Gestartet im Jahr 2020 in den USA, hat sich hierzulande der Splitter Verlag dazu entschieden, die Serie seit Januar 2022 auch den deutschsprachigen Lesern zugänglich zu machen. In der Geschichte über die alleinerziehende Mutter Claire und ihren Sohn Tommy und deren Liebe für die Geschichten von Adventureman werden Realität und Fiktion vermischt und die Frage, was wirklich ist und was nicht, stellt sich immer wieder. Funktioniert das aber auch als Erzählung, oder verläuft sich die Geschichte im Sand?
Baron Bizarr und seine Schergen greifen die Stadt an und es scheint als wäre das Ende der Welt eingetroffen. Nur der Held Adventureman mit seinen Kameraden Gentleman, Akaal, Sally Sweet, Phaedra Phantom und Lonnie Langlois kann dem Schurken und seinen Mannen entgegenwirken. Zuerst sieht es für einen Sieg der Helden aus, doch der schurkische Baron schafft es, seinen Plan durchzusetzen. Adventureman und seine Mitstreiter können nur zusehen, wie die Welt untergeht, während der Baron seine Waffe über den Kopf des Helden hält, der zum Ende seine Augen schließt. Womit auch die Geschichte endet, zumindest jene der Buchreihe vom Adventureman, was den jungen Tommy Connell natürlich aufschreien lässt. Das Ende seiner geliebten Serie und alles sieht nach einem Sieg der Bösewichte aus? Seine Mutter Claire beruhigt ihn aber vorerst und legt sich ebenfalls schlafen. Sie kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, was auf sie zukommt.
Zwischen Familie und Fiktion
Originaltitel | Adventureman |
Land | USA |
Jahr | 2020 |
Band | 1 / ? |
Genre | Abenteuer |
Autor | Matt Fraction |
Zeichner | Terry Dodson |
Verlag | Splitter |
Veröffentlichung: 26. Januar 2022 |
Adventureman führt den Leser im ersten Drittel des Buchs sehr geschickt in die Welt. Zuerst der Teil, der an klassische Superhelden-Comics erinnert. Dazu viel mehr oder weniger seltsame Namen für Helden und Schurken, nur um dann mit einem Cliffhanger auf die eigentliche Handlungsebene zu wechseln. Dort lernt man Tommy und seine Mutter Claire kennen, die sich auch schon bald als Protagonistin herausstellt. Die ehemalige Polizistin, die nach einer Explosion unter einem fast vollständigen Hörverlust leidet, genießt die Zeit mit ihrer Familie, ihren Freunden und arbeitet in einem kleinen Buchladen. In eben jenem trifft sie schließlich eine Frau, die ihr ein weiteres Buch der Adventureman-Reihe bringt, aber einen kurzen Moment später entführt wird von etwas, das man am ehesten als Insektenmenschen beschreiben kann. Während sie zuerst glaubt, sich etwas eingebildet zu haben, freut sich Tommy natürlich über den neuen Lesestoff. Außerdem fällt ihm auf, dass diesmal sogar eine Verlagsaddresse im Buch ist. Claires Polizisteninstinkte sind natürlich geweckt und damit beginnt ihre eigentliche Reise.
Adventuremans Erbe
Was folgt, ist eine Reihe von Geschehnissen, die schließlich dazu führen, dass Claire Superkräfte erhält. Dodson und Fraction spielen dabei geschickt mit dem Leser, lassen nicht ganz klar sein wo die Fiktion aufhört und die Realität anfängt. Die Arbeit mit den für US-Comics eher selten genutzten Erzählboxen verstärkt dabei dieses Gefühl der Vermischung. Es tut dem Leser auf jeden Fall gut, genau aufzupassen, denn zwischen den oft actionreichen Sequenzen verstecken sich (vermeintliche) Hinweise wie die Geschichte von Adventureman weitergeht, sowohl der Comic selbst, aber ebenso die Geschichte im Comic. Claires Reise als Nachfolgerin von Adventureman beginnt am Ende des ersten Bandes aber erst und wie sie mit all ihren neuen Kräften umgeht, was ihre Familie unternimmt und auch was genau es mit den Insektenmenschen auf sich hat, bleibt vorerst ungelöst. Die Abenteuer für Claire und ihre gesamte Familie haben also gerade erst begonnen.
Erster Eindruck
Der Auftakt zu Adventureman bietet viel. Die Geschichte startet mit fulminanten Zeichnungen von Terry Dodson, wie immer unterstützt von seiner Frau Rachel, und einem Szenario von Matt Fraction, der das Medium Comic einfach vollends versteht. Der Wechsel zwischen verschiedenen Handlungsebenen gelingt absolut flüssig, sodass man als Leser nie Gefahr läuft, verloren zu sein. Dodson und Fraction sind beide Meister ihrer Zunft und wissen wie man Leser fesselt. Claire als Protagonistin ist eine clevere, starke und vor allem lebensfrohe Frau, die im Endeffekt in die Fußstapfen jenes Helden steigt, den ihr Sohn so liebt. Neben der Frage, ob die Adventureman-Storys jetzt echt sind oder nicht, ist es die Familiendynamik der Connells, die zu einem wichtigen Teil des Comics wird. Das Einzige, über was man sich vielleicht beschweren kann ist, dass wir hier nicht mehr als einen Prolog serviert bekommen. Aber bei diesem Team und der Vorarbeit, die Band 1 leistet, bin ich mehr als zuversichtlich, dass die Folgebände noch eine Schippe drauflegen.
© Splitter Verlag
Veröffentlichung: 26. Januar 2022